Sanierung und Erweiterung Komische Oper (in Bau)

  • Städtebaulich relevant aus dieser meines Erachtens durchaus relevanten Off-Topic-Diskussion:


    1. Deutschland hat dafür sich entschieden, für eine Minderheit luxuriöse städtebauliche Akzente zu setzen. Das ist ok.

    2. Diese städtebaulichen Akzente feiern eine gesellschaftspolitisch irrelevant gewordene Kunstform im alten preussischen Zentrum. Das ist sowohl pervers als auch wunderschön.

    3. Über die architektonische und städtebauliche Qualität dieser Akzente kann man trefflich streiten. Aus meiner Sicht Totalversagen. Soooo schaaade.

    4. Es wäre objektiv viel sinnvoller, in der Stadt den Dingen eine architektonische Sichtbarkeit zu geben, die sie prägen, die wichtig für sie sind und die vielleicht sogar ein paar Impulse setzen: Gegenwartskunst, Klubkultur , Off-Kultur.

    5. Was hier statt dessen passiert ist eine Mischung aus architektonischem Mittelmass und inhaltlicher Dekadenz.... Aber Dekadenz macht Spass - für die, die sie sich leisten können


    PS: Was vollkommen irre ist, ist dass ausgerechnet ein Links-Grüner Senat den Bildungbürgern ein Denkmal setzt. Ich mags. Aber ich würde es ideologisch bekloppt finden, wenn ich die wäre.

  • Aber Dekadenz macht Spass - für die, die sie sich leisten können.

    Karten für die "Komische Oper Berlin" sind ab 12€ (sichteingeschränkt) & 19€ (volle Sicht) zu erwerben, das ist günstiger als der Eintritt zur Berliner Clubwelt.

  • Um zum Wettbewerb zurückzukommen ...


    Ich war mir erst ein wenig unsicher, welcher Entwurf mir am meisten gefallen könnte, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass die Aufgabe der Architekten nicht ganz einfach war. Das zu bebauende Grundstück ist für die vorgesehene Nutzung nicht sehr günstig und von der Gruppierung hin zu Foyer und Saal durchaus herausfordernd. Erschwerend kommen die zahlreichen Auflagen hinzu, wobei hier insbesondere die Erhaltungsauflagen der Denkmalschützer zu nennen sind und natürlich, nicht zuletzt, die schon heftige Ausweitung der Nutzfläche, die gescheit unterzubringen ist ...


    Mein Favorit kommt tatsächlich von JSWD Architekten ... und desto mehr ich mich mit ihm befasse, desto positiver sehe ich ihn.


    Die Fassade zeigt einen starken Gestaltungsanspruch, der gerade an der Behrenstraße eine sehr gelungene Anbindung zum Bestand vorweisen kann und wirklich einen Dialog zu diesem herstellt, wirkt fast schon organisch hervorgegangen.


    Die Formgebung der Fassade öffnet einen weiten Assoziationsraum von Elementen des Jugendstils, des Art Deco, ohne diese zu kopieren. Deshalb erinnert die Formensprache auch etwas an die Twin Towers, die ja in derselben Tradition standen.


    Letztlich würde natürlich die Qualität der Ausführung und der Schutz gegen allerlei Umwelteinflüsse darüber entscheiden, ob die Fassade auch auf Dauer ein Hingucker wäre, aber es wird ja beim Entwurf bleiben.


    HIer findet ihr ein paar schöne und vor allem höher auflösende Bilder zum Entwurf, runterladen konnte ich sie iwie nicht:


    https://www.jswd-architekten.d…kte/komische-oper-berlin/

  • Karten für die "Komische Oper Berlin" sind ab 12€ (sichteingeschränkt) & 19€ (volle Sicht) zu erwerben, das ist günstiger als der Eintritt zur Berliner Clubwelt.

    Sehr richtig.

    Ich kann mich täuschen, aber die KO hat glaube ich niemals einen potentiellen Gast abgewiesen. So manche Club Tür aber schon. Elitär? - Immer nur die anderen. Und innovativ ist die Techno Szene/Musik doch schon lang nicht mehr. Es ist eher ein Austrudeln. Alle Spielarten sind durchgenudelt. Da kommt nicht mehr viel. Das muss es ja auch nicht, aber als Impulsgeber würde ich das nicht mehr bezeichnen.

  • export: Deinen Aussagen zum Entwurf von JSWD stimme ich Satz für Satz zu. Schade drum. Dagegen die abweisende, fensterlose Steinwüste (auf Strassenniveau) des Siegerentwurfs.... Unter Strich bleibt für mich nur, dass ein Stück Blockrand zurückgewonnen wird - und Nachverdichtung stattfindet.


    HarrySeidler ....es kostet 19 Euro, weil der Staat 400 Euro oben draufhaut. Das ist ja gerade der springende Punkt. Während das 19jährige Girlie den Eintritt in den Club nicht subventioniert bekommt... Es gibt wahrscheinlich nix im ganzen Land, das so sehr subventioniert wird wie Oper. Dem muss sich diese Kunstform stellen. Oder müsste sich. Statt dessen kämpft die Berliner Clubkultur, kämpfen die Galerien derzeit ums überleben. Ok, ein paar Japaner kommen nach Berlin wegen der Philharmonie. Die hat noch die grösste Leuchtturm-Funktion. Architektonisch wie programmatisch. Aber selbst die lebt vom Glanz der vergangenen Karajan-Zeiten. Ansonsten reisen die Leute aus Australien wegen des Berghain nach Berlin. Leider kaum wegen der Hochkultur.

  • Und innovativ ist die Techno Szene/Musik doch schon lang nicht mehr. Es ist eher ein Austrudeln. Alle Spielarten sind durchgenudelt. Da kommt nicht mehr viel. Das muss es ja auch nicht, aber als Impulsgeber würde ich das nicht mehr bezeichnen.

    Wenn das so ist, dann passt es ja, dass man dieser Clubkultur keine teuren architektonischen Denkmäler setzt. Das sollte man dann aber auch bei der Oper unterlassen. Noch einmal: Es geht darum, dass hier Geld für einen großen und entsprechend teuren Neu-/Anbau einer von drei Opernhäuser rausgehauen wird.

  • Die Behauptung, dass es in Berlin angeblich nur 3 Opernhäuser gibt, kann nur von Leuten stammen, die sich mit Oper niemals beschäftigen. Auch die Neukoellner Oper ist ein wunderbares Operhaus, das, surprise..., in Berlin liegt.

  • ^

    Ja richtig! Aber die anderen Zahlen die hier genannt werden stimmen eh nicht. Kein Opernticket wird mit 400 bzw. 500 Euro subventioniert! Es sind (immerhin) 250 Euro in der Staatsoper und um die 160 Euro in der Deutschen Oper.

    Übrigens wird jeder Kinosessel in Deutschland mit 300 (!) Euro subventioniert. Allerdings kommt das Geld nicht den Kinos zugute sondern wird der Filmwirtschaft in den Rachen geworfen....

  • Die Behauptung, dass es in Berlin angeblich nur 3 Opernhäuser gibt, kann nur von Leuten stammen, die sich mit Oper niemals beschäftigen. Auch die Neukoellner Oper ist ein wunderbares Operhaus, das, surprise..., in Berlin liegt.


    Die Neuköllner Oper ist ein freies Theater.

  • Ich verstehe dieses „Berlin hat doch schon drei Opern, irgendwann muss ja Schluss sein“ Argument ebenfalls nicht. Wuppertal und Kassel haben auch jeweils ein Opernhaus. Wenn man das in Verhältnis zu den Einwohnern zählt, dann sind doch eher die Berliner unterversorgt. Zumal ich von meinen Besuchen das Gefühl hatte, dass sie doch häufig ausgebucht sind

  • ^Mal ganz davon abgesehen, dass wenn man Netflix, YouTube und Instagram ganz gelassen weiterhin gar nicht oder niedrigbesteuert, es sich ja auch um eine Subvention handelt. Man sieht es eben bloß nicht.

  • Ich verstehe dieses „Berlin hat doch schon drei Opern, irgendwann muss ja Schluss sein“ Argument ebenfalls nicht. Wuppertal und Kassel haben auch jeweils ein Opernhaus. Wenn man das in Verhältnis zu den Einwohnern zählt, dann sind doch eher die Berliner unterversorgt.

    Das Opernhaus in Wuppertal nimmt seine Zentralfunktion nicht nur für die Stadt Wuppertal wahr, sondern für das gesamte Bergische Land. Das Bergische Land hat etwa 1,8 Mio Einwohner. Darunter sind auch die Großstädte Solingen und Remscheid. Entscheidend ist nicht die Einwohnerzahl der Stadt Wuppertal, sondern der gesamte Einzugsbereich, den Wuppertal besitzt. Und dann sieht das Verhältnis von Opernhaus pro Einwohnerzahl plötzlich ganz anders auch.


    Ich denke mal, dass das im Falle von Kassel ganz ähnlich ist.

  • ^Dieses "Berlin hat 3 Opernhäuser" ist nur Marketing-Sprech für die Oberschicht. Das macht es aber auch nicht schlechter oder besser. Egal ob 3 Opernhäuser viel oder wenig sind für diese Stadt - die Nutznießer sind meis privilegiert und das macht eine Subvention sogar noch frustrierender aus meiner Sicht.

  • Und dann sieht das Verhältnis von Opernhaus pro Einwohnerzahl plötzlich ganz anders auch.

    Ganz anders nicht - auch Berlin hat ein Umland, das es mit mitversorgt. Die Stadtagglomeration hat 4,5 Millionen Einwohner, dazu zählt u.a. Potsdam, das zwar ein Sprechtheater, aber kein Musiktheater beherbergt und unter seinen (zugezogenen) Bürgern nicht wenige Opernliebhaber haben dürfte.

  • ^ Natürlich! Das Einzugsgebiet als Bezugsgröße gilt natürlich nicht nur für Wuppertal, sondern für Berlin oder andere Städe gleichermaßen.


    Man könnte sich sogar überlegen, ob man anstelle der Stadtagglomeration nicht besser die Metropolregion Berlin als Bezugsgröße nimmt. Dann müsste man die Einwohnerzahl der Metropolregion durch alle ansässigen (zählbaren) Opernhäuser der Metropolregion teilen.


    Zu den drei Berliner Opernhäusern würde man dann wohl das Staatstheater in Cottbus hinzuzählen, da Cottbus zur Berliner Metropolregion gehört. Und dann die 6,1 Mio. Einwohner der Metropolregion durch die Anzahl von vier Opernhäusern teilen. Das ergibt 6,1 Mio. / 4 = 1,5 Mio. Einwohner pro Opernhaus.

  • Ich verstehe dieses „Berlin hat doch schon drei Opern, irgendwann muss ja Schluss sein“ Argument ebenfalls nicht. Wuppertal und Kassel haben auch jeweils ein Opernhaus. Wenn man das in Verhältnis zu den Einwohnern zählt, dann sind doch eher die Berliner unterversorgt.


    Das weitaus größere und weitaus reichere London leistet sich "nur" 2 große Opernhäuser. Ich glaube nicht dass das vergleichsweise arme Berlin hier an einer "Unterversorgung" leidet.

  • Ein Punkt wurde in der bisherigen Diskussion komplett ausgeklammert. Ein Opernhaus ist ein öffentliches Gut. Und öffentliche Güter stiften auch dann einen Nutzen, wenn sie gar nicht benützt werden.


    Ein Beispiel aus meiner schwäbischen Heimat:

    In Stuttgart gibt es das weltweit bedeutende Stuttgarter Ballett. Und in Stuttgart sind viele Leute mächtig stolz auf dieses Ballett, obwohl sie in ihrem Leben noch nie ins Ballett gegangen sind. Will sagen: eine öffentliche Einrichtung kann einen Nutzen stiften über den reinen Besuch des Kulturgutes hinaus.


    Für Berlin bedeutet das:

    Berlin hat natürlich auch eine Schaufensterfunktion bzw. Vorzeigefunktion für ganz Deutschland. Und da darf man eben nicht nur die reinen Kosten der Berliner Opernhäuser sehen. Es stiftet einen Nutzen, wenn Berlin international als Kulturmetropole wahrgenommen wird. Eine solche Wahrnehmung strahlt dann natürlich auch in andere Bereiche aus. Die Tatsache, dass sich Elon Musk den Standort Berlin für seine Autofabrik ausgewählt hat, hat sicher auch mit weichen Standortfaktoren zu tun. Berlin war bisher jedenfalls kein klassischer Auto-Standort (im Vergleich mit Wolfsburg oder Ingolstadt) Aber es ist bekannt, dass sich Elon Musk in der Vergangenheit positiv über die Berliner Techno-Szene geäußert hat. Ich würde mal behaupten, dass das "coole" Image Berlins bei der Standortwahl von Tesla eine Rolle gespielt hat.


    Ich möchte gerne sehen, dass die deutsche Hauptstadt im Kulturbereich international glänzt und ausstrahlt. Deswegen soll man ruhig Geld reinpumpen in den Berliner Kulturbetrieb ... solange man es nicht übertreibt.

  • Ich möchte gerne sehen, dass die deutsche Hauptstadt im Kulturbereich international glänzt und ausstrahlt. Deswegen soll man ruhig Geld reinpumpen in den Berliner Kulturbetrieb ... solange man es nicht übertreibt.


    In die 30 Mio Budget KO kommen 200.000 Zuschauer im Jahr. Die meisten Ticket Käufer sind lokale Bewohner.


    Für das Geld kann man 2 sehr gute Filme machen die landesweit 2-5 Millionen Zuseher erreichen.

    Bei sehr guter Qualität kann man weltweit Zuseher erreichen.

    Jeder Film bleibt dauerhaft über Jahre präsent. Im Idealfall wird sogar Berlin als Stadt, als Sehnsuchtsort, in einer Geschichte transportiert.


    Das letztere hat etwas mit Ausstrahlung und Reichweite zu tun.


    Es ist ein Unterschied ob Opa im Partykeller ein paar Witze vor seinen Kumpels reißt oder die Enkelin einen YouTube-Kanal für 100.000 Fans rund um den Globus bespielt.

    Einmal editiert, zuletzt von Arty Deco ()

  • Hab ich irgendwas verpasst? Steht ein Entwurf für die Neugestaltung der Oper zur Diskussion oder tatsächlich die Existenz der Oper selbst? Meines Wissens ist Letzteres nicht der Fall und somit wird hier viel heiße Luft bewegt. Das schreibe ich als jemand, der seine Freizeit deutlich lieber im Tierpark, sonstwo in der Natur oder aber an vielen anderen Orten verbringt und das Geld persönlich auch anders investieren würde.


    Aber der Entwurf hat mE etwas. Er wirkt nicht zu gewollt und doch auch nicht langweilig oder austauschbar. Eigentlich sollte man sich mE freuen können, wenn ein prominentes Haus an dieser prominenten Adresse ein etwas repräsentativeres Gesicht erhält. Zugleich finde ich es völlig ok und sogar erfrischend, wenn die Linden nicht zu schwer, steinern oder gar preußisch daherkommen.