Am Gänsemarkt [Baustopp]

  • Das Exposure von europäischen Banken zu Signa und angeschlossenen Firmen wurde von der EZB geprüft und finanzierende Banken müssen nun einen Risikoaufschlag auf Ihre Kredite zahlen. Die Finanzierungskosten für Signa steigen so und es besteht Cash-Bedarf. Sofern dies Notverkäufe sein sollten, kann von günstigen Einstiegspreisen ausgegangen werden. Verschiedene andere Szenarien sind neben dem von Midas aufgezeigten (also Kauf von Grundstück und Projektentwicklung) denkbar: (A) Kauf von Grundstück und neue Projektentwicklung, (B) Kauf von Grundstück und Bodenspekulation.

  • Die Grundbauaktivitäten neigen sich wohl dem Ende entgegen- eine Pfahlbohrmaschine steht schon zum Abtransport bereit;

    nachfolgend einige aktuelle Bilder.




    Am linken Bildrand (Liebherr Turmdrehkran) ist die Baustelle des Hotels "Living One" zu erahnen.

    Presseberichten zufolge hat der Investor nun auch das direkt östlich neben dem Bauprojekt gelegene Haus gekauft. Dort wo sich die 'Alte Englische Apotheke' befindet

    2 Bestandbilder von der "Roth's alter englischen Apotheke"




    Immerhin gibt es "Roth's alte englische Apotheke" schon seit 1786...... Auf der Internetseite ist u.a. zu lesen--


    "1928 wurde die Apotheke im spektakulären Dampfer Stil in Rio-Palisander eingerichtet uns ist bis heute in ihrem Originalzustand, mitsamt der historischen Lampen des deutschen Architekten und Malers Peter Behrens erhalten."


    Ein Jammer, dass es diese Apotheke in den jetzigen Verkaufsräumen wohl nicht mehr lange geben wird.

  • Hoppla! Das Projekt wurde offenbar gestoppt. Das Abendblatt berichtet (hinter Paywall):


    Baustopp! Auf der Fläche soll ein Neubau mit Büros, Wohnungen und Gastro entstehen. Warum aus dem 250-Millionen-Projekt erstmal nichts wird.


    > https://www.abendblatt.de/hamb…Passage-stehen-still.html


    Dem Bezirk Mitte soll die Signa dem Vernehmen nach mitgeteilt haben, dass auf dem Grundstück zunächst keine Bautätigkeit aufgenommen wird. Der Grund dafuer: die Signa findet keine - bzw nicht genuegend - Mieter fuer das Haus.

  • OMG.


    Das kann nicht wahr sein. Eine möglicherweise langjährige Brache in so einer Innenstadtlage? Und anschließend statt der - sehr ansehnlichen - bisherigen Planung möglicherweise irgendein Büroklops durch einen anderen Investor? Kann man nicht vor Abriss des Bestands klären, ob überhaupt Bedarf zu neuen Konditionen besteht?


    Verwunderlich erscheint auch, dass das Projekt eben erst noch durch den Kauf der Englischen Apotheke erweitert wurde.


    Sorry für den Frust.

  • Ich vermute, dass die explodierenden Baukosten und die schwierige Wirtschaftslage der Auslöser sind.


    Ich will an dieser Stelle nicht politisch werden...

  • Aus dem verlinkten Artikel geht ja u.a. hervor, dass es in Hamburg ein Überangebot an Büroflächen gibt und es deshalb schwierig sei, Mieter für das Objekt zu finden. Auch für den geplanten Gastrobereich sei das schwierig. Für die geplanten Wohnungen hingegen nicht. Vielleicht sollte man da langsam (!) mal umdenken und umsteuern? Wozu immer mehr Bürohäuser bauen, wenn absehbar der Bedarf nicht wachsen wird, Stichwort Homeoffice. Auf der anderen Seite aber Wohnraum extrem dringend benötigt wird. Muss ja nicht an so einem Luxusstandort in der City sein, aber die Lage für Menschen, die hier eine (bezahlbare) Wohnung suchen, kann man ja nur noch als katastrophal bezeichnen.

  • ^

    Vom Prinzip ja richtig, Janny. Allerdings wird das Projekt nur mit Wohnungen wohl nicht zu finanzieren sein, Die müssten so teuer sein, da würden sich auch keine Mieter für finden lassen. Nicht in der Lage.

  • Wozu immer mehr Bürohäuser bauen, wenn absehbar der Bedarf nicht wachsen wird, Stichwort Homeoffice. Auf der anderen Seite aber Wohnraum extrem dringend benötigt wird

    ^^ Es gibt kein strukturelles Ueber-Angebot an Bueroraum. Das ist ein Mythos der seit Ewigkeiten durch Hamburg erzaehlt wird aber so nicht stimmt. Prozentual ist der Buero-Leerstand in Hamburg recht ueberschaubar.


    Ausserdem sollte man zwei Faktoren herausrechnen:


    1). 'Normalen' Leerstand der durch Fluktuation entsteht. Wenn man von einer durchschnittlichen Miet- bzw Nutzungsdauer von acht Jahren ausgeht (realistisch ist weniger) und danach jeweils sechs Monate einkalkulierten Leerstand fuer Sanierung, Modernisierung und Anpassung an die Bedarfe des neuen Mieters ausgeht (realistisch ist mehr) dann ergibt sich ja allein davon schon ein statistischer Leerstand von 7%,


    2.) Ein nicht geringer Teil des Hamburger Buero-Bestands ist technisch und baulich hinfaellig; Unvermeitbare 60er- und 70er-Jahre-Kisten mit niedrigen Decken, unflexiblen Grundrissen, und schlechtem Allgemeinzustand - am 'besten' noch in C-Lagen im Gewerbegebiet.


    Jeder der mal ein Buero fuer eine mittelgrosse Firma in Hamburg gesucht hat, der wird dir sagen, dass es aktuell nicht leicht ist etwas Passendes zu finden.


    Die eigentlichen Gruende fuer die Probleme hat 'Haeuser' weiter oben schon angedeutet - hohe Baupreise - uebergriffige und schikanoese Gesetze und ein sich rapide abkuehlendes wirtschafliches Klima.

  • nairobi

    Deswegen hatte ich ja auch geschrieben, dass der Wohnungsbau an diesem Luxusstandort am Gänsemarkt nicht unbedingt sein müsste, obwohl ja auch hier sogar einige der geplanten 22 Wohnungen Sozialwohnungen hätten werden sollen, laut dem Abendblatt-Artikel. Vermutlich wegen des Hamburger Drittelmixes, nehme ich an. Wenn sich nun aber für diesen Bau keine Mieter für die geplanten Büro- und Gastroflächen finden, für die Wohnungen aber schon, dann ist doch hier ganz offensichtlich im Vorwege falsch geplant worden.


    Midas

    Ich habe es gerade in einer Firma mit 80 Angestellten und recht großzügigen und modernen Büroräumen erlebt, dass seit der Pandemie große Teile der Räumlichkeiten einfach leer standen, weil ein Großteil der Angestellten im Homeoffice war und immer noch ist. Inzwischen wurde deshalb ein Teil der Bürofläche an eine andere befreundete Firma untervermietet.

    Ist es denn tatsächlich so, dass die Büroleerstände sich nur auf schrabbelige Altbauten beziehen? Man hört doch immer wieder, dass auch Firmen mit gut ausgestatteten Büroflächen einfach nicht mehr so viel Fläche wie früher benötigen, eben weil recht viele Mitarbeiter einige Tage pro Woche oder sogar dauerhaft im Homeoffice arbeiten. Ich glaube auch nicht, dass sich dieser Trend wieder vollkommen umkehren wird.

    Man kann jetzt natürlich trotzdem immer mehr Bürogebäude neu bauen, weil die dann besser und attraktiver sind, aber irgendwann sollte auch das Luxussegment ja mal gesättigt sein. Und nicht jede Firma kann und will in diese besonders teuren Neubauten einziehen. Das könnte also auch ein Grund sein, warum man am Gänsemarkt für dieses Projekt keine Büromieter gefunden hat.

  • Man kann jetzt natürlich trotzdem immer mehr Bürogebäude neu bauen, weil die dann besser und attraktiver sind, aber irgendwann sollte auch das Luxussegment ja mal gesättigt sein.

    ^^ Guter moderner Standard ist keineswegs 'Luxus', Es wird dem Markt nicht gerecht wenn man so tut als gaebe es nur die zwei Extreme 'Schrott' und 'Luxus'. Viele Firmen entdecken grade, dass dauerhaftes 'Homeoffice' eben nur fuer mittlere Angestellte mit Routine-Aufgaben halbwegs gut funktoniert, aber dass Kreative und Leistungstraeger auf kurze Wege, taegliche Kommunikation und persoenliche Kontakte angewiesen sind. Niemand zahlt 450 Euro die Stunde um seinen Anwalt auf Zoom zu sehen.


    Sieh es mal anders herum: Sind die Immobilienentwickler alle so doof, dass die keine bessere Idee haben als wider besseres WIssen Bueros zu bauen, die niemand braucht?


    Der Haken sind die von mir oben genannten zwei Punkte und dazu noch der kraeftige Zins-Anstieg. Hohe Zinsen und explodierende Baupreise machen die Vorfinanzierung von Neubauprojekten immer schwieriger. Das Problem ist nicht der allgemeine Bedarf bzw die Nachfrage, sondern die rapide steigenden Kosten die die Miete welche man verlangen muesste um schwarze Zahlen zu schreiben in die Hoehe treiben. So hoch, dass viele Mieter das nicht mehr mitgehen koennen oder wollen.


    In anderen Worten: Es gibt in Hamburg genug Leute die gern Pizza essen, aber wenn Mehl, Tomaten, Salami und Kaese so teuer werden, dass das Restaurant 35 Euro pro Pizza verlangen muesste, dann haette man trotzem wahrscheinlich zu wenige Kunden in der Pizzaria. Genau das Problem sehe ich am Gaensemarkt.

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  • Angeblich hat die Hamburger Versicherung HanseMerkur mit Sitz am Dammtor die Immobilie 'Am Gaensemarkt' inzwischen aus der Signa-Insolvenzmasse uebernommen. Die HanseMerkur war bereits vorher mit einem kleineren Anteil am Projekt beteiligt.


    Angeblich sei es 'gut moeglich', dass die Gebäude nach den bisherigen Plaenen fertig gebaut werden. Die Baugenehmigung vom Bezirksamt Mitte liegt vor. Offiziell aeussern moechte sich die Kaeuferin allerdings derzeit nicht.

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