Holzmarktstraße 51 + Krautstraße 30 (Friedrichshain | in Bau)

  • Das Grundübel ist für mich, dass man sich hier bei Neubauten an der Bestandsbebaung orientiert. Da stehen drei furchtbare Riegel also kommt noch einer dazu.

    Und auffällig ist das besonders in den von sozialistischen DDR Städtebau geprägten Vierteln. Gleiches Muster ein paar hundert Meter weiter, dem Neubau gegenüber des Jannowitzbrücke in der Holzmarktstrasse.


    Anstatt dass man durch Neubauten bewusst andere Akzente setzt und so diesen fatalen Städtebau langfristig verändern kann, zementiert man ihn auf diese Art und Weise nur.

    Dass dies politisch gewollt ist, hat ja die Linke oft genug geäußert. Ebenso werden de facto nur Mietwohnungen geschaffen, damit wird eine diversere Mischung auch verhindert.

    Der Neubau in der Magazinstrasse bleibt die Ausnahme.

    Dieser geradezu reaktionäre Städtebau (wie auch am Alex) ist für mich einfach nur ein Armutszeugnis. Dadurch löst man keine Probleme und soziale und politische Ungleicheichheit wird noch verfestigt, was ja das größte Problem in Berlin ist.

    Anders als die Linke, die das aus politischen Gründen immer sehr konsequent verfolgt hat, haben die anderen Parteien niemals - gerade in diesen Ostbezirken - Stadtentwicklung strategisch geplant, was für eine brssere soziale Entwicklung umabdingbar wäre. Und bei der jetzigen Wohnungsnot werden nur noch panisch soviele und so einfach wie möglich Wohnungen gebaut.

    Das hat mit Stadtplanung wenig zu tun, sondern ist nur noch Aktionismus.

    Die Linke freut es, die DDR bleibt uns erhalten.

  • ^ Über dieses einzelne Gebäude und über die Qualität des gesamten Viertels kann man gewiss streiten, v.a. weil wir uns hier in unmittelbarer Zentrumsnähe befinden. Ich kann den Wunsch, mit der bisherigen Bebauung zu brechen, durchaus nachvollziehen, wenngleich ich ihn nicht teile.


    Ich halte aber Deine Betonung der politischen Faktoren hier für falsch. Dass sich Neubauten architektonisch an den Bestand orientieren sollen, scheint mir nämlich, zumindest in den letzten drei, vier Jahrzehnten, die städtebauliche Regel, nicht die Ausnahme. Das führt dazu, dass architektonisch homogene Gebiete entstehen oder die Homogenität von Gebieten bewahrt wird. Diese Regel stellt einen Schutz für die großen gründerzeitlichen Gebieten dar, und sie ist auch ein Schutz für städtebauliche Entwicklungen nach 1945. Und weil dieses Vorgehen sich nicht auf eine bestimmte Epoche oder einen bestimmten Stil beschränkt, ist es gerade nicht politisch. Politisch wäre es vielmehr, die Regel durchbrechen und damit einen Wandel einleiten zu wollen.

  • Jeder Städtebau ist politisch. Ob in einer Demokratie oder Diktatur.

    Und was du über den Bestandsachutz sagst ist auch richtig, aber ich teile ihn nicht in diesen Fall.

    Hier wird er bewusst vorgeschoben um eben diesen DDR Städtebau zu zementieren und gleichzeitig, was das wirkliche Problem ist, die Sozialstruktur. Das geht weit über Identifikation der Bewohner mit ihrem Viertel und Homogenität der Architektur hinaus und hat eine sehr politische Komponente und ist ja auch erfolgreich betrieben worden.

    Es verhindert aber auch - neben anderen Faktoren - dass diese Ost-West Spaltung überwunden werden kann, was allerdings nicht im Interesse der Linken ist.

    In diesen grossen Areale, die wenig gentrifiziert wurden, weniger soziale Durchmischung durch Eigentumswohnungen erfahren, die kaum von Touristen besucht werden, weil es öde Wohnsiedlungen sind, bleibt dann halt diese Blase oder Parallelwelt erhalten und das ist ja eine der Ursachen warum Berlin soviele Probleme hat.

    Die DDR ist sicherlich Teil der Vergangenheit dieser Stadt aber für mich gibt es keinen Grund sie städtebaulich zu erhalten, weder was ihre Architektur betrifft noch wofür sie gesellschaftlich stand.

    Abgesehen davon gibt es sowieso mehr als genug Gebäude, die zu Recht erhalten werden, ihr Wohnungsbau an dieser und vielen anderen Orten mit der verbundenen Sozialstruktur gehört meiner Meinung nicht dazu. Anstatt die Probleme von heute zu lösen, schafft man nur neue in der Zukunft.

  • ^ Wenn jeder Städtebau gleichermaßen politisch wäre, dann wäre auch die Feststellung, dass diese spezifische Entscheidung hier politisch ist, trivial und könnte kein Argument für oder gegen irgendetwas sein. Daher muss man qualifizieren zwischen Maßnahmen, die einer allgemeinen Regel folgen (Bestandschutz) und hierin (gewöhnlich) unstrittiger und entsprechend unpolitischer sind und solchen, die den Bestandschutz ignorieren und hierin (gewöhnlich) strittiger sind und politischer.


    Dass hier der Bestandschutz bewusst vorgeschoben würde, scheint mir eine bloße Unterstellung. Aber selbst wenn so (und wo liegen menschlichen Handlungen nicht auch Interessen zugrunde?): Es würde an der Sache nichts ändern. Wenn sich jemand an die Regel hält (hier: Bestandschutz) ist es egal, warum er oder sie das tut. Selbst "böse" Motive delegitimieren zunächst einmal nicht die Regelanwendung. Legitimationaspflichtig ist der Regelbruch.


    Ich hatte Dich vorhin so gedeutet, dass Du Nachkriegsarchitektur im allgemeinen vom Bestandschutz ausnehmen möchtest. Jetzt verstehe ich, dass es Dir eigentlich "nur" um die DDR-Architektur geht. Hier scheinen für Dich alle sozialen Probleme der Gegenwart und Zukunft zu konzentrieren. Schon das leuchtet mir nicht ein. Noch weniger kann ich glauben, dass man meinen kann, durch die Auslöschung des DDR-Städtebaus (es "gibt es keinen Grund sie städtebaulich zu erhalten") die "Ost-West-Spaltung" zu überwinden.

  • Die Situation im Berlin ist natürlich sehr besonders, die sonst nirgends so existiert.

    Und du hast Recht, wenn du Motive nicht als Delegitimierung gelten lässt. Das tue ich auch nicht, aber es gehört eben auch dazu.


    Es liegen für mich nicht alle sozialen Pobleme im DDR Wohnungsbau, Berlin hat genügend andere Baustellen, aber er steht halt stellvertretend für vieles, was meiner Meinung nach falsch gehandhabt wurde um das Zusmmenwachsen sieser Stadt zu fördern. Viele mögen das anders sehen, aber ich glaube, man soll nicht unterschätzen wie sehr besonders in Berlin die Linke auf allen Ebenen - und da gehört auch Stadtentwicklung dazu - alles getan hat, um dieses gedeihliche Zusammenwachsen von Ost und West zu verhindern.



    Das ist dann wieder eine andere Diskussion.

  • Dieser Thread enthält im Titel ja auch die Holzmarktstraße 51, wo eigentlich seit 3 Jahren ein Ersatz für die geschlossen DDR Schwimmhalle geplant wird. Gibt es dazu eigentlich Neuigkeiten? Ursprünglich sollte 2022 eine Baugenehmigung vorliegen und das Projekt 2025/26 abgeschlossen sein.

    Die Situation für Vereine und Sportler hinsichtlich Schwimmen ist in Kreuzberg-Friedrichshain katastrophal, zumal die Interimslösung im Prinzenbad (Containerbau mit provisorischer Schwimmhalle) bereits kurz nach Fertigstellung kaputt bzw. mängelbehaftet war und ist.

  • ^ Soweit ich weiß steht die Baugenehmigung nach wie vor aus, das ist ja leider eine Sache, die durchaus länger dauern kann. Das Projekt ist aber weiterhin vorgesehen, mit dem Flussbad oder gar der Freitreppe am Schloss hat dies nichts zu tun. Bei dem Vorhaben in der Holzmarktstraße handelt es sich um ein gemeinsames Projekt der Berliner Bäderbetriebe und der berlinovo. Vielleicht lohnt es sich aber dort mal nach dem Sachstand zu fragen.


    Zitat entfernt.

  • Auf den ersten Blick wirkt das Gebäude ziemlich wuchtig. Mich erinnert es allerdings irgendwie an die hohen Apartmenthäuser in Manhatten.
    Auch die Qualität scheint von höherer Güte als der Durchschnitt zu sein.
    Mir gefällt es alles in allem ziemlich gut. Leider nur im falschen Umfeld und irgendwie verloren. Und das trotz der Bebauung in der Umgebung in Form der Plattenbau-Riegel.

  • Das Grundstück dahinter und gegenüber wird doch noch bebaut. Die ganze Gegend wird sich ändern und ich glaube die wollen sogar die S-Bahn-Bögen revitalisieren.

    Es wird also nur temporär verloren wirken.

  • ^^^ hier waren zwar Bauarbeiter zu sehen nur wenig seit den letzen Update wurde getan. Ein weiteren Teil des Gerüst wurde entfernt.


    © Johannes_9065 ( heute)


    Die letzen Etagen, müssen noch die Fassaden gemacht werden.⬇️

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    & Aus der Holzmarkstraße ⬇️

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  • ^ das Gerüst Ist fast weg und jetzt stehen die fertigen Fassaden auf ihre Position. Ich muss sagen, dass die Kombi passt von den Fassaden unten mit den oberen.


    © Johannes_9065 ( heute)


    Blick aus der Holzmarkstraße

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    & Hier kommen die bald fertigen Fassaden ⬇️

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    ⬇️ Fertigen Fassaden

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    &

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  • Ich finde das Bauwerk sehr gelungen. Es erinnert von dem Volumen und der Architektur sehr an ein typisches Innenstadt-Gebäude einer amerikanischen Stadt. Ich denke dass Berlin neben auch Hochhäuser deutlich mehr von sowas braucht, eben auch um dem Wohnungsmangel entgegenzuwirken und die Fläche optimal zu nutzten. Macht die Stadt im übrigen m.E. auch interessanter, da es nochmal neue Nuancen mit einbringt. Mich wundert schon, dass es ja zum einen Möglich scheint, aber auf der anderen Seite immer noch so selten umgesetzt wird. In welchen Gebieten hält man sich jetzt eigentlich noch an die Traufhöhe und wo nicht? Mich würde auch mal interessieren ob die Miete in dem Gebäude halbwegs moderat ist oder auch nur teurer Wohnraum angeboten wird, hat da jemand Informationen zu?

  • hat da jemand Informationen zu?

    Darüber gibt das Plakat Aufschluss, das in Richtung der S-Bahn hängt.

    Dort entsteht The Circus Living, serviced micro-Apartments für 1260€/Monat (960€ mit Eröffnungsrabatt).

    Das Plakat bewirbt es als Lösung für eine "Home-Base" während der Wohnungssuche in Berlin. Das hat schon ne ordentliche Portion Ironie.

  • Ich bin auch sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Da zeigt sich meines Erachtens mal wieder, wieviel es ausmacht, wenn man die Fassade durch umlaufende Bänder gliedert, und wie wichtig es ist, die Traufkante überstehen zu lassen. Auf diese Weise erhält die Fassade einen gelungenen Abschluss nach oben und wirkt fertig. Bitte mehr von solchen "Kloppern", insbesondere wenn man in den ostberliner Neubaugebieten nachverdichten will.

  • .... im Grunde ist es doch nur die Fortführung des Max-und-Moritz-Stils. Irgendetwas gläsernes, vielleicht ein Aufzug oder Treppenhaus, aussen angebracht hätte dem Ganzen gutgetan.

  • .... im Grunde ist es doch nur die Fortführung des Max-und-Moritz-Stils. Irgendetwas gläsernes, vielleicht ein Aufzug oder Treppenhaus, aussen angebracht hätte dem Ganzen gutgetan.

    Was ist damit gemeint? Was daran ist Max und Moritz??