Die Neubaupläne der Mühlendammbrücke sind städtebaulich so relevant, dass sie, denke ich, einen eigenen Strang verdienen.
Der Mühlendammbrücke und ihrem Umfeld kommt, in den Worten der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, "in historischer, städtebaulicher und verkehrlicher Hinsicht eine herausragende Bedeutung im ältesten Teil der Berliner Innenstadt zu." In ihrer bestehenden Form wurde sie zwischen 1966 und 1968 errichtet, ist (laut Wikipedia) 42,20 Meter breit (nach anderen Angaben 45 Meter) und ähnelt einer Autobahnbrücke. Weil sie inzwischen marode ist, soll sie nun durch eine neue Brücke ersetzt werden.
Die geplante Brücke soll in ihren Ausmaßen nur geringfügig schmaler ausfallen, nämlich knapp unter 40 Meter breit sein. Dies scheint sowohl in verkehrs- und klimapolitischer Hinsicht, als auch in städtebaulicher Hinsicht problematisch – der Mühlendamm bildet die Keimzelle der spätmittelalterlichen Doppelstadt Berlin-Kölln –, und ist entsprechend umstritten. Neben dem Stadtrat für Stadtentwicklung Ephraim Gothe (SPD) haben sich eine Reihe von Initiativen gebildet, die sich gegen die jetzigen Pläne wenden und die sich unter dem Namen Allianz für einen neuen Mühlendamm zusammengetan haben.
Kritisiert wird auch, dass es bislang laut taz keine Beteiligung der Öffentlichkeit gegeben habe, was den senatseigenen Leitlinien widerspreche und sich nicht mit dem Planungsbeschleunigungsgesetz in Einklang bringen lasse, auf dessen Grundlage der Neubau erfolge. Berichte, wonach die Verwaltung den Realisierungswettbewerb bereits im Europäischen Amtsblatt veröffentlicht und so Fakten geschaffen habe, wurden dementiert, die Entscheidung ist offenbar noch nicht gefallen. Und immerhin wird es nun "eine Art Beteiligung" geben: Die Verkehrsverwaltung lädt am 09.11.2020 18:00 zu einer Infoveranstaltung auf ihrem Youtube-Kanal ein, wo über die Kommentarfunktion auch Fragen gestellt werden können.