Hochhausentwicklungsplan - Wünsche & allgemeine Diskussion

  • Habe das ganze mal abgekürzt. Gern geschehen. Jetzt muss die Stadt sich nur noch zur Höhe Gedanken machen.

    Mal im Ernst. So stelle ich mir den HHRP für die nächsten 10 Jahre vor. BHF HH und Fraspa habe ich als schwarzen Punkt hinzugefügt. Hat gefehlt.

    Im Innenstadtbereich ca. 26 neue Hochhäuser. Potential gäbe es noch mehr, nach meiner Ansicht, aber wollte es mal nicht übertreiben. Die Mainzer könnte man hier nochmal mehr forcieren.


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  • Das FAZ Areal an der Mainzer Ldstr. wäre prädestiniert für ein oder zwei HH da in den nächsten Jahren eine Konversion bedingt durch den Umzug ins Europaviertel stattfindet. Die S-Bahn-Station Galluswarte ist fussläufig gut erreichbar und die Straßenbahn fährt vor der Haustür vorbei.


    pontifexmaximus, du hast den 'Signa Tower' am Opernplatz vergessen.;)

    Ich könnte mir noch ein kleines HH im Bereich Junghofstraße / Neue Schlesingergasse vorstellen und das Bankenviertel wäre dann sehr gut gefüllt.

  • ^ Der stadtgesellschaftliche Konsens zu Hochhäusern, der sich in den letzten jahren herausgebildet hat, beruht m.E. auf einer Art Burgfrieden: solange die Hochhäuser in bestimmten Quartieren bleiben (das sind ganz grob die bestehenden Cluster), herrscht eitel Freude und Sonnenschein (das B-Plan-Verfahren für das FOUR spricht Bände) . Wenn man jetzt anfängt, die Hochhauszonen auszuweiten oder ausfransen zu lassen, etwa in den Bereich Galluswarte oder Opernplatz/Westend, gefährdet man den erreichten Konsens und das ganze Theater geht wieder von vorne los. Ich wäre deshalb sehr vorsichtig mit einem allzu expansiven HHRP.

  • Tunnelklick da gebe ich dir recht, die Mainzer vom Bankenviertel bis zum Messecluster sollte allerdings auch nicht vernachlässigt werden.

    Hochhäuser im Gallus hätten tatsächlich gewisse soziale Sprengkraft. Auch wenn ich es mir persönlich wünschen würde. Wer weiß wie es in 100 Jahren aussieht

  • pontifexmaximus Sehe ich ähnlich aber doch auch ziemlich anders.

    An der nördlichen Neuen Mainzer den orangen Punkt hast du ausgerechnet auf die beiden dort noch erhaltenen Altbauten gesetzt - geht überhaupt nicht, und würde man zum Glück auch nie genehmigt bekommen. Auf den Nachkriegsgrundstücken südlich davon bis zum JapanCenter passen aber locker zwei bis drei Hochhäuser hin - das übrigens auch ein Grund warum ich dort nichts von der Oper halte, da sind mir die Hochhäuser dort wichtiger, zumal das so ziemlich die letzten Grundstücke im Bankenviertel wären wo deutlich über 150Meter vorstellbar sind. Alle anderen noch übrigen Standorte wären ja eher was für 60-130Meter.

    Zusätzliche Hochhäuser im Westend gehen überhaupt nicht. Gutleutviertel (ebenso wie Gallusviertel abseits von Messe- und Europaviertel) sollte komplett frei bleiben von Hochhäusern, und auch im Bahnhofsviertel hast du da schon viel zu viel reingesetzt. Schon mit dem Campanile kann und will ich mich nicht anfreunden, aber Baseler Platz und Wiesenhüttenplatz sind definitiv nicht mehr akzeptabel. Und auch an Mainzer Landstraße und Wallanlage sehe ich weder Akzeptanz noch Stadtbildverträglichkeit von derart vielen zusätzlichen Standorten.


    Dafür kann aber der Block östlich der Commerzbank durchaus noch zwei Hochhäuser vertragen. Zwar sicherlich nicht an Kaiserstraße oder Rossmarkt, aber seine Nord- und Westseite wären völlig unproblematisch. Würde auch ein harmonischeres Auslaufen der Skyline nach Osten bewirken, so dass die Commerzbank nicht mehr derart hart am Rand steht.

    Mit der Nordseite der Junghofstraße hätte ich auch keine Probleme (einzig an der Ecke zur Junghofstraße wäre überhaupt auch ein Opernplatz-Hochhaus überlegenswert, auf keinen Fall an der Oper selbst), wäre zudem auch noch innerhalb des Untersuchungsgebiets.


    Und im Gegensatz zum Gewerkschaftssekretär sehe ich noch deutliches Potenzial an der Messe: Polizeipräsidium hab ich ja schon mehrfach erwähnt, dass mir ein Hochhaus dort viel zu wenig ist, und eigentlich das gesamte Areal zusammen mit der Matthäuskirche und Falkschule beplant gehört. Drei bis fünf Hochhäuser ohne auch nur einen einzigen Altbau opfern zu müssen hätten da durchaus Platz gefunden. Ansonsten noch die drei verbliebenen Seiten des Güterplatzes, sowie zusätzlich zum IBC auch noch die restlichen drei Ecken der Emser Brücke über die Theodor-Heuss-Allee.

  • @pontifex:


    Viele deiner Standorte habe ich auch im Hinterkopf und sind plausibel. Bei einigen, gerade südlich des Hbf, habe ich allerdings keine Ahnung, was da gerade für Gebäude im Bestand sind.


    Falls du Zeit und Lust hast, könntest du deine Standorte durchnummerieren und kurz dazu schreiben, was sich da derzeit befindet.


    P.S. (Nord)Östlich vom Commerzbanktower wäre auch noch geeignet für nen ca. 100m Turm

  • Was ist eigentlich mit dem Areal welches direkt westlich an das FOUR grenzt? Quasi Junghofstrasse 11-15. Ich kenne den Bestand dort nicht, aber auf google maps sieht das Ganze nicht sonderlich denkmalwürdig aus. Platz wäre dort für 1-2 weitere Türme in bester Lage.

    Was ich schon immer befremdlich finde, ist, daß es anscheinend keine Intention gibt die südliche Seite der Mainzer Landstrasse (also auf der gegenüberliegenden Straßenseite zum Trianon/FBC/Kronenhochhaus) mit Hochhäusern zu bestücken. DAS wäre eine Einfahrt in die Innenstadt.


    Wenn ich mir was wünschen dürfte: Bankenviertel weiter verdichten (gerne auch mit einem Hochpunkt als Gegenspieler zum höchsten Turm auf dem Millennium-Areal)! Besonders der Bereich Neue Mainzer Sparkassenareal verträgt - nein - braucht dringend den FrSpa-Turm und 2-3 weitere Brocken.

    Dafür bitte weniger Hochhäuser in der Peripherie. Die EZB empfinde ich als Fremdkörper, absichtlich isoliert vom Rest der tollen Skyline. Der Messercluster hingegen ist ein starkes Gegengewicht zum Bankencluster.

  • Hier einpaar Ideen:


    Bankenviertel:

    - Ecke Neue Mainzer Straße 22 / Friedensstraße (130m)

    - Große Gallusstraße 1-7 (150m)

    - Gallusanlage 8 (180m - als neuer Hochpunkt zwischen Silberturm, Skyper und Galileo)

    - Neue Mainzer Landstraße 49 (300m anstatt 130m)


    Messeviertel:

    - Das Gelände von der Osloer Straße (Sparda Bank) entlang der Hohenstaufenstraße und das Quartier Hohenstaufenstraße, Neue Mainzer Landstraße, Luwigstraße. Den einen oder anderen erhaltenswerten Altbau kann man ja integrieren.

  • ich habe das ganze mal vergrößert und nummeriert. Auf der linken Seite mal ein paar der Ecken mit Google Bildern versehen (ich hoffe es ist noch groß genug, wenn man zoomt)

    Rohne Den Standort Nr. 6 an der Ecke Zimmerweg und Neue Mainzer hatte ich wohl nicht sauber gesetzt. Es geht um den Nachkriegsbau (Zimmerweg1) auf der anderen Straßenseite und das danebenliegende Haus (ist zwar Altbau aber mmn. nicht erhaltenswürdig)


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    Edit. Ich habe das nun als Vorlage gespeichert und kann es bei Bedarf später noch ergänzen/ändern

  • Sehr schöner Plan, pontifexmaximus !


    Inhaltlich: Stimme allem mehr oder weniger zu. Lediglich die Erweiterung 24-26 gen Norden fände ich nicht gut.


    Zur Karte: die Nummer 22 ist doppelt vergeben. Einmal gegenüber der Helaba, ein weiteres Mal am Main.

  • Mache ich einen Denkfehler oder ist im Plan der Stadt der Omniturm mit falscher Höhe eingezeichnet? Auf beiden Seiten der Kreuzung 109 Meter. Bei der alten Coba haut das hin, aber gegenüber nicht.

  • martin.gn Nein, da ist wirklich ein Fehler im Plan. Entweder wurde der "Global Tower" versehentlich zweimal ausgezeichnet (obwohl der Pfeil ja auf die andere Straßenseite zeigt) oder es ist ein Zahlendreher, da der "Omniturm" ja 190 Meter hoch ist wenn ich mich nicht irre.

  • @pontifexmaximus ich sprach gar nicht von deiner Nummer 6, wobei für jene die Grundfläche sowieso zu klein ist, und Zimmerweg 3 absolut erhaltenswert ist und keinesfalls abgerissen werden sollte. Tatsächlich sprach ich aber von der 23, der mindestens einer der beiden denkmalgeschützten Altbauten im Weg steht. Diese und die Nummer 22 kann man aber auch problemlos etwas nach Süden verschieben so dass sie jeweils genau gegenüber von Garden Tower bzw MainTower stehen. Die Neue Mainzer Straße ist die Nord-Süd-Achse von der Untermainbrücke hoch Richtung Alte Oper, die Ost-West-Achse von der Alten Oper zum Platz der Republik ist die Mainzer Landstraße.

    Und die 11 gehört zurückgesetzt und nicht direkt an die Straße. Die Perlenkette repräsentativer Villen oder zumindest deutlich daran angepasster Nachkriegsbauten die die Taunusanlage säumen sollte keinesfalls durch direkt Hochhäuser direkt an der Straße durchbrochen werden - das ist neben der viel zu geringen Höhe auch mein Hauptkritikpunkt an der Marieninsel.

    Wo ich Hochhäuser zudem für alles andere als stadtbildverträglich halte und daher entschieden ablehne, sind deine Nummern 13, 18, 21 und 25; und auch mit 4, 7, 8 und 24 habe ich große Bauchschmerzen.

    Und statt Nummer 12 bevorzuge ich nach wie vor die Rekonstruktion des erst in den 70ern abgerissenen wunderschönen Altbaus. Ansonsten gehe ich ja durchaus mit. Aber im dreieckigen Block mit dem Junior-Haus glaube ich nicht, dass man dort genug Grundfläche für zwei Türme (15 und 28) hat, sondern das dürfte eher nur für einen Turm reichen.

  • Rohne schön, dass du dich so damit auseinandergesetzt hast.

    zu deinen Punkten:


    bei Nr. 6 kann man sich über den Zimmerweg 3 ggfs. streiten (ist kein Denkmalschutz) hier stelle ich mir eine schmale Scheibe mit 60-80 m vor. Ein so kleines aber sehr schlankes haus würde sich hier mmn. gut machen.


    bzgl. Nr. 23 gebe ich dir natürlich recht, die Altbauten an der Neuen Mainzer sind auf jeden Fall, erhaltenswert. Jedoch könnte man mit einem HH auch sicherlich bisschen in den hinteren Bereich der zwei Altbauten gehen, jetzt steht dort ja auch ein großes Parkhaus.


    Auch bei 13, 18 und 25 sehe ich eher kleine und Schlanke HH mit spannenden Dachabschlüssen, am Basler Platz könnte die 18 den Platz schön einfassen und ein kleines Gegengewicht zur Campanile bilden. Die 13 könnte auch mit 60 metern gemeinsam mit der 12 eine Art Portalsituation bilden. für die 12 würde ich mir allerdings um die 130-150 m wünschen. Die 21 halte ich ehrlich gesagt für einen exzellenten Standort für ein Richtiges HH, würde dem Wiesenhüttenplatz eine spannende Bedeutung geben und das Le Meridien ist jetzt optisch nicht gerade eine Bereicherung.

    Bezüglich 15 und 28 gebe ich dir recht, man könnte ja auch einen Doppelturm planen. Also ein aus zwei Baukörpern bestehender Turm. Die Baukörper gehören zwar zusammen, unterscheiden sich aber durch Fassadengestaltung und/oder Höhe voneinander.


    Die 24, das Areal auf dem mal Mandarin Oriental kommen sollte, halte ich für eine der größten Chancen für unsere Skyline nochmal zum Westend hin einen schönen Tower zu bekommen.

  • 8 und 9 werden leider nicht passieren, da sie beide auf dem Areal der Bundesbank liegen und die ihr postmodernes Schmuckstück nicht abreißen will, gleiches gilt eingeschränkt für 10 (denkmalgeschützte Villa), wobei ich nicht beurteilen kann, ob es möglich ist, eine schmales HH zwischen die Villa und den dahinterliegenden Bau zu platzieren. Städtebaulich wären diese Standorte natürlich wünschenswert, aber eben leider nicht sonderlich realistisch.

    11 halte ich für den am besten geeigneten Standtort für einen neuen Hochpunkt, eingerahmt von Galileo, Silver Tower und Skyper, da dürfen es m.E. auch durchaus mehr als die von dir veranschlagten 180m sein.

    An der Südseite der Mainzer Landstraße, rund um den Mitterand-Platz, könnte ich mir ggf. auch noch ein, zwei HH mehr vorstellen.

  • Habe mir mal die Ecke süd-östlich des Hbf vorgenommen und geschaut, wo genau man Hochhausstandorte ausweisen könnte ( Alles nach meinen subjektiven architektonischen Einschätzungen ).


    Die Neonfarben sind beim scannen leider verloren gegangen, aber man kanns halbwegs erkennen:


    pink: Abrisskandidat

    grün: ( relativer ) Neubau, evtl. auch zu ersetzen

    blau: Altbau ( erhaltenswert )

    ocker: Neubau



    Die Nummern 1 - 4 liegen zwar außerhalb des Untersuchungsgebiets, würden sich aber von Lage und Bestand auch anbieten.


    Das alte Gewerkschaftshaus habe ich auch als Abrisskandidat bekennzeichnet, ich fürchte zwar, daß es als eines der ersten Frankfurter HH geschützt ist, ich mir aber getrost an der Stelle was Schöneres vorstellen kann.

  • Also irgendwie habe ich auf die schnelle keinen HHRP-Thread gefunden und poste es mal ungelesen hier was die FAZ gerade online berichtet.

    Immerhin spricht Josef davon, dass die ausgewiesenen Projekte Polizeipräsidium und Millenium-Areal "erst einmal auskömmlich" seien. Und Schulze erwähnt immerhin nochmals, dass dem Vernehmen nach ein Turm im MT-Areal 300m hoch werden soll...Spannend, schaun mer mal.


    PS. Wenn alt, dann bitte schnell weg ...und sorry, habe aktuell leider wenig Zeit... )-:

  • Unten das Interview, auf dem der FAZ-Artikel basiert. Neues konnte ich nicht finden, deswegen hatte ich den Text zunächst nicht gepostet. Zudem war Ulf Baier Gesprächspartner, bei der Stadt angestellt und in der Pressestelle tätig. Mit kritischen oder/und für Josef unliebsamen Fragen ist also gewiss nicht zu rechnen.


    Die Stadtplanung hat die Aufgabe, Lebensrealitäten zu entwickeln

    Planungsdezernent Josef spricht im Interview über Hochhausentwicklung in Frankfurt

    Frankfurts einzigartige Skyline ist das Markenzeichen dieser Stadt. Seit den unmittelbaren Nachkriegsjahren steuert die Stadt Bau und Ansiedlung von Hochhäusern mit Rahmenplänen. Ein neuer ist gerade in Arbeit und wird demnächst in den Gremien der Stadt diskutiert. Ein Gespräch mit Planungsdezernent Mike Josef über bisherige Erfahrungen mit der Hochhausplanung sowie aktuelle und zukünftige Herausforderungen.

    Herr Josef, die Stadt arbeitet aktuell am Hochhausrahmenplan. Wo sehen Sie die Herausforderungen der Zukunft, gerade wenn man Frankfurt mit anderen Städten vergleicht?

    MIKE JOSEF: Wir haben als Stadt Frankfurt eine sehr lange Expertise mit Hochhäusern und Leitkonzepten für Hochhäuser, länger als andere deutsche Städte – etwa Berlin oder München. Und wir können sagen: Es ist schon schön geworden, wenn man die Skyline sieht. Das hat aber nur geklappt, weil wir mit Rahmenplänen gezielt gesteuert haben und immer das ganze Bild im Blick hatten. Allerdings sind in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auch Strukturen der Gründerzeit zu Gunsten von Hochhäusern zerstört worden. Es geht eben immer auch um ökonomische Prozesse, um Bodenwerte und Spekulation. Man kann also sagen: Wir haben als Stadt Frankfurt eine lange Erfahrung, sowohl eine positive als auch eine negative. Deswegen brauchen wir wieder einen Rahmenplan, um die Entwicklung zu steuern. Insgesamt ist mein Eindruck, dass die Stadt ihren Frieden mit der Skyline gefunden hat.

    Worauf kommt es im Umgang mit diesen Rahmenplänen besonders an?

    JOSEF: Ein Rahmenplan lebt davon, dass die Akteure sich daran halten. Wir müssen sie also in Planungsrecht umsetzen. Die Stadt ist wirtschaftlich nach wie vor so attraktiv, dass es immer auch Nachfragen geben wird, die außerhalb der Rahmenpläne liegen. Etwa, indem Investoren auf die Kommune zugehen und für bestimmte Grundstücke Projekte in Aussicht stellen, die als städtebaulicher Fixpunkt markant wären und zugleich eine Bauhöhe von hundert Metern verlangen, obwohl nur einige Stockwerke vorgesehen sind. Das sehen wir etwa rund um die EZB oder in der Innenstadt, wofür wir kontinuierlich Anfragen bekommen. In solchen Fällen müssen wir klar bleiben.

    Sie sind seit 2016 Planungsdezernent. Bei der Hochhausentwicklung treffen viele Interessen aufeinander, etwa jene von Stadt, Investoren, Mieterinnen und Mietern rund um potenzielle Hochhausstandorte sowie von Umweltaktivisten. Wie hat sich das Verhalten dieser Akteure entwickelt?

    JOSEF: Hochhäuser sind von der Rendite, der Bodenwertsteigerung und der Flächenausnutzung so attraktiv, dass jeder Entwickler am liebsten ein Hochhaus bauen würde. Das hat weitreichende Auswirkungen auf die Bodenpreise, auch in der Umgebung. Teilweise wird im Umfeld potenzieller Standorte nichts mehr gemacht, weil man hofft, irgendwann das nächste Hochhaus realisieren zu können. Deshalb haben die Hochhausrahmenpläne auch einen Ausschlusscharakter: dort ja, wo anders nein!

    Wie sieht es beim Thema Nachhaltigkeit aus?

    JOSEF: Ich beobachte, dass die Frage von Stockwerkshöhen und Deckenaufbauten eine immer größere Rolle spielt. Denn das Wichtigste, was die Nachhaltigkeit betrifft, ist die Langlebigkeit des Gebäudes. Auch Materialien spielen eine immer größere Rolle. Wir haben erste Hochhäuser, bei denen viel Holz zum Einsatz kommt. Es gibt sogenannte Cradle-to-Cradle-Ansätze, welche auf die Recyclebarkeit der Materialien abzielen und von der Idee her aus der Kreislaufwirtschaft kommen. Auch Begrünungen und Fotovoltaik und neuartige Fensteraufbauten spielen eine Rolle. Erdwärme wird schon länger genutzt. Man darf aber auch nie die Plätze rund um die Hochhausentwicklung mit Blick auf die Begrünung außer Acht lassen.

    Die Skyline ist eines der Alleinstellungsmerkmale Frankfurts. Ist das nicht auch ein Antreiber, immer weiter zu bauen und zu verdichten, um diese Stellung nicht zu verlieren?

    JOSEF: Die Antreiberin ist eher eine andere. Wir haben in der Kommunalpolitik die Aufgabe, als internationale Stadt mit einem Dienstleistungsschwerpunkt, auf Entwicklungen nicht nur zu reagieren, sondern sie zu steuern. Es geht auch immer darum, die ökonomische Prosperität der Stadt zu sichern. Denn Schulen, Kultur, neue Bühnen und vieles andere müssen auch bezahlt werden. Das eine bedingt das andere.

    Was ist also Ihr Ansatz?

    JOSEF: Daher plädiere ich dafür, diese Entwicklung zu steuern. Es ist wichtig, dass sich die Hochhäuser öffnen, also Kultur, Einkaufsmöglichkeiten, Kitas oder Dienstleistungen für alle anbieten. So haben die Menschen in der Stadt mehr davon. Ich habe das etwa in Toronto gesehen: Dort gibt es Kinos, Schulen und quasi alles in den Sockeln der Hochhäuser. Es entstehen neue Räume für die Menschen in den Stadtteilen. Genauso ist es wichtig, dass sich dort bezahlbares Wohnen findet. Das gibt es auch seit 2017. Es entstehen bezahlbare Wohnungen auch in unseren Hochhäusern. Das ist eine Entwicklung, die viele vorher für unmöglich hielten.

    Frankfurts Hochhäuser stehen für Wachstum und Arbeitsplätze in der Stadt. Das ist die eine Seite. Die Schattenseite sind Verdrängungsängste, kletternde Lebenshaltungskosten und steigender Energieverbrauch. Wann sind die Grenzen des Wachstums erreicht?

    JOSEF: Das ist eine Debatte der Wirtschaftsleistung, von denen allerdings auch die Stadt abhängig ist. Wir haben in den vergangenen 60 Jahren die „ökonomischen Schweinezyklen“ erlebt, also Auf und Abs. Gleichzeitig sind Prognosen schwierig. Es gab in den 90ern die Vorhersage, Ende des Jahrzehnts werde die Stadt gerade mal 600.000 Einwohner haben und jetzt stehen wir deutlich darüber. Auch können wir den Menschen nicht verbieten, in die Stadt zu ziehen – abgesehen von der Frage, wo die Grenze denn liegen soll. Stadtplanung hat auch nicht die Aufgabe, blind Wirtschaftswachstum zu generieren. Sie muss vielmehr Lebensrealitäten gestalten. Das heißt aber auch, im Wettbewerb der Städte attraktiv zu sein, denn nur so entstehen gute Löhne und Lebensbedingungen. Städte, die Arbeitsplätze bieten, auch einfache Arbeitsplätze im Zusammenhang mit den Finanzdienstleistungen, Städte die international sind, Global Cities eben, haben eine große Fluktuation und wachsen tendenziell. Dazu gehört Frankfurt.

    Und um auf den gerade entstehenden Hochhausplan zurückzukommen: Verschiedene Gutachten zeigen uns, dass die aktuell ausgewiesenen Projekte wie das frühere Polizeipräsidium oder das Millennium-Tower-Areal für die aktuelle Nachfrage nach Büroraum erst einmal auskömmlich sind. Daher gilt es erst einmal, die weitere Nachfrage nach Büroflächen angesichts der Entwicklung von Corona und Home-Office abzuwarten.

    Der Plan wird daher in der Anzahl der Standorte, die ausgewiesen werden, eher zurückhaltend sein.

    Bleiben wir einen Moment bei der Umwelt: Fridays for Future geht auf die Straße, der Klimawandel ist Realität. Wie wird sich das im neuen Rahmenplan zeigen?

    JOSEF: Wer durch die Straßen radelt oder läuft, wird feststellen, dass aufgrund der Höhe der Gebäude ein steter Luftstrom herrscht. Dann kommt hinzu, dass Hochhäuser in der Regel auf ohnehin schon versiegelten Grundstücken entstehen. Unter dem Gesichtspunkt der Versiegelung und des Flächenverbrauches ist ein Hochhaus durchaus nachhaltig.

    Insgesamt spielt die Frage, wie wir bauen, eine immer größere Rolle. Hierzu werden sich Aussagen im Rahmenplan finden, ebenso zur Materialität und dem Thema Graue Energie. Gleiches wird für die Primärenergie gelten. Es wird sicherlich in Frankfurt in den nächsten Jahren neue Formen von Hochhäusern geben.

    Die Medien beschreiben hybride Nutzungen und Wohnhochhäuser als neuen Trend. Wie schätzen Sie diesen ein?

    JOSEF: Hybride Hochhäuser stehen in erster Linie für mehr Stabilität bei der Vermarktung. Sie werden erstmal nicht so geplant, weil es so hip wäre. Die Signale, die wir vom Markt erhalten, zeigen uns, dass das Luxussegment im Hochhauswohnen mit Kaufpreisen von bis zu 16.000 Euro pro Quadratmeter und darüber hinaus eigentlich gesättigt ist. Gleichzeitig ist es mir wichtig, die Versorgung der Stadt mit bezahlbarem Wohnraum voranzutreiben. Nehmen wir das Beispiel des Millennium-Towers im Europaviertel: Donald Trump wollte an dem Standort einmal Deutschlands höchstes Hochhaus bauen, einen Trump-Tower 2. Das Vorhaben wurde Anfang der 2000er-Jahre zusammen mit der damaligen Oberbürgermeisterin Petra Roth bekannt gegeben. Mal sollte es ein Wohnhochaus werden, auch sollten mal Büros reinkommen. Aus den Vorhaben ist nichts geworden. Auf dem Grundstück sind jetzt zwei etwas niedrigere Hochhäuser geplant, mit Wohnungen – davon 40 Prozent im preisbegrenzten Segment. Das wird klassischer sozialer Wohnungsbau oder Teil des Mittelstandsprogrammes sein. So schaffen wir Durchmischung und hierfür wollen wir als Stadt die Rahmenbedingungen setzen.

    Der Blick nach vorne speist sich also aus Erfahrungen der Vergangenheit?

    JOSEF: Wir haben in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass ein immer schnellerer Nutzungswechsel gefordert wird. War ein Haus etwa für Büros konzipiert, wurde dann ein Hotel daraus. Hier kann die Corona-Pandemie noch einmal eine neue Dynamik bringen. Der Markt geht deutlich in Richtung Hybridhochhäuser. Unser Wunsch ist allerdings, dass die Sockel öffentlich genutzt werden, mit Nutzungen, die interessant sind, für die große Öffentlichkeit der Stadt. Wir wollen, dass die Hochhäuser für die Bewohnerinnen und Bewohner im Stadtteil offen sind. „Ich darf hier nicht rein“ soll es nicht mehr geben. Das gehört auch zu einer hybriden Nutzung dazu.

    Abschlussfrage: Wie wird die Skyline Frankfurts in zehn Jahren aussehen?

    JOSEF: Sie wird mindestens genauso schön sein wie heute und es werden mehr Menschen etwas von ihr haben.

    Interview: Ulf Baier