Memi - Wohnkomplex Memhardstraße

  • ^ Also, wenn ich einen Beitrag ausführlich zitiere und als "prägnant" bewerbe, dann stimme ich ihm zu (es sei denn, ich übe ausdrücklich Kritik an ihm).

    Deine Dialektik ist bewundernswert, dass sie ebenso perfide ist, ist dir bestimmt klar.


    ich habe diesen Beitrag weder als 'prägnant' bezeichnet noch habe ich ihn beworben.


    Ich habe geschrieben, der Beitrag äußert recht prägnant - also auf deutliche oder zugespitzte Weise - ein paar Gedanken.

    Prägnant bezieht sich dabei auf das wie (also die Ausdrucksform bezogen) Inhaltspunkte formuliert werden und nicht auf den Inhalt selbst.


    Und beworben ist ebenso verfälschend, da ich diesen Beitrag zitiert habe ohne meine Meinung über den Inhalt abzugeben.

    Weil man etwas zitiert, heißt das noch lange nicht, dass man es inhaltlich bewirbt und damit übereinstimmt, es sei denn man äußert sich explizit dazu.


    Und schließlich ist deine Prämisse (Also wenn ich einen Beitrag....) falsch. Weil, das nach deinem Verständnis so ist, muss es noch lange nicht objektiv gesehen auch so sein.


    Wenn Du schon paraphrasierst, dann bitte so, dass auch der Inhalt nicht verfälscht wiedergegeben ist, vielen Dank

  • Du regst Dich über ein falsches "zustimmend" auf, unterstellst mir aber Perfidität. Na, besten Dank. Ich weiß überhaupt nicht, worüber Du Dich aufregst. Mein letzter Beitrag bedeutet:


    1. Wenn ich – das meint mich – ausführlich zitiere, dann ist das zustimmend gemeint.

    2. (unausgesprochen) Davon war ich auch bei Dir ausgegangen.

    3. Wenn ich das falsch eingeschätzt habe, ziehe ich die Frage zurück.


    Perfide ist daran gar nichts. Du arbeitest Dich hier an einem Pappkameraden ab. Schon mal was von wohlwollender Interpretation gehört?

  • Ich unterstelle dir - als Person - keine Perfidität, das hast du falsch verstanden.


    Ich habe deine Dialektik als bewundernswert und perfide bezeichnet, nicht mehr und nicht weniger. Und damit soll es auch genug sein.

  • Meiner Meinung nach sollte sich der Senat eher einmal darum bemühen, attraktive Neubauquartiere in den Außenbezirken zu ermöglichen.

    Gar nicht so einfach, wenn sich bei der ersten zarten Ankündigung eines Bauvorhabens sofort zig Bürger- und Anwohnerinitiativen gründen, die alles versuchen, Projekte entsprechend zu verhindern. Beispiele gibt es ja genug. Michelangelostrasse, französisch Buchholz, Fischerinsel (Hochhaus), Blankenburger Süden, ja selbst Nachverdichtungsprojekte wie z.b. in Fhain werden aggressiv torpediert und über Jahre hinaus unnötig verzögert.

  • Hier noch mal ein stimmungsvolles Bild vom Memi.


    haus10a3kvu.jpg


    Habe direkt gegenüber genächtigt. Man könnte sich schon einiges vorstellen: Balkone, Dachgärten, farbliche Hervorhebung der unterschiedlichen Fassadenteile. Abriss steht sicherlich nicht so schnell zur Debatte. Und auch eine grundsätzliche Renovierung halte ich zeitnah schon wegen des Aufwandes für schwierig, zumal die WBM noch einen großen Bestand unrenovierter Plattenbauten hat. (In der Linienstraße wird gerade ein kleiner Komplex renoviert) Also werden die Memi-Hasser hier im Forum noch etwas aushalten müssen:saint:

  • Eigentlich wollte die Moderne ja die Enge der alten Hinterhöfe überwinden. Hier schaut man durch die Unflexibilität der Bauweise rückseitig so nah auf die harte Brandwand des Altbaus, dass die Bewohner vermutlich zu schielen beginnen. An einem Novembertag braucht man bei diesem Ausblick vermutlich schon zum Frühstück einen Schnaps.


  • Mit Rationalität hat das nicht mehr allzu viel zu tun.

    Dieser irrationale Trotz, dieses Gebäude zu verteidigen, allein diese Verniedlichung der Bezeichnung 'Memi', vollkommen absurd, es als Ikone zu deklarieren, darauf stolz zu sein es dass es häufiger fotografiert wird als alles sonst in der Umgebung, es als bedeutender für Berlin zu bezeichnen als das Stadtschloß - wie hier es einer ganz stolz kundgetan hat, es muss als Symbol und Beweis für den Kampf gegen den Kapitalismus und Veränderung herhalten. spiegelt grundsätzliche Überzeugungen wider, Stadtplanung und Architektur sind nur vordegründig.

    Ich denke für die einen - eher den Älteren hat das viel damit zu tun, dass man sich Lebenslügen nicht eingestehen kann und will. Man hält an etwas fest entgegen jeder Erkenntnis, aus Trotz, aus Ohnmacht, was weiß ich. Man fokussiert sich auf etwas und dabei sind natürlich Gebäude wie das Memi besonders geeignet um an unwiderruflich Vergangenen festzuhalten. Und je größer die Ablehnung der anderen, desto mehr sieht man sich in seiner eigenen Haltung bestätigt.

    Die anderen - eher jüngeren sehen darin eine Alternative zu gegenwärtigen Ordnung, völlig egal, dass diese sich als absolut untauglich erwiesen hat, das wird ausgeblendet oder geschmeidig als korrigierbar angesehen wie es die Linkspartei so erfolgreich praktiziert, Die Politik befeuert diese Situation anstatt diese ganze Emotionalität etwas rauszunehmen. Das ist schon ziemlich einmalig was hier in Berlin sich entwickelt.

    Und das ganze 30 Jahre nach dem Mauerfall.

  • Warum wird in diesem Forum von Einigen eigentlich immer nur aus EINER Perspektive auf die Stadt geschaut? Es ist dermaßen engstirnig, ein Gebäude weghaben zu wollen, nur weil es Scheiße aussieht. Dann steigert man sich in seine Abneigung sogar noch rein und vergisst jeglichen Kontext völlig.

    Lieber Theseus, hast du schon einmal etwas von einer unsichtbaren Stadt gehört? In allen diesen Gebäuden wohnen Menschen, sie wurden vor einiger Zeit mit öffentlichen Geldern gebaut, werden von öffentlichen Gesellschaften verwaltet. In einem demokratischen System, in dem chronischer Wohnungsmangel, vorwiegend für die Mitte der Gesellschaft, herrscht.

    Ich mag womöglich zu deinem zitierten, "eher jüngeren", Publikum gehören, betrachte dieses Gebäude wie viele andere aber nicht deswegen als erhaltenswert, weil es sich in irgendeiner Art und Weise anarchistisch dem CBD von Ostberlin entgegenstellt, sondern weil es schlicht und einfach Kapazitäten bietet, die an anderen Stellen dringend benötigt werden. User xbrumairex hat die Qualitäten des Baus vormals ausgiebig umschrieben und von vielen für eine gesunde Stadt, wichtigen Merkmalen, gesprochen. Diese sind für die Außenwelt nicht sichtbar, sind aber weitaus Gewichtiger für eine Stadt, als die äußerlich hässlich anmutende Fassade.

  • Da ich jetzt nochmal vor Ort war, möchte ich anmerken, ja das Memi ist momentan häßlich. Das bestreitet glaube ich niemand. Aber es lebt (noch). Es hat einen Besitzer (WBM) und viele Bewohner. Dazu kommt, dass es ziemlich groß ist. Die WBM ist nun mal kein Investor, der kurzerhand abreißt und teurer neu aufbaut. Dehalb sollten man etwas gelassener mit dem Gebäude umgehen und schauen, was die Zukunft bringt.


    Eine viel größere Katastrophe ist die Verkehrsführung vor dem Memi. Da rauscht die Alexanderststraße mehrspurig daher und ergießt sich und den Verkehr in die Memhardstraße, wo dann an der Rosa-Luxenburg-Str. plötzlich Schluß mit "Autobahn" ist.


    Berlin plant zwar in diesem Bereich etwas zu ändern, aber so ganz wird man nicht schlau aus der Beschreibung. Von einer Abtrennung der Memhardstraße, einer Verkehrsberuhigung oder der Ausweisung von Bauland auf der überbreiten Straße ist da nicht die Rede.


    Nur soviel ist klar: für rund 550 Meter Karl Liebknecht Straße plus 140 Meter Memhardstraße werden 3 Jahre Planung und Ausschreibung und 1,5 Jahre Bauzeit vorgesehen. Also vor 2024 sind da keine Ergebnisse zu erwarten. (Und die, die wir dann sehen werden, werden uns alle wahrscheinlich enttäuschen).

    Einmal editiert, zuletzt von KaBa1 ()

  • Dieser irrationale Trotz, dieses Gebäude zu verteidigen, allein diese Verniedlichung der Bezeichnung 'Memi', vollkommen absurd

    Also ich wohn erst 6 Jahre in Berlin, verstehe die Berliner aber so, dass eher hässliche Hotspots bzw. mit negativem Image beladene Plätze etc. diese Kurzform erhalten...


    Siehe "Cotti" oder "Kutschi" und auch der "Görli" ...

    Das ist also keine Verniedlichung...

  • Kurzformen für bestimmte Orte, vor allem aber für Parks oder Plätze, sind entstanden, weil die Menschen die hier wohnen eine Beziehung dazu entwickelt haben.

    Zeigen tut sich das vor allem in der Jugend. Abkürzungen, hier Verniedlichungen, für Parks wie: „Mombi“, „Weini“ oder auch „Boxi“ bestimmen den Alltagswortschatz und geben Orientierung für vor allem Jüngere.


    So haben viele eine persönliche Beziehung zu dem „Memi“ Gebäude.
    es liegt an der Memhardstraße und so bietet es sich an es in irgendeiner Form abzukürzen.

    Und was prägt sich besser ein als „Memi“ :)

  • Lieber Theseus, hast du schon einmal etwas von einer unsichtbaren Stadt gehört? I

    Es ist schon seltsam, dass man hier etwas als unsichtbar deklariert, was seit Jahren im Zentrum der gegenwärtigen Politik steht. Unsichtbar heißt dass man jemand oder etwas nicht wahrnimmt, also nicht thematisiert. Nichts wird mehr thematisiert als die Problematik des Wohnraums für Geringverdiener.

    Es ist das Leitmotiv dieser Regierung, nach der sich alles richten muss. Von den verbalen Beschwörungen jeden moralisch zu verurteilen, der das nicht genauso sieht, über Unterstützung zu Enteignungsverfahren und mehr und mehr verwaltungstechnische Eingriffe - ob Umwandlungsverbot, Verbot von Sanierungen, Ausweitung von Milieuschutzgebieten, immer größere Anforderungen am Anteil sozial geförderter Wohnungen von privaten Bauherren und der Mietendeckel als ultimatives Kampfinstrument.

    Dazu die Besonderheit von Berlin mit seiner DDR Vergangenheit diese zu instrumentalisieren und - polemisch ausgedrückt - jeden Plattenbau als identifikationstiftend unerlässlich für die von der Wende traumatisierte Bevölkerung darzustellen und von daher jeden Abriss oder Neubau entsprechend thematisiert.


    Was ist daran unsichtbar?


    Hinzu kommt das Argument, dass mehr Neubau die Gentrifizierung beschleunigt, das Preisniveau anhebt. Von daher wird dieser nicht als probates Mittel angesehen und priorisiert Besitzstandswahrung und vertritt die Interessen derer, die schon da sind. Weil man nun mal in einer sozialen Marktwirtschaft agiert, sind natürlich Auswirkungen von Angebot und Nachfrage nicht so einfach auszuhebeln und wenn man bewusst zu wenig Angebot bereithält, also baut, wird das Bestehende teurer, eine Binsenweisheit. Also müssen Gesetze das verhindern oder oder noch besser, dafür werben, dieses System nachhaltig zu ändern, ob durch Enteignungen oder Verstaatlichungen.


    Weniger pathetisch betrachtet, handelt es sich um Klientelpolitik, nicht mehr und nicht weniger. Was die FDP für Apotheker oder andere Zielgruppen betreibt, macht die Linkspartei oder Grünen für den ihnen nahe stehenden Gruppen. Das ist alles legitim. Man weckt unerfüllbare Erwartungen und untermauert diese mit populistischen Prinzipien (Niemand darf verdrängt werden, niemand darf durch eine höhere Miete zum Umzug gezwungen werden, ) ein Grundrecht zu formulieren, dass jeder in der Innenstadt zu dem bestehenden Preis wohnen darf. Das als Ziel zu haben ist legitim und wichtig, es als ausschließliche Maxime des Handels zu erklären, ist ideologisch und falsch.


    Die ganzen Neuzuzügler - immerhin hunderttausende - die hier ohne irgendwelche Ansprüche zu stellen arbeiten, Steuern zahlen und zurechtkommen - rhetorisch als Gentrifizierer bekämpft und ich spreche nicht von den paar Topjobs - sondern der Mehrzahl von jungen Menschen, die in Startups oder Service Industrie für ziemlich wenig extrem viel arbeiten - die sind meines Erachtens wesentlich unsichtbarer,

    Die ganzen Berliner mit ausländischen Wurzeln vornehmlich türkischer oder asiatischer Herkunft - auch einige hunderttausend - die werden schon lange nicht mehr thematisiert, weil sie eben keiner Partei nahestehen und selbst zurechtkommen müssen und das tun.


    Dagegen werden Millionen öffentlicher Gelder für den Rückkauf von Häusern verwendet um vielleicht den ein oder anderen Umzug und ein paar hundert Euro Mietsteigerungen für eine Handvoll von Menschen zu verhindern, weil Einige so gewitzt sind, sich entsprechend zu organisieren und auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen - so ganz unsichtbar.


    Es ist nachvollziehbar und wird ja auch von niemand ernsthaft bestritten, dass die meisten Plattenbauten nicht so einfach abgerissen werden können. Darum geht es auch nicht. Aber wenn man jahrelang zu wenig baut, kein Interesse daran hat, die nachteilige Eigentümerstruktur von Berlin zu verändern, die mehr helfen würde Armut im Alter zu verhindern als jeder Mietendeckel es könnte. Natürlich kann sich nicht jeder eine Wohnung leisten, aber jedem dem dies gelingt, hat objektiv eine bessere Situation und reduziert die Anzahl der Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind.


    Du siehst die Rechtfertigung dieser Politik darin die Lebensqualität für alle zu erhalten, ich sehe dies als genauso wichtig an, halte es aber für den falschen Weg indem man bewusst Konfrontationen schafft und die und die Stadt und ihre Bewohner spaltet. Das ist nämlich die Realität dieser Politik - und diese für mich ziemlich sichtbar

  • Warum wird in diesem Forum von Einigen eigentlich immer nur aus EINER Perspektive auf die Stadt geschaut? Es ist dermaßen engstirnig, ein Gebäude weghaben zu wollen, nur weil es Scheiße aussieht. Dann steigert man sich in seine Abneigung sogar noch rein und vergisst jeglichen Kontext völlig.

    Wahrscheinlich weil es ein Architekturforum ist und das Diskutieren über die Qualität der Architektur deshalb für die meisten im Vordergrund steht. Die immer wieder politischen Auseinandersetzungen im Berliner Unterforum deuten aber doch offensichtlich darauf hin, dass die allerwenigsten hier nur aus EINER Perspektive auf die Stadt schauen. Dass die beispielsweise sozialen Argumente bei manchen nicht ausreichen, um die Meinung pro Erhalt eines Gebäudes zu bewegen heißt noch nicht, dass sie nur aus dieser Perspektive auf die Gebäude schauen, sondern dass sie diese Argumente anders gewichten und zu einem anderen Schluss kommen.


    Ich persönlich finde das Memi so hässlich, dass ich mich tatsächlich auch frage, ob man konkret dieses Gebäude nicht erhalten sollte (gewissermaßen als abschreckendes Beispiel dafür, was Lieblosigkeit u.A. mit Architektur anrichten kann oder vielleicht auch als Gegenstand Dunkler Romantik). Ich finde es aber problematisch, die Erhaltung hässlicher Gebäude zwecks Erhaltung billigen Wohnraums zu einem allgemeingültigen Prinzip zu erheben. Würde man das tun, wären selbst die schlimmsten Gebäude und Ensembles in der Innenstadt dazu prädestiniert, auf ewig zu bleiben, es sei denn, man könnte alternativen, billigen Wohnraum zur Verfügung stellen. Stünden in der innenstadt beliebig viele Flächen zur Verfügung, wäre es kein Problem, an anderer Stelle ein neues Projekt zu entwickeln. Irgendwann sind aber nunmal (fast) alle freien Flächen in der Innenstadt bebaut. Dann bleibt nichts anderes übrig, als bestehende Flächen durch Abriss und Neubebauung neu zu entwickeln, wenn man das Angebot an billigen (und nicht-billigen) Wohnungen erweitern und zugleich die Stadt architektonisch weiterentwickeln möchte. Die Alternative ist, dass Projekte außerhalb der Innenstadt entwickelt werden und die Entwicklung der Innestadt architektonisch und demografisch stagniert. Letzteres halte ich nur für ein wünschenswertes Szenario, wenn bereits ein Zustand beinahiger Perfektion erreicht ist. (Dies ist für die Berliner Innenstadt mMn bei Weitem nicht der Fall.)


    Ohne Rücksicht auf die dort lebenden Menschen Gebäude abzureißen, die uns nicht passen, ist aus meiner Perspektive falsch. Die Gründe dafür wurden von meinen Vorrednern gut ausgeführt. :) Aus Rücksicht jedes beliebige Gebäude stehen zu lassen, halte ich aber aus dem oben ausgeführten Grund ebenfalls für falsch. Falls man die Entwicklung der Stadt befürwortet, ist das Argument "es leben sozial bedürftige Menschen im Gebäude" kein Totschlagargument, weil es in seiner extremsten Konsequenz zu einer Stagnation der Stadtentwicklung führt. Die Lösung muss meiner Meinung nach ein Mittelweg sein: Unter Rücksicht auf die betroffenen Menschen die konkreten Fälle zu beurteilen und an manchen Stellen den Status Quo zu erhalten, an anderen Stellen die Stadt durch Nachverdichtung und somit durch Schaffung von mehr und auch billigem Wohnraum weiterzuentwickeln.

  • Den meisten Ausführungen meiner Vorredner kann ich nur zustimmen. Das Memi ist meines Erachtens kackhässlich und städtebaulich eine Katastrophe. Dies trifft natürlich auch auf weitere Gebäude in Berlin zu, sowohl im Osten als auch im Westen. Aber gerade an dieser prägnanten Stelle im Rücken des Alexanderplatzes schmerzt der Anblick schon sehr. Deshalb wäre auch ich für einen Abriss und die Entwicklung eines heutigen Ansprüchen genügenden Neubaus.

    Wohin aber mit den Mietern?? Der übliche Weg wäre sicher, frei werdende Wohnungen nicht mehr neu zu vermieten und ab einem gewissen Leerstand die restlichen Mieter zu "bestechen", sich anderswo eine Bleibe zu suchen (also Finanzierung des Umzugs und temporäre Mietunterstützung). Aber es gibt halt keinen anderen adäquaten Wohnraum! Und insbesondere die Linkspartei tut ihr übriges, dass sich daran auf absehbare Zeit nichts ändern wird. Wo bleibt die Neubauinitiative? Wo bleibt, um Nachverdichtung zu ermöglichen, der Widerstand gegen Anwohnergruppen, die auch noch den letzten haustürnahen Stellplatz mit Mistgabeln verteidigen? Ich bin sehrwohl der Meinung, dass es auch in einer Innenstadt preiswerten Wohnraum geben muss, und gerade die Plattenbauten rund um den Alex bieten sich da förmlich an. Aber wer in der Innenstadt wohnt, muss eben auch damit rechnen, dass ihm vom Balkon aus keine 100 Meter unverbauter Cityblick garantiert werden können.

    Es ist sicher gerade für Linke problematisch, innerhalb des herrschenden Systems eine zufriedenstellende Lösung zu finden. Wir leben nun mal im Kapitalismus und selbst der Wohnraum ist hier (leider) eine Ware, deren Preis sich über Angebot und Nachfrage regelt. Also bleibt eigentlich nur, auf der Angebotsseite aufzustocken (im wahrsten Sinne des Wortes) oder das System zu ändern bzw. zumindest den Wohnraum aus dem Markt zu nehmen. Hat sich die Linke da schon abschließend entschieden??

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    Das ist doch im Grunde sowas von machbar. Die WBM baut an mehreren Orten.


    a) Die Bewohner des Memi ziehen temporär in einen anderen Neubau der WBM, der gerade fertig gestellt wurde und entsprechende Kapazitäten bietet. Da die Leute in einen nigelnagelneuen Neubau ziehen, der normalerweise über ihrem Mietniveau läge, werden sie auch weniger Grund zu meckern haben, u.a. auch vor Gericht. Der Umzug wird von der WBM bezahlt.


    b) Während die Bewohner im anderen WBM Neubau wohnen, wird das Memi abgerissen und an dessen Stelle ein Neubau errichtet. Die Bewohner haben eine Garantie nach Fertigstellung des Memi-Nachfolgers eine Wohnung vergleichbarer Größe zu ihrer alten zu erhalten. Die Miete müsste natürlich steigen, hier könnte man aber einen Ausgleichsfonds o.Ä. einrichten, bzw. das Mietniveau der Altmieter vorerst übernehmen und einer jährlichen Staffelung unterziehen, die evtl. auch vom Jobcenter mitgetragen würde.


    c) Ist das Memi 2.0 fertig und alle Alt-Bewohner wieder eingezogen, wird der andere WBM-Neubau entsprechend vermietet. Die Verträge hierfür könnten auch schon Jahre davor abgeschlossen werden mit Einzugsdatum ab Fertigstellung o.Ä.


    Diese Lösung wäre natürlich für die WBM keine günstige Lösung und vermutlich auch nicht finanzierbar. Es sei denn die WBM hätte die Gewissheit, dass nach Fertigstellung des neuen Memi nicht nur die alten Mieter quasi mitgezogen würden, sondern auch eine respektable Zahl an Neumietern hinzukämen, die durch ihr höheres Mietniveau quasi die Altmieter mit ihrem niedrigeren Mietniveau quersubventionieren. Dafür müsste das Memi 2.0 auch entsprechend mehr Wohnraum bieten und das ginge nur über den Bau eines (oder zwei) Hochhäuser. Wenn ich 50 billige Wohnungen habe und die erhalten will, dann kann ich das verkraften, wenn ich 350 neue Wohnungen baue. Bringen 50 davon eine negativ-Rendite, dann geht das evtl. gerade noch durch. Die WBM hat ja den Vorteil, dass sie kein Aktienunternehmen ist und keine entsprechend hohen Gewinne erwirtschaften muss, bzw. nicht unter diesem Druck steht. Es ist alles möglich. Die Linke müsste nur mal ihren absurd verbohrten Hochhaus-Hass aufgeben und zumindest mit einem Fuß in der Realität ankommen.

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    Politisch verantwortlich für die Entwicklung des Memi ist -neben der WBM- nun mal die Bausenatorin und damit die Linke. Die WBM kann eine Anfrage stellen, aber die Entscheidung liegt letztlich bei Frau Lompscher, bzw. nun dessen Nachfolger/in. Frau Lüscher hat ein Mitspracherecht im Sinne ihres Sitzes in der Baukommission, aber die finale Entscheidungsgewalt im Sinne pro/contra HH am Memi, hat meines Wissens nach der/die Bausenator/in und damit die Linke. Nun möchte ich wissen, wo die Linke jemals irgendein Hochhaus geplant oder auch nur gutgeheißen hat? ..genau.


    Zwar lasse ich mir sonst gern den Vorwurf gefallen, politisch einseitig zu färben, aber hier kann ich ihn nicht gelten lassen.

  • ^ Das Memi ist einfach da. Ich bezweifle stark, dass dieses Grundstück in den letzten drei Jahren Thema im Senat gewesen ist. Sie können der Linken sicher einige – auch berechtigte – Vorwürfe machen. Eine konkrete Initiative gegen den Abriss des Memi müssten Sie aber nachweisen. Der letzte Stand der Alex-Planung wurde noch unter rot-schwarzer Ägide beschlossen. Und – anders als unter rot-schwarz – sind am Alex derzeit immerhin zwei Hochhäuser zwischen 130 und 150 Meter im Bau, vier weitere in konkreter Planung. Soviel zum "absurd verbohrten Hochhaus-Hass".


    (Ich hätte übrigens einiges an Kritik anzumelden, was den Umgang der Linken mit dem Hines-Turm oder mit Karstadt am Hermannplatz betrifft – aber solange Leute wie Sie unausgesetzt mit der Ideologiekeule um sich schlagen, scheint mir jede sachliche Debatte darüber unmöglich zu sein.)

  • Und – anders als unter rot-schwarz – sind am Alex derzeit immerhin zwei Hochhäuser zwischen 130 und 150 Meter im Bau, vier weitere in konkreter Planung. Soviel zum "absurd verbohrten Hochhaus-Hass".

    Das ist kein Argument pro Senat. Die Hochhäuser wären auch unter Schwarz/Rot entstanden -in 150m. Zusätzlich wäre der Erhalt des HdS nicht durchgesetzt worden, sondern auch hier HH entwickelt worden. Mal ganz abgesehen davon, dass Schwarz/Rot nicht so einen unwürdigen Eiertanz mit Benko, der allein am Zoo ursprünglich satte 900(!) Millionen investieren wollte, vollführt hätte, sondern den roten Teppich ausgerollt. Das muss man sich mal vorstellen, da kommt jemand und will fast eine Milliarde in das Stadtzentrum investieren und die Stadt sagt einfach "Nö". L&L haben nicht mal nennenswert nachverhandelt, die haben einem 900 Millionen Euro Investment einfach "Nö" gesagt. Nicht mal in Paris könnte ich mir eine derartige Arroganz vorstellen. Die einzige Stadt, die so ein Investment einfach so aus Trotz ablehnen könnte, wäre wahrscheinlich Dubai.

    (Ich hätte übrigens einiges an Kritik anzumelden, was den Umgang der Linken mit dem Hines-Turm oder mit Karstadt am Hermannplatz betrifft – aber solange Leute wie Sie unausgesetzt mit der Ideologiekeule um sich schlagen, scheint mir jede sachliche Debatte darüber unmöglich zu sein.)

    Und ich guck mir das in den entsprechenden Threads an. Jeder kann das halten wie er will, aber ich persönlich haue meine "Ideologie-Keule" im Wesentlichen auf Regierungsparteien und verwende sie z.B. nicht dazu, um "Nationalisten" unter den Forenteilnehmern ausfindig zu machen. :gruppe2: