Memi - Wohnkomplex Memhardstraße

  • Zitat von xbrumairex
    Ich melde mich hier mal zu Wort, als jemand, der tatsächlich einige Jahre in der Memi gewohnt hat (...)

    Interessant danke!


    Wenn uns das Memi erstmal (augenscheinlich mit gutem Grund) erhalten bleibt könnte man sich stattdessen mal ganz masterplan-mäßig um die Memhardstraße kümmern, sprich (z.B.): die gegenüberligende Ecke gestalten und/oder die Memhardstraße in eine Fußgängerzone umwandeln.


    Wenn das ganze nur noch eine T-Kreuzung wäre, würde der Wohnblock automatisch einen großen Teil seiner unschönen Raumwirkung verlieren.

  • Wir erhalten jetzt abrißreife Schrottbuden, weil die Wohnungen darin schön groß und billig sind?! Wo ist der Unterschied zu jedem anderen abrißreifen Haus?

    Ein Neubau hätte auch schöne, große Wohnungen. Nur eben nicht billig. Ich wage aber die Prognose, dass auch eine Sanierung des Memi keine "Billigwohnungen" hervorbringen würde, denn natürlich würde auch die WBM die Sanierung auf die Miete umlegen. Bei einem Neubau könnte die Stadt aber ebenfalls festschreiben, dass ein Teil im Sozialpreisbereich gebaut wird. Ich sehe hier kein Argument, das mich überzeugt. Dieselben Argumente könnte ich auf jedes andere Gebäude übertragen, das sich in ähnlichem Zustand befindet. Und nein, das Memi ist keine Architekturikone. Nicht mal im negativen Sinne.

  • ^^Meine Vision wäre die Memhardstraße wieder in ihrem historischem Verlauf auf den Alex zuzuführen, allerdings nur für Fußgänger und Radfahrer. Das wäre eine direkte Verbindung zur Alexanderstraße.

    Die Straße wurde bis auf den kleinen Flachbau gegenüber des Memi auch freigehalten, weil darunter die U-Bahn ist.

  • Ich vergleiche gerade einen alten Stadtplan mit Google und bin etwas verwirrt.


    Also die Memhardtstraße ging quasi da hin wo jetzt die Gasse zwischen Kaufhof und Park Inn ist?


    Das wäre auch eine gute Idee.


    Bzw: Wenn man die Memhardtstraße zur Fußgängerzone erklärt, ohne sie zu verschwenken, wäre das de facto auch schon gegeben. Dann wäre es sozusagen ein trapezförmiger "Memhardtplatz" der die historische Straße mit einbezieht.


    Es sei denn Deine Vision beinhaltet die Bebauung des Mini-Dreiecks, wo jetzt der Flachbau steht.

    Dann hätten wir gleich zwei Memhardtstraßen da man zwischen Memi-Wohnblock/Berliner Verlag und dem dann entstehendenen Nachbargebäude ja etwas Platz haben muss (ich gehe hier davon aus, dass man das Memi nicht abreißt).

  • Die GAG in Köln ist zu vergleichen wie mit der WBM und das kommunale Wohnungsunternehmen reißt auch mal in die Jahre gekommene Immobilien ab, baut sie neu & lässt Altmieter zu fast gleichen Konditionen bevorzugt wieder einziehen.


    So geht Stadtumbau, kommunale Daseinsvorsorge und soziale Verantwortung!

  • Wir erhalten jetzt abrißreife Schrottbuden, weil die Wohnungen darin schön groß und billig sind?! Wo ist der Unterschied zu jedem anderen abrißreifen Haus?

    (....)Und nein, das Memi ist keine Architekturikone. Nicht mal im negativen Sinne.

    Die Memi ist baulich nicht abrissreif, sondern sanierungsreif. Und als ikonisch würde ich sie schon betrachten, es ist sicherlich eines der meist fotografierten Gebäude in der Ecke, besitzt sogar Merchandise und zieht auf jeden Fall mehr Blicke auf sich als jeder Neubau, der in der Gegend in den letzten Jahren entstanden ist. Einzigartig ist das Gebäude auf jeden Fall.


    Und Wohnungen zu erhalten, die groß und günstig sind...wo ist da das Problem? Eine Stadt dient dem Menschen und nicht umgekehrt. Die meisten Menschen interessieren sich nicht für Fassadengestaltung, Materialwahl, Fensterformen, die Menschen wollen wohnen (idealerweisen in großen und schönen Wohnungen) und das zu einen fairen Preis und dass das in Berlin an so prominenter Stelle ermöglicht wird ist ja kein bescheuerter Fehler sondern das was die Stadt aus- und lebenswert macht. Und es ist ja nicht so, als würden rund um den Alexanderplatz nicht alle möglichen gesichtslosen Häuser hochgezogen, in denen menschenfeindliche Architekten mit bodentiefen Fenstern für viel Geld wohnen können. Ich guck ehrlich gesagt lieber auf die Memi als auf das Student Hotel oder Grandair. Aber diese Diskussion wurde jetzt auch oft genug geführt, ich will die gar nicht erneut anfeuern. Ich wollte euch nur die Illusion nehmen, dass die Memi bald abgerissen werden könnte. Sorry, ihr müsst leider damit leben, dass sie bleibt.


    Praktischerweise gibt es von der WBM auf https://www.jeder-qm-du.de/ueber-die-platte/ einige Beispiele für die Fassadenumgestaltung von Plattenbauten. Vielleicht ist das ja ein Lichtblick für euch.

  • Die Memi ist baulich nicht abrissreif, sondern sanierungsreif. Und als ikonisch würde ich sie schon betrachten, es ist sicherlich eines der meist fotografierten Gebäude in der Ecke, besitzt sogar Merchandise und zieht auf jeden Fall mehr Blicke auf sich als jeder Neubau, der in der Gegend in den letzten Jahren entstanden ist. Einzigartig ist das Gebäude auf jeden Fall.


    Und Wohnungen zu erhalten, die groß und günstig sind...wo ist da das Problem? Eine Stadt dient dem Menschen und nicht umgekehrt. Die meisten

    Sorry aber deine Argumentation ist keine: Das Memi wird fotografiert weil es so abstrus und hässlich ist. Für Touristen wahrscheinlich eine große Überraschung dieses doch eigentlich reichen Industrielandes Deutschland. Wäre ein Müllhaufen mitten in der Stadt - er würde auch fotografiert werden, denn für ein Foto wäre es aus künstlerischer Sicht sicherlich interessant: Ein Müllberg direkt neben dem Berliner Dom - wow, was für ein Kontrast.


    Das ewige Argument der günstigen Mieten, kann ich an dieser Stelle ebenfalls nicht mehr hören. Wie bereits mehrfach beschrieben, befinden sich zahlreiche Brachflächen unweit des Alexanderplatz - hier könnte man massiv Wohnungsbau betreiben, auch für die Mittelschicht die weniger verdient.


    Der Alexanderplatz ist aber sicherlich nicht zur Subventionierung von irgendwelchen Architekten da, die sich dort in eine günstige Maisonettewohnung in zentraler Lagen einmieten...

  • Wo gibt es denn noch "zahlreiche Brachflächen" um den Alexanderplatz herum? Das Gebiet hinter dem Alexa bis zur Jannowitzbrücke ist komplett durch. Das Haus der Statistik befindet sich in der Sanierung. Und in den paar übrigen Lücken kommen dann so Schönheiten wie das Hines-Ding, Monarch usw. Höchstens Richtung Strausberger Platz lässt sich punktuell verdichten, das war's.


    Für mich ist die Memi ein wichtigeres Zeitdokument der Stadtgeschichte als das nutzlose Stadtschloss. Aber wie gesagt, jede Diskussion darüber ist eigentlich müßig. Und subventioniert wird darin auch niemand, ich würde behaupten, dass sich der Bau seit einer Weile refinanziert hat.

  • ^Subventioniert durch den Rest der Gesellschaft, die sich diesen Schandfleck mitten in der Stadt weiterhin ansehen müssen. Hier wurde ja bereits ein Architekt angeführt der sich dort ganz toll in eine große Maisonette Wohnung mit toller Aussicht eingemietet hat...herzlichen Glückwunsch zur Unterstützung eines "Müllhaufens", mitten in der Stadt.

    Bzgl. Alternativen, habe ich bereits in einem anderen Thread darüber geschrieben (Julius Pintsch Brache). Auch diverse brachliegende Grundstücke um den Ostbahnhof herum könnten eine Option für weiteres Wohnen sein. Hier könnte man sich mit Investoren einigen und eine langfristige Lösung mit neuen Wohnungen schaffen. Auch für ein Neubau anstelle des Memi, könnte man sich mit den Investoren sicherlich auf den so und so geforderten Anteil an günstigen neuen Wohnraum einigen.

  • Ich sehe diese Diskussion in eine Richtung abdriften, die mir nicht gefällt.

    Man sollte grundsätzlich, gerade im Bezug aufs Memi, zwischen dem Objekt und dem Kontext, sprich zwischen ansprechender Architektur und nachhaltiger Stadtplanung unterscheiden. Das fällt in diesem Forum grundsätzlich VIEL zu kurz. Das Memi mag einigen Usern aus architektonischer Sicht sauer aufstoßen, weil es sich städtebaulich und gestalterisch nicht in den Ort integrieren mag. Es ist aber nun mal da, da drin wohnen Menschen in einer funktionierenden nachbarschaftlichen Beziehung zueinander, es gehört seit jeher einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft, die einen Teufel tun wird das Ding abzureißen. Gerade jetzt in Zeiten des hochangespannten Wohnungsmarktes betrachte ich dies als quasi ausgeschlossen.

  • ^^ Deine Emotionalität ("Schandfleck", "Müllhaufen") unterstreicht, dass es einem performativen Selbstwiderspruch nahe kommt, wenn man dem Memimonster auch noch seine Qualität als negative Architekturikone absprechen will, wie es Berlinier am Ende seines Beitrags (#102) tat. Dass dem schon Jahrzehnte fertig gebauten Memi überhaupt ein Strang gewidmet ist, dass sich mehr als 100 Einträge mit ihm beschäftigen, dass dieses Gebäude noch nach Jahrzehnten emotionale Ausbrüche generiert, dass alles belegt gerade seine herausstechende negative Qualität.

  • Bzgl. Alternativen, habe ich bereits in einem anderen Thread darüber geschrieben (Julius Pintsch Brache). Auch diverse brachliegende Grundstücke um den Ostbahnhof herum könnten eine Option für weiteres Wohnen sein.

    Die Julius Pintsch-Brache wurde nach meinem Kenntnisstand als Schulstandort gesichert. Das Gebäude an sich wird derzeit in Büros umgewandelt. Und wenn ich mir die aktuellen Luftbilder vom Senat und ALKIS-Daten anschaue, dann bleibt um den Ostbahnhof auch nicht mehr viel übrig an leeren Flächen. Außer halt vereinzelte Nachverdichtung zwischen den Platten.

  • ^^ Deine Emotionalität ("Schandfleck", "Müllhaufen") unterstreicht, dass es einem performativen Selbstwiderspruch nahe kommt, wenn man dem Memimonster auch noch seine Qualität als negative Architekturikone absprechen will, wie es Berlinier am Ende seines Beitrags (#102) tat. Dass dem schon Jahrzehnte fertig gebauten Memi überhaupt ein Strang gewidmet ist, dass sich mehr als 100 Einträge mit ihm beschäftigen, dass dieses Gebäude noch nach Jahrzehnten emotionale Ausbrüche generiert, dass alles belegt gerade seine herausstechende negative Qualität.

    Das ist das "Müllhaufen"-Argument. Schön umschrieben. Mehr aber auch nicht.


    Die Julius Pintsch-Brache wurde nach meinem Kenntnisstand als Schulstandort gesichert. Das Gebäude an sich wird derzeit in Büros umgewandelt. Und wenn ich mir die aktuellen Luftbilder vom Senat und ALKIS-Daten anschaue, dann bleibt um den Ostbahnhof auch nicht mehr viel übrig an leeren Flächen. Außer halt vereinzelte Nachverdichtung zwischen den Platten.

    Politische Fehlentscheidungen belasten grundsätzlich alle - den Standort rein für eine Schule zu sichern ist absolut lächerlich und aus meiner Sicht eher ein taktisches Vorgehen um den Investor endlich zur Tätigkeit anzuregen.

  • Dass dem schon Jahrzehnte fertig gebauten Memi überhaupt ein Strang gewidmet ist, dass sich mehr als 100 Einträge mit ihm beschäftigen, dass dieses Gebäude noch nach Jahrzehnten emotionale Ausbrüche generiert, dass alles belegt gerade seine herausstechende negative Qualität.

    Das liegt aber nicht an dem Gebäude, sondern daran, dass es derart exponiert steht. Würde das Memi irgendwo in Marzahn stehen, es würde niemanden interessieren. Es wäre nur eine abrißreife Platte mehr. Deshalb spreche ich dem Gebäude auch selbst eine negative Ikonenfunktion ab. Bei einer Ikone erwarte ich auch herausragende bauliche Merkmale. Was hier herausragt, ist die Deplatziertheit. Das Gebäude wäre wohl selbst von der DDR mittlerweile beseitigt und ersetzt worden, hätte sie bis heute bestand gehabt. Dieser Gedanke macht ein Fortbestehen -auch in sanierter Form- für mich umso absurder.

  • ^ Ja, die exponierte und zentrale Lage trägt maßgeblich zur hässlichen Wirkung des Memi bei, und je attrakiver diese gestaltet wird, umso monströser erscheint das Memi. Aber das gilt generell für "negative Architekturikonen": Gerade in zentralen, hochwertigen Lagen entfalten sie ihre ganze hässliche Wirkung und können negativ ikonisch werden, und je schöner das Umfeld, desto auffallender der Mangel an Schönheit, je hässlicher das Umfeld, desto weniger werden sie erkennbar und können dadurch i.d.R. gerade keinen ikonischen Charakter gewinnen. Das ist auch kein Wunder, denn das Mangelhafte stellt, nach traditionellen Privationstheorien, eben keine positive Qualität dar, sondern ist gerade die Abwesenheit positiver Qualitäten und ist daher auf solche angewiesen. Klassisches Beispiel ist die Lüge, die ihre Macht nur in einem Klima der Aufrichtigkeit entfalten kann. Wo alle lügen, verliert die Lüge entsprechend an Macht.

  • Ja, genau dort war die alte Memhardstraße. Man könnte die neue halbieren und die alte Straßenflucht wieder aufnehmen. Es wäre dann Platz für ein Gebäude auf dem Dreieck. Das Memi würde dadurch in den Hintergrund gerückt.


    Einen guten Überblick von früher und heute hat man hier: https://1928.tagesspiegel.de/#

  • ^ Ja, die exponierte und zentrale Lage trägt maßgeblich zur hässlichen Wirkung des Memi bei, und je attrakiver diese gestaltet wird, umso monströser erscheint das Memi. Aber das gilt generell für "negative Architekturikonen": Gerade in zentralen, hochwertigen Lagen entfalten sie ihre ganze hässliche Wirkung und können negativ ikonisch werden, und je schöner das Umfeld, desto auffallender der Mangel an Schönheit, je hässlicher das Umfeld, desto weniger werden sie erkennbar und können dadurch i.d.R. gerade keinen ikonischen Charakter gewinnen. Das ist auch kein Wunder, denn das Mangelhafte stellt, nach traditionellen Privationstheorien, eben keine positive Qualität dar, sondern ist gerade die Abwesenheit positiver Qualitäten und ist daher auf solche angewiesen. Klassisches Beispiel ist die Lüge, die ihre Macht nur in einem Klima der Aufrichtigkeit entfalten kann. Wo alle lügen, verliert die Lüge entsprechend an Macht.

    Wenn du das "Müllhaufen" Argument immer und immer wieder wiederholst, wird es dadurch ja nicht richtiger. Ja - ein Müllhaufen direkt neben der Berliner Oper, dem Brandenburger Tor oder dem Reichstagsgebäude wirkt tatsächlich wie ein enormer Kontrast. Wahrscheinlich würde dieser Kontrast von diversen Touristen sicherlich auch fotografiert. Diesem Kontrast aber dann fast schon einen künstlerischen Charakter zu unterstellen, halte ich in diesem Fall aber dann doch für eine sehr zweifelhafte Argumentation.

  • ^ Wer hat dem "Kontrast" "fast schon einen künstlerischen Charakter" unterstellt? Du legst irgend jemandem (offenbar mir) damit etwas in den Mund und findest das, was Du dem anderen in den Mund legst, eine "sehr zweifelhafte Argumentation". Das finde wiederum ich eine zweifelhafte "Argumentation" oder, genauer: es ist ein altbekannter rhetorischer Trick.


    Im Übrigen habe ich auch keineswegs das "'Müllhaufen'-Argument" wiederholt, ich habe das Wort nie in dem Mund genommen, und zwar schon deswegen nicht, weil ich keine Ahnung habe, um was für ein "Argument" es sich dabei handeln soll, wofür oder wogegen sich das Argument richtet. Da der Ausdruck "'Müllhaufen'-Argument" von Dir eingeführt wurde, magst Du uns erklären, was Du darunter verstehst?

  • ^Das Müllhaufen Argument habe ich bereits hier erklärt, ich wiederhole aber gerne:

    "Das Memi wird fotografiert weil es so abstrus und hässlich ist. Für Touristen wahrscheinlich eine große Überraschung dieses doch eigentlich reichen Industrielandes Deutschland. Wäre ein Müllhaufen mitten in der Stadt - er würde auch fotografiert werden, denn für ein Foto wäre es aus künstlerischer Sicht sicherlich interessant: Ein Müllberg direkt neben dem Berliner Dom - wow, was für ein Kontrast."


    Zitat ElleDeBe:

    "dass es einem performativen Selbstwiderspruch nahe kommt, wenn man dem Memimonster auch noch seine Qualität als negative Architekturikone absprechen will, wie es Berlinier am Ende seines Beitrags (#102) tat."


    Was ist denn dann eine "negative Architekturikone" für dich? Meinst du damit nicht eine Art Kunstwerk? Wenn nicht, korrigiere mich gerne was du darunter verstehst. Aus meiner Sicht willst du doch genau das sagen: Das Memi ist eine Art Kunstwerk, denn Kontrast zwischen enormer Verwahrlosung und dem aufstrebenden Zentrum, wäre hier als Kunst zu identifizieren? Natürlich stimme ich dem nicht zu, aber korrigiere mich bitte, wenn ich falsch liege in der Interpretation deiner Behauptung, dass Memi wäre eine "Architekturikone"....

  • ^ Den Ausdruck "negative Architekturikone" habe ich in Anführungsstriche verwendet, weil ich damit auf Berlinier Bezug nahm:

    Deshalb spreche ich dem Gebäude auch selbst eine negative Ikonenfunktion ab.

    Vielleicht lässt sich dieser Ausdruck wie folgt sinnvoll bestimmen: Wenn Ikon allgemein "Bild" bedeutet und das Ikonische besonders eindrucksvolle, präsente Bilder bezeichnet, die sich im kollektiven Bildgedächtnis einschreiben, dann wären ikonische Bauten solche, die sich uns, besonders aufrund ihrer Eigentümlichkeit oder Eizigartigkeit, so tief einschreiben, die wir sie vor Augen haben, wenn wür über sie sprechen. Negative Ikonische Bauten würden sich auch einschreiben, aber verbunden mit dem Gefühl der Unlust (Abgestoßensein, Ärger etc.).


    Bis zu einem gewissen Grad zumindest scheint das auch für das Memi zu gelten, insofern es sich bei ihm um keinen hundsgewöhnlichen Bau handelt, wie man ihn so tausend- oder hundert- oder auch nur dutzendfach anderswo sehen kann. Es ist schon sehr eigen. Gleichwohl denke ich nicht, dass diese Eigentümlichkeit so markant ist, dass sie selbst in der Lage wäre, diesem Gebäude eine Ikonizität zu verleihen. Vielmehr kontrastiert diese Eigentümlichkeit, die Materialität, auch der heruntergekommene bauliche Zustand, negativ mit der Umgebung, und, mehr noch, mit der Lage, die sowohl äußerst zentral als auch sehr exponiert ist (freier Blick vom Alexanderplatz).


    Diese Kombination: Betonbrutalistisch-markante, eckige Eigentümlichkeit + exponierte und zentrale Lage führen dazu, dass das Memi sich den Leuten einprägt, bei den meisten vermutlich negativ. Vielleicht trägt zum negativen Charakter auch die Assoziationskette DDR, Kommunismus, Unfreiheit etc. bei, die sich bei vielen Betrachtern einstellen mag. Übrigens wissen wir aus der Geschichte, dass sich solche assozierten Gefühle auch ändern können: Vom Straßburger Münster heißt es, dass er eine Zeit lang als überladen und unkünstlerisch galt, der Brutalismus erfährt seit Jahren eine positive Umwertung etc. Nicht ausgeschlossen also, dass auch das Memi zum Gegenstand einer positiven Umwertung wird.