Memi - Wohnkomplex Memhardstraße

  • Das Memi ist der Eiterpickel am Alexanderplatz, den es auszudrücken gilt...

    Auch wenn ich dir städtebaulich Recht geben mag, ist diese Art der Argumentation wenig hilfreich und entspricht jener, die in einem anderen Forum aus einer bestimmten Ecke immer wieder gebracht wird.

    Ich finde es positiv, dass ausnahmsweise Mal Einigkeit darin besteht, dass der Bestandsbau an dieser Stelle weder architekturhistorisch stadtbildprägend noch exemplarisch für eine bestimmte Episode des DDR-Städtebaus steht, sondern im Gegenteil, er widerspricht jenem der 1980er Jahre sogar vehement. Vermutlich wurde auch deshalb kein Denkmalschutzstatus ausgesprochen.


    Weiß denn jemand, ob dort wirklich ein bestimmter Leerstandsgrand herrscht und das Haus "heimlich" entmietet wird, oder war da der Wunsch Vater des Gedanken und es werden weiterhin unbefristete Mietverträge ausgesprochen? Den Bildern nach zu urteilen scheint in der Tat ein nicht unerheblicher Teil leerzustehen, aber das ist aufgrund der Spiegelungen auf den Fotos nicht mit Sicherheit zu benennen.

  • Wir müssen in unserer Gesellschaft und in diesen Zeiten kapieren das es keine einfachen Lösungen gibt und wir mit einer Menge Paradoxien zu kämpfen haben die unsere Zeit so mit sich bringt.

    Gerade das Memi finde ich für eine Stadt wie Berlin und diese exponierte Stellung einfach nicht passfähig. Mir geht es aber dabei nicht um Luxusappartments oder gar Paläste die in der Stadtmitte Berlins erbaut werden müssen. Sondern um ein Konzept das der Zeit angemessen ist. Was meint das:
    1. Wir benötigen in der Stadtmitte nach wie vor günstigen Wohnraum und nicht nur Büros und Luxuswohnungen

    2. Wir benötigen aber auch eine für die Stadt Berlin angemessen Architektur - damit meine ich mehr als eine aufpolierte DDR- Fassade wie gegenüber zu betrachten. Das ist in meinem Augen kleinbürgerllich, geschmacklos und einfallslos... und ich bin so oder so kein Freund irgendwelchen alten Leuten Ihre trotslose DDR-Architektur auch noch hinterherzutragen, Sie Beispiele ala Haus des Reisens etc. (meine persönliche Meinung) -


    Was wäre also eine Lösung? Hier ein GEdankenansatz:


    1. Man modernisiert die Fassade in dem man sich an modernen Wohnhochhäusern orientiert:
    https://images.app.goo.gl/CdMMiqDx89581QSA6

    https://images.app.goo.gl/DKZDvGn3h2Ld5NxR6 (mein absoluter Favorit)


    - alter Putz runter- Backsteine frei legen und Fensterrahmen mit weißer Farbe akzentuieren (siehe mein zweites Beispiel). Das ist was ich grob im Kopf hätte und ich als Stil enorm mag und es sogar an dieser Stelle am Alex gut passen könnte.


    2. Man könnte also theorethisch den Bau belassen, evtl. aufstocken und am Haus mit der höchsten architektonischen Qualität am Platz orientieren.

    3. Benchmark an dem sich alles orientieren sollte an der Ecke ist die Rosa-Luxemburg-Straße 11, 10178 Berlin, es hat die höchste Qualität und das muss immer der Anspruch sein. Damit entsteht auch der Eindruck eines Ensembles.

    4. Damit könnte man im aufgestockten Bereich Wohnungen mit Quadratmeterpreisen von 15 Euro pro Quadrameter PLUS gut vermieten - und im unteren Bereich EG bis 3 Etage behält die günstigen Wohnungen mit gleichen oder ähnlichen Quadratmeterpreisen, ab Etage 4-6 höhere Preise und so weiter...


    Damit wäre Architektur möglich die urban wirkt, faire Mietpreise ermöglicht und insgesamt den Standort aufwertet.


    Was meint Ihr?

  • < Im Prinzip stimme ich dir zu, auch deine Beispiele finde ich angemessen.

    Ich denke aber, das man das Memi abtragen sollte um erstmal freie Fläche zu haben, um zu sehen wie der neue Stadtraum am Alex mit den neuen Türmen wirkt und wie sich neue Wegenetze bilden. Dann sollte man mit einem oder zwei Neubauten anstelle des Memi darauf eine gute urbane Antwort finden. Sonst ist mir die Gefahr einer weiteren verpassten Chance am Alex einfach zu gross. Manchmal muss man auch als Stadt ein bisschen Mut in die Hand nehmen sonst vetharrt alles in kleinklein.

  • alexsb73 Das Problem ist: Das Memi ist eine Platte. Da gibt es keinen Putz, den man abschlagen, und keine Backsteine, die man freilegen könnte. Auch kann man die Fenster nicht vergrößern. Was Du siehst, ist die tragende Struktur. Plattenbauten können gut aussehen, wenn sie von Anfang an hochwertig gemacht sind (z.B. am Gendarmenmarkt oder in der nördlichen Friedrichstraße). Wenn sie aber schon beim Bau billig aussahen, lässt sich später wenig retten. Dazu kommt, dass eine Sanierung den heutigen Klimaschutz-Vorschriften gerecht werden müsste – was auf 15 bis 20 cm WDVS-Platten auf der Fassade hinausliefe, die das Ganze noch klobiger und die Fenster noch kleiner wirken ließen.


    Nee, ich fürchte, das Ding ist nicht zu retten. Auch ein Hochhaus passt an dieser Stelle m.E. nicht. Mein Vorschlag: Memi abreißen, Memhardstraße nach Süden verlegen, Blockrand wieder herstellen und das größer gewordene Grundstück mit einem neuen Wohnhaus bebauen, das eine angemessene Vermittlung zwischen dem klassisch-modernen Alex und der Spandauer Vorstadt bildet – mit Hochpunkt zum Alex und Traufhöhe zur Luxemburg-Straße.


    Das neue Gebäude könnte dann die WBM mit einem privaten Investor gemeinsam entwickeln: Die Hälfte der Wohnungen günstig, die andere teuer. Das ermöglicht es, erschwinglichem Wohnraum zu erhalten, und schafft gleichzeitig genug Budget für eine anspruchsvolle Gestalltung.

  • Gerade weil dieses Gebäude an so prominenter Stelle immer noch nicht saniert worden ist, gehe ich mal davon aus, dass man wirklich das Ziel erfolgt, einen abrissreifen Zustand herzustellen.


    Dann kann man es auch einfacher rechtfertigen, dass da (zumindest vorübergehend) günstiger Wohnraum wegfällt.


    Auf was sollte man da sonst warten? Zumindest irgendwelche Zeitpläne, wann und wie man den Klotz saniert, würden doch sonst schon einmal diskutiert worden sein und veröffentlicht.


    Auf den Zustand dieses Gebäudes werden die doch sicher häufiger angesprochen, sei es aus der Politik oder Stadtgesellschaft.

  • Gerade weil dieses Gebäude an so prominenter Stelle immer noch nicht saniert worden ist, gehe ich mal davon aus, dass man wirklich das Ziel erfolgt, einen abrissreifen Zustand herzustellen.

    Ja, das denke ich auch. Dafür könnte vielleicht auch sprechen, dass bereits vor einem oder zwei Jahren diese Abzweigung zur Rosa-Luxemburg-Straße abgeriegelt wurde und damit die Verkehrsführung bereits eine zukünftige (und natürlich wünschenswerte) Blockrandbebauung an dieser Stelle gleichsam antizipiert.

  • Ich muss an dieser Stelle zu einem Punkt der hier scheinbar einhellig diskutiert wird widersprechen. Sorry: Aber nein, direkt am Alexanderplatz muss es keine erschwinglichen Wohnungen geben. Es gibt genug Platz drum herum, gerade im westlichen Bereich von Friedrichshain könnten man auf brachliegenden Flächen Hochhäuser mit hunderten, vielleicht sogar tausenden günstigen Wohnungen bauen, aber doch nicht direkt am Alex.


    Der Randbereich des Tempelhofer Felds könnte ebenfalls tausende Bürger der Mittelschicht zu vernünftigen Miet- oder Kaufpreisen aufnehmen. Am Alex tickt aber das ehemalige - und wie ich meine auch wieder neue - Herz der Stadt. Hier sollte wirklich Platz für repräsentative Architektur sein.

  • Wie soll man sich an dieser Stelle "repräsentative" Architektur vorstellen? Zumal ja das angrenzende Haus des Berliner Verlags mit dem "freischwebenden" Restaurant auch keine gescheite Blockrandbebauung ermöglicht. Und selbst, wenn der "Eingang" zum Scheunenviertel durch die Verlegung und Verengung der Memhardstraße und einen Neubau verkleinert würde, bleibt es ein lautes, von Verkehr dominiertes Eck.


    Vielleicht würden nach einem Abriss auch nur Büroräume dort genehmigt, oder ein Hotel, wer weiß das schon. Und dann wäre weder für Mieter im unteren Preissegment noch für Luxusmieter etwas gewonnen.


    Ein Traum wäre es, die Memhardstraße an dieser Stelle ganz aufzugeben und gar keine direkte Auto/LKW/Bus Zufahrt vom Alexanderplatz zum Scheunenviertel zuzulassen.Das würde das ganze Gebiet beruhigen und Durchgangsverkehr an dieser Stelle ist sowieso nicht notwendig. Dann könnte man vielleicht entlang der Karl-Liebknecht-Straße als "Schallschutz" Büros oder ein Hotel bauen und zur Rosa Luxemburg Straße hin Wohnungen.


    Vielleicht kann man ja ganz offiziell bei der WBM nachfragen, was die mittel- oder langfristigen Pläne für das Memi sind.

  • Das kann man doch sicher gut lösen:


    1) Memi kommt weg


    2) Die durch den neuen Glasbau schon attraktiver gewordene Memhardstraße Kleine Alexanderstraße wird zum Alex hin aufgemacht (idealerweise schön als Fußgängerbereich)


    3) Was vom Memi-Grundstück übrigbleibt wird im Blockrand bebaut und kriegt Läden o.ä. im Erdgeschoss


    4) Die gegenüberliegende Ecke wird bebaut oder zumindest mit Bäumen o.ä. gestaltet


    5) Das freischwebende Restaurant bleibt einfach und wird mit einer Ladung neuer weißer Farbe zusammen mit dem Drehturm zu einer Art "Kranzler Ost".


    Hinzu kommt, dass sich die Alexanderstraße mittelfristig auch noch verengen wird.

    Die Ecke könnte ein mehr als würdiges Äquivalent zur eben genannten Ecke West werden.


    Ungefähr so:


    096193_319db35c942f42c695c88562068c7dbe~mv2.png

    Bild (c) ich, abgemalt with a little help from Google

  • (...) Ein Traum wäre es, die Memhardstraße an dieser Stelle ganz aufzugeben (...)

    Das ist auch eine super Idee – eventuell in Verbindung mit der Idee offenen kleinen Alexanderstraße. Ich wüsste nicht was an dem kleinen Wurmfortsatz (Memhardtstraße) so verkehrsmäßig wichtig sein sollte dass er so eine breite Schneise sein muss. Nach ein paar hundert Metern steht man doch eh voll im Kiez...


    Einen ganzen Riegel würde ich nicht vorsetzen, sondern das Scheunenviertel für nicht motorisierten Verkehr durchaus gut sichtbar zugänglich machen.

  • ^ Hübsche Zeichnung! :thumbup:Das Restaurant wäre von einem Memi-Abriss übrigens ohnehin nicht betroffen. Das gehört zum Haus des Berliner Verlags und wird demnächst denkmalgerecht saniert.

  • Das "Memi" ist kein Plattenbau, sondern ein monolithischer Stahlbetonbau mit Querwänden als tragenden Wänden. Das bedeutet, dass man das Gebäude relativ unproblematisch umbauen könnte. Man könnte z.B. die Außenwandplatten komplett entfernen und eine neue Fassade vorhängen. Man könnte auch problemlos die Fenster vergrößern oder Loggien anfügen. Es wäre also vieles möglich.

    Das Problem ist eher, dass die WBM als Eigentümerin viele preiswerte Wohnungen bauen soll und dafür viel Geld braucht. Da bleibt für Sanierungen im Bestand und Umbauten leider nicht so viel Geld übrig.

  • Das "Memi" ist kein Plattenbau, sondern ein monolithischer Stahlbetonbau mit Querwänden als tragenden Wänden.

    Ernsthaft? Dann habe ich hier Quatsch erzählt. Sorry. Bleibt aber das Problem mit der Baumasse: Die Kubatur verursacht m.E. soviele städtebauliche Probleme, dass da auch mit einer neuen Fassade nicht viel zu machen ist.

  • Wenn man es gut umbauen kann wäre vielleicht drin, eine Anzahl X von Stockwerken an die Straße anzupassen, so dass der obere Teil als versetztes Turmgebirge herausguckt.


    Das hätte zusammen mit einer schönen Fassade sicherlich einen Reiz und würde die Baumasse deutlich besser machen und wäre eine mega-Dachterassen-Gelegenheit.


    Aber es wäre halt ein bisschen wenig visionär und die Straße dahinter bliebe eine seltsame Sackgasse (wobei man die Verkehrsberuhigungen ja immer noch machen könnte).

  • Das ist auch eine super Idee – eventuell in Verbindung mit der Idee offenen kleinen Alexanderstraße. Ich wüsste nicht was an dem kleinen Wurmfortsatz (Memhardtstraße) so verkehrsmäßig wichtig sein sollte dass er so eine breite Schneise sein muss. Nach ein paar hundert Metern steht man doch eh voll im Kiez...


    Einen ganzen Riegel würde ich nicht vorsetzen, sondern das Scheunenviertel für nicht motorisierten Verkehr durchaus gut sichtbar zugänglich machen.

    Der historische Straßenzug Alexanderstr/Memhardstr ist ja nicht überbaut; der Tunnel der U2 folgt diesem ja. Auf diesem wird man nicht bauen können, aber der alte Blockrand ist möglich. Damit verschwände die momentan überdimensionierte Verkehrsfläche, die im Moment nur der Bus zum wenden nutzt...

  • ^


    In Berlin ist nie für etwas Geld dar. Das funktioniert auch woanders in Städten mit weniger Budget. Dort wird Priorität halt anders verstanden, im Sinne der Menschen und Mieterschutz. ABRISS & NEUBAU funktioniert nur, wenn Altmieter wieder einziehen können, sogar müssen.

  • ^ Wiederherstellung des Blockrandes wäre ja möglich, ohne dass Memi abgerissen werden muss. Nur die Kleine Alexanderstr. bliebe dann zu.

  • Ich bin auf eine recht interessante Seite gestoßen, die sich mit Plattenbaubewohnern beschäftigt.

    Zum Wohnkomplex Memhardstraße findet sich da unter anderem folgender Beitrag

    Schon erstaunlich, was man aus solchen Wohnungen doch machen kann. Sollten wir uns in unserer Diskussion ab und zu mal vergegenwärtigen, dass da durchaus Menschen gerne leben...

  • ^ Ja, die Seite ist ohnehin zu empfehlen, wenn man sich über Plattenbauten informieren will. Ich vermute allerdings schwer, das 5-Raum-Maisonette-Wohnungen im Memi kein Standard sind. ;)