Memi - Wohnkomplex Memhardstraße

  • Ich finde wir haben in Berlin eine verschobene Wahrnehmung der Realitäten. Dieses wilde durchmischen von arm (Aufstocker, Hartz4, Mietkostenzuschuss notwendig) und "Superreich" (Eigentumswohnung, Penthouse) führt doch nur zu noch mehr Frustration.

    Also wie man ein Vorschlag ins Extreme umkehren kann, zeigt dein Beitrag. Ich teile alles was Du schreibst was in deinem Beitrag folgt, aber der Punkt ist ja von niemanden vorgeschlagen, gewünscht oder gar Teil der Stadtentwicklung.


    Es ist die Normalität in der Großstadt Berlin um das 19. Jahrhundert. ich habe ja schon beschrieben das im Vorderhaus die Wohhabenden und im Hinterhaus und im EG die weniger "betuchten" wohnten.

    Menschen werden in einer Gesellschaft nicht nach Geldbeutel sondern nach Charakter beurteilt. Man kann es anders machen, aber DANN hat man selbst eine Agenda und sollte nicht die "Normalität" verkehren.


    Und wie schon gesagt, superreiche werden nicht nach Berlin ziehen und wenn dann wohl eher nach Potsdam oder in den Grunewald und Hartz IV Bezieher können sich den Alex schon gar nicht leisten. Alles Theorie was dazu geschrieben steht.

    Richtig ist doch, daß es um den Schutz der Bestandsmieter auf der einen Seite geht und auf der Anderen Seite Wohnraum geschaffen wird, bei dem eben nicht nur für die oberen 2 Millionen in unserem Land Wohnraum entsteht, sondern für Familien, Menschen wie Du und Ich. Was bitte kann an dieser Überlegung - ausser man hat dort ein Investment getätigt - falsch sein?

    Jedes Argument und sei es noch so gut vorgebracht, was mir also weiß machen will am Alex sei es doch völlig OK das man dort nicht Normal-Miete verlangen könnte, weil man sich in der Stadtmitte befindet, der kennt
    1. Entweder das Memi nicht und den reizenden Blick
    2. Er nicht versteht das Stadtentwicklung auch die soziale Entwicklung einer Stadt massgeblich mit gestaltet
    3. Ich bereits ausführte - das ich NULL Interesse habe, als Bewohner dieser Stadt, lauter wohlhabende in der Innenstadt leben, die
    dann ab 22 Uhr Ihre Ruhe haben möchten und dann alles sich dem Diktat der "Wohlhabenden" unterwerfen muss.

    Jeder der Berlin kennt, weiß, dass Punkt 3 bereits ein trauriger Trend ist, der seit vielen Jahren anhält. Es geht also als Ziel darum, das Memi aufzuwerten - egal wie - und das steht nicht im Gegensatz zu einer normalen Miete aus den oben genannten Gründen.

  • Jetzt weiss ich nicht mehr wofür du bist: Abriß oder Erhalt weil bzw. trotz "negativer Architekturikone"?

  • ..... Diese Kombination: Betonbrutalistisch-markante, eckige Eigentümlichkeit + exponierte und zentrale Lage führen dazu, dass das Memi sich den Leuten einprägt, bei den meisten vermutlich negativ. Vielleicht trägt zum negativen Charakter auch die Assoziationskette DDR, Kommunismus, Unfreiheit etc. bei, die sich bei vielen Betrachtern einstellen mag. Übrigens wissen wir aus der Geschichte, dass sich solche assozierten Gefühle auch ändern können: Vom Straßburger Münster heißt es, dass er eine Zeit lang als überladen und unkünstlerisch galt, der Brutalismus erfährt seit Jahren eine positive Umwertung etc. Nicht ausgeschlossen also, dass auch das Memi zum Gegenstand einer positiven Umwertung wird.

    mit dem Prädikat Brutalismus wäre ich hier zurückhaltend. Das Wort stammt ja aus dem französischen, brut, und meint einfach nur rauh, herb im Sinne der Materialität. Also Beton in seiner absoluten Reinheit und hier meinte brut Sicht und Schalenbeton der diese Materialität offen zur Schau stellt. Seltsamerweise findet man eine große Zahl dieser Gebäude in Großbritannien.

    Es ist auch eher ein westlich geprägter Begriff, den ich so nicht auf diese spezielle Bauweise wie hier beim Memi oder bei Plattenbauweise anwenden würde. Es gehört auch ein spezielles Lebensgefühl Ende der 60er bis Ende der 70er in Verbindung mit Brutalismus dazu. Das alles finde ich hier nicht vor. Hier hat sich ein Baukombinat unter der Prämisse der Materialknappheit verwirklicht, mehr nicht.

  • ^ Ganz einverstanden! Ich hatte mit "betonbrutalistisch" tatsächlich auch nicht an eine bestimmte Stilrichtung gedacht, sondern an eine Anmutung, aber weil ich am Ende den Brutalismus erwähne, lag die Verbindung (zu) nahe.

  • ^^ Na, so ganz stimmt das auch nicht. Von Béton Brut sprach schon Le Corbusier eigentlich erst dann, wenn Abmischung und Verschalung des Sichtbeton eine stark betonte Rauheit erzeugten. Sichtbeton konnte schon damals recht fein und glatt daherkommen. Und mit dem Brutalismus sollte die durch den Modernismus als kalt und glatt empfundene Architektur durch betonte Rauheit wieder etwas Urtümlich-Expressives bekommen. Dazu musste man wissen, wie man den Beton zu mischen und dann auch konkret zu verschalen hatte, damit er wirklich derb aussah.


    Natürlich haben spätere Architekten ihre Freiheit genutzt, um den Begriff des Brutalismus im Sinne der freien Baukunst auszubauen und individuell zu interpretieren. Und selbst Le Corbusier hatte ja einen ganz anderen Brutalismus vor Augen als etwa die Begründer des zeitgleich entstandenen New Brutalism in England.


    Am konkreten Memi findet sich etwas, das aus dem amerikanischen Brutalismus stammt und dann besonders in der Spätmoderne des Ostblocks beliebt war. Ich meine diese kanelierten Betonwände, bei denen die glatten Kaneluren nachträglich an ihrer Kuppe mit einer Bohrmaschine gebrochen werden. Dieses Stilmittel stammt aus dem Brutalismus von Paul Rudolph, der es meines Wissens nach 1963 zum ersten mal an der Institut für Kunst und Architektur der Yale University in New Haven angewendet hat.


    Hier gibt es allerhand solcher Wände, die für manche Außenplatten am Memi das ursprüngliche Vorbild waren:


    https://www.dezeen.com/2014/09…g-paul-rudolph-brutalism/


    Ich gebe Camondo allerdings recht, dass sich heute oft alles 'brutalistisch' schimpft, was ein bisschen Beton entblößt oder "irgendwie rough" daherkommt. So ist es wohl sinnvoll, immer individuell aufzuzeigen, inwieweit der eine oder andere als brutalistisch geplante Bau die ursprünglichen Prinzipien dieses Begriffs befolgt oder konterkariert. Bei einem Bau wie dem Memi würde ich sagen, er ist vom Brutalismus beeinflusst, sprich nutzt vor allem ästhetisch einzelne Mittel des Brutalismus.

    2 Mal editiert, zuletzt von Georges Henri ()

  • Mit Verlaub:


    DIES ist eine Ikone des Brutalisme!


    Die Fassadenelemente des Memmi mögen vom Brutalisme beeinflusst sein, aber wirkliche Vertreter dieses Baustils haben viel stärkere skulpurale Ansätze. Die innere Aufteilung und Organisation des Gebäudes wiederum lassen auf Einfluss von Le Corbusiers "Wohnmaschine" schließen, der ja auch das Wohnen mit Räumen, bzw. Ebenen des Zusammenlebens/Aufeinandertreffens der Bewohner verband ( Kita, Gemeinschaftsräume, sogar kleine Geschäfte). Dies ist teilweise auch in Bauten des Hansaviertels so konzipiert worden.


    Alexsb73 schrieb, dass ein Mensch nach seinem Charakter und nicht nach seinem Geldbeutel beurteilt wird... So So, das hört sich hier aber ganz anders an: Wenn jemand dieses Gebäude indirekt mit einem Müllhaufen gleichsetzt, beleidigt er damit gleichwohl die Bewohner des Memmis als Bewohner eines Müllhaufens. Eine absolute Unverschämtheit! In welchen Palästen wird denn hier sonst so gewohnt, als dass man sich derartige Vergleiche erlauben könnte?


    Zu der sozialen Durchmischung in Mitte lohnt eventuell ein Blick in die Erhebung des Statistischen Bundesamtes für die

    Kaufkraft Berlin Mitte

  • Alexsb73 schrieb, dass ein Mensch nach seinem Charakter und nicht nach seinem Geldbeutel beurteilt wird... So So, das hört sich hier aber ganz anders an: Wenn jemand dieses Gebäude indirekt mit einem Müllhaufen gleichsetzt, beleidigt er damit gleichwohl die Bewohner des Memmis als Bewohner eines Müllhaufens. Eine absolute Unverschämtheit! In welchen Palästen wird denn hier sonst so gewohnt, als dass man sich derartige Vergleiche erlauben könnte?

    Ja, die Bewohner des Memis wohnen in einem Schrotthaufen. Was ist daran beleidigend? Das Memi ist von innen und außen eine Zumutung und sollte entweder kernsaniert oder abgerissen werden. Ich frage mich manchmal wirklich ernsthaft ob ich noch in einem Architekturforum bin oder ein einem Pseudo-Forum der Einfühlsamen für die angeblichen schwächeren und armen. Denn letzteres ist ja nicht der Fall, das haben wir hier ja schon gelesen: Maisonette Wohnungen zu günstigen Mieten und Architekten, die die billigen Mieten genießen. Für die Menschen mit echten Problemen in den unteren Geschossen: Echte Hilfe würde bedeuten sich dieser anzunehmen und sie nicht mitsamt eines Gebäudes verwahrlosen zu lassen.


    Und zu dem Architekt mit der billigen Maisonette Wohnung: Diesem Architekt würde ich sehr wohl sagen: Du wohnst in einem Schrotthaufen, mein Freund. Auf Kosten der Allgemeinheit die sich diesen jeden Tag ansehen muss.

  • Du wohnst in einem Schrotthaufen, mein Freund. Auf Kosten der Allgemeinheit die sich diesen jeden Tag ansehen muss.

    Schon wieder eine unglaubliche Unverschämtheit Ihrerseits! Menschen die dort wohnen bezahlen eine reguläre Miete und leben nicht auf Kosten Anderer!

  • ^

    Ich glaube was er meint ist, dass ein Architekt dem allgemeinen Glauben nach eher zu den "Gut-Verdienern" zählt und sich theoretisch eine teurere Wohnung leisten könnte, die seinem sozialen Status evtl. angemessener wäre. In diesem Schaubild wäre der Architekt also quasi "asozial", weil er -obwohl vermögend- trotzdem in einer "Billig-Wohnung" lebt und damit einem Bedürftigen, der diese Wohnung nötiger hätte als er, quasi die Butter vom Brot (Die P/L-mäßig besten Wohnungen seiner Preisklasse) klaut.


    Man kann diese sozialdarwinistische Lesart durchaus anführen, obschon ich persönlich einem Architekten, der sich weigert, freiwillig in einem Akt der Selbstlosigkeit in eine deutlich teurere Wohnung umzuziehen, nur weil er es sich leisten könnte und obwohl er mit seiner zufrieden ist, auch keinen Vorwurf machen würde. Wir wählen unsere Wohnungen idr nach weit mehr Kriterien aus, als nur anhand der Miethöhe und die Lebensbedingungen der Menschen sind zu individuell, um aus Zugehörigkeiten zu Berufsgruppen so weitreichende Schlüsse zu ziehen.


    Nichtsdestotrotz ist der Begriff "Schrotthaufen" für ein derart heruntergekommenes Gebäude an einer derart exponierten Kreuzung im Zentrum Berlins nicht allzu übertrieben und tatsächlich wären die meisten Bewohner wohl froh, wenn sie sich nicht mehr schämen müssten, falls sich mal Besuch ankündigt.

    "Von Drinnen ist es nicht so schlimm" - Ich würd gern wissen, wie oft dieser Satz gefallen ist. ^.^

  • ^wer hat gesagt "reich"?


    PS: Es ist wirklich unglaublich das man über so einen Schandfleck, mitten im Zentrum des Zentrums von Berlin in einem Architekturforum überhaupt diskutieren muss.

  • ^ Ja, das ist wirklich eine Zumutung, dass man in einem Forum diskutieren muss und manche die Frechheit haben, eine andere Meinung zu vertreten!

  • @UrbanFreak: Keiner widerspricht dem Wunsch dort eine Veränderung zu erzeugen. Die Frage ist nach welchem Konzept soll man vorgehen - was wäre der beste Weg für die Stadt - eine Veränderung muss her - das bestreitet niemand. Ich hatte vorgetragen wie es gelingen könnte, Du hattest krude Sozialdarwinistische Aussage getätigt von wilder Durchmischung von HarzIV Empfängern und Superreichen - das war einer der Statements die man so nicht stehen lassen kann. Sonst nichts.

  • in einem Architekturforum...

    Geiles Argument. Ein Architekturforum ist das einzige Forum, in dem man nicht diskutieren darf? Nur in Politikforen, Kirchenforen oder Wirtschaftsforen?


    Wenn dich das so stört, warum diskutierst du dann so fleißig mit? Oder siehst du deine Postings gar nicht als Diskussionsbeiträge, sondern als allgemeingültige Statements?


    Sorry, aber es kommt manchmal so rüber.

  • Sozialdarwinistisch? Mein konkreter Vorschlag war, einem Investor maximale Handlungsfreiheit zu gewähren gegenüber den eh schon vorgeschriebenen 30% Wohnungen die mietpreisgedämpft sein sollen. Möglicher Ersatz für weitere Sozialwohnungen im sehr nahen Umfeld vom Alexanderplatz ist ausreichend in Richtung Ostbahnhof vorhanden und könnte dort entwickelt werden.


    Das Memi mit dem Argument zu erhalten, es wäre wichtig im absoluten Zentrum günstige Mieten zu haben, ist für mich abwegig, wenn Ersatz geschaffen wird mit dem Berliner Modell.


    Und die Tatsache, dass sich einige hier über die Maßen über soziales unterhalten wollen, obwohl es um Stadtentwicklung im absoluten Zentrum geht und ich dort - wie schon mehrfach erwähnt - das Berliner Modell, dass vorgeschrieben ist ja schon mit einbeziehe, lässt mich dann doch mit einem Fragezeichen zurück.

  • In einem Nachbarforum wird darüber auch - wenig überraschend - diskutiert, dabei fand ich diesen Beitrag, der bei diesem komplexen Thema, recht prägnant ein paar Gedanken äußert,


    Die Frage ist doch oft die Gleiche, wem der begrenzte Raum eines Stadtzentrums gehört. Zu DDR-Zeiten spielte dein Parteibuch eine Rolle, in der Marktwirtschaft das Geld. Ich finde beides in seinen extremen Formen nicht gut. Ich möchte nicht 5000€ für ein WG-Zimmer zahlen, aber auch kein System, welches nach anderen Maßgaben Wohnungen verteilt. Die angeblich soziale Politik in Berlin spaltet doch immer mehr. Es werden wenige Sozialwohnungen massiv subventioniert, wo man oftmals einen WBS benötigt, gleichzeitig werden die anderen Wohnungen noch teurer, um diese zu subventionieren und derlei Bauprojekte finanzieren zu können. Die Mittelschicht fällt bei dieser Politik völlig durchs Raster, da sie kein WBS besitzen und diese Quersubventierung mitzahlen müssen.
    Man kann allgemein wohl konstatieren, dass nun einmal nicht alle in der Innenstadt leben können. Meiner Meinung nach sollte sich der Senat eher einmal darum bemühen, attraktive Neubauquartiere in den Außenbezirken zu ermöglichen. Ich persönlich halte es für absolute Klientelpolitik, einer kleinen Minderheit an der Wilhelmstraße oder dergleichen mit massiven Subventionen das Wohnen für 7€/m2 zu ermöglichen. Ich muss nicht Unter den Linden wohnen. Gleichzeitig stört mich aber auch das lahme RRG/Lompscher Gebashe. Ich würde mir wünschen, dass sich einige hier auch etwas sachlicher damit auseinandersetzen und den teils aggressiven Ton unterlassen.


    zitiert aus architektur-urbanistik Berlin, Beitrag Berliner Bauleiter post133

    https://www.architektur-urbani…-d3.559/page-9#post-12487



  • Ich persönlich halte es für absolute Klientelpolitik, einer kleinen Minderheit an der Wilhelmstraße oder dergleichen mit massiven Subventionen das Wohnen für 7€/m2 zu ermöglichen.

    Du hast das nicht geschrieben, aber zustimmend zitiert - also bitte Butter bei die Fische: Liefere mir einen Beleg, dass die Platten-Wohnungen in der Wilhelmstraße zu 7 Euro pro Quadratmeter an eine "Klientel" vermietet und staatlich subventioniert werden!

  • Du hast das nicht geschrieben, aber zustimmend zitiert - also bitte Butter bei die Fische: Liefere mir einen Beleg, dass die Platten-Wohnungen in der Wilhelmstraße zu 7 Euro pro Quadratmeter an eine "Klientel" vermietet und staatlich subventioniert werden!


    Könntest Du bitte etwas vorsichtiger sein, mit dem was Du anderen unterstellst. Ich empfinde das als unredlich. Ich wüsste nicht, wo ich das zustimmend zitiert habe,

    Wenn dem so wäre, hätte ich dies auch deutlich gemacht und es entsprechend formuliert.


    Ich habe diesen Beitrag zitiert, da er sich mit dem Thema beschäftigt. Ich wüsste nicht, wo ich geschrieben hätte, dass ich das inhaltlich zu hundert Prozent teile.

  • ^ Also, wenn ich einen Beitrag ausführlich zitiere und als "prägnant" bewerbe, dann stimme ich ihm zu (es sei denn, ich übe ausdrücklich Kritik an ihm). Wenn Du es anders hältst, nehme ich meine Aufforderung zurück.