Ich bin gewiss kein Freund dieses Gebäudes, aber fairerhalber muss ich zugeben, dass mir Vieles nicht bekannt war, wie etwa die beabsichtigte Vermittlungsfunktion zwischen Altbauquartier und Alex/Sozialistisches Zentrum. Es gibt viele Gründe für Denkmalrelevanz, Ästhetik ist nur einer. Aber das beabsichtigte ehemalige städtebauliche Ziel muss dann auch weitergeführt werden um den Erhalt des Memi zu rechtfertigen. Führt man das Ziel nicht weiter ist es eben nur ein Stumpf und kann dann abgerissen werden. Entweder oder nur bitte kein Status-quo!
Schade, dass soviel schwarz-weiß gedacht wird in scheinbar einfachen Schlussfolgerungen. Etwa dass die DDR generell preussenfeindlich war. Ja, partiell war sie das natürlich mit eindrücklichen (barbarischen - schon damals im Land stark kritisierten) Beispielen, aber niemals absolut! Man denke an die NVA mit Zapfenstreich und preußischem Präsentiermarsch als „ererbte“ Tradition (hat was mit dem Legitimitätsanspruch der SED zu tun, daher Kontinuitäten - zb auch Weiterverwendung des Begriffs Reichsbahn). Oder die Blücher-Verehrung. Oder die Rückführung von F2 unter den Linden. Das würde heute garantiert nicht so leicht sein - die generelle freiwillige Geschichtsfeindlichkeit heute toppt die der DDR-Nomenklatura doch gefühlt um ein Vielfaches.
Ebenso schwarz-weiß sind auch Aussagen, dass ein konservativer Stimmann-Plan automatisch nur böse langweilige Investoren nach sich zieht. Wo ist da der logische Zusammenhang?
Was mich wahnsinnig nervt, sind diese schablonenhaften Vereinfachungen, gerade der 105%igen hier - unabhängig ihrer Couleur. Alles ist in diesen Zeiten doch ohnehin schon so anstrengend, so total und so unversöhnlich - ist es da Zuviel verlangt, einmal abzuschalten und wenigstens hier Intellektuell, kultiviert und ästhetisch auf hohem Niveau entspannen zu können???