Memi - Wohnkomplex Memhardstraße

  • Wenn es wegkommt, bin ich nicht unglücklich, aber ich sehe, dass hier günstiger innerstädtischer Wohnraum zur Verfügung gestellt wird

    Diese Diskrepanz haben wir nun in unzähligen Beiträgen festgehalten (kein Vorwurf im speziellen). Ich frage mich nur wie soll denn eine im Stadtzentrum (ohnehin ständig vollbelegte) gelegene Wohnimmobilie eigtl. jemals "wegkommen" können, wenn die faktische Bewohntheit gegen jede tiefgehende bauliche Veränderung angeführt wird und der Verweis auf die Preiswertigkeit desselben, verursacht durch den mangelhaften baulichen Zustand, als Totschlagsargument kontra der Stadtreperatur angeführt wird. Worauf soll man hier warten? Dass das Memi soweit heruntersifft, bis auch für kleines Geld dort niemand mehr wohnen will und die Bewohner freiwillig ausziehen? Dass sich der Rest der Immobilien am Alex wieder abwertet, damit das Memi besser da steht? An irgendeinem Punkt werden wir entscheiden müssen welches Interesse hier überwiegt und inwieweit die Interessen miteinander in Einklang zu bringen sind.

    Es ist nicht unüblich Bewohnern bei größeren Gebäudesanierungen temporär Ausweichwohnungen zu stellen und diese nach Abschluss wieder einziehen zu lassen. Weil hierbei idr ein deutliches Upgrade ihrer Wohnungen ansteht, sind diese auch eher geneigt solche Strapazen auf sich zu nehmen. Natürlich doof wenn die Wohnung hinterher das doppelte kostet, aber weder muss das bei einem öffentlichen Träger ein Automatismus sein, noch ist es kalkulatorisch unlösbar, sofern die Bestandswohnungen durch z.B. einer Erweiterung der vermietbaren Fläche (z.B. durch ein bis zwei neue HH, z.B. in günstiger und dennoch passabler Bauweise von z.B. Nöfer, der bereits für die WBM gebaut hat) soweit quersubventioniert werden können, dass die Preissteigerung für die Altbewohner aufgefangen wird. Ich kann die Altbewohner "schützen" und dennoch einen Neubau dort planen, wenn ich hinterher entsprechend höhere Volumina anbieten kann.

    Das Problem ist hier einerseits die WBM, denn die hat wohl tatsächlich kein Interesse daran Stadtreperatur zu betreiben oder gar kalkulatorische Innovationen einzuführen, sondern verwaltet ihr Portfolio lieber mit dem schwäbischen Sparstrumpf. Das "Machtwort" mitsamt städtebaulicher Zugeständnisse an die Neubauten inkl. mehr vermietbarer Fläche muss vom Bausenator kommen. Das war in den letzten Jahren nun mal Frau Lompscher, der ich an dieser Stelle nicht unterstellen will aufgrund ihres Wirkens in der Bauakademie der DDR bezgl. des Memi voreingenommen zu sein. Dafür hat sie insgesamt einen zu guten Job gemacht.*

    Seit letztem Jahr ist es Scheel, den ich weder gut einschätzen kann, noch weiß ob er überhaupt noch gehandelt wird in der neuen Koalition. Meinem (nicht tagesaktuellen) Kenntnisstand nach beansprucht die SPD nun diesen Posten. Wer sich ein Bild von ihm machen will, findet hier einige Statements von ihm zur Wohnungspolitik. Die Architektin in dem Artikel ist unerträglich, aber bei ihm lese ich zwischen den Zeilen heraus, dass er im Vergleich zu Lompscher relativ pragmatisch erscheint.

    https://www.tagesspiegel.de/be…ator-scheel/27155778.html

  • Es ist nicht unüblich Bewohnern bei größeren Gebäudesanierungen temporär Ausweichwohnungen zu stellen und diese nach Abschluss wieder einziehen zu lassen. (...) Ich kann die Altbewohner "schützen" und dennoch einen Neubau dort planen, wenn ich hinterher entsprechend höhere Volumina anbieten kann.

    Ich begrüße die Suche nach kreativen Lösungen, denn ich selbst habe bislang keine, und dass das Memi städtebaulich ein Problem darstellt, ist mir klar. Wenn mich Deine konkrete Anregung nicht überzeugt, dann deswegen, weil es einen Unterscheid macht, ob es um eine Gebäudesanierung geht, bei der die Option besteht, dass Bewohner:innen für einen überschaubaren Zeitraum ausweichen und dann wieder einziehen können, oder um Neubauten, sogar Hochhäuser, denn hier läge der Zeitraum zwischen Auszug und Wiedereinzug bei vielen Jahren. Das wäre für die meisten vermutlich keine attraktive Option, schon gar nicht für ältere Mieter, bei denen die Aussicht auf einen Wiedereinzug jenseits der Lebenserwartung liegen könnte.

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    Auch bei aufwendigeren (Asbest ect.) Grundsanierungen werden u.U. mehrere Jahre erreicht. Je nach Planung (Material/Fertigbauteile/modulare Wiedereinzüge ect.) kann man hier einiges beschleunigen, wenn der Wille vorhanden wäre. Ich sehe darin kein unlösbares (soziales) Problem, aber es ist sicherlich eine Herausforderung. Das Problem ist doch auch nicht, dass die Bewohner größtenteils arm wären (glaube ich z.B. gar nicht) oder gebrechlich, sondern der angespannte Gesamtmarkt. In einem "normalen" Markt hätten die Bewohner des Memi mannigfaltige, preiswerte Ausweichmöglichkeiten um ihren Wohnbedarf decken zu können. Einen besonderen Grund hier einen Partikularschutz auszusprechen, gäbe es dann nicht. Es gelten die Regeln des BGB und die allgemeinen Mietschutzgesetze nach denen unverschuldet nur bei besonderem Grund (dazu zählt Sanierung&bauliche Aufwertung, sowie Eigenbedarf) gekündigt oder in das Mietverhältnis eingegriffen werden kann. Die Mieter sind -im Prinzip*- bereits "geschützt". Dass ein Mietvertrag per Definition kein "Lebensvertrag" ist, sondern gewisse Risiken beinhält, sollte klar sein. Die bauliche Substanz bei Mietvertragsunterzeichnung ist dabei durchaus wichtig. Ziehe ich in ein erkennbar heruntergerocktes Haus ein, muss ich als Neumieter kalkulieren, dass evtl. in einigen Jahren mit größeren Arbeiten/Einschränkungen zu rechnen ist. Da da Memi nun erkennbar seit Jahrzehnten in diese Kategorie fällt, kann der Anteil an "alteingesessenen" Mietern, die das Gebäude noch im Normalzustand bezogen haben auch nicht besonders hoch sein und für Einzelfälle/Härtefälle finden sich ohnehin Lösungen.


    *aufgrund mangelnder Ausweichmöglichkeiten wegen des angespannten Marktes sehe ich die Notwendigkeit die Mieter hier über das normale Niveau hinaus schützen zu müssen aber durchaus. Deswegen auch der Vorschlag mit der Quersubventionierung der Altmieter durch Neumieter, der ja im Grunde eine unfaire "Partikularinteressenzulage" für die Memi Altbewohner darstellen würde, die unter normalen Bedingungen nicht zu rechtfertigen wäre (weil diese Marge eigtl. der Investor abgreift).

    3 Mal editiert, zuletzt von Berlinier ()

  • Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber als wir das Memi hier vor ein paar Jahren lang und breit diskutiert haben, war eigentlich klar, dass es sich um eine Wohnungseigentümergemeinschaft handelt (heute Gemeinschaft der Wohnungseigentümer) handelt.

    Wenn dem so ist, wird das nix mit woanders unterbringen und später wieder einziehen lassen, es sei denn, die Eigentümer entscheiden das selbst so.

    Das ändert sich dann auch nicht, wenn eine der großen Wohnungsgesellschaften, dort die Verwaltung ausübt.

    Ich befürchte, dass wir noch länger mit dem Memi leben müssen.

    Einmal editiert, zuletzt von Baukörper ()

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    Wenn das wahr ist, wären die Eigentümer doch rauskaufbar. Dann läge es trotzdem wieder bei der Stadt einen entsprechenden Bplan aufzustellen, um entweder mit den Eigentümergesellschaftern oder einem Konsortium aus Eigentümern+Investoren(z.B. der WBM) oder einem Generalinvestor, der alle Verträge aufgekauft hat Entwicklungsmöglichkeit auszuhandeln. Als Eigentümer hätten sie mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Interesse an entweder einer Aufwertung oder einem Verkauf. Das gilt allerdings auch in einem normalen Markt, der genügend Ausweichpotentiale bietet.

  • Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber als wir das Memi hier vor ein paar Jahren lang und breit diskutiert haben, war eigentlich klar, dass es sich um eine Wohnungseigentümergemeinschaft handelt

    Ich glaube, da irrst Du Dich. Es gibt zwar einen "Memhard-Club" – aber das ist ein Mieterverein, keine Eigentümergemeinschaft. Betrieben wird der Brocken von der WBM, einer städtischen Wohnungsgesellschaft.


    Davon ab gebe ich Dir Recht: Günstiger Wohnungen für Hunderte direkt am Alex – von Einfachst-Platte bis zur 100 qm-Doppelstockwohnung. Das lässt sich nicht mir nichts, dir nichts entmieten und abreißen.

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    Wenn das wahr ist, wären die Eigentümer doch rauskaufbar. Dann läge es trotzdem wieder bei der Stadt einen entsprechenden Bplan aufzustellen, um entweder mit den Eigentümergesellschaftern oder einem Konsortium aus Eigentümern+Investoren(z.B. der WBM) oder einem Generalinvestor, der alle Verträge aufgekauft hat Entwicklungsmöglichkeit auszuhandeln. Als Eigentümer hätten sie mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Interesse an entweder einer Aufwertung oder einem Verkauf. Das gilt allerdings auch in einem normalen Markt, der genügend Ausweichpotentiale bietet.

    Hier und hier gerne nochmal den Status Quo nachlesen.

  • Das Unbefriedigendste an dem Ort ist doch die Alexanderstraße mit ihrer bedrückenden Hinterhof-Stimmung.


    Meine Lieblingsversion ist nach wie vor, die Ecke mit zwei, drei, kleinen, Einzelhandel und Gastronomie gewidmeten Hofhäusern, einer schönen Pflasterung und einem attraktiveren Durchgang zur Memhardstraße zu einer kleinen, von der Hirtenstraße aus gut sichtbaren, urbanen Oase in unmittelbarer Nähe des neuen, von großen Strukturen geprägten Alexanderplatz zu machen.


    Die Fassade des Memi könnte man mit farbigen, geometrischen Elementen seinem Stil gemäß verschönern oder dem Gebäude irgendwas Hübsches aufs Dach setzen – z.B. eine Nutzung als riesige Digital-Uhr o.ä. Dann ist's die längste Zeit ein depressionsauslösender Betonbunker gewesen, und kann gleichzeitig weiter so genutzt werden wie bisher.

  • Architektenkind: Danke, es stimmt, es sind Mietwohnungen.

    Aber egal ob Mieter oder Eigentümer, das wird nicht einfach, dort optisch etwas zu verbessern. Die WBM als Landesunternehmen wird bestimmt nicht der Gentrifizierung Vorschub leisten. Und das ist auch gut so.


    Wenn ich richtig gerechnet habe sind es 126 Wohnungen mit einer bunten Bewohnermischung. Das ist mir lieber, als ne Investorenkiste, die zur Hälfte unbewohnt ist.


    Wir sollten einfach damit leben. Vielleicht gibt es ja mal ein paar Kubikmeter Wärmedämmung und etwas frische Farbe.

  • Man könnte für die Mieter auch als Zwischenlösung - und das mit einem Zeithorizont von heute an gesehen zehn Jahren - auch Ersatzwohnungen in den geplanten WBM-Neubauten am Molkenmarkt anbieten. In der Zwischenzeit kann man entweder das Memi kernsanieren oder abreißen und mit Rückverschwenkung der Memhardstraße auf die Flucht der Münzstraße sogar mehr Wohnraum schaffen als zuvor. Btw, das wäre im Sinne der Verkehrswende sogar nachhaltig. Alternativ können die Flächen wenigstens entsiegelt werden, oder man schafft schöne Hofstrukturen, die den Mietern als Rückzugsort dienen können.

    Dann, nach guter Sanierung oder Neubau die "alten neuen" Mieter ihre Wohnungen selbst aussuchen lassen, manche wollen nach oben, manche eher nach unten, manche ruhig zum Hof mit Balkon, manche zur Straße, weil sie es urban mögen. Keiner soll darunter "leiden".

    Dort ist doch sogar ein Hochhaus möglich. Es müssen ja nicht gleich 120 oder 150 Meter wie nebenan sein, aber 90 Meter an einer der Ecken wertet nicht nur die Gegend enorm auf, sondern es schafft auch mehr BGF als in dem Ist-Zustand.


    Warum das möglich ist? Weil sowohl die WBM als auch SenSW und UVK als Landesunternehmen bzw. -behörden handeln. Weil man vermutlich noch auf Jahre das Memi im Schuss halten kann, bis am Molkenmarkt die Neubauten fertig sind. Weil man bis dahin freiwerdenden Wohnraum z.B. mit studentischem Wohnen und befristeten Mietverträgen füllen kann, damit kein unnützer Leerstand herrscht.

    Es wäre alles möglich! Wir sind in Deutschland und gerade in Berlin sowas von problem- und nicht lösungsorientiert, dass mit der bestehenden Bedenkenkultur gepaart mit Sozialromantik ("Aber die armen Mieter!" -> dabei sollen die ja explizit nicht auf die Straße gesetzt werden, wie bei einem Abbruch durch einen Privatinvestor, sondern im Gegenteil nigelnagelneue Wohnungen in bester Lage erhalten!) in wenigen Jahren gar nichts mehr passieren wird. Es kann doch nicht Anspruch in der Stadt- und Verkehrsplanung sein, den Status Quo hochzujazzen, weil Kreativität und geistige Anstrengung offenbar negativ besetzt sind.

  • Es geht nicht um arme Mieter, sondern darum, dass dort eine Nachbarschaft entstanden ist (kann man unter Memhard-Club bei Facebook nachlesen und verfolgen), die unweigerlich zerrissen würde.

    Und für was? Für die Verschwenkung einer Straße und für Aussenstehende eine schönere Optik???

    Das ist nicht mein Verständnis von Stadt im allgemeinen und von Berlin im Besonderen schon gar nicht.

  • Nein - für mehr Wohn- und Geschäftsraum und als "Nebenprodukt" ein gefälligeres Stadtbild und einen Teilrückbau von Beton- und Asphaltflächen.

    Ein Selbstzweck darf es nicht sein.

    Einen Vorschlag, wie man die Nachbarschaft so gut wie möglich erhalten kann, habe ich geliefert. Gerne mit dem Memhard-Club zusammen und nicht hinter verschlossener Tür. Und wie gesagt, wir reden nicht von morgen oder übermorgen, denn es braucht zunächst Ersatzwohnraum. Trotzdem wird auch die Mieterstruktur im Memi in fünf Jahren nicht identisch mit der heutigen sein, Menschen ziehen weg und zu, manche sterben sogar, andere werden geboren. Wir sollten entsprechend auch nicht so tun, als wäre die Bewohnerschaft für alle Zeiten konserviert. Stadt verändert sich und so wie kleine Altbauten für den Bau einst abgerissen wurden (mindestens das Eckgebäude und das gegenüber standen 1945 noch), so kann - aber muss natürlich nicht - auch dieser Bau wieder verschwinden. Weder Kahlschlagsanierung noch ewiger Erhalt von Bausubstanz sind "normal" in einer Metropole wie Berlin.


    Sinnloses Vollzitat des Vorposts gelöscht.

  • Das stimmt, aber wo ist der zwingende Grund? Es gibt hunderte ähnlich abgeranzte Gebäude in Berlin. Den Blockrand und die Kleine Alexanderstrasse wiederherstellen zu wollen, ist ja kein Wert an sich. Selbst die Reduzierung von Asphaltflächen ist rund um den Alex doch nur vorgeschoben, auch wenn das natürlich nicht unwichtig wäre.


    Ich hoffe, dass hier etwas pfiffigeres aus dem Gebäude gemacht wird, als der grau-grau sanierte Block gegenüber. Denn gerade der Kontrast zum sanierten HdBV wird jetzt schon sehr deutlich.


    Die energetische Sanierung wird ja zwingend irgendwann fälig. Dann wird man sehen was geht.

    Ich wäre für viel Farbe, Begrünung, Umgestaltung der Erdgeschosszonen und Eingangbereiche. Vlt. auch Ergänzung und teilweise Aufstockung kann ich mir gut vorstellen.


    Von einer temporären Umsiedlung der Bewohner, um dann einen Neubau zu errichten, halte ich nichts. Das finden nur Nichtbetroffene gut.

  • Das stimmt, aber wo ist der zwingende Grund? Es gibt hunderte ähnlich abgeranzte Gebäude in Berlin. Den Blockrand und die Kleine Alexanderstrasse wiederherstellen zu wollen, ist ja kein Wert an sich .....

    ....Von einer temporären Umsiedlung der Bewohner, um dann einen Neubau zu errichten, halte ich nichts. Das finden nur Nichtbetroffene gut.

    Einer der gewichtigsten Gründe für einen Totalabriss des Memi stellt für mich, und ich argumentiere sehr selten mit ästhetitischer Begründung, aber in diesem Fall schon, ist unter Anderem die absolute Hässlichkeit dieser Trutzburg, die wirklich keinerlei Gestaltungswillen erkennen lässt, als Wohnungen irgendwie kartonartig abgestuft aufeinander zu türmen. Langjährige Forumsmitglieder kennen mich als einen Verteidiger guter DDR-Architektur. Aber dieser Trum scheint der momentanen kreativen Eingebung einer Baubrigade entsprungen zu sein.

    Ausserdem steht er so prominent in der Sichtachse wenn man sich aus Richtung K-M-A dem Alex nähert, dass man das Gebäude einfach nicht übersehen kann.

    Hier wäre wirklich der Ort, einen hohen gut gegliederten und interessanten Wohnturm zu errichten, vielleicht auf quadratischem Grundriss, vielleicht in Holzbauweise. Warum nicht? Alles ist möglich wenn man eine gute Vision für eine attraktive Stadtmitte hat. deswegen kann ich auch mit der Einführung Deines Statements nichts anfangen lieber Baukörper. Sowas wie das Memi, steht eben nicht überall rum, und es stört mich nicht, der vielleicht abgeranzte Zustand, sondern die bauliche Gestalt und Platzierung im öffentlichen Raum. Da hilft weder Farbe noch Wärmedämmung.

  • Das stimmt, aber wo ist der zwingende Grund? Es gibt hunderte ähnlich abgeranzte Gebäude in Berlin. [...]Aber egal ob Mieter oder Eigentümer, das wird nicht einfach, dort optisch etwas zu verbessern. Die WBM als Landesunternehmen wird bestimmt nicht der Gentrifizierung Vorschub leisten. Und das ist auch gut so.

    Uff, aber doch nicht in der Lage und Exposition im Stadtbild. Whataboutism bringt uns hier nicht weiter. Und ausgerechnet die WBM als "Getrifizierungstreiber" zu bezeichnen, auch nicht. Dass bei einer "nur" Sanierung was tolles herauskommt, kann ich mir bei diesem Baukörper einfach nicht vorstellen. Man findet ein paar Visualisierungen wie sowas aussehen könnte, z.B. hier: Link . Bitte nicht.

  • Die Fassadenplatten sind doch wichtig für die Statik, also tragende Elemente, richtig? Wäre es denn möglich, die viel zu kleinen Fenster zu vergrößern? Oder wäre der Aufwand hierfür zu groß? Den Baukörper an sich halt ich nicht für so schlimm. Die Staffelung gefällt mir.


    Wie ein Facelifting aber auch aussehen kann, zeigt ein Artikel im Baunetz. Sicherlich, aufgrund der Konstruktion, nicht ganz vergleichbar. Aber dennoch.

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    Das oben gezeigte, mMn gelungene Beispiel ähnelt sehr dem Prinzip der letzten Pritzker-Preisträger Lacaton & Vassal. Das Architekturbüro wertet diese Art von Bausubstanz ebenfalls durch eine Erweiterung der Gebäudefront auf, die der Fassade ein neues Gesicht gibt.

    Beim MeMi könnte man auch die Frontseite mit einer Loggia-ähnlichen Erweiterung mit ansprechender Verglasung versehen. Für die rückwärtige Seite würde sogar ein weißer Anstrich genügen. Somit hält sich der Eingriff in die Bausubstanz auf ein Minimum und die Bewohner müssen vielleicht erst gar nicht - oder wenn nur für relativ kurze Zeit - ausziehen. Außerdem können sich die Bewohner danach über einen privaten Außenraum freuen.


    Das Büro hat auf jeden Fall gezeigt, dass man durchaus sozial verträgliche und ästhetische Lösungen finden kann. :)

    Hier der Link zum Referenz-Projekt:
    https://www.lacatonvassal.com/index.php?idp=80

  • Das Memi ist eine monolithische Stahlbetonkonstruktion mit einem Achsmaß von 6 Metern. Die tragenden Wände sind die Querwände, die im Abstand von 6 Metern angeordnet sind. Die Außenwandplatten haben keine statische Funktion, sie können problemlos entfernt und durch Loggien, Wintergärten und anderes mehr ersetzt werden. Während der Bauzeit um 1982 sah man zeitweilig nur die Rohbaukonstruktion, die Fassadenplatten wurden erst später vorgehängt. Ebenso können die Grundrisse ohne großen Aufwand verändert werden. Daher sehe ich zumindest von der Baukonstruktion her gute Chancen, das Memi attraktiver zu gestalten.

    Das Memi ist übrigens nicht das einzige Gebäude in dieser Bauweise. Ungefähr zeitgleich wurde die Südseite der Memhardstraße, das Spitteleck und das Nikolaiviertel in der gleichen Bauweise errichtet. All diese Komplexe sind mittlerweile saniert und erfreuen sich großer Beliebtheit.

  • Die Außenwandplatten haben keine statische Funktion, sie können problemlos entfernt und durch Loggien, Wintergärten und anderes mehr ersetzt werden.

    Das ist interessant. Ich kann mir noch erklären, warum das Ding wie eine Platte aussehen sollte, auch wenn es keine ist – baupolitische Leitlinien, verabschiedet auf dem X. Plenum des ZK der SED, oder so. Aber warum solche Platten – einfachste Fertigungsqualität, billig verarbeitet und nahezu ohne gestalterische Elemente? Wenn man sich das ältere Haus des Berliner Verlags (als Stahlbetonbau) oder die zur gleichen Zeit entstandenen Edelplatten am Gendarmenmarkt anschaut – es liegen Welten dazwischen.


    Ebensowenig verstehe ich die Kubatur in einer Zeit, in der sich der DDR-Hauptstadtbau eigentlich längst einer Ostvariante der Postmoderne verschrieben hatte und im Gründerzeitgürtel wieder Blockrand mit Dach-Andeutung baute. Oder Histo-Platten gegenüber dem Friedrichstadtpalast. Sowas hätte sich als Eingang zur Spandauer Vorstadt doch geradezu aufgedrängt!

  • Zur bauhistorischen Einordnung kann ich sagen, dass das Memi der erste Vertreter einer wohnungspolitischen Neuorientierung in Richtung innerstädtisches Bauen war. In den siebziger Jahren wurden Wohnungen vor allem in den Außenbezirken (Fennpfuhl, Marzahn, Hohenschönhausen etc.) gebaut, die Leipziger Straße war noch ein Projekt aus den sechziger Jahren. Ab 1979 hat dann die Regierung der DDR einen verstärkten Wohnungsbau in den Innenstädten gefordert, dieser sollte sich an vorhandene Straßen und Gebäude anpassen. Das Problem in Berlin war nun, dass das Wohnungsbaukombinat über keinen innenstadttauglichen Plattenbautyp verfügte. Deshalb wurden zunächst drei Modellprojekte in monolithischer Stahlbetonbauweise errichtet, die eine größere städtebauliche Flexibilität ermöglichte. Diese waren die Memhardstraße (Nord und Süd), das Spitteleck und das Nikolaiviertel. Bei diesen Gebäuden hat man viel experimentiert. Auch die Platten für die Außenfassaden waren keine üblichen Platten mit Natursteinsplit, sondern sie wurden nach individuellen Vorgaben im VEB Stuck und Naturstein gefertigt. An der Beilsteiner Straße in Marzahn wurde sogar ein Versuchsbau errichtet, an dem die Fassadenplatten getestet wurden. Bei der Straßenfassade des Memi kamen Platten mit geriffeltem Beton und Klinkerverblendungen zum Einsatz. Nicht alles erwies sich im Nachhinein als gelungen, aber es mussten erst einmal Erfahrungen gesammelt werden. Die Gebäude am Gendarmenmarkt, deren Außenwandplatten ebenfalls vom VEB Stuck und Naturstein gefertigt wurden, konnten dann von diesen Erfahrungen profitieren.