Corona Pandemie, Auswirkungen auf Projekte in Frankfurt?

  • Wir alle bekommen ja dieses Thema seit Wochen mit. Momentan intensiviert es sich leider auch in unserem Land extrem.

    Welche Folgen erwartest Du für Frankfurt und seine Projekte?

    Stillstand? Wartestellung?

    Oder geht es nach der Krise weiter wie bisher?


    Eure Einschätzungen würden mich interessieren.

  • Charttechnisch, also was Börsenkurse angeht, tendiere ich zu einem L, also Absturz und dann längeres Verweilen im Tal. Im Bauwesen werden wohl größere Planungen für längere Zeit in der Warteschleife bleiben. Man sollte froh sein, wenn im Bau befindliche Projekte ohne größere Verzögerungen vollendet werden könnten.

  • Ich denke die nächsten 2 Wochen werden entscheidend sein. Wenn man es schafft es soweit einzudämmen das die Zahlen rückläufig sind wird der Abschwung nicht so schlimm; bei allem was darüber hinaus geht wird heftiger.

  • So lange keine gestoppten Anlieferungen von außerhalb Deutschlands (so aktueller Stand wegen der Grenzschließungen) statt finden, weitere Produktion in den Ursprungsländern vorausgesetzt statt findet, erwarte ich nicht viel an Verzögerung - zumindest was die Baumaterialien angeht.

    Schwieriger wird es definitiv, wenn mehrere Einzelne oder gar Arbeiter(kolonnen) infiziert werden. Dann kann ich mir schon vorstellen, dass es eine größere Verzögerung beim Hochbau hervor rufen kann. Zeit ist der Faktor, von daher hilft meine Spekulation hier auch nicht weiter,

  • Wie Adama schrieb: es wird darauf ankommen wie lange die Situation anhält und ob daraus eine massive (globale) Wirtschaftskrise und/oder neue Bankenkrise entsteht. Der Non-Food-Einzelhandel in Deutschland wird bei der Schließung der Geschäfte täglich über 1,1 Mrd Euro verlieren, der Chef des Handelsverbands rechnet mit einer ersten Pleitewelle nach 3-4 Wochen (FAZ-Interview), dazu kommt noch die ganze Gastronomie. Das kann natürlich eine Abwärtsspirale in Gang setzen.

    Rein subjektive Einschätzung zu den Großprojekten in Frankfurt: Risikos des Aufschubs von noch nicht begonnenen Projekten, z.B. (mal wieder) das "Präsidium", Messeeingang Süd; Hoffnung dass begonnene (z.B. Four) nicht ins Wanken geraten und alles was sich im Hochbau befindet in trockenen Tüchern ist. Hoffentlich kommen wir glimpflich aus der Sache raus, die nächsten Wochen werden es zeigen.

  • Wenn ich mir vorstelle, dass die italienische Fa. Trevi, die beim FOUR den Spezialtiefbau für Hunderte Pfahlbohrungen macht, in 10-Tages-Schichten ihre Leute nach Italien schickt; was, wenn die nicht zurückkommen dürfen?

  • ^Naja, der grenzüberschreitende Pendler-/Arbeiterverkehr soll ja weiterhin aufrecht erhalten werden. Nur (private) Urlaubs-/Tourismusfahrten sollen verboten werden. Insofern wird das weiterlaufen denke ich, es sei denn wiederum diese Italiener werden infiziert bei der Menge an Fällen in Italien...Klar, das wird der Punkt sein, bei Arbeitseinreisen an der Grenze dürfen die italienischen Fachkräfte keine Symptome (z. B. Fieber) zeigen. Altmaier erklärte vorhin bei Anne Will, das alles getan wird, auch in Zusammenarbeit mit den Banken (insbesondere der KfW), um möglichst Pleiten zu vermeiden (unbeschränkte Kredite sowieso, viel wichtiger aber auch "echte" Zuschüsse über Härtefallfonds etc.). Die Insolvenzantragspflicht (normal wohl drei Wochen) soll verlängert werden etc. pp. Also, es wird gerade seitens der deutschen Politik (aber auch derer anderer Länder) quasi eine "dicke Bertha" aufgefahren um zu verhindern, dass die Wirtschaft komplett zusammenbricht. Und wie es die Vorredner schon sagten, der Faktor Zeit ist natürlich entscheidend. Die nächsten vier Wochen wissen wir sicherlich mehr und für künftige Viren werden wir (wird die Welt) wieder ein Stück besser vorbereitet sein, da bin ich sicher! Wenn es bei dem ein oder anderen Projekt (Helaba-Turm?) zu Verzögerungen kommen sollte um ein paar Monate oder auch 2-3 Jahre, so ist das auch zu verschmerzen. Es wird sich wieder einrenken und wir werden auch gewisse Nachholeffekte sehen, wenn die Leute jetzt mal ein paar Wochen keine Klamotten etc. kaufen können. Der Trend zu Homeoffice wird sicher gestärkt, jedoch werden weiterhin genügend Präsenzarbeitsplätze verbleiben. Dadurch, dass andere Finanzplätze (Madrid, Mailand, Paris) vlt. noch stärker betroffen sind als Frankfurt, kann unsere Metropole einigermaßen glimpflich davonkommen, ich möchte bei der schwersten Krise seit 70 Jahren nicht von "profitieren" sprechen...F... Corona! Laune war natürlich schonmal besser...Aber ich dachte nach 9/11 auch, es werden in dem Maße keine HH mehr gebaut in F und dann wurden es mehr denn je!

  • Rein epidemiologisch muss man leider damit rechnen, dass der Peak der Infektionen erst Ende Mai, Anfang Juni erreicht sein wird.

  • Ich rechne mit einer V-Kurve, also steil nach unten und dann wieder steil nach oben.

    Im Wohnungsbau rechne ich mit keinen Verzögerungen. Hier sind die Fundamentaldaten wieterhin dieselben und das Geld wird eher noch billiger werden. Im Bürogebäude- und Gewerbebau wird das aber zu einer deutlichen Delle bei den Projekten führen.


    Und natürlich werden sich die Fertigstellungsdaten nach hinten verschieben. Wenn sich wie in Deutschland 60-70 Prozent der Bevölkerung infizieren werden, wird das natürlich auch die Beschäftigten im Baugewerbe treffen.

  • Gerade habe ich von der ersten Baustelle erfahren, deren Betrieb jetzt geordnet heruntergefahren wird (auf Null).

    Es wird erwartet, dass dies auf Anordnung in den nächsten Tagen ohnehin passieren muss.

    Somit ist bei allen Bauprojekten eine Verzögerung zu erwarten. Da die Baubranche derzeit "am Anschlag" agiert, kann nach Überstehen der Krise auch nicht so einfach die Bautätigkeit intensiviert werden, um die Verzögerung wieder aufzuholen. Man kann nur hoffen, dass das auch frühzeitig in die entsprechenden Terminpläne einfließt und nicht auf veröffentlichten Terminen (z.B. Inbetriebnahme Pier G in 2021) beharrt wird. Das geht meist zulasten der Qualität und würde mehr schaden als nutzen. Ob es 6 Wochen oder 3-4 Monate Pause geben wird, ist derzeit nicht absehbar. Sicher ist mMn nur, dass sich alles nach hinten verschieben wird - die Fertigstellung bereits laufender Projekte und (mangels freier Kapazitäten im Baugewerbe) auch der Start von neuen Projekten.

  • Das Internet in Zeiten von Covid_19


    In Zeiten, da wegen Homeoffice, Homelearning und Entertainment verstärkt auf das Internet zugegriffen wird, mag sich mancher besorgte Blick auf den DE-Cix richten, ob der größte Internetknoten der Welt vielleicht wegen des steigenden Datenverkehrs in die Knie geht. Die FAZ ist dieser Frage nachgegangen (FAZ v. 18.3.2020, RMZ S. 19).


    Tatsächlich wurde dort schon der Corona-Peak registriert. In der vergangenen Woche wurde der bisherige Weltrekord durchgeleiteter Datenmenge aus dem Dezember 2019 von 8 Terabit pro Sekunde übertroffen. Letzte Woche lag der Spitzenwert bei 9,1 Terabit pro Sekunde. Die De-Cix-Manager beruhigen: ein physische Grenze für die Datenrate am De-Cix gebe es praktisch nicht. Selbst wenn alle Firmen ausschließlich Homeoffice betreiben würden und nebenher noch die Fußball-EM übertragen würde, könnte der De-Cix die notwendigen Bandbreiten für reibungslose Internetconnection bereitstellen. Ein Viertel des theoretischen Kapazitätsmaximums würde außerdem in Reserve vorgehalten.



    Hier der ganze Artikel: Auf diese Unternehmen kommt es jetzt an!

  • Die ersten Auswirkungen der Corona-Krise sind jetzt auch im Baugewerbe spürbar, wie die FAZ berichtet. In Kurzform:

    • Die überwiegend osteuropäischen Bauarbeiter von Subunternehmen fahren entweder heim zur Familie, weil Sie Schwierigkeiten bei der Rückreise in ihre Heimatländer fürchten (z.B. hat Polen die Grenzen dichtgemacht)
    • Oder die Bauarbeiter kommen wegen der Einreisebeschränkungen nicht mehr aus Ihren Ländern nach Deutschland (z.B. Ukrainer)
    • Sobald ein Gewerk hängenbleibt, steht die ganze Baustelle (z.B. ohne Verlegung der Fußbodenheizung, kein Estrich. Ohne Estrich, kein Fußboden, usw.)
    • Aufgrund der Situation auf den Baustellen, wo die Arbeiter teilweise sehr nah beieinander arbeiten, werden jetzt auch präventiv Baustellen geschlossen bzw. Bauarbeiten nicht begonnen (z.B. Modernisierungsarbeiten)
    • Auch öffentliche Ausschreibungen gehen jetzt keine mehr raus, um die Pipeline für die Zukunft zu füllen


    Nur zur Info, da es mit dem Baugewerbe nichts zu tun hat. Ich höre aus meinem Jobumfeld, dass einzelne Banken mittlerweile bereits zugesagte Kreditlinien aufkündigen und darauf warten, dass eine KfW-Garantie ausgesprochen wird. Das macht die Lage für die Unternehmen also auch nicht leichter.

  • Für den Fall, dass sich jemand für die aktuell gültigen Verbote und Beschränkungen im Lande Hessen interessiert, dann wäre das nachzulesen auf hessen.de, gleich auf der ersten Seite rechts sind die Allgemeinverfügungen nach InfektSchG zu finden.

  • Bautätigkeit am 30.03.20

    Kam an verschiedenen Baustellen vorbei und konnte Bautätigkeit beobachten am

    Boulevard Mitte:

    • Solid Home
    • Zebra
    • The Brick

    Güterplatz

    • Spin
    • Eden
    • Blockrandbebauung
    • U5 (?)

    Gallus

    • Mona Lisa (wo es nur schleppend vorangeht)

    Keine Bautätigkeit dagegen beim FAZ-Hochhaus. Nach den 2-3 Tagen im März, wo dort Aktivität zu beobachten war ist der Zustand wie in den Monaten nach Fertigstellung des Tiefbaus.

  • Coronavirus-bedingt verschiebt die Nassauische Heimstätte Wohnstadt alle Modernisierungs- und Großinstandhaltungsarbeiten, für deren Durchführung ein Zugang zu Wohnungen notwendig wäre. Genau Zahlen nennt das Unternehmen in der entsprechenden Pressemitteilung nicht. Es ist davon auszugehen, dass andere Wohnbauträger ähnlich vorgehen.


    Desweiteren gelten generell auf Baustellen in Hessen Auflagen, welche zum Ziel haben, die Übertragung des Virus einzudämmen. Darunter zählen Abstandregeln, die Deckelung der Arbeiterzahl je Fläche etc. Auf den meisten Baustellen wird jedoch weiterhin gearbeitet.

  • Ich denke das sollte man abwarten. Es gibt mit Sicherheit Unterschiede zwischen Stadt-, Länder- und nicht-Staatlichen Projekten. Und es wäre naiv, jetzt die C19 Situation nicht auszunutzen um Projekte voran zu treiben, ggf. sogar zu niedrigeren Kosten. Das wird schon passen am Ende, wenn auch anders wie bisher gewohnt. Und ja, es ist alles auch auf lokaler Ebene am Ende von der der Entscheidungsfreudigkeit mehr oder weniger ängstlicher Politiker, Institutionen oder Investoren abhängig.

  • Unabhängig von den kurzfristigen Auswirkungen ist auch abzuwarten, inwieweit sich mittelfristig der generelle Bedarf an Büroraum in Frankfurt und anderswo entwickeln wird. Die Büros meiner Firma (IT Branche, 2x MUC, 1x Ffm) stehen sein Anfang März zu 99% leer, da praktisch jeder von zuhause aus arbeiten kann. Ich denke, dass Homeoffice bei den in Frankfurt hauptsächlich ansässigen Branchen ebenfalls zumindest möglich ist und momentan gelebt wird. Eine zunehmende Verlagerung in diese Richtung ist nicht auszuschliessen.

  • ^Dafür wird das Homeoffice-Thema Einfluß auf den Wohnungsmarkt haben, da der regelmäßige Heimarbeiter dann doch statt 2 Zimmern die 2,5-Zimmer-Wohnung suchen wird und entsprechend nach oben. Ich habe Doppelverdiener-Kollegen, die aktuell beide, für unterschiedliche Firmen, zuhause Arbeiten. Parallele Telefon- und Videokonferenzen laufen dann mit Kopfhörer und Headset und wer gerade gewonnen hat darf statt auf der Couch am Küchentisch sitzen.


    Mehrere haben das jetzt tatsächlich zum Anlass genommen, nach größeren Wohnungen zu suchen - insbesondere dann, wenn auch die Kinder einen vollwertigen Arbeitsplatz brauchen, wenn die Schulen dauerhaft "digitaler" werden. Heißt dann, mindestens 12m² Kinderzimmer, und nochmal mindestens das Gleiche für die Eltern-Arbeitstische, wenn nicht mehr.


    Mal schauen, wieviele der geposteten Grundrisse moderner Wohnungen hier im Forum das hergeben.

  • ^ Ja, Küchentisch kenne ich ;) Den erhöhten Wohnraumbedarf müssen sich die Betroffenen natürlich auch leisten können, eine Gehaltserhöhung deshalb ist eher unwahrscheinlich, und die steuerliche Erleichterung, naja...


    Im Zuge der derzeitig vorsichtigen Lockerung werden verschiedene Modelle diskutiert, z.B. wie in meinem Fall eine "gemanagte" Präsenz mit jeweils einem Büroplatz, der wechselweise frei bleiben soll, und ähnliches. Möglich wäre auch ein sogar erweiterter Bürobedarf durch grössere Abstände zwischen den Arbeitsplätzen...


    Im Grunde findet ein grosser globaler Feldversuch zu dem Thema statt, für alle "Parteien". Management prüft, ob ihre Kontrollinstrumente noch erhalten bleiben, und die Arbeitnehmerseite, ob die Vermischung zwischen Arbeit und Leben für sie akzeptabel ist. Sowie die Abwägung, ob sich der teilweise Verlust von informellen Kommunikationsebenen zwischen Kollegen effizienzmindernd auswirkt. Ich bin aber sicher, dass die jeweiligen Finanzer das ganze aufgeregt beobachten. Spannend!