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Rechenzentrums-Hauptstadt Frankfurt
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Gleichzeitig dürfen wir auf die Richtlinien dieses Forums hinweisen. Dort heißt es unter anderem:
Das Forum ist weder eine kostenlose Plattform für Werbung noch soll es der Bekanntmachung und Förderung von politischen Kampagnen, Bürger- und Anwohnerinitiativen oder Ähnlichem dienen. Anliegen und Positionierung dürften hinreichend klar geworden sein. Auch im Interesse einer gewissen Ausgewogenheit bitten wir, es dabei zu belassen.
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Unter den Beteiligten an diesem Arbeitskreis, wie in #79 benannt, vermisse ich Vertreter der Rechenzentrums-Branche. Warum sind die nicht dabei? Bereits das Planungsdezernat hat die Branche mal eben so übergangen, wie diese unwidersprochen u. a. in der Presse beklagte.
Jetzt werden die Hürden für die Branche immer höher. Und nochmals soll etwas draufgesattelt werden. Ist überhaupt bekannt, was technisch und ökonomisch machbar ist und was nicht? Ich habe da erhebliche Zweifel, wenn ich die einseitige Besetzung dieses Arbeitskreises sehe.
Was ist gewonnen, wenn die Branche ins Umland verdrängt wird? Dieser Prozess ist in vollem Gange! Erst in den näheren Umkreis, demnächst dann ins Ausland. Nichts ist gewonnen, übersteigerte Frankfurter Standards werden anderswo nicht verlangt. Schon gar nicht geholfen ist der Stadt Frankfurt mit ihrem unstillbaren Hunger nach großen Mengen an Steuergeld.
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Nicht fehlende Grundstücke und auch nicht die rigiden Einschränkungen der Stadt sind derzeit das größte Hindernis für die Neuentwicklung von Rechenzentren. Vielmehr ist es die Stromversorgung. Eine für die Expansion zuständige Managerin des britischen Rechenzentrumsbetreibers Virtus sagte: "Wenn Sie heute beim Versorger Mainova anrufen und fragen, wann Sie für ein größeres Rechenzentrum mit 30 MW plus Strom bekommen, lautet die Antwort: ab 2030."
Das Zitat ist aus der aktuellen Printausgabe der Immobilien-Zeitung. Was sonst aus dem Artikel hervorgeht:
- Frankfurt ist dem Rechenzentrumsbetreiber Cyrus One zufolge der größte Rechenzentrumsmarkt in Europa
- dies wegen des Sitzes des größten Internetknotens der Welt und den damit einhergehenden Verbindungen in andere Länder
- die Branche gerät zunehmend ins Blickfeld von Immobilieninvestoren, auch weil andere Assetklassen schwächeln
- in Frankfurt werden für geeignete Grundstücke bis zu 3.000 Euro pro Quadratmeter gefordert
- andere Branchen sind kaum in der Lage, bei solchen Preisen mitzuhalten, für Logistikimmobilien etwa ist bei 300 Euro/m² Schluss
- das Wachstum ist ungebremst, angeblich verdoppelt sich das weltweit verarbeitete Datenvolumen alle acht Monate
- künstliche Intelligenz (KI) wird das Wachstum noch verstärken
- von den Wachstumsschwierigkeiten in Frankfurt werden Standorte im In- und Ausland profitieren
- KI stellt allerdings höhere Anforderungen an die Latenz (Signallaufzeit) als das bisherige Geschäft
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Was die Preise angeht, die für RZ-Liegenschaften nicht nur gefordert, sondern gezahlt wurden, ist der Magistrat bestens informiert, da die Notare eine Kopie der Kaufverträge für die Kaufpreissammlung an den Gutachterausschuss weiterleiten. Aus dieser Quelle wissen wir, dass für RZ das 4- bis zum 8-fachen des Bodenrichtwertes gezahlt wurden, Je nach dem, wie hoch die Bodenrichtwerte schon sind, könnten also durchaus noch mehr als besagte 3.000 €/m² gezahlt worden sein.
Aktuell profitiert vor allem das Frankfurter Umland: RZ sind fertig, im Bau und noch in Planung in Hanau, Offenbach, Dietzenbach, Rüsselsheim, Raunheim, Kelsterbach, Hattersheim (5), Liederbach (ex CocaCola). Die Branche konzentriert sich in einem Radius von ca. 25 km Luftlinie um den Internetknoten an der Hanauer Ldstr. (der Planungsverband hat das mal als den Millisekundenabstand bezeichnet, da in diesem Radius die Datenübermittlung innerhalb einer Millisekunde bewerkstelligt werden kann).
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BVB sorgt für höchsten Datendurchsatz ever am DE-CIX
Die FAZ meldet in ihrem Wirtschaftsteil, dass zur Zeit des Champions League Spiels von Borussia Dortmund gegen Atletico Madrid am 16.4.2024 der höchste Datendurchsatz aller Zeiten am Internetknoten DE-CIX gemessen wurde. Der Datendurchsatz betrug 17 Terabit/Sek, was 5,7 Mio gleichzeitigen Videostreams entspricht. Der Technikchef des DE-CIX wird zitiert, die Campions-League-Spiele seien schon länger ein Streamingmagnet, aber so viel wie am Dienstagabend wars noch nie. Der DE-CIX sei neben dem Aktienkurs des BVB ein weiteres Thermometer für das Fußballfieber in Deutschland.
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Zahl der Rechenzentren nimmt weiterhin zu
Regelmäßig berichtet der Magistrat den Ortsbeiräten und Stadtverordneten über den Stand von Planung und Bau der Rechenzentren. Erstmals enthält der Bericht auch Details zur künftigen Abwärmenutzung und zum Stromverbrauch der Rechenzentren.
Innerhalb des Stadtgebietes sind
82 RZ-Standorte in Betrieb
10 RZ genehmigt oder bereits im Bau
8 RZ im Baugenehmigungsverfahren
9 RZ in einer frühen Planungsphase
Der Strombedarf der Rechenzentren in Frankfurt, die über das Netz der NRM versorgt werden, betrug für das Jahr 2021 rund 1.300 GWh. Im Jahr 2022 waren es 1.500 GWh und 2023 bereits 1.600 GWh. Gesonderte Auswertungen für bestimmte Stadtteile in Frankfurt liegen nicht vor.
Schwierig ist weiterhin das Thema Abwärmenutzung:
Schon heute nutzt Mainova Abwärme aus Rechenzentren zu Heizzwecken, beispielsweise im Neubauquartier "franky". Seitens des Mainova Webhouse Rechenzentrums in Seckbach ist vorgesehen, Gebäude in der Nachbarschaft sowie die Batschkapp mit der im Rechenzentrum anfallenden Abwärme zu beheizen. Für eine optimale Abwärmenutzung sind jedoch verschiedene technische Parameter zu beachten. Dazu zählen unter anderem die Temperatur der Abwärme, die Entfernung zur Einspeisung bzw. Abnahmestelle sowie die Leitungskapazität der Infrastruktur vor Ort.
Für eine Abwärmenutzung im Frankfurter Fernwärmenetz ist der Standort und die Lage der Abwärmequellen zum Fernwärmenetz für eine erfolgreiche Umsetzung der Abwärmenutzung von hoher Bedeutung. Weite Entfernungen erhöhen massiv das Investitionsvolumen und die zeitliche Umsetzung.
Darüber hinaus müssen die vorhandenen Fernwärmeleitungen die zu erwartende Abwärmemenge aufnehmen können. Zudem ist eine vorsorgliche Berücksichtigung einer Flächenvorhaltung für Wärmepumpenanlagen inkl. der Berücksichtigung statischer Anforderungen an diese Flächen sowie die Berücksichtigung der benötigten Stromkapazität für den Betrieb der Wärmepumpen in direkter Nähe zu den Rechenzentren erforderlich. Großwärmepumpen sind erforderlich, um das niedrige Temperaturniveau der Abwärme von ca. 35 Grad Celsius auf das für die Fernwärmeleitung erforderliche Temperaturniveau von 80 Grad Celsius und höher anzuheben.
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BlackRock erwirbt Mehrheit an WebHouse
Der Finanzinvestor BlackRock erwirbt über einen seiner Fonds einen Mehrheitsanteil von 50,1% an der Tochtergesellschaft Mainova WebHouse von der Mainova AG. BlackRock und Mainova sehen ein großes Potential in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet am Wachstum für Rechenzentren teilzuhaben.
Aktuell ist das Rechenzentrum in Seckbach in der Fertigstellungsphase und vollvermietet. In Langen ist ein zweites RZ geplant. Im Osthafen, auf einem Teil des Samson-Areals, ist in 2029 die Inbetriebnahme eines dritten Rechenzentrums geplant (Q).
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AWS - Milliardeninvestition in RZ-Infrastruktur im Rhein-Main-Gebiet
Amazon Web Services (AWS) möchte laut einer PM ca. 8,8 Mrd. EUR bis 2026 in die Infrastruktur von Rechenzentren im Rhein-Main-Gebiet um seine Cloud-Dienstleistungen weiter auszubauen. "Deutschland ist das Herzstück unserer gesamteuropäischen Innovationen", so der Stefan Höchbauer, zuständig fürs Deutsche und zentraleuropäische Cloud-Geschäft. Und weiter: "Um der wachsenden Nachfrage nach unseren Diensten gerecht zu werden, investieren wir massiv in Deutschlands digitale Infrastruktur."
In der heutigen PM ist nicht ersichtlich, an welchen Standorten und in welche Maßnahmen die Investitionssumme sich aufteilt.
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Bisher betreibt AWS in Deutschland vier Datenzentren, und zwar je eines in der Kleyerstraße (FRA50), Weismüllerstraße (FRA52), in Rödelheim (FRA54) und in Rüsselsheim (FRA53). Ich würde annehmen, dass es sich um einen oder mehrere neue Standorte handelt.
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In Frage kommt vermutlich Hattersheim, da ist ein Ende der Fahnenstange was Rechenzentren angeht, noch nicht in Sicht ...
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Heute hat JLL eine Pressemitteilung mit dem Titel "Europäischer Markt für Rechenzentren legt Rekordstart hin" herausgegeben. Unter anderem geht es darin um den größten Markt für Rechenzentren in Europa. Das ist London, doch der Mitteilung nach könnte Frankfurt aufschließen. Die entsprechende Passage:
Mit einem IT-Load von 993 MW ist London weiterhin der mit Abstand größte Markt für Rechenzentren in Europa. Allein 508 MW werden dort zurzeit errichtet, weitere 251 MW befinden sich in Planung. Zwar rangiert Frankfurt mit einer Kapazität von 745 MW mit deutlichem Abstand hinter London – mit 542 MW im Bau und weiteren 383 MW in Planung könnte die hessische Metropole sehr nah zu Londons Kapazitäten aufschließen. Generell verzeichnet Frankfurt eine besonders starke Entwicklung: Allein in den vergangenen fünf Jahren hat sich die Marktgröße verdoppelt, bereits jetzt wurden 172 MW für dieses und das kommende Jahr vorvermietet. Nebenbei erfährt man, dass die größten europäischen Märkte in der Branche "FLAP-D" genannt werden. Das setzt sich zusammen aus Frankfurt, London, Amsterdam, Paris und Dublin. Vielleicht nicht nur für mich neu.
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Wobei die Leistungsaufnahme in MW nicht wirklich etwas über die Rechenleistung aussagt. Auch im RZ hat der mit neuerer Hardware regelmäßig bei weniger Stromverbrauch mehr Leistung.
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Cyrus One will neuen Ausbildungsberuf etablieren
Natürlich bleibt auch die Rechenzentrums-Branche nicht von den Folgen des Fachkräftemangels verschont. Zusammen mit dem Höchster Ausbildungsträger Provadis (ist aus dem früheren Ausbildungszentrum der Hoechst AG hervogegangen, Gesellschafter ist u.a. Infraserv) wird ein neuer Ausbildungsberuf zum Rechenzentrumstechniker angeboten. Die Ausbildungsinhalte sind am klassischen Elektrikerberuf orientiert, aber auf die speziellen Anforderung der Spezialimmobilie Rechenzentrum ausgerichtet (komplzierte Kühlsysteme, verzweigte Strom- und Datennetze, Notstromversorgung). Ein auf diesen Wirtschaftszweig ausgerichteten Ausbildungsgang gibt es bisher nicht. Diese Woche haben bei Cyrus One vier Azubis angefangen, sie haben hervorragende Beschäftigungschancen, die Liste der offenen Stellen ist lang.
Q: FAZ v. 30.8.2024, Wirtschaft S. 6
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Hochschulen und Kammern werben in Resolution für konsequenten Ausbau der digitalen Infrastruktur
IHK, HWK sowie Goethe Uni und Co beklagen, dass bei der Zulassung von Rechenzentren inzwischen eine restriktivere Politik verfolgt und somit Potentiale gefährdet würden. Vor allem ökonomisch aber auch ökologisch solle man eher die Chancen der Dynamik erkennen und ergreifen. Aus dem größten Internetknoten der Welt und dem bedeutendsten Rechenzentrumsstandort Europas könne auch eine "Europäische Digitalisierungshauptstadt" erwachsen.
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Ein sehr schwieriges Thema. Wenn man berücksichtigt, dass die Rechenzentren zum Teil gebaut werden ohne beim Bau zu wissen, wo der Strom bei Vollausnutzung des RZ herkommen soll, dann ist das ein schwieriges Thema. Ebenso geht man im Moment noch sehr wenig auf die mit dem Betrieb einhergehenen Klimaveränderungen ein. Da werden zukünftig sich wie in der (schwereren) Industrie auch die Fragen nach Nutzung stellen. Muss das Nachschlagen eines Wortes per KI nötig sein oder sollte man diese auf ernsthaftere Angelegenheiten begrenzen? Muss es möglich sein jeden Tag ungefiltert jeden Mist auch noch in Form von Mini-Videos in die Welt zu posaunen? Können wir es uns wirklich ökologisch leisten, dass wir alle unsere Lieblingsinhalte bei Bedarf streamen oder ist eine Form von linearen Medienangeboten nicht doch besser? Müssen wir wie die Verrückten virtuelle Highscores online erzielen oder wäre es nicht auch mal angemessen sich mit dem selben Getränk einfach nur mal in die Sonne auf den Balkon, Garten oder in den nächsten Park zu setzen?
Ich kann das Werben verstehen, aber wir sprechen schon wieder nur sehr einseitig über einen Lebensbereich, deren Nutzung und Sinnhaftigkeit wir nicht greifen können oder wollen.
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Wenn man berücksichtigt, dass die Rechenzentren zum Teil gebaut werden ohne beim Bau zu wissen, wo der Strom bei Vollausnutzung des RZ herkommen soll,
Das halte ich für ein Gerücht. Möglicherweise werden Flächen gekauft, bevor die Stromversorgung gesichert ist. Dass gebaut würde, ohne dass es Verträge mit Stromversorgern gibt, wäre mir neu.
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^Einmal das.
Und ansonsten geht es bei diesem Positionspapier sicher nicht um die Absicherung von irgendeinem mehr oder weniger sinnvollen Privatvergnügen. Es geht um digitale Wertschöpfung. Die muss natürlich nicht zwangsläufig auch direkt an einem Internetknoten oder Rechenzentrum passieren. Es wäre aber auch nicht gerade unlogisch, die Nähe zu dieser Infrastruktur entsprechend zu bewerben und vermarkten. Im Falle von Frankfurt kommt ja noch die sonstige Verkehrsinfrastruktur hinzu. Das ist also schon eine attraktive Gesamtkonstellation, um entsprechende Tech-Unternehmen anzulocken.
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Gibt es denn konkrete Belege für erfolgreiche (Neu-)Ansiedlungen von derartigen "Tech-Unternehmen" in der Region Ffm. gerade wegen dieser bestehenden Infrastruktur (Internetknoten / Rechenzentren) ?
In dieser Richtung fehlen mir (bislang) einschlägige Beispiele. Zumindest "gefühlt" ist da in München oder Berlin wesentlich mehr los.
Ich lasse mich aber sehr gerne in dieser Richtung belehren / informieren / positiv überraschen.
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m.Ro80 Ich weiß jedenfalls, dass aktuell umgekehrt der Bau von Rechenzentren in sowie vor allem um Berlin boomt. Das entwickelt sich bald in Dimensionen, die ein paar Jahre zeitverzögert den Frankfurter Verhältnissen entsprechen. Und da wird dann immer wieder auf den starken Bedarf an Rechenleistung für Tech-Unternehmen, Forschung usw mit komplexen KI-Anwendungen etc verwiesen, die von einer möglichst dichten/direkten Anbindung stärker profitieren als Hinz und Kunz. Dort folgt das Angebot also nun der Nachfrage.
In Frankfurt könnte es dann ja vielleicht gewissermaßen anders herum auch funktionieren, zumal man eben mehrere Jahre Vorsprung hat und voraussichtlich auch bis auf Weiteres behält (Berlin-BB kommt erst jetzt richtig in Fahrt, NRW wiederum mit einigem Abstand neu hinzu und aus Bayern habe ich noch gar nichts über signifikanten Zuwachs an Rechenleistung gehört). Gerade wenn die Hochschulen und Wirtschaftskammern da so mitziehen und man auch sonst die entsprechenden Strukturen schafft, könnte da schon was gehen (solche Wirtschaftsförderung war jedenfalls auch schon an anderen Standorten wie München und NRW erfolgreich, wo nun im dichten Windschatten zu Berlin auch immer mehr im Tech- und Startup-Sektor passiert). Bei den Mieten nähert sich Berlin mW ja auch langsam aber sicher an Frankfurt an, sodass es hier absehbar zumindest keinen ganz so krassen Wettbewerbsnachteil mehr für Frankfurt geben sollte (gegenüber London wäre man dagegen sogar günstiger).
Kurz gesagt weiß ich auch nichts Näheres, vermute aber dass man schon reale Chancen hätte, am absehbaren Boom digitaler Wertschöpfung zu partizipieren. Auf genau diese Wette scheinen die Kammern und Unis jedenfalls zu setzen...