Lyon, von Croix-Rousse über die Rhône nach Les Brotteaux
Im Herbst letzten Jahres verschlug es mich mal wieder in den Süden Frankreichs. Neben Lyon standen diesmal Avignon und Nîmes mit auf der Exkursionsroute. Zunächst einige Eindrücke aus Lyon, namentlich den Teilen, die 2016 aus zeitlichen Gründen keine Berücksichtigung fanden.
Beginnen wir auf Croix-Rousse, „la colline qui travaille“ im Gegensatz zum gegenüberliegenden, vom Klerus bestimmten Fourvière-Hügel, der „colline qui prie“. Die Geschichte der Besiedlung des auf einem Hügel und dessen Abhang zur Presq’Île gelegenen Stadtteils lässt sich bis in die Römerzeit zurückverfolgen. Typisch sind heute die großen, schmucklosen Manufakturhäuser, die gleichzeitig Wohn- und Fertigungszwecken dienten, denn seit Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Croix-Rousse zum Zentrum der industriellen Seidenweberei in Lyon. Heute hat das Viertel viel seines Charmes bewahrt und gilt gemeinhin als „Szene“-Stadtteil, mit all den damit verbundenen Auswirkungen…
Wir beginnen den Rundgang am Boulevard de la Croix-Rousse unweit der Metrostation: Sie war einst Bergstation der Standseilbahn Croix-Paquet - Croix-Rousse. Beim Bau der weitgehend unterirdisch verlaufenden Trasse wurde der „Gros Caillou“ ausgebuddelt und zu einem beliebten Treffpunkt und Markenzeichen des Viertels.
Steile Abhänge kennzeichnen den Hügel. Hier in der passend benannten Montée Saint-Sébastien mit Blick auf die Église Saint-Bernard.
Blick zur Place Colbert.
Es bieten sich immer wieder eindrucksvolle Aussichten, hier auf die Türme des Viertels rund um den
Bahnhof Part-Dieu.
Spitze zwischen Montée Saint-Sébastien und Rue Mottet de Gérando, durch die sogar eine Trolleybuslinie führt, die sich noch heute entlang der ehemaligen Tramlinie 6 die Serpentinen des Hügels hinaufwindet.
Place Colbert mit den für Croix-Rousse typischen schmucklosen, hohen Häusern.
Noch einmal ein Blick in Richtung Part-Dieu über die nicht zu erkennende Rhône.
Ähnlich wie Vieux Lyon ist auch Croix-Rousse von zahreichen Traboules durchzogen. In jedem Reiseführer Erwähnung findet die Cour des Voraces mit ihrer eindrucksvollen Treppenanlage.
Blick über die Place Croix-Paquet in Richtung Rhône.
Rue Pouteau mit Treppenanlage.
Zur Fußgängerzone umgestaltete Montée de la Grande Côte, die Hauptachse des Quartiers.
Ohne Verkehrsmittel geht es bei mir natürlich nicht 😉 . Ein Midi-Trolleybus der Linie S6 (ehemals 6) klettert die Rue Burdeau hinauf und nimmt sogleich die Serpentine vor dem Jardin des Plantes in Angriff.
Hier befinden sich die Ruinen des Amphithéâtre des Trois Gaules.
Wir folgen auf Touristenpfaden der Montée de la Grande Côte abwärts in Richtung Presq’Île.
Von wegen, es gebe nur Wein in La France…
Rue Sainte-Marie-des-Terreaux.
Leider war die Place des Terreaux gerade eine Großbaustelle. Blick auf das Hôtel de Ville, dessen Kern aus dem 17. Jahrhundert stammt, aber mehrfach brandbedingte Renovierungsarbeiten über sich ergehen lassen musste.
Rue du Président Édouard Herriot, Blick in südliche Richtung.
Rue de la République, Blick auf die aus dem 19. Jahrhundert stammende Oper, die man ab 1989 fast vollständig entkernte und mit einem etwas gewöhnungsbedürftigen Dachaufbau versah.
Place des Cordeliers. Im Rücken nun die Rhône…
…die wir auf dem Pont Lafayette queren.
Ein letzter Blick auf den Hügel von Croix-Rousse.
Zum Abschluss des ersten Teils noch einige Impressionen aus Part-Dieu und Les Brotteaux, den Stadtteilen rechterhand der Rhône, vor allem ersteres geprägt vom eher weniger denn mehr geglückten Urbanismus der Nachkriegszeit. Zur Zeit befinden sich der Bahnhof und dessen Umgebung im Komplettumbau, so dass nur wenige Bilder entstanden. Eine Tram biegt aus der Avenue Thiers in den Cours Lafayette ein.
Rue de la Villette südlich des Bahnhofs. Hier endet u.a. der Rhône Express, eine Schnellstraßenbahnlinie zum Aéroport de Lyon-Saint-Exupéry.
Der Bahnhof Part-Dieu löste 1983 den Gare des Brotteaux als Hauptbahnhof des östlichen Lyon ab. Das repräsentative Empfangsgebäude aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wurde erhalten und unter Denkmalschutz gestellt.
Boulevard Jules Favre, im Hintergrund die Hochhäuser in Part-Dieu.
Les Brotteaux, Avenue Général Brosset. In diesem Viertel befinden sich zahlreiche gastronomische Einrichtungen, in denen man sehr gut und auch preiswert speisen kann. Überhaupt habe ich Lyon stets als angenehme, weil kaum vom Massentourismus überrannte Paris-Alternative empfunden. Es ist darüber hinaus außerdem eine ausgesprochen schöne Stadt, deren relaxtes Lebensgefühl einem nie den Eindruck vermittelt, gerade in einer Millionenmetropole gelandet zu sein.
Damit beschließe ich den ersten Teil der Frankreich-Tour 2019.