Dichte/Nachverdichtung in Berlin kontrovers diskutiert

  • Auf die Idee, einen Strang mit diesem Thema aufzumachen, hat mich eine Diskussion im Rathausforum-Strang gebracht, Beiträge #4.157 bis #4.160.


    In der aktuellen Diskussion um Wohnraummangel und dessen Beseitigung stellt Dichte bzw. Nachverdichtung eine mMn bisher relativ wenig betrachtete Komponente dar. Bisher wurde eher über Neubaugebiete am Stadtrand oder vereinzelte Lückenfüller in vorhandenen Strukturen diskutiert. Großflächige Wiederherstellung und Nachverdichtung von nach 1945 beseitigten Stadtstrukturen wurde keine große Aufmerksamkeit geschenkt, was ich schade finde und hiermit gerne ändern würde. Ich stelle weiter unten meine Visionen für ein bestimmtes Gebiet vor und werde zukünftig immer mal wieder meiner Fantasie freien Lauf lassen und dank Paint meine Ideen mit der Welt teilen. Jede und jeder ist eingeladen, dem nachzukommen und ebenfalls Ideen für Nachverdichtung, Stadtreparatur oder wie auch immer ihr es nennen wollt, hier zu teilen. Vorab: ich muss meine Gedanken leider in zwei Posts aufteilen, da leider nur 10.000 Zeichen pro Beitrag möglich sind.


    Hier aber erst Mal der Stein des Anstoßes bzw. die Steine der Anstöße aus besagtem Rathausforum-Strang.


    Immer nur noch auf weitere Verdichtung zu setzen, kann nicht die Lösung der Zukunft sein. Wir müssen Impulsgeber sein, zukunftsgewandte Hauptstadt. Im Moment hängen wir gefühlt 10 Jahre zurück beschäftigen uns mit uns selbst. Das ist nicht Berlin-würdig, rational und transparent.

    Berlin verfügt in seiner Innenstadt über eine durschnittliche GFZ von 1,5. Da ist natürlich eine städtische Verdichtung der richtige Weg zumal diese auch wegen der vorhandenen Infraktruktur um ein vielfaches preiswerter ist als der Neubau auf der grünen Wiese.


    Da Lamento über das "dichte Berlin" komt vor allem von Menschen, die in kleinstädtischen Umgebungen aufgewachsen sind und denen schon das Vorwende-Berlin groß genug war. Das kann aber nicht der Maßstadt für die Entwicklung der deutschen Hauptstadt sein.

    ^Das finde ich interessant. Gibt es für die Behauptung, dass vor allem Menschen aus der Provinz gegen ein Verdichtung Berlins an dieser Stelle sind, belastbare Statistiken?

    Oder ist das nur ein Bauchgefühl?

    ^ Unter den politischen Entscheidern, die sich gegen Verdichtung aussprechen, ist kaum ein einziger Berliner. Die Lokalpolitiker, die dauernd Rabatz schlagen, kommen doch alle aus der Provinz: E. Gothe (Mitte) aus Lübeck, F. Schmidt (Kreuzberg-Friedrichshain) aus Köln, R. Lüscher (Senatsbaudrektorin) aus Basel, usw. usf.


    Die einzigen Berliner sind bei den Sozialisten zu finden (K. Lompscher), die nicht aus Gründen der Verdichtung dagegen sind, sondern weil das Ensemble ihrer Kindheit aus DDR-Tagen Schaden nimmt und sie fürchten, daß ihr Wählerklientel in den Platten verlieren.


    Meine Güte, wenn die West-Berliner auch nur halb soviel Gewese bei der Umgestaltung des Breitscheidplatzes gemacht hätten... Das West-Berlin meiner Kindheit gibt es auch nicht mehr, der Vorgang nennt sich Geschichte. Wir Berliner haben die Wiedervereinigung immer gewollt und jedem von uns war klar, was das für die Nischen der Zeitgeschichte aus der Zeit des Kalten Krieges bedeutet. Andere Metropolen haben derweil über 10 Millionen Einwohner und in Berlin wird wegen 4 % Zuzug p.a. gejammert - das ist wirklich unerträglich selbstmitleidig. Die Landeshauptstadt Potsdam bspw. hat in den letzten 20 Jahren über 40 % (!) mehr Einwohner - eine ähnliche Jammerei ist dort nicht bekannt.



    Köln, Lübeck und Basel als Provinz zu bezeichnen ist natürlich schon mal gewagt. Aber ich habe auch das Bauchgefühl, dass Ur-Berliner, wer immer das sein soll, oft eine andere Definition von dicht haben, als Zugezogene. Die typische Berliner Mietskaserne, der Blockrand mit seiner Hofstruktur, ist für mich die klassische Definition von dicht und urban. Niemand, der dort wohnt, würde die Dichte allerdings als negativ empfinden, behaupte ich mal. Für mich stellt dies die erstrebenswerteste Form des Städtebaus dar, da sie viele Vorzüge vereint, die andere Formen (Plattenbausiedlungen als ein drastisches Beispiel) nicht aufweisen. Bei jeglichem Plädoyer pro Blockrand sollte es natürlich nie wieder zu so Wohnformen wie zum Ende des 19. Jahrhunderts kommen, als 10 Menschen in einer Wohnung wohnten und sich ein Etagenklo teilten. Nennen wir es halt den modernen Altbau, der die Fehler der Mietskaserne hinter sich gelassen hat, modernisiert wurde und in seiner heutigen Form nicht umsonst die vermutlich beliebteste Wohnform ist, sofern man sich das Wohnen in einem Altbau in Friedrichshain, Kreuzberg, im Westfälischen Viertel oder Prenzlberg leisten kann. Aber das ist wieder eine andere Baustelle.


    Ein riesen Vorteil vom klassischen Blockrand ist die effiziente Nutzung des Stadtraums, der mMn das kostbarste Gut einer Stadt ist und mit dem entsprechend nicht verschwenderisch umgegangen werden sollte. Der Berliner Blockrand dürfte deutlich mehr Wohnraum pro Fläche bereit stellen, als andere Wohnformen, trotz Begrenzung nach oben durch die Traufhöhe. Als abschreckendes Beispiel fällt mir da immer die Fläche zwischen Storkower Str., Michelangelostr., Greifswalder Str. und Kniprodestr. ein. Hier ein Link zur Orientierung, wo ich gedanklich gerade bin.


    https://www.google.com/maps/@5…465991,749m/data=!3m1!1e3


    Klar, Grünflächen wie der Einsteinpark sind gut und sehr wichtig fürs Stadtklima. Die alte und an vielen Orten leider durch Krieg und autogerechte Stadt zerstörte Stadtstruktur bot aber ebenfalls viel Raum für grün und Naherholungsgebiete, was man anhand der vielen Parks der Stadt gut sehen kann. Berlin war schon immer eine sehr grüne Stadt, trotz der enormen Dichte der Stadt insbesondere vor 1945. Begrünte Innenhöfe tragen ebenfalls zum positiven Stadtklima bei. Dichte einerseits und Platz für Natur und Erholung, jenseits von Beton, Straße und Backstein, andererseits schließen sich also nicht aus. Im oben genannten Bereich Storkower/Greifswalder/Michelangelo/Kniprode dagegen fehlt die Dichte komplett und es wird wertvoller Platz verschwendet. Gleichzeitig ist die Aufenthaltsqualität zwischen diesen monotonen Blöcken sehr gering, das subjektive Sicherheitsgefühl nicht das beste. Dass die wirtschaftliche Situation der dort lebenden Menschen dazu beiträgt und Spannungen/Kriminalität/Verwahrlosung mit sich bringt, brauche ich vermutlich nicht erwähnen. Diese negativen Eigenschaften weisen fast alle Nachkriegssiedlungen auf, sei es nun im Osten Mahrzahn, Hellersdorf, die genannte Ecke in Pankow), oder aber im Westen (Märkisches Viertel, Gropiusstadt, Heerstraße Nord).


    Unabhängig von der sozialen Struktur der Bewohnerschaft bin ich der Meinung, dass gewisse Wohnformen diese negativen Effekte stärker befördern, als es andere Wohnformen tun. Es ist auch die Art der Kommunikation unter den Bewohnenden, die in Platten immer anders abläuft als im Altbauquartier. Ich merke das ganz stark innerhalb meiner eigenen Familie. Ich wohne im Moabiter Altbau, Hinterhaus, während meine Mutter in einer Ost-Platte wohnt. Soziale Durchmischung dürfte relativ ähnlich sein, aber bei mir kommt man viel eher in Kontakt mit seinen Mitmenschen. Um jetzt hier das ganz große Fass aufzumachen behaupte ich, dass Plattenbauten die soziale Isolation fördern, während man im dichten Altbau fast zwangläufig über seine Nachbarn stolpert und mit ihnen in touch kommt, weil es alleine der Aufbau des Hauses und dessen Dichte mit sich bringt. Ich habe mal die steile These aufgestellt, dass man insbesondere in der DDR diese Form des Wohnens gewählt hat, um die Kommunikation zwischen den Menschen zu minimieren, denn Menschen, die sich austauschen, könnten ja auf blöde und revolutionäre Gedanken kommen. Aber das ist ein Thema für sich und definitiv auch eine Diskussion für Psychologen und Soziologen und würde hier jeden Rahmen sprengen.


    Ein weiterer und heutzutage wahrscheinlich der wichtigste Aspekt von Blockrandbebauung in seiner ursprünglichen Form ist das Vereinen von Wohnen und Arbeiten und dessen energetische Bilanz. Das garantierte und garantiert kurze Wege und vermeidet dadurch unnötigen Verkehr. Einer von vielen Gründe, warum heutige Städte meist im Verkehr ersaufen und dadurch verringerte Lebensqualität bieten, sind Schlafstädte wie Mahrzahn, Hellersdorf oder Heerstraße Nord, wo lediglich gelebt, aber kaum gearbeitet wird. Das erzeugt Verkehr, hin zur Arbeit und zurück, ungemeine Pendlerströme und ineffiziente Strukturen. Ähnliches gilt für den Gütertransport, der früher effizient in großen Mengen per Eisenbahn an verschiedenen Ringbahn-Güterbahnhöfen ankam und dann per Spedition feinverteilt wurde. Heute gibt es zwei oder drei große Güterverteilzentren außerhalb der Stadt und die ganzen LKW stauen sich auf den entsprechenden Ein- und Ausfallstraßen, mit entsprechenden Kollateralschäden wie Abgase, Stau, kaputte Straßen durch schwere LKW etc. Der Neoliberalismus verkauft uns das als modern und Zeitgeist. Aber von der energetischen Seite betrachtet ist es nicht mehr als ungemeine Ressourcenverschwendung und gelebte Ineffizienz, von denen vor allem die Automobilindustrie profitierte und profitiert, da sie dadurch den Bedarf nach PKW und LKW aufrechterhalten kann. Der Allgemeinheit entspringt durch diesen Strukturwandel keinerlei Fortschritt, sie hat sogar dafür zu zahlen, und sei es durch die durchschnittlichen 150 Stunden, die jeder Berliner jährlich im Stau steht.

  • Ähnlich kritisch zu betrachten sind in diesem Zusammenhang übrigens auch Einkaufszentren, die ebenfalls Unmengen an Verkehr erzeugen, wie es die kleinen und dezentralen Läden in den Einkaufsstraßen nie getan haben. Letztere werden nämlich meist von Bewohnenden der Umgebung frequentiert und das oft zu Fuß. Die Turmstraße bei mir um die Ecke ist da ein gutes Beispiel. Desto mehr kleine Läden aber von den großen und mit viel Kapitalaufwand errichteten Einkaufszentren verdrängt werden, desto größer wird die Notwendigkeit, mit dem ÖPNV oder sogar Auto die nun weiter entfernten Einkaufszentren für den täglichen Bedarf anzusteuern, was wiederum Verkehr erzeugt, der vorher so nicht da war.


    Die heutigen Strukturen erzeugen im Vergleich zu früher also ungemein mehr Verkehr und dieser Verkehr und seine ganzen volkswirtschaftlichen Auswirkungen erzeugt vor allem eines, CO². Ohne genaue Zahlen zu kennen behaupte ich, dass alte Stadtstrukturen, wie es sie in Berlin und in anderen Großstädten vor dem Krieg gab, deutlich energieärmer waren, als heutige Strukturen mit den oben genannten Eigenschaften. Und in Zeiten, in denen Mensch lernen muss, dass Energie eben keine unendliche Ressource ist, müssen wir auch unsere Städte vermutlich sehr massiv umkrempeln. Das beinhaltet u.a. den Verkehr, aber eben auch die Art, wie wir leben, in was für Gebäuden, wie diese aussehen und wie sie zueinander angeordnet sind. Dazu müsste man das Rad aber eben gar nicht neu erfinden, da die noch existenten alten Strukturen, die den Umwälzungen des 20. Jahrhunderts standgehalten haben, uns bereits zeigen, wie es besser geht.


    Dabei sollte man keine Angst vor Dichte haben, aber genau das beobachte ich, wenn man in den Zeitungen von Projekten zur Nachverdichtung liest. Da wird so gut wie immer von Anwohnenden berichtet, die Angst haben, dass alles zu dicht, zu ungemütlich, zu laut, zu eng und zu unlebenswert werden könnte. Dabei sind es die sogenannten modernen Strukturen, die unlebsame Orte und Viertel haben entstehen lassen. Hier gibt es wahrnehmungstechnisch interessante Doppelstrukturen, denn fragt man Bewohnende von dichten Altbauvierteln, wie sie die Dichte in ihrem Viertel empfinden, dürfte diese Dichte als völlig normal und Teil des positiven Lebensgefühl des Viertels empfunden werden. Die selbe Dichte, vor der Bewohnende eher aufgelockerter Viertel zurückschrecken, wenn man ihnen mit Nachverdichtung "droht". Hier muss die Politik, Architekten oder auch Stadtplaner und Soziologen noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten, bevor diese teils absurden Wahrnehmungsunterschiede ausgeglichen werden können.


    Ein weiteres, krasses und absolut abstoßendes Beispiel ist die Gegend zwischen Alexa, Ostbahnhof, Stadtbahntrasse und Karl-Marx-Allee, womit ich meine erste Vision mit euch teilen möchte.


    https://www.google.com/maps/@5…60631,1237m/data=!3m1!1e3


    Macht euch mal den Spaß und spielt in der Gegend mit der tollen 1928-Karte des Tagesspiegels mit Schieberegler, um zwischen damals und heute wechseln zu können.

    https://1928.tagesspiegel.de/


    Kaum eine Gegend dürfte sich so zum negativen verändert haben, wie diese. Nicht nur von oben, sondern erst recht, wenn man dort mal per Rad gemütlich durchfährt. Gruselig, ein absoluter Unort, tot, kalt und trist. Dort dürfte zudem heute nur ein Bruchteil der Menschen leben wie 1928. Selbst dann noch, wenn man die damalige bauliche Dichte mit der heutigen durchschnittlichen Bewohnerzahl pro Wohnung annimmt. Sonst würde so ein Vergleich nie fair sein, wenn man sich die Mietskasernen der Arbeiterviertel anschaut, wo sich wie oben beschrieben 10 Menschen eine Wohnung unter unwürdigen Bedingungen teilen. Ich habe mal etwas mit Paint gespielt und meine Vorstellungen für so eine Ecke skizziert.


    xv3jfw9a.jpg



    Zur Orientierung, im Norden befindet sich die Karl-Marx-Allee, im Südwesten das Alexa. Orange schraffierte Flächen wären Neubauten. Ergebnis ist hier ein deutlich dichteres Viertel mit großzügigen Innenhöfen, die deutlich mehr Tageslicht in den Wohnungen zulassen, als es bei vielen Altbauvierteln der Fall ist, wo Wohnungen zu den Innenhöfen hin vor allem im unteren Teil meist recht dunkel sind. Die Erdgeschosse zu den Straßen hin hätten hier reichlich Platz für Einzelhandel und Gastro, was die Gegend derzeit praktisch nicht zu bieten hat. Ein Grund dafür, dass die Ecke so tot und unlebendig wirkt. Fläche für Büros ist natürlich auch vorgesehen. Insgesamt dürfte die Anzahl der so realisierbaren Wohnungen den aktuellen Bestand deutlich übersteigen, was dem Ziel der Berliner Politik, Wohnraum zu schaffen, deutlich zuträglich wäre. Vorteil wäre auch, dass hier kein neues Bauland erschlossen werden müsste, sondern jegliche Infrastruktur, sei es technische oder verkehrliche Infrastruktur, bereits vorhanden ist.


    Die vorhandenen Plattenriegel mit den Nummern 1 bis 6, die heute die Gegend dominieren, müssten weichen, ebenso wie die Flachbauten 7 bis 10. Hier zeigt sich natürlich schon die erste Schwierigkeit, denn die vielen Wohnungen, die erstmal abgerissen werden müssten, um danach eine deutlich höhere Zahl von Wohnungen neu zu bauen, fehlen während einer vermutlich recht langen Abriss- und Neubauphase vorerst. Das ist in Berlin natürlich zur Zeit und auch zukünftig ein kitzliges Thema. Aber wenn man wirklich nachhaltig Wohnraum schaffen will, der nicht am Stadtrand oder im Umland liegt, wird man nicht drumherum kommen, hier und da auch vorhandenen Wohnraum zu beseitigen, um nachher mehr Wohnraum auf der selben Fläche realisieren zu können. Da haben uns vorige Generationen leider einen Bärendienst erwiesen, als sie dermaßen platzverschwenderisch und ineffizient bauten. Wie platzverschwenderisch zeigt das nächste Bild der selben Gegend aus einer anderen Perspektive, mit Blick nach Süden. Orange ist die Umrandung des bearbeiteten Gebiets, die Nummerierung ist identisch mit dem ersten Bild.


    bhw8h5xj.jpg



    Alleine die Fläche zur Abstellung von Autos ist nicht ohne. Zukünftig können wir uns einen derartigen Umgang mit dem begrenzten Platz in einer Stadt nicht erlauben, wenn gleichzeitig Wohnraum in der Innenstadt fehlt. Ich würde als minimalen Ausgleich (denn Ziel muss ja nach wie vor die massive Verringerung von Autos in der Stadt sein) die Schaffung von Tiefgaragenplätzen unter den Neubauten vorsehen, halb so viele Stellplätze wie Wohnungen geschaffen werden. Diese sollten kostenfrei für MieterInnen der Neubauten zu Verfügung stehen und durch ein System von Zugangscodes durch Weitergabe auch Besuchern der Bewohnenden das Parken ermöglichen. Öffentlicher Raum soll hier aber nicht mehr für Autos zur Verfügung stehen. Man könnte hier einen Bogen zum in jeglicher Hinsicht nahe liegenden Strang Frankfurter Allee schlagen, wo ja gerade der Wegfall sämtlicher Parkplätze auf dem Mittelstreifen wegen Begrünung heiß diskutiert wird. Ein Modell begrenzter Schaffung von Tiefgaragenplätzen unter Neubauten könnte man sicherlich auf viele Ecken der Stadt übertragen, die eine Nachverdichtung wie hier skizziert bitter nötig hätten. Sollte die Anzahl der Autos irgendwann mal so stark gesunken sein, dass viele dieser teuer errichteten Parkplätze unter der Erde obsolet werden, können diese sofort in sichere Fahrradstellplätze umgewandelt werden. Diese sollten natürlich so oder so von Anfang an vorgesehen sein, mindestens ein Fahrradstellplatz pro geschaffener Wohnung.


    Wo wir schon mal beim Thema Frankfurter Allee sind, habe ich im entsprechenden Strang bereits meine Meinung dazu geäußert und kann das hier nur noch mal unterstreichen. So schön und vorbildlich es ist, dass in einem demokratischen Prozess die Bewohnenden der Gegend nach ihrer Meinung gefragt wurden und ihr Wunsch nach Erhalt der Parkplätze auf dem Mittelstreifen beachtet wurde, so ehrlich muss man auch sein, dass dies ganze 6 Jahre her ist und sich seit dem sehr viel verändert hat. Die Notwendigkeit, unsere Städte auch oder vor allem unter ökologischen Gesichtspunkten umzubauen, war damals noch nicht so absehbar. Jetzt dagegen ist Handeln akuter denn je. Soll man daher trotzdem aufgrund bloßer Bürgerbeteiligungs-Besoffenheit nun wie geplant bauen, Parkplätze auf dem Mittelstreifen anlegen und dann ein jahrelanges neues Verfahren inklusiver erneuter Bürgerbeteiligung beginnen, weil die umgesetzte Planung nicht mehr zeitgemäß ist? Um dann erneut zu bauen und ein zweites Mal Steuergelder für die selbe Ecke auszugeben? Das ist der Allgemeinheit dann auch nicht mehr zu vermitteln. Der ökologische und stadtgestalterische Aspekt wiegt für mich hier deutlich wichtiger als die Meinung einiger Anwohnenden.


    Die Stadt braucht eine massive Umverteilung des Stadtraums. Weniger für Autos, mehr für Mensch, Umwelt, Grün, entsiegelte Flächen (versiegeln rückgängig gemacht) zum Versickern von Starkregen etc.

    Dem entspricht die Verkehrsverwaltung in diesem Fall recht konsequent, was ich grundsätzlich begrüße. Wir brauchen mehr Entschlossenheit und weniger Verzagtheit beim Anpacken der Herausforderungen, die uns in unseren Städten bevorstehen.

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  • Also ich melde mich mal aus diesem von Dir so benannten toten Unort unurbaner Hässlichkeit, dem Hansaviertel. Wir arbeiten tatsächlich daran Weltkulturerbe zu werden, weil das Hansaviertel mindestens 1 UNESCO Kriterium erfüllt. Übrigens sind wir schon längst ein Gartendenkmal wegen des ganzen grünen Zeugs hier rund um die unurbane Hässlichkeit...


    Gut, es ist mit heutiger Sicht unverständlich warum die Städteplaner der 50er Jahre unbedingt den alten Blockrand "ad acta" legen wollten. Im Prinzip haben sie aber ähnlich argumentiert wie Du das heute tust wenn Du behauptest, gewisse Gebäudetypen bedingen bestimmte gesellschaftliche Phänomene...


    Nach dem Ende des 2ten Weltkrieges hat man sich nämlich gefragt, ob u.a. die Lebensumstände in den engen Blockrandbauten mit 3 Hinterhöfen mit daran Schuld waren, dass der Nationalsozialismus derartige Erfolge erzielen konnte. Deshalb wollte man es mit anderen Wohnkonzepten und Stadtstrukturen versuchen.

    Und man wollte sicherstellen, dass jeder Bewohner des neuen Viertels eine Wohnung mit viel Licht und Luft erhält, man hat versucht verschiedene Konzepte von Lebensweisen zusamenzubringen: Singles, junge Familien, Ältere Mitbewohner, etc. Dafür wurden Wohnungen perfekt geschnitten: Keine grotesk langen enge Flure, enge Bäder, kein "Berliner Zimmer" ( im Grunde dadurch zustande gekommen, dass die originalen Altbauwohnungen ja in kleinere Wohnungen zerstückelt wurden und Toiletten nachgerüstet werden mussten) Alvar Aalto gruppierte einzelne Zimmer um das Zentrum der Wohnung : Das Wohnzimmer offen geschnitten.

    Es gibt Maisonette Wohnungen mit Atelierräumen über 2 Etagen. Es gibt das "Haus im Haus" Prinzip.

    Flexible Wohnungsschnitte mit flexiblen Wänden, praktische Details wie Wandschränke, im Boden versenkbare Fenster, die den Garten ins Zimmer holen, uvm. Und das zu einer Zeit in der sehr viele Menschen nichtmal Zentralheizung oder fließend warmes Wasser hatten!

    Das alles eingebettet in viel Grün, übergehend in den Tiergarten.

    Nun, die vorbeiratternde S Bahn gibt das urbane Feeling....


    Richtig, wenn man glaubt urban wären nur Orte an denen sich Einzelhandel mit Cafés und Burgerläden oder Dönerläden abwechseln müssen, dann ist das Hansaviertel davon weit entfernt, aber andererseits bin ich gar nicht traurig über ein wenig Ruhe wenn ich von meinen Dienstreisen zurück kehre. Ich mag es dass es hier keinen Dauertrubel gibt, andererseits kriegen wir hier alles mit, von Sternfahrten über Staatskonvois, jegliche Aktion am großen Stern, Sonntagskonzerte am Teehaus, Gripstheater, Berlinale, etc.


    Eine U Bahnstation vom Zoo und KuDamm, eine S Bahnstation zum Lehrter Bahnhof, watt willste mehr?


    Als ich nach Berlin kam wollte ich gern Altbau haben! Jetzt schau ich im Schlafzimmer zum Fernsehturm rüber, im Wohnzimmer gibts Panorama vom Potsdamer Platz über Zoofenster bis Ernst Reuter Platz und zu Silvester kommen alle zum Feuerwerk gucken.


    Also ich hab noch an keinem so schönen Unort gewohnt!


    Es nervt mich aber wie gerade hier im Forum es scheinbar gang und gäbe ist, wie überheblich jeder Baustil nach 1900 niedergemacht wird.


    Es mag sein, dass die Architekten des Bauhaus und der Moderne über das Ziel hinausgeschossen sind, aber die Architektur der Moderne so grundsätzlich abzulehnen halte ich für falsch!


    P.S. ich bezweifle dass in dem von Dir Dir dokumentierten Viertel hinter der Kongresshalle heute weniger Menschen leben als mit Blockrandbebauung wenn man die Traufhöhe zugrunde legt in der der Blockrand bebaut war- im Gegensatz zu den 18 Geschossern die jetzt dort stehen???


  • ^Ich finde deine Argumentation gut, das sie das ist was sie eben ist und nicht mehr von sich behauptet: Ein individuelles Lebensgefühl das ich auch nachvollziehen kann.


    Was ich nicht nachvollziehen kann: Warum versucht man nicht die Blocks ästhetisch etwas schöner zu machen? Es gibt viele tolle Experimente mit Farbe, Wandbildern, Beleuchtung etc. wie dieses triste Einheitsgrau behoben werden kann. Das würde ja prinzipiell an der Idee nichts ändern.


    Außerdem: Ich persönlich weiß jetzt nicht wie es mit der Nahversorgung (Supermarkt; Apotheken, Ärztezentrum, wenigstens ein paar Restaurants) aussieht, aber das ist in der Regel ebenfalls ein Problem solcher Viertel.

  • Öhm,


    also ich empfehle dann doch mal einen Besuch des Hansaviertels - des Viertels der Interbau Ausstellung wohlgemerkt!


    Das Hansaviertel der Interbauaustellung befindet sich ausschliesslich auf der Seite der S-Bahn, wo die 5 Punkt-Hochhäuser stehen. Alle Bauten der Interbau sind denkmalgeschützt inclusive ihrer originalen farblichen Fassung, die für jedes Gebäude wiederhergestellt wurde!


    Da gibt es aber überhaupt kein Einheitsgrau! Die Punkthochhäuser: Vanillefarbene Fliesen und Rote Strebepfeiler das 1te Hochhaus. 2tes Hochhaus mit farblich abgesetzten Mosaikfeldern, 3tes Hochhaus - OK - grau/weiß- 4tes Hochhaus: Blaue und türkisfarbene Flächen und Fensterelemente, 5tes Hochhaus: Sichtbeton mit sonnengelben Fassadenflächen.


    Eiermannhaus: Rote Ziegelfassade, Niemeyerhaus: Farbflächen, Schwedenhaus: Eine Seite Orange, andere Seite (dem Tiergarten zugewandt) Blau.


    Aalto Haus: Weiss, mit dunkelblauer Deckenbemalung im Eingangsbereich (wer die Essener Oper kennt, wird hier Gemeinsamkeiten entdecken...)


    Gropiushaus: Farbig abgesetzte Balkonbrüstungen, Die Häuser in der Klopstockstrasse: Farbige Fassadenflächen in Blau und Rot, das Hochhaus "Die Giraffe" : Hellgraue und Gelbe Fliesen mit abgesetzten ockerfarbenen Streifen.


    In der Tat gibt es ein paar triste Wohnblöcke auf der anderen Seite der S-Bahn - die könnten sicher eine Renovierung vertragen! Hier ist das Viertel gemischt mit dem "Restbestand" des Hansaviertels, also was Bomben haben stehen lassen, ca. 30 Altbauten.


    Zur Dichte ist zu sagen, dass das Hansaviertel heute zu den dichtbesiedeltsten Berliner Vierteln gehört, mit ca. 10.000 Einwohnern (auf beiden Seiten der S-Bahn, auf Seite der Interbau sind es 6.500) in Vorkriegszeit wohnten hier ca. 18.000 Büger...

  • Die Berliner Innenstadt hat wie schon von Konstantin geschrieben eine relativ geringe Dichte. Deutlich wird es wenn man sich die Schwarzpläne ansieht: https://www.stadtentwicklung.b…ene/sp/index_sp-vt3.shtml

    Viele Häuser wurden im Krieg zerstört, aber sehr viele erst nach dem Krieg abgerissen.


    Besonders das große Gebiet östlich des Alex könnte nachverdichtet werden. An einigen Stellen wie dem Platz der Vereinten Nationen passt ein ganzer Wohnblock in die Schneisen ohne dass vorhandene Bebauung abgerissen werden müsste. Dann hätte man gleich schmalere Straßen die nicht vorrangig dem Autoverkehr dienen.

  • Ich weiß nicht, ob das der ganz richtige Strang für diese Meldung ist:


    Der Berliner Architektenverein hat einen städtebaulichen Ideenwettbewerb ausgeschrieben Berlin-Brandenburg 2070.

    Über die Zitat "teils skurrilen" Ergebnisse berichtet der Tagesspiegel.

    55 Büros aus allen Herren Ländern hatten an dem Wettbewerb teilgenommen. Alle 18 Arbeiten der der Endrunde werden vom 1. Oktober bis 3. Januar 2021 im Kronprinzenpalais Unter den Linden ausgestellt.


    Einen überlick über den Wettbewerb und die Sieger ist auch im Baunetz zu lesen und zu sehen.

  • In 80 Jahren brauchen wir nicht mehr so viele Wohnungen. Es soll dann nur noch ca. 66 Mill. Einwohner in Deutschland geben. Temporäre Bauten? Wäre das eine Lösung?

  • Da wäre ich skeptisch...


    80 Jahre sind lang und Bevölkerungsentwicklung im Prinzip unvorhersehbar.


    Selbst wenn die Bevölkerung insgesamt schrumpft kann es immer noch sein, dass durch einen gewissen Kulturwandel zu Dichte und Nähe hin einige attraktive Städte sogar wachsen.

  • 2070 ist in 50 Jahren und ich bezweifle, dass es das Deutschland wie wir es jetzt kennen überhaupt noch existiert.

    Es ist eine realitätsferne Spielerei. Ganz nett, aber mehr auch nicht.

  • Wissenschaftler*innen machen sich Gedanken über die Zukunft und versuchen diese Gedanken bzw. Ergebnisse ihrer Forschung in Modelle zu übersetzen. Eines dieser Modelle geht eben von einem deutlichen Bevölkerungsrückgang aus. Aufgrund dieser Ergebnisse lässt sich überlegen, was zu tun ist. Die Autor*innen sprechen ausdrücklich davon, dass sich die Weltbevölkerung auf ca. 7 Mrd. im Jahr 2100 reduzieren könnte. Warum sollte es nicht zu Überlegungen führen, was das für unsere Städte und Dörfer bedeuten könnte?

  • ^


    In den letzten dreißig Jahren wurden dutzende Bevölkerungsprognosen für Deutschland erstellt. Jedes mal gingen die Forscher von einem baldigen Rückgang aus, doch Zuwanderungswellen, weltweite wirtschaftliche Entwicklungen, politische Einflüsse sind nur schwer in Modellen abbildbar, sodass bis heute keine der Prognosen eingetreten ist. Natürlich kann das in Zukunft anders aussehen, Prognosen über Zeiträume von 50 Jahren zufällig richtig liegen, ich möchte nur verdeutlichen, dass Untersuchungen über solche Zeiträume mehr Faktoren und Unwägbarkeiten ausgesetzt sind, als dass sie sich in einem wissenschaftlichen Modell vernünftig darstellen ließen.

    Offen bleibt zudem, wie sich zukünftige Bevölkerungen in einem Land verteilen. Hat der Megatrend Urbanisierung in Deutschland auch in 50 Jahren noch Bestand, oder kehrt sich der Prozess sogar um?


    Warum sollte es nicht zu Überlegungen führen, was das für unsere Städte und Dörfer bedeuten könnte?

    Den oben genannten Wettbewerb könnte man als genau solch eine Überlegung auffassen.

  • An einigen Stellen wie dem Platz der Vereinten Nationen passt ein ganzer Wohnblock in die Schneisen ohne dass vorhandene Bebauung abgerissen werden müsste. Dann hätte man gleich schmalere Straßen die nicht vorrangig dem Autoverkehr dienen.

    Ich gebe nur zu bedenken, dass es so etwas wie einen Verschattungsnachweis gibt.


    Die großzügige Bauweise der DDR mag nicht gerade für heimelige Stimmung für Fußgänger sorgen, aber damals lag das Augenmerk eben auf anderen Dingen. So sollte zum Beispiel auch in die Erdgeschosswohnungen ausreichend Sonnenlicht einfallen, ganz im Gegensatz zu den alten Berliner Mietskasernen mit mehreren Hinterhöfen, die nie Sonne gesehen haben. Aber selbst das war ja keine Erfindung der bösen Kommunisten. Die häufig in der Welt anzutreffende Zeilenbebauung dient genau diesem Zweck, Licht und Luft überall hin kommen zu lassen. Wenn das jetzt alles nachverdichtet werden soll, am besten noch mit kompletter Blockrandschließung, dann wird es eben wieder dunkel in den unteren Etagen, oder wie?

  • Sollen wir den antiurbanen Städtebau der DDR so konservieren? Dass es auch anders geht habe ich im April schon dokumentiert: Königstadt-Carree [realisiert]

    Die Alternative ist weitere Zersiedlung des Umlandes.

    Die alten Berliner Mietskasernen, die in Ost und West nach dem WK2 im großen Stil abgerissen wurden, erfreuen sich heute allgemein großer Beliebtheit.

  • Wenn das jetzt alles nachverdichtet werden soll, am besten noch mit kompletter Blockrandschließung, dann wird es eben wieder dunkel in den unteren Etagen, oder wie?

    Wer sagt denn, dass ein heute gebauter Blockrand die negativen Attribute der Gründerzeit übernehmen muss? Ein geschlossener Block zur Straße mit abwechslungsreichen Fassaden sagt doch nichts über die Größe der Innenhöfe aus und wie viel Licht die Wohnungen bekommen. Die Enge und Dichte der alten Berliner Mietskasernen würde man heute definitiv nicht mehr bauen.

  • Natürlich nicht, so enge Hinterhöfe wären heute wahrscheinlich gar nicht genehmigungsfähig. Aber selbst mit großem Hof bekäme das Erdgeschoss definitiv keine Sonne mehr ab im Gegensatz zur aktuellen Zeilenbebauung. Kleiner ausgleichender Vorteil: etwas Lärmschutz durch den nachträglichen Querriegel...

  • Mit Prognosen für 2100 (in 80 Jahren) kann man sich in einigen Jahrzehnten befassen. Ich las sie - bis 2064 in etwa steigt die Weltbevölkerung, wobei die Urbanisierung noch länger anhalten kann. Die nächsten Jahrzehnte ist also Nachverdichtung gut erschlossener Standorte begründet - in Berlin gibt es (leider) viele, wo historische Spuren getilgt wurden, was wiederum den Vorteil bietet, Höhen und Dichten problemlos steigern zu können. Man schaue nur, was die Niederländer am Hauptbahnhof der zehnmal kleineren Stadt Utrecht planen und bauen (Quartiersplan auf dem letzten Foto) - zahlreiche Türme um 90 Meter Höhe, obwohl hier auf der anderen Seite der Bahngleise bereits die Altstadt beginnt. (Von Bevölkerungsprognosen für's nächste Jahrhundert lassen sich die Niederländer nicht stören.)

    Ähnliches wäre etwa rund um den Alexanderplatz möglich, würde man nicht zuviel konservieren wollen wie das berüchtigte Haus der Statistik - zusätzlich zu den zwei seit Jahren diskutierten Türmen. In dieser Umgebung würde ich allerdings auch nachdenken, ob die mehrspurigen Straßen zugunsten von etwas Begrünung zurückgebaut werden könnten.

    Nehmen wir die Skizzen unter #2 - ich bin nicht sicher, ob man dort den Blockrand wiederherstellen könnte, zumindest ansatzweise vielleicht - doch an einigen Stellen könnte die neue Wohnbebauung mehr Höhe und Dichte als die vorherige aufweisen. Eine U-Bahn-Station ist nicht weit.


    Ähnliche Möglichkeiten gäbe es noch in der City-West, wo es praktisch nichts gibt, was durch Dichte verhunzt werden könnte.

    Einmal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • Ich habe hier auch ein Beispiel aus der noch kleineren niederländischen Stadt Enschede. Dort steht nicht weit von der Altstadt dieses Hochhaus, was offensichtlich überwiegend als Wohngebäude genutzt wird. Es sieht auch interessanter aus als das was hier meistens gebaut und geplant wird. Man beachte auch das Verhältnis von Fahrrädern und Autos.


    Für solche Gebäude wäre östlich des Alex viel Platz.



    Foto von mir im Juli 2020

  • Aber selbst mit großem Hof bekäme das Erdgeschoss definitiv keine Sonne mehr ab im Gegensatz zur aktuellen Zeilenbebauung.

    Da würde ich widersprechen. Schon die Weimarer Republik hat durch aufgelockerte Bebauung, allerdings mit klassischem Blockrand, versucht, die Fehler der Mietskaserne zu mildern. Vielfach mit Erfolg, wie ich finde. Schönes Beispiel, welches ich persönlich auch schon von innen erleben durfte, ist die Siedlung in der Wilmersdorfer Hildegardstraße, ich meine Baujahr ca. 1920.


    https://www.google.com/maps/@5…252584,341m/data=!3m1!1e3


    Der Innenhof ist so groß, dass so gut wie keine Verschattung durch andere Gebäudeteile stattfindet und ich daher bezweifle, dass die Zeilenbebauung am Beipspiel nördlich der Alexanderstraße hier Vorteile im Bezug auf Licht bietet.


    Am Beispiel Hildegardstr. kann man übrigens sehr schön den Unterschied zwischen Gründerzeit (südliche Straßenseite) und Weimarer Republik (nördliche Straßenseite) erkennen, insbesondere was die Größe der Innenhöfe angeht.


    In etwa wie das verlinkte Beispiel stelle ich mir vielerorts auch eine Nachverdichtung bzw. Wiederherstellung des Blockrands vor.

    Nehmen wir die Skizzen unter #2 - ich bin nicht sicher, ob man dort den Blockrand wiederherstellen könnte, zumindest ansatzweise vielleicht - doch an einigen Stellen könnte die neue Wohnbebauung mehr Höhe und Dichte als die vorherige aufweisen.

    Was spräche deiner Meinung nach denn gegen eine Wiederherstellung des Blockrands? Eine Blockandbebauung mit unterschiedlichen Höhen wäre aus gestalterischer Sicht bestimmt interessant und wünschenswert, da stimme ich dir zu.