"Shop till you drop!"

  • Wo keine Nachfrage entsteht auch kein Angebot...

    Mal ketzerisch gefragt: glaubt ihr denn dass in einer kaufkraftschwachen Stadt wie Berlin etwas anderes als Filialen und effiziente (da schon vorgeplante) Mall-Architektur erfolg hat oder auch nur finanzierbar sind?

  • ^^ Nein, die Frage ist überhaupt nicht ketzerisch, das würde nämlich vorraussetzen dass du etwas bisher noch nicht ausgesprochenes schreibst. Dein Argument ist nich neu und wird pro thread vielleicht 3-5 mal aus der staubigen Klamottenkiste herausgekramt. Und eigentlich ist das Argument auch nicht richtig, denn 1) es wird niemand eine Mall bauen, wenn es sich nicht rechnet 2) wenn ich mich nicht täusche, steigen die Umsätze des Berliner Einzelhandels, zusammen mit einer kontinuierlich steigenden Zahl an Besuchern (und auch leichtem Bevölkerungswachtums in der Metropolregion ... + steigender Beschäftingungzahl + ... ++++) 3) Einzelhandelskannibalismus doch irgndwie ist Teil des Wettbewerbs... ich fand die Mall am PP schon immer zu klein ;)

  • Mal ketzerisch geantwortet: Der große Unterschied in der architektonischen Umsetzung der Einkaufmöglichkeiten zwischen den kaufkraftstarken und kaufkraftschwachen Städten ist nicht erkennbar. Mit 4,5 Mio. Einwohnern - Berlin und Speckgürtel - hat Berlin ohnehin die größte Massenkaufkraft. Zumal hier ca. 20% touristische Kaufkraft hinzukommen. Die ständig kolportierten Pro-Kopf-Vergleiche sind ja ganz nett. Wenn man sich nur die gerade veröffentlichten Mietvergleiche ansieht wird wohl so mancher Berliner Hartz IV Empfänger nicht weniger Kaufkraft zur Verfügung haben als so mancher Münchner Normalo-Haushalt. Ausserdem ziehen immer mehr Leute mit Kohle nach Berlin. Deshalb lassen sich in den letzten Jahren auch immer mehr Luxus-Eigentumswohnungen verkaufen. In die 200 geplanten Wohnungen ziehen wohl auch nicht die Ärmsten ein.
    Verteilt man die 36.000 m² auf 200 Geschäfte, dann sieht man wie kleinteilig die Sache wird. Wahrscheinlich sollen dort die Nachfrager zum Zuge kommen, die insbesondere in der Friedrichstrasse keine Geschäftseinheiten mehr finden.

  • Naja, der Normalo-Hartz IV Empfänger ist weder benchmark noch Zielgruppe der genannten Retail /Mall.


    In München wiederum sind die Bruttogehälter dafür höher als in Berlin um die Teuerungseffekte zumindest teilweise zu kompensieren.


    Dass Leute "mit Kohle" nach Berlin ziehen, kann sein. Nur, die gut dotierten, hoch qualifizierten Jobs - jenseits irgendwelcher Ministerien oder dem ministeriellen Rattenschwanz an Verbände, Lobbyisten und Anwälten - entstehen doch aufgrund der wirtschaftlichen Situation eher in Frankfurt, Hamburg oder München.
    Berlin bietet halt den Vorteil, dass man sich dort ein Townhouse mieten / finanzieren kann, wogegen es im Frankfurter Westend doch nur zur 3 ZKB reicht. Deswegen ist Berlin nicht reicher - nur günstiger.

  • Mal ketzerisch gefragt: glaubt ihr denn dass in einer kaufkraftschwachen Stadt wie Berlin etwas anderes als Filialen und effiziente (da schon vorgeplante) Mall-Architektur erfolg hat oder auch nur finanzierbar sind?


    Die Kaufkraft der Berliner ist vollkommen sekundär in dieser Betrachtung. Ebenso die 'wirtschaftliche Lage' der Region.

  • ...was offenbar nichts an der geringen Nachfragesituation nach "hochwertigerem" und "individuelleren" Einzelhandel ändert. Die Berliner wie ich sie aus meiner Anschauung kennengelernt habe sind sehr sehr "preisbewusst" und zwischen der trendigen berliner "Szene" und der berliner "Normalbevölkerung" ist was Modebewusstsein angeht meiner Beobachtung nach ebenfalls ein himmelweiter Unterschied, dieser "Graben" ist in als "schicki-micki" verschrienen Städten halt nicht dermaßen tief. Die "Massen"(-Kaufkraft) verlangt in Berlin/Brandenburg offenbar schlichte Ware von der Stange/von Filialisten und das möglichst "preiswert". Denn klar ist auch dass im Einzelhandel der Markt das Angebot so gut wie in keinem anderen Wirtschaftsbereich selbst organisiert, gäbe es erhöhte Nachfrage nach einem anderen Einzelhandelsangebot dann wären sofort entsprechende Angebote vorhanden, da damit natürlich entsprechend höhere Preise und höherer Umsatz möglich wären. Jeder Projektentwickler würde lieber an Boutiquen als an Stangenwarenfilialisten vermieten.

  • Malls werden auch dann gebaut, wenn sie eigentlich nicht gewinnträchtig sind, wenn Subventionen gezahlt werden, dazu zählen auch vorteilhafte Steuermodelle für solcherlei Bauten etc. Und ich denke auch, dass der Wirtschaftlichkeitsfaktor ein nicht zu unterschätzender bei kommerziellen Bauten ist. Aber die Marktwirtschaft kennt da ein ganz lässiges Korrektiv, wenn mehr Angebot als Nachfrage da ist: Leerstand. Obwohl ich nicht denke, dass die Geschäfte in diesem Bau jetzt schnell zumachen werden müssen, die werden auch ihre Kundschaft anziehen. Solange nicht dieselben Geschäfte wie in den PP-Arkaden einziehen dürfte sich die Kannibalisierung in Grenzen halten. Wie schon gesagt wurde: Auch Touris shoppen gerne.


    Zum Thema Metropolregion: Berlin ist mit 4,5 Mio. Einwohnern ein Schiss auf der Landkarte, wenn man Metropolregionmaßstäbe ansetzt. Rund um Berlin liegt der Osten Deutschlands und der ist eher spärlich besiedelt. Berlins Plus ist es, wenn es diese schwache Basis mit vielen Touristen ausgleichen kann, auch aus Polen, und sich auch langsam wirtschaftlich entwickelt und eine neue, gesunde Basis entwickelt.

  • ^^ Zum Thema Metropolregion: Berlin ist mit 4,5 Mio. Einwohnern ein Schiss


    Nana... nicht gleich die mühsam aufgebaute Fassade aus Sachlichkeit verlieren. Im Vergleich zu Berlin sind sämtliche deutschen 'Metropolregionen' doch noch ein wenig 'schissiger' oder siehst du das etwa anders. ;)


    Fakt ist, dass eine Mall man in der Nähe des Leipziger Platzes ein hohes Erfolgspotential hat, dafür sorgt z.B. die Konzentration an Shenswürdigkeiten, Hotels und Büros in der Ecke. Wichtig wäre m.M. nach dass man den Fokus auf eine etwas höherwertige Architektur legt - nichts wäre peinlicher als eine Provinz-Mall gegenüber des Bundesrates ;)

  • "Jeder Projektentwickler würde lieber an Boutiquen als an Stangenwarenfilialisten vermieten"


    Diese Vorliebe ist nicht erkennbar. Zumindest werden in Paris, allseits beklagt, im Topsegmet der Läden immer mehr Läden an Filialisten vermietet. Hoffentlich wird Paris jetzt nicht als kaufkraftschwach eingeschätzt.

  • ^
    Naja, solange die Architektur und das spätere Angebote einigermaßen niveauvoll sind, kann ich mich damit ganz gut anfreunden.


    @ million:
    Was wäre denn Deiner Meinung nach passend für die Lage?

  • @ Nexus 6:
    Nein, diese können halt auch mit kleinsten Margin (über)leben. Man schaue sich doch nur die DIY bzw. Baumärkte an, die hierzulande in den letzten 10 Jahren aus dem Boden gestampft wurden. Das hat mit reeler Nachfrage nichts zu tun. Die Renditeansprüche pro Laden sind hier halt marginalisiert ;)

  • urbanator:
    Mehr als der typische Mix aus Wohn- und Gewerbeflächen würde mir auf die Schnelle auch nicht einfallen. Aber stell dir dochmal vor man hätte anstelle des Jakob-Kaiser-Hauses ein Einkaufszentrum gebaut...

  • ^^ Zum Thema Metropolregion: Berlin ist mit 4,5 Mio. Einwohnern ein Schiss


    Nana... nicht gleich die mühsam aufgebaute Fassade aus Sachlichkeit verlieren. Im Vergleich zu Berlin sind sämtliche deutschen 'Metropolregionen' doch noch ein wenig 'schissiger' oder siehst du das etwa anders. ;)


    In D ist Berlin mit ca. 5,9 Mio. Einwohnern die zweitgrößte Metropolregion nach der Region "Rhein-Ruhr" mit ca. 11 Mio. Einwohnern. Das stimmt, da nehmen sich viele anderen Metropolregionen "schissiger" aus. Wobei man sagen kann, dass die Regionen Rhein-Neckar und Frankfurt/Rhein-Main schon relativ nahe beieinander liegen und damit über 7 Mio. Einwohner haben. Berlin hingegen liegt sehr exponiert, die nächste Metropolregion ist das Sachsendreieck.
    Ich bezog mich auch eher auf europäische Maßstäbe und da ist Berlin sehr klein: Moskau hat 17 Mio., London hat als Region 14 Mio., Paris 11,6 Mio. Einwohner (Île de France) usw. Berlin taucht als Metropolregion erst auf Platz 9 der Regionen auf und ist zudem noch von spärlich besiedeltem Land umgeben.
    Von daher kann man Berlin in Bezug auf Einzugsgebiet nicht gut vergleichen, Berlin ist schon etwas kleiner als einige andere Metropolen und ihr regionales Anhängsel.

  • @ PGS
    Der Renditeanspruch des Mieters ist doch für den Vermieter uninteressant.
    Der braucht, schon für seine Bank, eine hohe und nachhaltige Miete und damit möglichst bonitätsstarke Mieter. Und nichts weiter.

  • Ich weiss nicht warum, aber irgendwie erlebe ich nur in Debatten über Berlin stets ein Abgleiten in immergleiche Nabelschau (Einwohnerzahl sowie die Schlagworte "provinziell" und "steril" die inflationär gebraucht werden und so sicher wie das Amen in der Kirche fallen). Darüber hinaus habe ich persönlich rein gar nichts gegen Filialisten, Individualität kommt "von Innen" und nicht durch oberflächlich-schreierische Statements über Kleidung oder "Gewohnheiten" die jedem sagen sollen "Schau nur her wie individuell ich bin". Aber da die Filialisierung des Einzelhandels ja ständig beklagt wird bin ich darauf eingegangen. Und nein die Einwohnerzahl hat damit rein gar nichts zu tun. In winzigen Käffern in alpinen Urlaubsregionen wird schließlich auch teuerstes Geschmeide feilgeboten. Es ist, wie gesagt, lediglich ein Zusammenhang mit "Angebot und Nachfrage" da.

  • Die "Massen"(-Kaufkraft) verlangt in Berlin/Brandenburg offenbar schlichte Ware von der Stange/von Filialisten und das möglichst "preiswert".


    Das kann ich so bestätigen, insbesondere in den Einkaufszentren findet man in Berlin fast nur die eher günstigen Standardfilialisten. Dagegen sind die etwas besseren Marken kaum vertreten.
    Trotzdem ist Berlin bezüglich Einkaufszentren noch eher unterentwickelt - man vergleiche nur mal die Verkaufsflächen der größten Einkaufszentren Berlins mit denen anderer, kleinerer Städte. Dazu kommt ein gewisser Nachholeffekt in Mitte was die Reetablierung als Zentrum angeht. Man sieht das ganz gut am Alexanderplatz: bevor es das Alexa gab, ging da kaum jemand zum Einkaufen hin. Jetzt ist da aber die Hölle los. Die Besucherprognosen für das Alexa wurden auch bei weitem übertroffen.
    So ähnlich könnte es am Potsdamer/Leipziger Platz auch laufen - denn die existierenden Arkaden sind schon ein wenig mickrig. Wenn ein zweites, größeres Zentrum existierte, würde die Ecke auch als Einzelhandelsstandort ganz anders wahrgenommen werden.

  • Soll Gucci & Co neben dem Kurfürstendamm und der Friedrichstrasse jetzt auch noch in die Masseneinkaufszentren? Berlin hat aufgrund der Größe eine etwas andere Einkaufsstruktur.
    Keine Angst, es ist für die Reichen alles vorhanden. Durch die 2 Oberzentren zum Teil sogar doppelt. Am Hackeschen Markt kommt noch einiges hinzu.
    Wahrscheinlich ersetzt alleine das Kadewe den Luxusbereich mittelgroßer Städte.

    Einmal editiert, zuletzt von Nexus 6 ()

  • Es wäre mal interessant, ob das KaDeWe sich noch lange hält... war da nicht irgendwas mit Pleite des Betreibers auds Duesseldorf? Ein Schließen wäre wohl der GAU für die Gegend.