Transrapid Hbf.-Flughafen [gescheitert]
Fernziel: Abfahrt 2010
Der Freistaat treibt den Transrapid weiter voran
Die Sache mit dem Transrapid ist doch eigentlich ganz einfach: Die SPD ist auf Bundesebene dafür, auf Landesebene dagegen – obwohl Bayern-Spitzenkandidat Franz Maget einst ebenso Befürworter war wie es mancher SPD-Abgeordnete noch heute ist. Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) wollte eine geschenkte Magnetschwebebahn anfangs nicht ablehnen, droht jetzt aber im Falle der Schenkung mit dem Richter. Die CSU wiederum will auf jeden Fall schweben, während ihre Schwesterpartei CDU sich in Nordrhein-Westfalen als Magnet-Bremse profiliert hat. Die Grünen auf Bundesebene wollten die Bahn nie, haben sie aber im Koalitionsvertrag mit der SPD verankert und versprechen nun, sie mit aller Kraft zu verhindern. Alles klar?
Die Liste ließe sich fortsetzen. So waren die Münchner Grünen schon immer dagegen, ihre Düsseldorfer Kollegen anfangs dafür und später dagegen – bis schließlich auch die SPD ihre Meinung änderte und den Metrorapid kippte. So viel zu den politischen Querelen.
Hinter den Kulissen geht es derweil ganz konkret voran mit der umstrittenen Magnetschwebe-Strecke zwischen Hauptbahnhof und Flughafen. Noch in diesem Monat will die Bayerische Magnetbahn-Vorbereitungsgesellschaft (BMG) das Planfeststellungsverfahren starten, das dann in zwei bis zweieinhalb Jahren belastbare Zahlen über die tatsächlichen Kosten des Milliarden-Projekts liefern soll. „Bei uns ist die Stimmung gut“, versichert BMG-Sprecher Gert von Hassel, der am Montag sein neues Büro in der Arnulfstraße bezieht. Denn die BMG stockt ihr Personal auf und zieht daher in ein größeres Gebäude um. Bis zu 30 Leute sollen künftig die Arbeit der Ingenieure im Planfeststellungsverfahren begleiten – doppelt so viele, wie bislang für die von Freistaat und Bahn unterhaltene Gesellschaft arbeiten. Und einen neuen Chef hat man auch: Bahn-Mann Erwin Merkel, der zusammen mit Josef Zeiselmair den Übergang zur Magnetbahn-Betriebsgesellschaft schaffen will.
Finanziert wird das Planfeststellungsverfahren aus den Nahverkehrs-Kassen des Freistaats: 40 Millionen hat der Landtag genehmigt – in der Hoffnung, das Geld später vom Bund zurückzubekommen. Die Details des Finanzierungskonzepts werden im Spätherbst von den Verkehrsministern Manfred Stolpe (SPD, Berlin) und Otto Wiesheu (CSU, München) ausgehandelt. Bislang hat der Bund 675 Millionen Euro zugesagt – Stolpe will aber eine Aufstockung nicht mehr ausschließen. Aus bayerischer Sicht wäre ein Plus von mindestens 125 Millionen wünschenswert – eben diese Summe fehlt noch im Grobkonzept Wiesheus. Die geschätzten Gesamtkosten betragen 1,6 Milliarden Euro. Geht alles glatt, könnte 2006 Baubeginn sein. Spätestens 2010 sollen die ersten Züge schweben. Stolpe will das Geld aber nur herausrücken, wenn das Projekt nachgewiesen wirtschaftlich ist. Die abschließende Entscheidung fällt im Bundestag.
Aus Sicht der Grünen ist Wiesheus Finanzkonzept allenfalls eine „Milchmädchenrechnung“. So würden nicht nur Betriebsgewinne der Zukunft und für die S-Bahn bestimmte Gelder verbraten. Bislang fehlten jegliche Instandhaltungs- und Kapitalmarktkosten. Denn so einfach aus dem Ärmel schütteln könnten die öffentlichen Kassen das Geld wohl kaum.
Quelle: Süddeutsche Zeitung