Mobilität im Stadtgebiet und in der Region

  • Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass U-Bahn-Linien bis weit ins Umland verlängert werden sollen. Wichtig ist aber auch, dass dann im gleichen Schritt die entsprechenden Gebiete im Osten, Westen und Süden der Stadt massiv verdichtet und städtebaulich integriert werden. Zusammen genommen sind diese U-Bahn-Projekte Milliardeninvestitionen, denen ein Mehrwert gegenüber stehen muss, mit dem möglichst viele Menschen davon profitieren und in einer möglichst kurzen Taktfolge bedient werden. Ich kenne die Gegend rund ums Hachinger Tal (Ottobrunn/Taufkirchen) recht gut - hier gibt es noch enormes Verdichtungspotenzial, gleiches gilt wohl für den Bereich rund um Aschheim.


    Was ich in München gelegentlich auch noch etwas vermisse, ist die klare Strategie der Abstufungen im Netz, d.h. S-Bahn für die längeren Abstände, U-Bahn für mittlere und die Tram für kurze Entfernungen mit vielen kleinen Stops dazwischen - so wie z.B. in Paris mit RER - Metro - Bus.

  • Besser wäre es, man würde den Bau von 200km Tram ins Auge fassen. Die Strecken, die kreuzungsfrei sind und stellenweise kleine Tunnels und Brücken benutzen, könnten auch Busse nutzen.


    Wenn schon U-Bahnneubau, dann maßvolle Verlängerungen bis zum dicht bebauten Stadtrand. Falls darüber hinaus, dann bitte oberirdisch.


    Ich vermute, beim Bau einer U-Bahn-Linie von Moosach nach Freiham über Allach will die CSU entlang der Strecke dicht neu-bebauen :D.

  • Dachte zuerst., die wollen die U2 von Messestadt Ost nach Feldkirchen verlängern. Das wäre eine Alternative zum S2 Messestadtverschwenk.


    Vom Gefühl her alles unbezahlbare und Verkehrsaufkommen nicht sinnvolle Projekte.

  • Mich beschleicht das Gefühl, dass das Antragspaket der CSU in der Hauptsache Show für den Wahlkampf ist, mehr nicht. Warum sollte sie ausgerechnet jetzt damit daherkommen und nicht schon bei Beginn der Koalition vor fünf Jahren. So sind die angedachten Linienführungen nichts Neues. Allein sie zu fordern ist einfach, sie zur Umsetzung durchzubringen ist das was zählt und da sieht es in der Bilanz (aller Parteien) doch sehr mau aus. Z.B. liegt die Verantwortung der U5-Verlängerung nach Freiham allein beim aktuellen Stadtrat, wenn die CSU jetzt also fordert, es gehe ihr dabei nicht schnell genug, warum haben sie dann nicht vor 1-2 Jahren Druck für eine Weiterplanung ausgeübt, als die U5 nach Pasing beschlossen wurde? Langsam nervt mich diese Effekthascherei. Ein bloßes "Konzept" bis 2030 ist dann auch zu wenig.

    Ein merkwürdiger Vorschlag ist ebenso die U4 Verlängerung über Aschheim nach Heimstetten. Gerade die CSU ist es doch, die die SEM im Nordosten verhindern möchte. Was bräuchte es dort dann eine U-Bahn? Dagegen ist die U5 Verlängerung nach Taufkirchen bereits vom Landtag befürwortet worden.

    Das Maßnahmenpaket klingt wie ein Wünsch-Dir-Was-Paket, unbezahlbar und zeitlich wenn überhaupt nicht in unter 50 Jahren realisierbar, wenn wir realistisch bleiben. Allein mit der neuen U9 wird sich die Stadt finanziell schon schwer tun.


    Es ist natürlich sinnvoll, den U-Bahn Bau voranzutreiben, dann aber bitte nicht exklusiv, sondern inklusive vieler neuer Tramtrassen, die wesentlich günstiger und schneller zu haben sind. Allein auf neue U-Bahn Linien in ferner Zukunft sollte die Stadt nicht setzen.

    Aber die Tram hat für die CSU im Gegensatz zur U-Bahn natürlich einen entscheidenden Nachteil: Der Platz für das Auto wird nicht selten weniger...

  • Sicher ist es Wahlkampf. Aber wenn man etwas für die nächste Wahlperiode durchsetzen möchte ist nun mal jetzt der richtige Zeitpunkt, um damit herauszukommen.

  • generell wenn man von 2030 redet, reicht mir total, wenn man endlich die u4 bis Englschalking , u9, Nordring und südring und vielleicht u3 bis Untermenzing auf den Weg bringt. Dann hat man schon viel geschafft. Ansonsten würde ich die u6 Velängerungen in beide Richtungen (Planegg, Neufahrn ) bevorzugen.

  • Mich beschleicht das Gefühl, dass das Antragspaket der CSU in der Hauptsache Show für den Wahlkampf ist, mehr nicht.

    Ehrlich gesagt teile ich deinen Verdacht des Wahlkampfgetöses, dafür sind es einfach zu viele Anträge, die die CSU zu diesen Themen plötzlich einreicht. Ich meine mich zu erinnern, dass die CSU kaum eine Woche zuvor eine ganze Reihe von Anträgen zum Ausbau des Banknotens München eingereicht hatte. Es macht ganz den Eindruck, als wolle sich die CSU jetzt im letzten Moment vor der Wahl noch als moderne Großstadtpartei positionieren, die beim Ausbau des ÖV weiter in die Zukunft plant als alle anderen Parteien zusammen.


    Auch die anderen Parteien im Rathaus sehen die neue U-Bahn Initiative der CSU kritisch. So findet Katrin Habenschaden, dass die Vorschläge zu wenige Informationen enthalten, um wirklich beurteilt zu werden. Jens Röver von der SPD kritisiert, Manuel Pretzl solle zunächst bei der Staatsregierung die Finanzierung sicherstellen und dort bei der Gelegenheit auch die großen Probleme bei der S-Bahn ansprechen.

    https://www.abendzeitung-muenc…98-a277-da2d3f7068ae.html


    Derweil kommt Dieter Reiter mit einem sehr wichtigen Vorschlag wie ich finde:


  • Ab Sommer 2020 wird nun ein 365 Euro Ticket für Schüler und Auszubildende eingeführt. Es gilt im gesamten MVV-Bereich und wie es der Name nahelegt ein Jahr lang. Noch offen ist, ob später auch Studenten mit diesem Ticket fahren dürfen.

    Die Kosten zur Finanzierung des Tickets betragen 30 Millionen Euro / Jahr, von denen der Freistaat 2/3 zuschießt, 1/3 teilen sich Stadt und Landkreise.


    https://www.sueddeutsche.de/mu…uro-ticket-2020-1.4712857


    ^


    Die Einführung eines eigenen Mobilitätsreferats ist sicher sinnvoll, wenn auch spät. Den größten Effekt dürfte es auf kleinere bis mittlere Infrastrukturprojekte haben (Umbauten im Straßenraum), bei neuen U-Bahn-Linien schätze ich die Wirksamkeit als nicht sehr groß ein. Da hakt es ja eher an fehlender politischer Einigkeit, der Finanzierung und langen Genehmigungsverfahren.

  • Zu den U-Bahn Linien der CSU: Unrealistisches Wahlkampfgedöns! Ärgerlich und Unglaubwürdig. Als ob Linien sich einfach herbeizeichnen lassen. Realer wäre Trassenvorschlag und Finanzierungszusage.

  • Derweil kommt Dieter Reiter mit einem sehr wichtigen Vorschlag wie ich finde:

    Dann soll die liebe SPD aber auch zugeben, dass es einer der größten Fehler war, das sog. U-Bahn Referat aufzulösen und einzusparen.

  • Isek: Grundsätzlich finde ich es aber wichtig, dass mit dem "Mobilitätsreferat" eben verschiedene Transportmittel miteinander koordiniert werden, was doch besser ist als ein reines U-Bahn Referat.

    Den größten Effekt dürfte es auf kleinere bis mittlere Infrastrukturprojekte haben (Umbauten im Straßenraum), bei neuen U-Bahn-Linien schätze ich die Wirksamkeit als nicht sehr groß ein. Da hakt es ja eher an fehlender politischer Einigkeit, der Finanzierung und langen Genehmigungsverfahren.

    Ja aber gerade da ist es doch sinnvoll, denn oft sind es die scheinbar kleinen Maßnahmen, die ebenfalls viel zu lange dauern - wie man z.B. am schleppenden Ausbau des Radwegnetzes und/oder beim Tramnetz sieht.

  • Derweil wird der Stadtrat diese Woche mal wieder ein paar Beschlüsse fassen, um wichtige Lücken Im Radwegenetz zu schließen bzw. auf vielbefahrenen Routen die Kapazität und die Sicherheit zu erhöhen:

    • Schwanthalerstraße zwischen Paul-Heyse- und Sonnenstraße
    • Brienner Straße zwischen Richard-Wagner-Straße und Karolinenplatz
    • Elisenstraße
    • Pfeuferstraße zwischen Lindwurmstraße und Herzog-Ernst-Platz
    • Sankt-Magnus-Straße zwischen Grünwalder und Naupliastraße
    • Boschetsrieder Straße zwischen Aidenbach- und Plinganserstraße
    • Reichenbachbrücke
    • Lindwurmstraße

    Quelle AZ

  • Zitat von Iconic

    Ja aber gerade da ist es doch sinnvoll, denn oft sind es die scheinbar kleinen Maßnahmen, die ebenfalls viel zu lange dauern

    War auch nur als Feststellung gedacht, keineswegs als Kritik ;)


    Etwas zur aktuellen Statistik:


    Laut dem Bundesverband Carsharing BCS verfügt München mit 2,13 Carsharing Fahrzeugen / 1.000 Einwohner nach Karlsruhe (3,2) über deren bundesweit höchste Dichte. Bei der absoluten Zahl der Fahrzeuge liegt München mit etwas mehr als 3.000 ebenfalls auf Platz 2, diesmal hinter Berlin mit 5.800 Leihfahrzeugen.


    https://www.sueddeutsche.de/mu…sharing-ranking-1.4726160

  • Man kann nur hoffen dass Carsharing überlebt. Nachdem der (in München stark vertretene) Anbieter Share Now die Einstellung seines Betriebs in Nordamerika und diversen europäischen Städten bekanntgegeben hat. Scheinbar rechnet sich das Geschäft nicht...

  • In den USA gibt es auch mit ZipCar einen sehr gut etablierten und in großen Städten allgegenwärtigen Konkurrenten. Ich denke nicht, dass man hier von Share Now auf das Carsharing im Allgemeinen schließen kann.

  • @#212: Hier nun die offizielle Meldung aus dem Rathaus von heute:

    Wichtige Schritte für den Radverkehr − Meilenstein für Verkehrswende

    Die Landeshauptstadt München macht einen wichtigen Schritt in Richtung Verkehrswende: Die Vollversammlung des Stadtrats hat die ersten Schritte für einen durchgängigen und sicheren Radlring rund um die Altstadt veranlasst. Außerdem hat sich das Gremium auf ein erstes Bündel aus zehn Maßnahmen verständigt, mit denen die Rad-Infrastruktur massiv gestärkt werden soll. Damit wird mit der Umsetzung der Forderungen der beiden Bürgerbegehren „Altstadt-Radlring“ und „Radentscheid“ begonnen.

    Los geht es in der Blumenstraße: Ab Sommer 2020 werden zwischen Sendlinger-Tor-Platz und Papa-Schmid-Straße beidseitig 2,80 Meter breite Radwege mit einem je 50 Zentimeter breiten Sicherheitstrennstreifen angelegt. Außerdem wird der schmale Gehweg auf der Südseite der Blumenstraße verbreitert. Für den Autoverkehr wird es dann stadteinwärts nur noch eine Fahrspur geben und 17 Längsparkplätze fallen weg. Die Kosten für diesen ersten Teilabschnitt des Altstadt-Radlrings belaufen sich auf 5,5 Millionen Euro, weitere Abschnitte werden folgen.

    Außerdem sollen in den folgenden zehn Straßen auf beiden Seiten neue oder breitere Radwege geplant werden: in der Schwanthalerstraße zwischen Sonnen- und Paul-Heyse-Straße, in der Brienner Straße zwischen Richard-Wagner-Straße und Karolinenplatz, in der Elisenstraße, in der Pfeuferstraße zwischen Lindwurmstraße und Herzog-Ernst-Platz, in der Ridler- und Domagkstraße, in der Sankt-Magnus-Straße zwischen Grünwalder und Naupliastraße, in der Boschetsrieder Straße zwischen Aidenbach- und Plinganserstraße, auf der Reichenbachbrücke und in der Lindwurmstraße. Dieses erste Maßnahmenbündel wurde bereits mit Vertreterinnen und Vertretern des Bürgerbegehrens „Radentscheid“ abgestimmt. Anwohnende, Gewerbetreibende und Bezirksausschüsse werden in die weiteren Planungen einbezogen, ehe der Stadtrat 2020 darüber entscheidet. Weitere Maßnahmenbündel werden ab dem 1. Quartal 2020 folgen, damit die Forderungen des „Radentscheids“ bis 2025 weitestgehend realisiert werden. Bereits laufende Projekte werden an die darin genannten Ziele angepasst, etwa Radwege eben zu gestalten, sie rot zu markieren, mehr Fahrradabstellplätze zu schaffen oder mehr Grüne Wellen auf wichtigen Radrouten zu installieren.

    Im Juli hatte sich der Stadtrat dafür ausgesprochen, die Forderungen der beiden Bürgerbegehren „Altstadt-Radlring“ und „Radentscheid“ zu übernehmen, da sich deren Ziele in weiten Teilen mit den Plänen der Stadt zum Ausbau des Radverkehrs decken und immer mehr Menschen das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel nutzen.

    Quelle: https://ru.muenchen.de/2019/24…-fuer-Verkehrswende-88942


    Ein guter erster Schritt, allerdings wohl nur möglich aufgrund der (noch) bestehenden Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat. Diese können sich im nächsten Jahr grundlegend ändern und damit würde die Verkehrswende wohl wieder ins Stocken geraten.

  • Abendzeitung: So denken die Münchner über das Thema Stadtverkehr


    Die Frage der Abendzeitung war hier, welches Verkehrsmittel soll die Stadtpolitik vorrangig fördern?

    Das Ergebnis war bei einer erlaubten Antwort eindeutig pro ÖPNV, dann abgeschlagen Rad mit 19%, Auto mit 9% und Fußgänger Infrastruktur mit 4%.


    Auch wenn der Az Trend sicherlich nicht allen wissenschaftlichen Kriterien entspricht, halte ich das Ergebnis für relativ deutlich. Nachdem unsere Politiker immer an unser Bestes denken, nämlich unsere Stimmen, hoffe ich, dass sich das auch so ein oder andere Politiker zum Anlass nimmt, umzudenken oder wenigstens so zu tun. Die Grünen sollten einsehen, dass Radfahren doch nicht das zentrale Thema ist und die CSU sollte einsehen, dass die Förderung des Automobilverkehrs ein Nischenthema ist.

  • Offenbar haben mittlerweile auch die realitätsfernsten AZ-Leser begriffen, dass der Automobilverkehr in den Ballungsräumen an seine Grenzen gestoßen ist. Auch klar dürfte klar sein, dass mittlere oder längere Strecken in der Stadt und in der Region nicht zu Fuß oder mit dem Radl zurückgelegt werden können. Das heißt für die Politik, sie muss endlich die Entscheidung treffen weg vom Auto hin zu einem Mix aus ÖV, Radl und Fußgängermobilität. Letztere drei können und müssen miteinander kombiniert werden. Ich glaube also nicht, dass wenn Grüne, SPD und ÖDP einen Ausbau der Radlinfrastruktur fordern, dass dadurch kein Platz bzw. keine Mittel mehr für den ÖPNV übrig bleiben.


    Andere Städte machen genau das vor, z.B. treibt Paris zur Zeit massiv die Verkehrswende weg vom Auto voran, was aber nicht nur bedeutet dass Autofahrspuren u.a. zugunsten von Radlspuren wegfallen, sondern dass gleichzeitig bis 2030 fast 35 Milliarden (!) Euro in den ÖV in der Regioninvestiert werden.


    Das Thema Mobilität ist sicherlich das wichtigste bei den Kommunalwahlen im März. Denn dann wird sich entscheiden, ob die noch recht neue Pro-Mobiliätswende-Mehrheit im Stadtrat aus Grünen, SPD und ÖDP erhalten bleibt oder abgelöst wird durch eine Pro-Autoverkehr-Mehrheit aus CSU, FDP und AFD. Letztere wird zwar die Entwicklung nicht stoppen sondern lediglich aufhalten oder bremsen können, ärgerlich für die Entwicklung von Stadt und Region wäre es aber trotzdem.

  • Es ist keine Überraschung, dass bei nur einer erlaubten Antwort, der ÖPNV (zurecht) an erster Stelle genannt wird. Daraus lässt sich aber nicht ableiten, dass das Fahrrad für die Leute unwichtig wäre. Innerhalb der Politik sehe ich darüber hinaus keine Partei, die den Radverkehr als zentrales Thema anführt. Allerdings können beim Radverkehr mit verhältnismäßig einfachen Maßnahmen und geringem Budget erhebliche Verbesserungen für die Nutzer erreicht werden, was die aktuell erhöhte Aufmerksamkeit gerechtfertigt - unabhängig von komplexen Projekten des ÖPNV.