Messeturm-Umbau (2019-21)

  • Messeturm-Sockel wird umgebaut (2019/20)

    Der Sockel des Messeturms soll umgebaut werden. Der Besitzer Officefirst plant, das Foyer transparenter zu gestalten und durch ein Café mit Außengastronomie zu ergänzen. In einem aktuellen IZ-Bericht ist in diesem Zusammenhang von der größten Glasscheibe der Welt die Rede. Zudem ist daran gedacht, das in der Anfangszeit im Untergeschoss betriebene Restaurant im Untergeschoss zu reaktivieren. Anlass für die Pläne ist der bevorstehende Umzug von Goldman Sachs in den Marienturm und die daraus folgende Notwendigkeit einer Repositionierung des Hochhauses.


    Die FAZ schrieb im vergangenen August, dass der Messeturm demnächst unter Denkmalschutz gestellt werden soll.



    Bild: Robinson3048 mit Lizenz CC BY-SA 3.0 @Wikimedia

  • Hm, diese Ankündigung schmeckt mir so ganz und gar nicht. Der Denkmalschutz sollte hier schneller reagieren, als die Umbaupläne für's Foyer reifen können.


    Und vor allem: Eine Öffnung - da können ja nur die Elefantenfüße gemeint sein oder?


    Und die bestehen aus bis zu 1.20 m dicken und hochbewehrten Stahlbetonscheiben. Wie man da Öffnen will, ist mir noch ein Rätsel. Nur die kreisrunde Eingangsrotunde könnte man umbauen.


    Alles andere würde mich wundern.


    Über den Füßen liegen weiter Zwei Technikgeschosse und darin der Massive und vorgespannte Ringbalken, der die Außenfassade abfängt. Viel ist auch hier nicht zu machen - wenn überhaupt.


    Es gibt m. E. einfach Gebäude - bei denen sich der Architekt mal was dabei gedacht hat in seiner Gesamtheit eines Hochhauses. Da sollte niemand rein pfuschen!

  • svenb: Dem gibt es nix hinzuzufügen. Das für mich schönste Hochhaus der Welt sollte zwingend unangetastet bleiben. Es sollten keinerlei äusserlich sichtbare Veränderungen vorgenommen werden. Niemals!

  • Wie das Foyer noch transparenter werden soll, als es heute bereits ist, ist mir auch ein Rätsel. Der Eingangsbereich besteht ja bereits großflächig aus der gläsernen Rotunde, was soll denn da noch transparenter werden? Außengastronomie gut und schön, aber bitte ohne das klassisch-postmoderne Erscheinungsbild anzutasten. Wenn letztes Jahr bereits zurecht geplant war, den Messeturm unter Denkmalschutz zu stellen, dann hoffe ich doch, dass diese angekündigten Umbauten mit den Denkmalschützern abgestimmt sind. Aber beunruhigt bin ich trotzdem...

  • Mehr Transparenz soll nach meinem Verständnis des Artikels nur durch einen Austausch der bisherigen Glaskonstruktion mit den massiven horizontalen Streben durch eine Nur-Glas-Konstruktion herbei geführt werden.
    Dass dadurch die, bislang in der Glasfront weitergeführte, Fassadengliederung verlorengeht, scheint den Eigentümern egal zu sein.

  • Einzelheiten der Planung

    Officefirst hat Helmut Jahn mit der Planung des Umbaus von Sockel und Untergeschoss beauftragt, den mittlerweile 79 Jahre alten Architekten des 1991 eröffneten Messeturms. Streitigkeiten bezüglich des Urheberrechts kommen damit gar nicht erst auf. Mit dem Umbau will der Eigentümer den bisher engen Eingangsbereich großzügiger und attraktiver machen, dies auch mit Blick auf den niedrigen Vermietungsstand von derzeit nur 60 Prozent. Officefirst lässt sich den Umbau rund 100 Millionen Euro kosten.


    Heute wird die Planung in einem Artikel der Rhein-Main-Zeitung der FAZ vorgestellt. Diese Punkte erschienen mir wesentlich:


    • das verglaste Foyer ragt künftig bis zu 2,5 Meter über die Fassade hinaus
    • gegenüber dem bisherigen Glaszylinder rückt es um 4 Meter nach außen
    • abgeschlossen wird das Foyer durch eine Metallkonstruktion und gebogenen Glasscheiben von jeweils 3 Metern Breite
    • im Erdgeschoss wird dadurch eine zusätzliche Fläche von 600 Quadratmetern geschaffen
    • außen, an der Südostseite, wird die Überdachung der Rolltreppe zur U-Bahn-Station (SV) entfernt


    • der Erschließungskern wird neu verkleidet, künftig wird es statt Aluminium hinterleuchtetes Glas sein
    • für ein oben eingezogenes Geschoss, das eine Notfall-Evakuierung erleichtern würde, wird die Decke der bisher 18 Meter hohen Eingangshalle um 3 Meter abgesenkt
    • der bisher wie die Fassade aus Granit bestehende Fußboden des Foyers wird durch einen Boden aus hellem Sandstein und Parkett ersetzt
    • an der Südseite des Foyers ist ein Café geplant, dieses wird über ein weiteren Eingang auch direkt von außen erreichbar sein
    • zusätzlich entsteht ein Lounge-Bereich in der Halle
    • das Restaurant im Untergeschoss wird neu gestaltet


    • eine Baugenehmigung ist erteilt
    • seitens des Denkmalschutzes besteht Einverständnis mit der Planung
    • Baustart noch in diesem Monat, begonnen wird mit dem Untergeschoss
    • Abschluss des Umbaus Ende 2019



    Oben eine Ansicht von Nordwesten, der Messe-Weiher also im Rücken des Betrachters, unten eine Visualisierung der umgebauten Eingangshalle.



    Bilder: Helmut Jahn / Officefirst

  • Oho... nunja, ich bin froh, dass Helmut Jahn höchstpersönlich für den Umbau verantwortlich ist. Und ich bin ebenfalls froh, dass sich ansonsten an der Fassade nichts ändert.


    Dennoch: der Messeturm ist eine postmoderne Ikone und ich hätte es besser gefunden, wenn er als solche unangetastet geblieben wäre. Klar gewinnt der Empfangsbereich dadurch an Aufenthaltsqualität, und der Vermieter muss zusehen, dass die Immobilie neue Mieter anzieht, nachdem Goldman Sachs ausgezogen ist. Der Umbau ist auch nicht schlecht, er ist zeitgemäß chic. Aber besser als vorher? Finde ich nicht, ein bisschen zu beliebig. Die 80er-Jahre-Granitverkleidung im Aufzugsbereich werde ich vermissen. Und wie soll verhindert werden, dass sich an der auskragenden Glasdecke oben hässlicher Grünbelag bildet und alles nach ein paar Monaten verdreckt?

  • Der Entwurf sieht wirklich schick aus. Falls es technisch möglich sein sollte, derart hohe und gebogene Glasscheiben in einem Stück, also ohne Fugen, herzustellen, dann wird allein hierdurch eine Blickfangfunktion erreicht. Auch die räumliche Ausweitung wird eine positive Wirkung auf die Gesamtoptik haben, das EG hat bisher eher eng gewirkt.

  • Also ich finde zum einen den Entwurf super, und die Idee erst recht. Ob diese riesen Glasfassaden in einem Stück entstehen. Das würde alles toppen und dem schönsten HH weltweit gut tun. Könnte aber sein, dass an den senkrechten Pfeilern Fugen der Glasfront verlaufen. Anyway, der Umbau schadet in meinen Augen nicht.

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    An den Pfosten werden definitiv Fugen sein. Selbst die dann verbleibende Scheibengröße ist "ambitioniert". Ich frage mich eher, ob es tatsächlich gebogene Scheiben werden oder doch "nur" ein Polygonzug aus ebenen Scheiben.

  • Die Scheiben werden jeweils drei Meter breit, das steht schon oben in #6. Nichts Besonderes, wohl aber deren Höhe von über 18 Metern. Dieses Maß und die Angabe, dass Glaselemente in dieser Größenordnung weltweit erstmalig in einem Hochhaus eingesetzt werden, ergibt sich aus einer heutigen Pressemitteilung. Anders als in die FAZ ist dort von einem Abschluss der Bauarbeiten Mitte 2020 die Rede. Das Interieur der umgebauten Empfangshalle und des Restaurants im Untergeschoss wird der italienische Architekt Matteo Thun entwerfen. Auch werden neue Lichtelemente an der Außenfassade installiert - die Erker an den Kanten des Turms erhalten eine Beleuchtung.

  • Die Scheibenbreite ist durch den Herstellungsprozess begrenzt (bzw. durch die derzeit dafür existierenden Anlagen). Bei einer Breite von 3,21m ist Schluss - insofern ist die Breite nichts Besonderes, aber mehr geht eben auch nicht. Der Herstellungsprozess ist zwar ein Endlosverfahren, aber in der Weiterverarbeitung sind Grenzen gesetzt, so dass auch die Länge nicht beliebig gewählt werden kann. Interpane traut sich solche Scheibenlängen offenbar zu; ob sie es schon mal ausprobiert haben, ist mir nicht bekannt. Dazu kommt das Problem der Logistik. Der Vakuumheber hat bei einer 20mm-Scheibe immerhin ein Gewicht von 2,7t pro Scheibe (3m x 18m) zu bewältigen.

  • Sehe es auch wie MatthiasM, dass der Umbau nicht schade. Hoffentlich wird und wirkt die neue Verglasung auch so transparent wie auf den Visualisierungen.
    Wäre sehr bedauerlich wenn das Endergebnis bei verspiegeltem Glas enden würde.


    Was ich mich Frage: wo werden hier 100 Mio. EUR verbaut?
    Selbst wenn diese Summe die Mwst. enthält, die neue Verglasung würde ich nicht als Kostentreiber vermuten.
    EDIT: Auch wenn die PM nicht genauer spezifiziert was alles von der Gebäudetechnik modernisiert wird, ist anzunehmen das nicht nur die Erneuerung eines Pumpenmotor ansteht.
    In Summe wird doch einiges angepasst und modernisiert welches die Gesamtkosten verursacht.

    4 Mal editiert, zuletzt von main1a () aus folgendem Grund: EDIT eingefügt

  • Ich mag die Veränderung mehr, als die bisherige Version des eingezogenen Fensters. Da sich der Turm ohnehin verjüngt, darf die Basis auch breiter sein, als der aufsteigende Schaft.
    Der Platzgewinn wird enorm sein. Das ist das Eine.
    Das Andere ist die neue Helligkeit des Foyers, die damit sehr viel mehr von Aussen wahrgenommen werden kann, als vorher. Denn der Blick ins Foyer war bisher nur eine Art Schattenriss. Die hellen Flächen werden einen guten Effekt haben.


    Und wenn man nun auch noch an die Aussenbeleuchtung ran will, dann könnte das auch gut für die Pyramide sein, die dann vielleicht mal Gleichmäßiger beleuchtet wird. Und dazu dann noch die Erker als Lichtstreifen an den Seiten...

  • Wie es ist

    Zum Vergleichen einige Fotos der aktuellen, bauzeitlichen Situation:



    Der Kern ist derzeit mit Aluminium-Paneelen verkleidet. Geplant ist, diese durch hinterleuchtetes Glas zu ersetzen.



    Hinter den horizontalen Blenden, auf der Innenseite, befinden sich weiße Rohre. Laut FAZ sind es Lüftungsrohre. Diese werden natürlich verschwinden.



    Besonders großzügig wirkt das Foyer tatsächlich nicht. Vor allem nicht im Bereich der Zugangskontrollen zu den Aufzügen ("Vereinzelungsanlage").



    Schade ist es m. E. um den charakteristischen Fußboden aus Granit. Der geplante Boden aus Sandsteinplatten erscheint dagegen beliebig.



    Künftige Abgänge als Thumb: Sowohl die Eingangsüberdachung als auch die südöstlich des Turms gelegene Rolltreppen-Einhausung sollen verschwinden.


    Bild: https://www.deutsches-architektur-forum.de/pics/schmittchen/4252_messeturm.jpg......Bild: https://www.deutsches-architektur-forum.de/pics/schmittchen/4251_messeturm.jpg
    Bilder: Schmittchen

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    Hinter den horizontalen Blenden, auf der Innenseite, befinden sich weiße Rohre. Laut FAZ sind es Lüftungsrohre. Diese werden natürlich verschwinden.


    Mglw. wird die Fassade AUCH über diese Rohre belüftet, aber das ist dann nur eine Nebenfunktion. Diese Rohre dürften entscheidend für die Statik der Glasfassade sein und mindestens die komplette horizontale (=Wind)last tragen.


    Die neue Fassade wird hingegen alle 3m (am Stoß der 3m breiten Scheiben) eine Stütze haben.

  • Es wird nun ernst, Zwei Bilder vom Samstag Nachmittag von mir aufgenommen.




    Ein Bretterzaun mit Torzufahrt im Bereich des Rückzubauenden Daches zur U-Bahn Station wurde aufgebaut. In der Seite der Rotunde zum Messeingang hin gewandt scheinen bereits Scheiben zu fehlen, die mit Folie abgedeckt wurden.

  • Ein klarer Gewinn, wenngleich mit enormen Kosten für den Eigentümer verbunden. Dass sich das letztlich rechnen wird, halte ich für zweifelhaft.


    Übrigens wäre es - selbst wenn technisch möglich - rein ökonomisch Wahnsinn, durchgehende Glasscheiben von knapp 400m2!!! Fläche im EG zu verbauen. Da kommt irgendein betrunkener 16-jähriger daher und tritt dreimal kräftig dagegen und schon entstünde ein Schaden in Millionenhöhe. Schon mit der jetzigen Scheibengrösse wird der Gebäudeversicherer dankend ablehnen, wenn es um Schäden durch Vandalismus geht.

  • ^ Für Scheiben dieser Größe ist Vandalismus durch Anstossen und Treten wegen ihres Gewichts und ihrer Stärke sicher kein Problem, Du müsstest schon mit einem Auto und mit Tempo dagegenfahren, um sie zu zerstören (Juweliere kennen das Problem). Flachglas für solche Zwecke ist "durchnormiert" und darf nur verwendet werden, wenn es in dieser Hinsicht sicher ist.

  • Ein guter Bekannter ist Projektleiter bei Officefirst für das Objekt.
    Er hat von der Zusammenarbeit mit Jahn erzählt (eine sehr "interessante" Persönlichkeit, ohne zu sehr ins Detail zu gehen :lach: ).
    Auch die Investsumme von 100 Mio€ gehen nur zu 50% in den Sockelumbau inkl. TG, der Rest soll für die Modernisierung des gesamten Gebäudes verwendet werden.
    Er sprach auch von einer Änderung an der Beleuchtung der Pyramide auf dem Dach, die er komplett Illuminieren wollte und nicht nur die Konturen, wie aktuell. Dies wurde jedoch von der Stadt Frankfurt abgelehnt.
    Dafür sollen jetzt aber immerhin die äußeren Konturen des gesamten Gebäudes bis runter zum Sockel beleuchtet werden.