Rekonstruktion Karstadt am Hermannplatz (in Planung)

  • In der aktuellen Ausgabe der Morgenpost ist diesbezüglich ein M+ Artikel (kostenlos, aber mit Anmeldung).


    Am Mittwoch ist im Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses eine öffentliche Anhörung zum "Signa Deal" angesetzt. Nach einigen Debatten haben sich SPD, Linke und Grüne darauf verständigt. Der stadtentwicklungspolitische Sprecher der SPD, Daniel Buchholz geht davon aus, dass man sich zunächst um die beiden weniger strittigen Vorhaben am Alexanderplatz und am Kurfürstendamm kümmern wird und das heikle Hermannplatz-Projekt in dieser Legislatur wohl nicht mehr wesentlich vorankommen wird. ||

  • Die aktuelle Legislatur endet ja schon nächstes Jahr. Signa scheint ohnehin noch etwas Zeit zu brauchen, um sein Konzept für den Hermannplatz weiter zu konkretisieren und dafür im Umfeld zu werben. Wenn man inhaltlich weiterhin entgegenkommt, wird den glühenden Investorenhassern zumindest politisch wohl noch mehr Luft aus den Segeln genommen.

  • Diese Bäume in der Visualisierung sind natürlich fake. Allein bei der Seitenansicht kann man erkennen, dass der Dachaufbau nicht annähernd so groß ist, dass diese Baumarten in der Größe dort wachsen können.

    In den Beispielen der Gartenstadt werden auch nur kleine Bäume und viel Buschwerk verwendet. Die Aufbauhöhe in Chicago kann ich leider nur schwer erkennen, aber auch hier wird eine robuste Baumart verwendet, in diesem Falle wohl der Flachwurzler Gleditsia Triacanthos wie es im Artikel steht.

    Für "richtige" Bäume bräuchte man mindestens das halbe Dachgeschoss würde ich mal schätzen.

  • Ich finde die Bäume im Chicago-Bild schon ziemlich amtlich. :)

    Eher schon optisch einen Tick zu groß.


    Ich hatte den Eindruck dass es so ungefähr 0,5 - 1m Wurzelraum braucht (?)

  • Raum ist die eine, das Gewicht die andere Komponente. Das Substrat hat schon einiges an Last, wenn es durchfeuchtet ist. Ich habe eine Dachterrasse vor meinem Büro, da wachsen Birken, die im März, als ich das letzte Mal da war, so ungefähr knapp übermannshoch waren. Wind ist ein Problem, aber nicht für die Pflanzen, die stecken ganz schön was weg.

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  • Wer gerade nichts Besseres zu tun hat, kann ja mal hier hineinschauen. Da werden seit 12 Uhr die drei großen Signa-Projekte (Hermannplatz, Alexanderplatz, Kudamm) im Stadtentwicklungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses diskutiert.

  • Realsatire:

    Herr Schmidt möchte eine Grundlagenanaylse und ein Nutzungskonzept und das alles gemeinsam in einem Prozess entwickeln. Danach möchte er ein Architekturverfahren durchführen, das wieder gemeinsam entschieden werden soll.


    In anderen Worten: Er möchte auf 0 zurück drehen (und von dort an alles mitdiktieren). ^.^

  • Herr Schmidt möchte eine Grundlagenanaylse und ein Nutzungskonzept .


    Ich hab den Schmidt vor nem halben Jahr bei mir im Kiez auf ner Podiumsdiskussion erlebt.


    Der Typ kommt (laut Eigenbeschreibung) aus der Autonomenszene und wird (laut seiner Ansage) alles zu unterbinden versuchen was den privaten Baufortschritt im Bezirk angeht. Der Mann ist der gefährlichste Gegner in Friedrichshain-Kreuzberg wenn es um Wirtschaftsentwicklung geht. Mit Architekturdebatten braucht man gar nicht erst kommen.


    Man kann nur beten, dass sich bei dem Signa Deal der Senat durchsetzt und das Projekt durchboxt.


    Es ist wirklich verrückt. Berlin ist eine der ärmsten und hässlichsten Städte Europas und kämpft auf Landes- und Bezirksebene mit Haut und Haaren dafür, dass das so bleibt.

  • Fazit der Anhörung:

    Bis auf den notorischen Herrn Schmidt (Grüne), der mit seinen Rumpelstilzchen-Forderungen nach Rückabwicklung der Pläne und Neustart des Gesamtprozesses gottseidank unter den Kollegen auf wenig Verständnis stieß, wie man aus mehreren Nebenbemerkungen raushören konnte und Frau Kahlefeld (Grüne), die ernsthaft von "Disney-Fassade" gesprochen hat, sind praktisch alle Stimmen positiv und befürwortend gewesen. Busch Petersen, der Direktor vom Berliner Handelsverband hat sie daraufhin scharf zurechtgewiesen und eine kleine Geschichtsstunde erteilt, der war der Beste von allen. :daumen:

  • (...)Frau Kahlefeld (Grüne), die ernsthaft von "Disney-Fassade" gesprochen hat...

    Dieses “Disney” Argument ist so abgenutzt und ausgelutscht, dass man nur noch schreien möchte. Egal um welche Rekonstruktion es geht, wird diese depperte Floskel bemüht.

  • Es ist wirklich verrückt. Berlin ist eine der ärmsten und hässlichsten Städte Europas und kämpft auf Landes- und Bezirksebene mit Haut und Haaren dafür, dass das so bleibt.

    Ich beteilige mich sonst nicht an solchen Diskussionen aber so eine polemische Behauptung kann ich nicht stehen lassen. Sie deckt sich in keiner Weise mit meinen Beobachtungen in den meisten europäischen Ländern.


    Das alte Karstadt-Gebäude war ein imposante Sehenswürdigkeit. Es wurde mutmaßlich von der SS in den letzten Kriegstagen gesprengt. Eine Rekonstruktion in ähnlicher Form wäre ein Gewinn für den Hermannplatz.

  • Ich beteilige mich sonst nicht an solchen Diskussionen aber so eine polemische Behauptung kann ich nicht stehen lassen. Sie deckt sich in keiner Weise mit meinen Beobachtungen in den meisten europäischen Ländern.

    Ich halte mich hier sonst auch zurück. Als gebürtiger Neuköllner ist mir die Karstadt-Filiale am Hermannplatz aber wichtig. Mit Ausnahme der Lebensmittelabteilung ist sie derzeit nicht zukunftsfähig. Einkaufzonen müssen sich ändern und anpassen. Bis zum Anfang der 90er Jahre stand die Karl-Marx-Straße auf einer Stufe mit der Schlossstraße, mag man heute kaum glauben. Die Schlossstraße hat kräftig investiert und ist je nach Statistik stärkste oder zweitstärkste Einkaufsstraße Berlins vom Umsatz her. Die Karl-Marx-Straße wurde da schon von den Gropius-Passagen kannibalisiert (seit 1996).


    Der Niedergang der Karl-Marx-Straße begann mit der Schließung von Hertie und Leffers (vormals Quelle) Anfang der 90er. Da konnte man sehen was passiert, wenn so ein Anker plötzlich fortfällt. Dabei gibt es architektonische Perlen wie die Sparkassen-Filiale und das Postgebäude und die Karl-Marx-Straße hat Potential. Musik Bading, Koffer Panneck, Radio Arlt... alles traditionelle und gute Geschäfte, die entweder schließen mussten oder um das Überleben kämpfen. Welche Form von Einzelhandel soll da eigentlich durch einen Karstadt-Neubau noch verdrängt werden, insbesondere da nördlich des Rathauses eh nie viel los war. Sportwetten und Nagelstudios?


    Das neue Konzept von Karstadt am Hermannplatz ähnelt etwas dem Boulevard Berlin. Karstadt wäre dann ein Teil eines gesamten Einkaufkomplexes. Meiner Meinung nach kann Karstadt nur so funktionieren. Allerdings haben große Shopping-Center wie der Boulevard Berlin auch ihren Zenit überschritten, wahrscheinlich durch den ausgedehnten Online-Handel.

  • Der Niedergang der Karl-Marx-Straße begann mit der Schließung von Hertie und Leffers (vormals Quelle) Anfang der 90er. Da konnte man sehen was passiert, wenn so ein Anker plötzlich fortfällt.

    Mal abgesehen davon, dass Leffers um 2000 rum dichtgemacht hat, besteht da definitiv ein zeitlicher Zusammenhang, aber kein kausaler. Den findet man eher in der Bevölkerungsstruktur.

    Daher glaube ich auch nicht, dass die Reko am Hermannplatz dort großartig was ändert.

  • Der Einzige Grund, um wieder zurück zum Thema zu kommen, der für mich gegen den Investor spricht, ist seine angebliche finanzielle Unterstützung der FPÖ. Da kann ich Vorbehalte schon nachvollziehen.

    Camondo: Dieses haarsträubende Argument ist mir jetzt schon mehrfach zu Ohren gekommen. Ich bitte doch vehement darum, es nicht auch noch zu unterstützen.


    Es ist doch völlig abstrus, die politische Meinung eines Investors als Anlass zu nehmen, gegen ein bestimmtes Bauvorhaben zu stimmen, dass Berlin weiterbringt.

  • Weil es bei Architektur und Stadtentwicklung nicht darum geht, WER etwas tut (was so und so totaler Unsinn ist, denn man würde letztendlich implizit mit unterstellen, dass der Karstadt Mitarbeiter seinen Job verlieren kann, wenn der Vorgesetzte, seines Vorgesetzten, seines Vorgesetzten, seines Vorstands (=Investor), eine bestimmte politische Gesinnung hat).


    Hier geht es um ein UNTERNEHMEN, dass ein architektonisches Vorhaben in Berlin umsetzen möchte - zur eindeutigen Verbesserung der Situation im Stadtteil Neukölln. Eine Diskussion über die politische Gesinnung einer Einzelperson ist schlicht und ergreifend unangebracht.


    Ich möchte übrigens an dieser Stelle auch noch auf die Facebook Seite der Initiative "Nicht-ohne-euch" verweisen.


    Es gibt dort leider einige radikale Trolls, die Stimmung gegen das Projekt machen, von daher ist sicherlich jeder positive Kommentar für das Projekt hilfreich:

    https://www.facebook.com/search/top?q=nicht%20ohne%20euch

  • .....

    Hier geht es um ein UNTERNEHMEN, dass ein architektonisches Vorhaben in Berlin umsetzen möchte - zur eindeutigen Verbesserung der Situation im Stadtteil Neukölln. Eine Diskussion über die politische Gesinnung einer Einzelperson ist schlicht und ergreifend unangebracht.

    Wieso? Bei jedem größeren Projekt wird der Background des Investors betrachtet. Nur weil es dir nicht gefällt ist dies nicht 'unangebracht' wie du es nennst sondern zutiefst demokratische Praxis und Anrecht der Öffentlichkeit.

  • ^Also, um das mal klar zu stellen: Wir leben in einer Demokratie, jeder darf hier seine Meinung äußern, ich halte dies für sinnvoll. Halte ich alle Meinungen für richtig und unterstützenswert? Nein. Daher habe ich dazu aufgefordert, diese (aus meiner Sicht unsinnige Argumentation), nicht auch noch zu unterstützen. Wenn du das trotzdem tun möchtest, dann mache gerne von deinem "demokratischen Recht" Gebrauch.


    Ich halte es trotzdem für absolut unsinnig und in der architektonischen Debatte für wenig hilfreich.

  • Zudem bedauern hier einige zurecht den Umstand, dass es bei Berliner Entscheidungen zu Architektur und Städtebau oft nicht um die Sache geht. Hier werden zuletzt auch sehr direkt politische Feindbilder auf alles und jeden projiziert und abgefeiert. Und genau mit diesem tribalistischen Ungeist wird auch politische Stimmung gemacht. Man schaut nicht mehr, ob die Höhe eines Turms dem Stadtbild oder der Gliederung eines Bauvolumens gut tut, sondern welche politischen Konnotationen ein Entwurf bei der Basis auslöst und ob sich letztere dadurch emotionalisieren lässt. Und leider gehen viele einfachen Gemüter solchem Treiben schnell auf den Leim.


    Das Ergebnis ist, dass bestimmte gestalterische Lösungen inzwischen als links oder rechts gelten, was am Wesen von Architektur - besonders in einer demokratischen Gesellschaft - vollkommen vorbei geht.