Es scheint sich wohl eine Tendenz in Richtung jetziger Standort herauszukristallisieren, das spekuliert zumindest die lokale Presse mit Verweis auf die Entscheidungsträger. Was aktuell fehlt, sind erstklassige Entwürfe, echte Ikonen. Gehry (L.A.) und Calatrava (Valencia) haben bewiesen, dass sie Oper können. Warum holt man sich nicht Architekten aus der Champions League ins Boot?
Deutsche Oper am Rhein
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Es waren mehrere renommierte und international tätige Büros beteiligt;
Snøhetta, Bjarke Ingels, Ingenhoven, GMP und HPP sind nicht gerade Regionalliga.
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Es stellt sich also die Frage, ob diese Spitzenarchitekten durch unrealistische Vorgaben der Stadt in ihren Möglichkeiten eingeschränkt wurden und dadurch der potenzielle Entwurf geschwächt wurde.
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Gehry (L.A.) und Calatrava (Valencia) haben bewiesen, dass sie Oper können. Warum holt man sich nicht Architekten aus der Champions League ins Boot?
Man sollte auch bedenken, dass manche Büros nicht immer Kapazitäten haben und das deutsche RPW-Wettbewerbsrecht nicht immer attraktiv für ausländische Büros ist. Gerade Bjarke Ingels z. B. hat einen sehr bescheidenen Entwurf abgeliefert, der BIG unwürdig ist.
Es stellt sich also die Frage, ob diese Spitzenarchitekten durch unrealistische Vorgaben der Stadt in ihren Möglichkeiten eingeschränkt wurden und dadurch der potenzielle Entwurf geschwächt wurde.
Das ist eine These, die ich bei vielen Projekten schon als wahr betrachte. Teilweise ist der Rahmen, in denen sich Architekten noch frei bewegen können durh zahlreice Vorgaben so eng gestrickt, sodass oft (besonders beim Wohnungsbau) nur noch die ubiquitären "weißen Kisten" rauskommen, die dann noch aufgrund realitätsfrember Schallschutzrichtlinien die komplette architektonische Abgewandtheit vom öffentlichen Raum (Prallglasloggien und Laubengänge zur Hauptstraße hin) praktizieren.
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Gruesse!
Mal eine Frage: Sollen das im ernst "Visus" sein?
Sind doch Platzhalter. Alle. Der Beton leuchtet auch nicht von
selbst heraus. Wie sollen die Haeuser wirklich aussehen,
ich meine die Fassaden.
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Ich zitiere mal aus der Würdigung des Preisgerichts für den Entwurf von HPP für den Wehrhahn (https://750bb4c1-26a4-4965-9dd…f95b861f81284c03845.pdf):
Insgesamt bietet der Entwurf eine klar sortierte und überzeugende Grundlage für einen nachfolgenden Realisierungswettbewerb, der jetzt nur noch nach einer emotional mitreißenden Gestaltung der Fassaden und Innenräume verlangt, um das bislang noch nicht musiktheateraffine Publikum in das Haus hineinzuziehen und das spezifische Potential der Lage an der Schadowstraße auszuschöpfen. Das allerdings war in der jetzigen Wettbewerbsphase noch nicht gefordert. (Unterstreichung von mir)
Wenn man das berücksichtigt, sollte man die Entwürfe von HPP nicht wegen der wenig ansprechenden Visualisierung ablehnen. Das Nutzungskonzept und die Eingangssituation scheint mir bei HPP am besten durchdacht zu sein.Andere Büros legen z.B. den Eingang in die hinterste Ecke (Larsen) oder wenden die Rückseite der Heinrich-Heine-Allee zu (Larsen und Snøhetta). Der Ingenhoven-Entwurf scheint sich auf die Außenwirkung zu konzentrieren.
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^ Ich stimme Kutscher zu. Im Grunde haben alle anderen Büros das Thema verfehlt oder mit ihren hübschen Fassadengestaltungen zumindest verwässert und vom Wesentlichen abgelenkt.
Es ging bei dem Wettbewerb eben (noch) nicht um Architektur, sondern allein um die städtebauliche Einbindung (samt Umfeld). Daher auch die frühzeitige Einbeziehung von Landschaftsarchitekten.
Insgesamt erscheint mir dies bei den Entwürfen für den Wehrhahn besser gelungen zu sein - wahrscheinlich, weil das Umfeld hier viel homogener ist als an der HH-Allee.
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Es stellt sich also die Frage, ob diese Spitzenarchitekten durch unrealistische Vorgaben der Stadt in ihren Möglichkeiten eingeschränkt wurden und dadurch der potenzielle Entwurf geschwächt wurde.
Macht man Spitzenarchitekten keine strikten Vorgaben, bekommt man zwar vielleicht ein ikonisches Gebäude, dies wird dann allerdings auch vielfach teurer als ursprünglich geplant und erst nach zig Nachbesserungen, die alle nochmal Geld verschlingen, verfügt man endlich über ein Gebäude, das auch seinen eigentlichen Zweck erfüllt und nicht nur einfach schick auschaut.
Kann man machen, es wäre aber eine politische Katastrophe, weil es den Eindruck der Allgemeinheit, dass für imposante "Herrschaftsarchitektur" immer genug Geld zum "Rauswerfen" da ist, während bei Infrastruktur geknausert wird, voll entsprechen würde.
Ich halte die Visualisierungen von HPP auch für eine Katastrophe, allerdings versuchen sie bei ihren reinen Baumassenstudien erst gar nicht die Architektur hinter ein paar schicken Panelen und Rundungen zu verstecken, wie dies Snøhetta und Henning Larsen machen, deren Entwürfe im Grunde nur entsprechend verkleidete Klötze sind.
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Die Oper bietet vor allem die Chance mit einer einzigartigen Architektur ein touristisches Highlight zu setzen, wovon die ganze Stadt profitieren würde. Die hohe Investition ist ein Totschlagargument - Stadtentwicklung kostet Geld
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(…)dass für imposante "Herrschaftsarchitektur" immer genug Geld zum "Rauswerfen" da ist, während bei Infrastruktur geknausert wird, voll entsprechen würde.
Nun, Düsseldorf hat ja bis dato bewiesen, dass auch für Infrastrukturprojekte massig Geld aufgewendet wird. Und gerade die nachträglichen Änderungswünsche durch die Politik sorgen doch oft erst für die Kostensteigerungen. Außerdem ist ein öffentlicher Kulturbau ja auch erstmal keine Herrschaftsarchitektur. Gerade ikonische Gebäude bieten ja oft die Chance, dass sie für sich genommen schon ein Besuchermagnet sind & die Wirtschaft ankurbeln können, so dass eine größere Investition sich durchaus lohnen kann.
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Ich lehne einen Neubau ja nicht kategorisch ab und der Neubau der Oper darf durchaus etwas kosten. Was ich allerdings ablehne ist, dass man den Architekten keine strikten Vorgaben machen soll.
Beim Farnsworth House hat diue Bauherrin dem Architekten Mies van der Rohe völlige Gestaltungsfreiheit gelassen. Das Ergebnis ist zwar durchaus schick anzusehen, war für seine geplante Nutzung aber nur bedingt geeignet und hat das Budget völlig überzogen. Das Opernhaus in Sydney und die Elbphilharmonie in Hamburg, so ikonisch beide Gebäude auch sein mögen, wurden ebenfalls vielfach teurer als geplant. Ich glaube kaum, dass der Düsseldorfer Wähler so etwas honorieren würde.
Deshalb sollte man den Architekten klare Vorgaben machen und sich nicht von einem schicken Entwurf blenden lassen. Ein Neubau eines Kulturgebäudes muss kein reiner Zweckbau sein, aber er sollte eben auch vernünftig, für seinen geplanten Zweck, ohne große Einschränkungen hinnehmen zu müssen, nutzbar sein. Mit guter Planung ist dies durchaus möglich, hier muss sich daher der Architekt in seiner künstlerischen Freiheit einschränken lassen, denn er ist auch Dienstleister und nicht nur Künstler.
Sicherlich zieht ein spektakulärer Neubau Besucher an. Der Reiz des Neuen ist aber nach dem erstem Hype verflogen. Danach dürfte die Zahl zusätzlicher Besucher durch solch ein Gebäude beim Städtetourismus kaum ins Gewicht fallen. Deswegen rechtfertigt dies keine hunderten Millionen an Zusatzkosten für einen besonders außergewöhnlichen Entwurf.
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Da sich so langsam abzeichnet, das die neue Oper an die alte Stelle kommt (Heinrich-Heine-Allee 16a), mal Bestandfotos.
Das Grundstück könnte auf jeden Falle besser ausgenutzt werden, auch ohne in den Hofgarten einzugreifen:
Bilder von mir / 23.04.2023 - hier mehr Bilder dazu
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Schon faszinierend was für einen Popanz die Kommunalpolitik aus dem Bau einer Oper macht.
Man hat das Gefühl, es sei bislang noch nie ein Kulturgebäude gebaut worden.
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Kann mich an kein Kulturgebäude in Düsseldorf erinnern was inkl. Inflation/Kostensteigerungen bis zu 1 Milliarde Euro kosten würde.
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Für mich macht sich die SPD durch diesen Rückzieher weiter unwählbar! Sollte das als Provokation gemeint sein, hat es bei mir funktioniert. Da einigt sich der Rat und kurz vorher tritt die Scholz-Demenz ein und man ist wieder dagegen. Könnte ich platzen…
Moderationshinweis: Bitte sachlich bleiben und keine weiteren politischen Statements..
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^ Die Rahmenbedingungen für Bauvorhaben jeglicher Art haben sich in den vergangenen Monaten rasant verschlechtert - sowohl hinsichtlich der Bau- als auch der Finanzierungskosten.
Zigtausende privater Bauherren überprüfen ihre Investitionsvorhaben und stellen diese ggf. zurück.
Ich halte es nicht nur für gerechtfertigt, sondern darüber hinaus für die unbedingte Pflicht politischer Entscheidungsträger, es genau so zu machen. Es geht ja auch um meine Steuergelder.
Eine demokratisch verankerte Partei als "unwählbar" zu bezeichnen, weil sie in der Lage ist, ihre Entscheidungsgrundlage den veränderten Bedingungen anzupassen, stellt eine völlig indiskutable Polemik dar.
Ich halte es für ausgesprochen mutig, sich der Realität auch dann zu stellen, wenn dies zu unpopulären Ergebnissen führt.
Abgesehen davon ist ja noch gar nichts entschieden.
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OB Keller hat dem Rat vorgeschlagen, die neue Oper am aktuellen Standort zu bauen. Quelle: rp-online.
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^ Hier der Link zum RP-online-Artikel (leider aktuell noch hinter der Bezahlschranke).
Der Rat soll über den neuen (und hoffentlich alten ) Standort am 15. Juni entscheiden und gleichzeitig auch weitere Planungsmittel in Höhe von 9 Millionen Euro beschließen.
Weiterhin ist eine Machbarkeitsstudie für eine Interimsspielstätte in drei Varianten geplant:: temporäre Leichtbauhalle (weiter verkaufbar), konventionelles Gebäude mit städtischer Weiternutzung und Bestandsgebäude.
Der Abriss der Oper soll 2027 beginnen und die neue Oper Ende 2032 fertig gestellt sein.
Zudem soll der Rat die Freigabe für die Vorbereitung des Hochbauwettbewerbs über die IPM geben, aus dem der Auslobungstext für den Wettbewerb, der im zweiten Quartal 2024 beschlossen werden soll, hervorgeht.
Ein Jahr später soll das Gewinnerteam feststehen und danach die exakte Planung starten, im Rahmen der darauf folgenden Ausschreibung können erst die genauen Kosten ermittelt werden (aktuell sind 750 Millionen Euro geschätzt).
Die neue Oper soll über 50 Jahre finanziert und den Stadtetat mit ca, 16 Millionen Euro jährlich belasten.
Der endgültige Ausführungs- und Finanzierungsbeschluss soll Anfang 2028 gefasst werden.
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Die erforderliche, aufwendige Bühnentechnik für ein Musiktheater/Oper ist ein nicht geringer Teil der Baukosten; 300 Mio. wären definitiv nicht realistisch.
Ich halte 750 Mio. für optimistisch und frage mich, ob wirklich alle Kostengruppen und Nebenkosten sowie zu erwartende Kostensteigerungen berücksichtigt sind; die Kosten für das notwendige Provisorium sind da vermutlich auch noch nicht enthalten.
Man kann sicherlich hinterfragen, wie groß ein Opernhaus für Düsseldorf sein sollte, bzw. sein muss.
Die Bühne sollte im neuen Haus nicht größer sein, als die in Duisburg, damit Produktionen auf beiden Bühnen verwendet werden können.
Das jetzige Opernhaus mit seinem im Kern aus dem 19. Jahrhundert stammenden Bühnengebäude ist aber keinesfalls zukunftsfähig;
selbst eine Bestandssanierung würde vermutlich mindestens einen hohen zweistelligen Millionenbetrag kosten.