Historische Mitte: Neubau Stadtmuseum und Kurienhaus (gescheitert)

  • komplex vs. kleinteiligkeit

    ich denke, die gesamtsituation an dieser stelle lässt nur einen gut gestalteten und natürlich (hoffentlich) vom material her hochwertigen komplex zu. eine kleinteiligkeit hat es an dieser stelle historisch, wenn man das erzbischöfliche palais als massstab nimmt, auch gar nicht gegeben. die ganze lage lässt das auch gestalterisch m.M. nach nicht zu. das sähe an dieser stelle einfach nicht aus, denn es gibt auch keine viertel-struktur, an die sich das anschließen ließe - neben dem RGM und vis a vis zum hotel mondial, direkt an zwei straßen gelegen sähe eine kleinteiligkeit an dieser stelle fast schon grotesk aus.


    in frankfurt ist die ausgangslage auch eine ganz andere. in köln hat man es nach 1945 ja in der inneren altstadt bei der kleinteiligkeit belassen - insofern muss diese jetzt nicht am roncalli-platz künstlich entstehen -, während in frankfurt bspw. das technische rathaus gebaut wurde. das wäre ungefähr so, als hätte köln die zentralbücherei am neumarkt und das vhs-gebäude mitten ins altstadtviertel gesetzt. zw. groß st. martin, heumarkt und alter-markt... frankurt korrigiert da also gerade sünden, die in köln zumindest an dieser stelle zum glück ausgeblieben sind. zudem ist in frankfurt die sehnsucht nach einem kleinteiligen stadtraum natürlich auch deshalb sehr groß, weil die gegend um die hochhäuser wüst, öd und leer ist. man hat dort auf dem gebiet der ehemaligen alten stadt einfach viel weniger von selbiger in zuschnitt und form noch übrig.


    für die beibehaltung der kleinteiligkeit beim wiederaufbau ist köln übrigens in den 50ern verlacht worden - da gibt's nen ziemlich interessanten artikel im spiegel (online-archiv) über die wiederaufbaukonzepte der städte.


    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-21048447.html


    hier der wesentliche auszug:


    "Niemand kann begreifen, warum vielbesuchte Ladenstraßen wie die Hohe Straße oder die Gürzenichstraße, die abends im Neonglanz strahlen, so schmale Schläuche sein müssen, daß kaum zwei Lastfahrzeuge ohne Schaden aneinander vorbeikommen. Dabei wurden diese Geschäftsstraßen eben erst wieder aus dem Boden gestampft, auf den alten Fluchtlinien jung in Beton, Glas und Stahl.
    Professor Schwarz stört dieser Gegensatz nicht. Später habe der Verkehr dort ohnehin nichts mehr zu suchen, "denn der Innenraum der Stadt", den Schwarz sehr weit faßt, "soll den ledigen musischen Menschen gehören".
    Kölns Generalplaner sieht von den flachen Dächern der neuen Hochhauspaläste der Versicherungsgesellschaften (Anm.: Gerling-Quartier?) visionär die neuen "herabgezonten" niedrigen Wohnhäuser seiner Traumstadt heraufdämmern"


    > unser wiederaufbauplaner rudolf schwarz hat also einiges ganz richtig gemacht... das, was in dem auszug unter gesichtspunkten des städtebaus der 50er jahre kritisch gesehen wird, liest sich heute wie der visionäre entwurf der stadt der zukunft... ein stadtraum für menschen (ledig und musisch (!) > also studenten und hipster :lach:) ohne autos und in humaner, kleinteiliger struktur - leider konnte auch schwarz die riesigen verkehrsachsen nicht verhindern. im kontrast zu diesen sieht die kleinteiligkeit zumindest aus sicht der autofahrer natürlich hier und da grotesk und manchmal fast lächerlich aus - nicht aber, wenn man in die rechts und links dieser schneisen (n-s-fahrt u. bäche) liegenden veedel geht. es hat auch pläne gegeben, die völlig vernichtete altstadt-süd zw. martinsviertel und severinsviertel mit hochhaussiedlungen zu bebauen... insofern können wir sogar noch von glück reden... (aber das ist jetzt zu off-topic)


    am roncalli-platz muss m.M ein zweites kolumba entstehen - nicht konkret gemeint, aber was die architektonische qualität und die dimensionen betrifft.

  • Auf koelnarchitektur.de gibt es eine Zusammenfassung der Vorschläge für die Südkante der Domplatte:


    http://www.koelnarchitektur.de…de/news-archive/10718.htm


    Am schlüssigsten ist m.E. die Idee von Staab Architekten, die eine komplette Bebauung der Südkante des Roncalliplatzes vorschlagen. Dadurch würde der Platz allseitig und eindeutig gefasst und klar definiert. Hier würde ein Platz enstehen, den es so in Köln noch nicht gibt: Gotik, Historismus, siebziger-Jahre und der (hoffentlich) moderne Neubau würden sich gleichwertig gegenüberstehen. Wenn dazu noch im Erdgeschoss des Neubaus Arkaden (wie im Hotel nebenan) eingeplant werden (mit Straßencafes etc.) wäre der Eindruck einer großartigen Piazza perfekt. Köln hätte so endlich einen städtischen Platz, der eindeutig die Mitte der Stadt kennzeichnet. Auch die Idee, den benachbarten Kurt-Hackenberg-Platz durch eine große Freitreppe anzubinden, finde ich sehr interessant.

  • Ich bin gestern Abend seit längerer Zeit bewusst mal wieder über den Roncalliplatz gelaufen.


    Ich finde die Raumkanten, die das Kurienhaus und das RGM-Verwaltungsgebäude bis zum Kurt-Hackenberg-Platz bilden sind schon sehr groß und sollten den Raumbedarf eines neuen Stadtmuseums und der weiteren gewünschten Nutzungen aufnehmen können. Daher sollte von der Südbebauung des Roncalliplatzes die Finger gelassen werden. Sie würde nur die inzwischen über 60jähriges freie Domwirkung von Süden unnötig zerstören, das Domhotel verstellen und "den Hof" zum Hinterhof machen.

  • denn es gibt auch keine viertel-struktur, an die sich das anschließen ließe - neben dem RGM und vis a vis zum hotel mondial, direkt an zwei straßen gelegen sähe eine kleinteiligkeit an dieser stelle fast schon grotesk aus.


    Siehe hier - ein kleinteiliges sehr lebendiges Viertel mit historischen Giebelfassaden, vom Roncalliplatz aus gesehen. Für eventuelle Neubauten im Süden des Platzes wäre das die direkte Nachbarschaft.


    in frankfurt ist die ausgangslage auch eine ganz andere.


    Der südliche Nachbar des derzeit rekonstruierten Altstadtviertels ist ein recht großes Museumsgebäude. Ich wette, auch da haben manche gesagt, man müsse daneben was ähnlich großes hinstellen, mit dem Technischen Rathaus war es sogar zeitweise umgesetzt. Zum Glück wurde kleinteilige historische Bebauung durchgesetzt und jetzt sind alle froh.


    In London kenne ich kleine historische Häuser oder derer Gruppen zwischen den City-Hochhäusern - meist gibt es dort gut frequentierte Kneipen, wo sich nach dem Feierabend die Angestellten umliegender Büros versammeln. Es wirkt interessant und spannend, aber keinesfalls grotesk.


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    siebziger-Jahre und der (hoffentlich) moderne Neubau


    So-so, die Siebziger sind nicht mehr modern? So kurzlebig ist scheinbar das Verfallsdatum - ich glaube, das RGM reicht als Beispiel der Moderne vollkommen. (Außerdem gibt es am Dom noch das kleine Gebäude mit dem Turmzugang, als Exemplar der letzten Jahre.)

  • Roncalliplatz

    So-so, die Siebziger sind nicht mehr modern? So kurzlebig ist scheinbar das Verfallsdatum


    Naja...Betrachtet man das Dom Hotel: Gebaut im Stil des Historismus (was damals übrigens absolut modern war), 30 Jahre später war der Historismus schon nicht mehr modern. So kurzlebig war hier das Verfallsdatum.
    Betrachtet man den Dom: Gebaut im gotischen Stil (was damals übrigens absolut modern war), mit aufkommen des Barocks wenige Jahrzehnte später war die Gotik schon nicht mehr modern! So kurzlebig war hier das Verfallsdatum.


    - ich glaube, das RGM reicht als Beispiel der Moderne vollkommen.


    Das RGM ist doch nicht das einzige Beispiel der Moderne! Auch der Dom und das Hotel sind Beispiele für die Moderne in der Zeit ihrer Errichtung! Auch wenn sie aus heutiger Sicht konservativ und altmodisch wirken waren sie damals modern und sind daher absolut wichtig und (natürlich) erhaltenswert! Ich vertrete die These, dass jede Zeit durch die jeweilige zeitgenösische Kunst und Architektur auch in Zukunft ablesbar sein sollte. Egal ob Romanik, Gotik etc.. Für die städtebauliche Entwicklung ist es wichtig, dass man den Gebäuden ansieht, in welcher Zeit sie erbaut wurden. Das gilt auch für den geplanten Neubau am Roncalliplatz.

  • Für die städtebauliche Entwicklung ist es wichtig, dass man den Gebäuden ansieht, in welcher Zeit sie erbaut wurden. Das gilt auch für den geplanten Neubau am Roncalliplatz.


    In unserer Zeit werden halt Kriegswunden geschlossen, Altstädte wiederhergestellt. Es ist nicht nur in Frankfurt, hier gibt es frische Fotos der wiederhergestellten Rathausfassade in Wesel (sogar in einer vergleichbaren Situation - auch ein Platz neben einer Domkirche). Das Jahr 2011 ist gut ablesbar, steht in einer Inschrift drauf - außerdem ist das Innere genügend zeitgenössisch.


    Es wurde bereits oft bei verschiedenen Gelegenheiten gesagt - für Experimente gibt es 99% der Stadt, wo man sich mit diesen austoben könnte. Am Dom wäre etwa organische Architektur oder Hadids Dekonstruktivismus genauso deplaziert wie ein gotischer Neubau in Kalk. Alles hat seinen plausiblen Ort, wo es hingehört.

  • Roncalliplatz

    für Experimente gibt es 99% der Stadt, wo man sich mit diesen austoben könnte.


    ...ich gebe zu bedenken, dass es ohne Experimente bzw. experimentierfreude in der Architektur weder den Kölner Dom in der heutigen Form noch das Weseler Rathaus (beide im gotischen Stil erbaut) gäbe! Nur durch Utopien und Experimente von modern (in der jeweiligen Zeit) denkenden Menschen wurde es möglich, im Mittelalter solche Gebäude zu erstellen und durchzusetzen. Die gotische Architektur ist die moderne Antwort auf die vorherige Romanik (die Romanik wiederum wurde ebenfalls nur durch modern denkende Menschen ermöglicht). Wären damals die Entscheidungsträger nicht modern eingestellt gewesen, hätte man wohl niemals den romanischen Vorgängerbau des Doms zerstört. Ohne Menschen mit Utopien würde es auch keine Gebäude aus der Gründerzeit in Köln geben; schließlich mussten im Vorfeld erstmal alte Gebäude - wie z.B. die Stadtmauer - abgerissen werden.

  • moderne

    bei der diskussion um modern oder nicht-modern und moderne in allen jahrhunderten gebe ich allerdings zu bedenken, dass bis zur klassischen modern alle vorangegangenen stile miteinander verbunden sind und sich gegenseitig befruchtet und inspiriert haben, und klare regeln galten für architekten. das kann man bei der moderne seit den 20er jahren nicht unbedingt sagen. das ist schon ein sehr starker bruch und der war ja auch so gewollt. das heisst gar nicht unbedingt, dass das schlecht sein muss, allerdings finde ich, versagt die solitär-moderne fast immer an plätzen mit historischen gebäuden. bei bauten die komplett alleine stehen, kommen dagegen großartige bauten dabei raus....

  • Roncalliplatz

    dass bis zur klassischen moderne alle vorangegangenen stile miteinander verbunden sind und sich gegenseitig befruchtet und inspiriert haben, und klare regeln galten für architekten


    Genau das Gegenteil war der Fall. Jede Epoche hat IMMER das neue gesucht, den absoluten Bruch mit dem alten und konservativen! Sehen Sie doch nur mal den Übergang von der Romanik zur Gotik. Größer kann der Bruch überhaupt nicht sein. In der Gotik hat man es geschafft, die eher dunklen und wehrhaften Gebäude durch statische Erneuerungen - wie Spitzbogen, schmalen Säulen und Lastabtragungen zu öffnen, lichtdurchflutete Räume zu ermöglichen. Hier hatte jedes Gebäudeteil eine statische Funktion, Form follows funktion (diese Idee wurde in den 20-ern übrigens wieder aufgegriffen). Klare Regeln für Architekten gab es übrigens nicht, da die jeweils nachfolgende Epoche immer neue Ideen umgesetzt hat; Die Verspieltheit, die Formensprache des Barocks z. B. war zu Zeiten der Gotik überhaupt nicht denkbar. Ebenso die statischen, lichtdurchfluteten Gebäude der Gotik in der Romanik nicht vorstellbar waren.


    das kann man bei der moderne seit den 20er jahren nicht unbedingt sagen. das ist schon ein sehr starker bruch und der war ja auch so gewollt.


    Auch das stimmt so nicht. In den 20-ern (teilweise auch früher) wurden Ideen der Gotik (form follows funktion) oder des strengen Regelwerks des Klassizismus konsequent fortgeführt und weiterentwickelt. Der Bruch zwischen Romanik und Gotik, Gotik und Barock etc. war viel ausgeprägter.

  • Wie "Bau-Lcfr" ganz recht gesagt hat: "Alles hat seinen plausiblen Ort, wo es hingehört." Im Domumfeld treffen heutzutage viele Stile aufeinander, die einerseits alle nur schwer entbehrlich sind, andererseits aber auch kaum miteinander harmonieren. Was hier wirklich hingehört und fehlt ist ein Scharnier zwischen den vielen unterschiedlichen architektonischen Konzepten.


    Die für mich schwierigste Ecke dabei ist der Kurt-Hackenberg-Platz. An der Westseite gibt es hier gibt es diesen unschönen, halbhohen Vorbau mit der Domplatten-Tiefgarageneinfahrt, dem Treppenaufgang zum Museum Ludwig, das hoffentlich bald abzureißende Forschungszentrum des RGM und den städtebaulich nicht wirklich angebundenen Eingang ins altstädtisch geprägte Areal über die Straße "Unter Taschenmacher". Ausgerichtet auf diesen Platz, anstelle des RGM-Forschungszentrums, sollte unbedingt ein Gebäude entstehen, das Scharnier ist zwischen Altstadt und RGM - keine leichte Aufgabe - und gleichzeitig den Kurt-Hackenberg-Platz endlich auf entsprechende Weise fasst.


    Ich habe meine Entwürfe aus #72 daraufhin noch einmal überarbeitet. Zunächst: Ich bin weder Architekt noch Grafiker, deswegen bitte ich von der mangelhaften graphischen Gestaltung abzusehen. Es geht hier ausschließlich um Kubatur und Baumassen, nichts weiter.



    Ein Neubau sollte, finde ich, in Richtung Süden (also zur Altstadt hin) und an der Ecke "Zum Hof" die kölntypische Giebelform der Altstadthäuser aufnehmen, zum RGM hin jedoch nicht. Ich würde zum Kurt-Hackenberg-Platz hin dem Gebäude einen Kolonnadengang vorsetzen, der einerseits die Höhe der unschönen Tiefgarageneinfahrt rechts im Bild aufnimmt und diese Linie optisch über den ganzen Platz hinweg fortsetzt, um so das hinter der Tiefgarageneinfahrt zurückversetzte RGM und den Neubau durch eine horizontale Linie miteinander zu verbinden. (Auf der Zeichnung ganz links am Rande ist außerdem der Eingang zu einem Arkadengang zu sehen, der den Bürgersteig auf der nördlichen Straßenseite der nach Westen verlaufenden Straße "Am Hof" einsparen soll und das Gebäude so näher an die Altstadt heranrücken lassen würde, um es mit dieser zu "verzahnen".) Die Kolonnaden zum Kurt-Hackenberg-Platz hin würden allerdings dem Gebäude nicht parallel vorgesetzt, sondern auf eine Weise, dass die Straße "Unter Taschenmacher" in diese Kolonnadensituation mündet, man von den Kolonnaden aufgenommen wird bzw. man aus dieser Kolonnadensituation heraus über "Unter Taschenmacher" in die Altstadt geführt wird. Der Straßenverlauf von "Unter Taschenmacher" würde in meiner Vorstellung also durch die Kolonnaden vor dem giebelversehenen Teil des Neubaus auf einem quasi "fortgesetzten" mittelalterlichen Grundriss weitergeschrieben werden. Dahingehend habe ich meine alten Entwürfe aktualisiert. Das langezogene Dreieck in das der Pfeil hinein- und hinauszeigt, stellt die parallel zum Kurt-Hackenberg-Platz verlaufenden, dem Neubau vorgesetzten Kolonnaden dar (auf der oberen Visualisierung ist das nicht gut erkennbar). Der Neubau steht also quasi leicht schräg am Kurt-Hackenberg-Platz, was der Anbindung an "Unter Taschenmacher" geschuldet ist, dieser Umstand wird aber durch die dem Gebäude vorgesetzten, parallel zum Kurt-Hackenberg-Platz verlaufenden Kolonnaden wieder ausgeglichen.



    Für Meinungen bin ich, wie immer, sehr dankbar.

  • Jede Epoche hat IMMER das neue gesucht, den absoluten Bruch mit dem alten und konservativen!


    Zufällig habe ich gestern über ein anderes Kölner Projekt berichtet, man möge sich die Visualisierung im verlinkten DM-Artikel anschauen - das Neue, mit den letzten Jahrzehnten brechende kann ich dort nicht erblicken. Wenn so ein Zeugs am Roncalliplatz gebaut werden sollte, ziehe ich noch selbst nach Köln, um eine Contra-BI zu gründen.


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    Ich habe meine Entwürfe aus #72 daraufhin noch einmal überarbeitet.


    Wenn es schon nicht einzelne Bürgerhäuser, sondern ein etwas größeres Museum werden sollte - dieser Frankfurter Neubau hat nicht einen einzigen Giebel, sondern gleich ein paar, was mehr nach einer Altstadt wirkt.

  • Ich kann mir an der "neu entstehenden" Straßenecke an der Straße "Am Hof" durchaus einen weiteren Giebelabschluss vorstellen, Sprossenfenster sind auch denkbar, warum nicht? Eine allzu detaillierte Ausarbeitung ist ja aber auch nicht Sinn und Zweck einer Baumassenstudie. Ob's nun einen, zwei oder drei Giebel werden, sollte nicht das Qualitätskriterium für einen Siegerentwurf sein. Viel eher ist die Frage, wie der entsprechende Architekt die städtebauliche Anbindung an beide vorherrschenden Architekturkonzepte insgesamt meistert - denn "Altstadt" ist städtebaulich gesehen nur noch in Richtung Süden vorhanden - und dieser Wunsch nach einem Scharnier sollte seitens der Stadt für den Architekturwettbewerb auch klar als Vorgabe ausformuliert sein.


    Mit der derzeitig vorgegebenen Baufläche - ein glatte Musemskante "Am Hof" gegenüber der unregelmäßig, natürlich gewachsenen altstädtischen Struktur auf der Südseite der Straße - ist das aber meines Erachtens besonders schwierig und könnte in einer "autarken Abschottung" des Neubaus gegenüber der altstädtischen Bebauung jenseits von "Am Hof" enden. Und wenn Büros wie Staab-Architekten am Werke sein sollten, sehe ich eh gleich schwarz für einen städtebaulich sensiblen Entwurf.

  • Zuletzt will ich noch meine Skizzen für den Roncalliplatz nach Änderung der Verkehrsführung posten.


    Es geht um diese Perspektive:



    Jetzt:


    Mein Vorschlag:


    Der altstädtische Bereich wird nach Norden hin um eine Torsituation verlängert, die das Entree für die Via Culturalis bildet.


    Vom Roncalliplatz aus wird der Blick auf diesen Eingang gelenkt, der nur leicht versetzt das korrespondierende Gegenüber des südlichen Domrisaliten bildet. Da das derzeit noch vorspringende Kurienhaus durch einen Stadtmuseumsneubau ersetzt wird, entsteht eine einheitliche Bauflucht des Neubaus zusammen mit dem RGM.


    Die Torsituation sollte Interpretationen typischer Kölner Altstadtarchitektur bieten - Reminiszenzen ans Mittelalter, aber auch an die trotz allem vorherrschenden historisierenden Bauten der 50er Jahre. Die Kleinteiligkeit der Altstadt sollte aufgenommen werden, während am Roncalliplatz selber großmaßstäblichere Strukturen vorherrschen: das Domhotel, dessen Fassade auf Fernsicht konzipiert ist und nicht verstellt wird, gegenüber der Solitär des RGM und - auf der Visualisierung - der Platzhalter fürs künftige neue Museum. Der Roncalliplatz selber wird durch Rückverschiebung der Treppe, die von Süden aus auf selbigen führen, minimal verkleinert, um Platz für die vorgesetzte Torbebauung und die leicht verschobene Verkehrsführung zu schaffen.

  • PANDION-feiert-Richtfest-fuer-Klostergaerten-auf-ehemaligem-RTL-Gelaende"]verlinkten DM-Artikel[/URL] anschauen - das Neue, mit den letzten Jahrzehnten brechende kann ich dort nicht erblicken.


    Was hat denn dieses langweilige 08/15-Projekt, irgendwo am Stadtrand, mit dem Roncalliplatz zu tun?


    Wenn so ein Zeugs am Roncalliplatz gebaut werden sollte, ziehe ich noch selbst nach Köln, um eine Contra-BI zu gründen.


    Für den Neubau des Doms wurde im Mittelalter nicht nur der romanische Vorgängerbau, sondern auch noch ein Großteil der gewachsenen historischen Altstadt abgerissen; für ein modernes, technisches Gebäude!.....Für den Neubau des Dom Hotels wurde Ende des 19. Jhd. ein ganzer Straßenzug eines kleinteiligen barocken Ensembles abgerissen; für einen allen Dimensionen brechenden, modernen Neubau weichen! ...Hätte es damals schon Contra-BI´s gegeben, wären Sie an vorderster Front gewesen.. Gibt Ihnen das nicht zu denken?


    Frankfurter Neubau[/URL] hat nicht einen einzigen Giebel, sondern gleich ein paar, was mehr nach einer Altstadt wirkt.


    Das ist ein weiterer Aspekt, warum ich den Vorschlag von Staab Archtekten am besten finde. Sein vorgeschlagener Gebäuderiegel enthält zur Altstadt hin mehrere Giebel, in Anlehnung an die vorhanden Altstadt-Strukturen.

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  • Was hat denn diese langweilige 08/15-Projekt, irgendwo am Stadtrand, mit dem Roncalliplatz zu tun?


    Hoffentlich nichts, dennoch sieht die Mehrheit der gegenwärtig errichteten Bauten ähnlich aus. In solchen Umgebungen wie der Kölner Dom werden öfters bescheiden und zurückhaltend als Prämissen verbalisiert, was meist mit eben solchen biederen Bauten resultiert. In Dortmund wurden kürzlich zwei ähnliche Klötze gleich neben die Hauptkirche der Stadt hingestellt (was für reichlich Verärgerung im dortigen Unterforum sorgt - leider ist es für Nachbesserungen bereits zu spät).


    Dann viel lieber Giebel, die wie mittelalterliche Bürgerhäuser wirken - damit kann man in einer Altstadt nichts falsch machen.

  • "autarken Abschottung" des Neubaus gegenüber der altstädtischen Bebauung jenseits von "Am Hof" enden. Und wenn Büros wie Staab-Architekten am Werke sein sollten, sehe ich eh gleich schwarz für einen städtebaulich sensiblen Entwurf


    Das ist lustig! Gucken Sie mal, wie es am Roncalliplatz im Mittelalter aussah:


    http://de.wikipedia.org/wiki/D…westliches_Domvorfeld.jpg
    Hier werden alle erstaunt sein, die sich gegen die komplette Südbebauung aussprechen.


    Auf dem Stadtplan aus dem 16. Jhd. kann man erkennen, dass Staab Architekten mit ihrem Vorschlag zur Südbebauung des Roncalliplatzes EXAKT den historischen Plan übernommen hat! Staab hat also mit Abstand den sensiblesten Entwurf abgeliefert! Er orientiert sich ABSOLUT an den historischen Altstadtgrundrissen!

  • Dann viel lieber Giebel, die wie mittelalterliche Bürgerhäuser wirken - damit kann man in einer Altstadt nichts falsch machen.


    Hier ein Foto um 1895:


    http://de.wikipedia.org/wiki/D…achpforte_um_1890_RBA.jpg


    Auf dem Foto ist die Südseite des Roncalliplatzes zu erkennen. Giebelhäuser sucht man hier vergebens!


    Ich versuchs nochmal mit dem Dom Hotel:
    http://de.wikipedia.org/wiki/D…3%B6lln_nach_1811_RBA.jpg
    Hier ist eine Zeichnung des Platzes um 1811 zu sehen, auf der man die historisch gewachsene, kleinteilige Straßenfront erkennen kann, wo Ende des 19. Jhd. der moderne Neubau des Hotels errichtet wurde. Ich möchte Sie fragen: Hätten Sie damals gelebt, wie hätten Sie reagiert, als Pläne zum kompetten Abriss des Ensembles aufkamen?

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  • http://mobil.ksta.de/koeln/ron…it,23742590,29314466.html


    ....auch wenn kein architektenwettbewerb durchgeführt wurde und die derzeitigen entwürfe nur platzhalter sind, wird mir bei diesen tristen langweiligen entwürfen, die so auch in porz-finkenberg mitte gebaut werden könnten und dort nicht sonderlich auffallen würden, angst und bange. Die idee ist super, aber ich befürchte langsam die ausführung wird banalste billigarchitektur....