komplex vs. kleinteiligkeit
ich denke, die gesamtsituation an dieser stelle lässt nur einen gut gestalteten und natürlich (hoffentlich) vom material her hochwertigen komplex zu. eine kleinteiligkeit hat es an dieser stelle historisch, wenn man das erzbischöfliche palais als massstab nimmt, auch gar nicht gegeben. die ganze lage lässt das auch gestalterisch m.M. nach nicht zu. das sähe an dieser stelle einfach nicht aus, denn es gibt auch keine viertel-struktur, an die sich das anschließen ließe - neben dem RGM und vis a vis zum hotel mondial, direkt an zwei straßen gelegen sähe eine kleinteiligkeit an dieser stelle fast schon grotesk aus.
in frankfurt ist die ausgangslage auch eine ganz andere. in köln hat man es nach 1945 ja in der inneren altstadt bei der kleinteiligkeit belassen - insofern muss diese jetzt nicht am roncalli-platz künstlich entstehen -, während in frankfurt bspw. das technische rathaus gebaut wurde. das wäre ungefähr so, als hätte köln die zentralbücherei am neumarkt und das vhs-gebäude mitten ins altstadtviertel gesetzt. zw. groß st. martin, heumarkt und alter-markt... frankurt korrigiert da also gerade sünden, die in köln zumindest an dieser stelle zum glück ausgeblieben sind. zudem ist in frankfurt die sehnsucht nach einem kleinteiligen stadtraum natürlich auch deshalb sehr groß, weil die gegend um die hochhäuser wüst, öd und leer ist. man hat dort auf dem gebiet der ehemaligen alten stadt einfach viel weniger von selbiger in zuschnitt und form noch übrig.
für die beibehaltung der kleinteiligkeit beim wiederaufbau ist köln übrigens in den 50ern verlacht worden - da gibt's nen ziemlich interessanten artikel im spiegel (online-archiv) über die wiederaufbaukonzepte der städte.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-21048447.html
hier der wesentliche auszug:
"Niemand kann begreifen, warum vielbesuchte Ladenstraßen wie die Hohe Straße oder die Gürzenichstraße, die abends im Neonglanz strahlen, so schmale Schläuche sein müssen, daß kaum zwei Lastfahrzeuge ohne Schaden aneinander vorbeikommen. Dabei wurden diese Geschäftsstraßen eben erst wieder aus dem Boden gestampft, auf den alten Fluchtlinien jung in Beton, Glas und Stahl.
Professor Schwarz stört dieser Gegensatz nicht. Später habe der Verkehr dort ohnehin nichts mehr zu suchen, "denn der Innenraum der Stadt", den Schwarz sehr weit faßt, "soll den ledigen musischen Menschen gehören".
Kölns Generalplaner sieht von den flachen Dächern der neuen Hochhauspaläste der Versicherungsgesellschaften (Anm.: Gerling-Quartier?) visionär die neuen "herabgezonten" niedrigen Wohnhäuser seiner Traumstadt heraufdämmern"
> unser wiederaufbauplaner rudolf schwarz hat also einiges ganz richtig gemacht... das, was in dem auszug unter gesichtspunkten des städtebaus der 50er jahre kritisch gesehen wird, liest sich heute wie der visionäre entwurf der stadt der zukunft... ein stadtraum für menschen (ledig und musisch (!) > also studenten und hipster ) ohne autos und in humaner, kleinteiliger struktur - leider konnte auch schwarz die riesigen verkehrsachsen nicht verhindern. im kontrast zu diesen sieht die kleinteiligkeit zumindest aus sicht der autofahrer natürlich hier und da grotesk und manchmal fast lächerlich aus - nicht aber, wenn man in die rechts und links dieser schneisen (n-s-fahrt u. bäche) liegenden veedel geht. es hat auch pläne gegeben, die völlig vernichtete altstadt-süd zw. martinsviertel und severinsviertel mit hochhaussiedlungen zu bebauen... insofern können wir sogar noch von glück reden... (aber das ist jetzt zu off-topic)
am roncalli-platz muss m.M ein zweites kolumba entstehen - nicht konkret gemeint, aber was die architektonische qualität und die dimensionen betrifft.