Paulskirche: Generalsanierung und "Haus der Demokratie"

  • Sollte die Antragstellerin dies geschickt fortsetzen dann kommt der politische Betrieb vollends zum Erliegen.

  • Ganz so schlimm ist es nicht, wird doch z.T. seit Jahren auch mit Anträgen der Linken praktiziert, dass dann (fast) wortgleiche Anträge eingebracht werden, die dann beschlossen werden.
    Es gibt auch einen Antrag von CDU-SPD-Grünen, der wird aber erst nach der Sommerpause eingebracht, anscheinend gibt es zwischen den drei Parteien noch ein paar Irritationen:
    https://www.fr.de/frankfurt/fr…e-werden-zr-12753356.html

  • Ich bin ein relativ unpolitischer Mensch - der immer wählen geht oder Briefwahl macht. Entweder man lebt Demokratie oder man tut es nicht.


    Der/n Parteipolitik/ern eine Entscheidung über eine mögliche Rekonstruktion zu gönnen oder diese abzulehnen hat nichts, rein gar nichts, mit Politik zu tun. Das ist Dogmatismus pur. Das dient weder den Menschen die sich an der Paulskirche im IST Zustand erfreuen noch denen die auf Änderungen hoffen.

  • Danke bridget für den Link zum Artikel der FR.


    Die Erwägung einer möglichen Rekonstruktion wird nicht erwähnt.
    Die Substanz ist besser als befürchtet, sodass eine Sanierung sich auf die Gewerke Brandschutz, Belüftung und Tontechnik konzentriert kann und ein Umbau für ein Dokumentationszentrum zur Geschichte der Paulskirche geplant ist. Der 'Umbau' soll nach Speer & Partner entweder im EG der Paulskirche oder im EG des benachbarten Rathausgebäudes Paulsplatz 9 oder als max. 2-geschossiges Gebäude mit Verbindung zur Paulskirche auf der Parkplatzfläche geschehen.

  • Neue Entwicklung:
    In der FR von heute wird der OB mit den Worten zitiert: „Ich möchte eine solche Rekonstruktion nicht.“ Der gemeinsame Antrag von CDU, SPD und Grünen wird nach den Ferien in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht. Darin geht es um den Umbau der Paulskirche zu einem Zentrum für Meinungsfreiheit und Demokratie, aber in der derzeitigen äußeren Gestalt, dem "puristischen Paulskirchen-Bau der Nachkriegszeit" (SPD-Fraktionsvorsitzende Ursula Busch).

  • Feldmann und die Paulskirche (Interview)

    OB Feldmann wurde von der FNP interviewt und er möchte 'nicht über Steine reden' sondern eine offene Diskussion was baulich mit der Paulskirche geschehen soll. Selbst legt er sich im Interview nicht fest ob er nur eine Sanierung oder Rekonstruktion präferiert. Viel Platz im Interview nimmt der Begriff Demokratie und die Paulskirche als geplantes Demokratiezentrum ein. Sehr konkret wird er nicht und lässt, so mein Eindruck, anderen Raum zur Konkretisierung und dieses faßbarer zu machen.

  • Vorgestern abend fand im Kaisersaal des Römers (unter den Augen der nicht gerade demokratiefreundlichen Herrschern) die Auftaktveranstaltung zum sogenannten "Bürgerdialog" zur Sanierung der Paulskirche statt. Beim Projekt geht es nur unter anderem um die Architektur und die städtebauliche Einbettung, sondern zunächst vor allem um die Einordnung des Gebäudes in die Reihe der nationalen Demokratie-Symbole, woraus sich wiederum Anforderungen und Beteiligungen ergeben. Der Abend selbst bestand aus einer Begrüßungsarie mit ellenlanger Liste von anwesenden Ehrengästen, dann einer Präsentation des OB im Stil eines Schülerreferats über Demokratie sowie über Demokratie-Denkmäler auf anderen Ebenen bzw. Ländern (Hambacher Schloss, EU-Parlament, Philadelphia in den USA etc.) und was dort aus ihnen gemacht wurde. Er stellte rhetorische Fragen und Widersprüche in den Raum, ohne Stellung zu beziehen. Nach diesem eher langatmigen und mit seltsamen Schwerpunkten gespickte Teil, in dem es auch um die Idee eines Demokratiezentrums in bzw. neben der Paulskirche ging, sprach der Geschäftsführer von Albert Speer und Partner (AS+P), Friedbert Greif, über seinen Auftrag der Prozesskoordination. Auch er konnte keine inhaltlichen Vorschläge bieten, jedoch wurde er insgesamt deutlich konkreter. Interessant dabei die vorgestellte Grafik zu möglichen Standorten des Zentrums, das er lieber "Haus der Demokratie" nennt:



    Grafik: Stadt Frankfurt / AS+P, Bild: epizentrum


    Es schloss sich eine Diskussion an, zu der die Direktorin des Jungen Museums im Historischen Museum, Susanne Gesser, sowie die als Demokratie-Expertin vorgestellte Professorin Nicole Deitelhoff von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung dazustießen und zunächst von der Moderatorin des Abends, Katja Marx (vom HR, der als Medienpartner fungiert), zu Positionen befragt wurden, bevor auch das Publikum kurz zu Wort kommen konnte. Ein Schnappschuss der Runde (OB verdeckt):



    Bild: epizentrum


    Mir brachte der Abend anscheinend ebenso wenig wie den vielen anderen Gästen, darunter auch einigen bekannten Gesichtern. Sind wir auf die weiteren Schritte gespannt.

  • Danke epizentrum für den Bericht was nach einem interessanten Abend klingt.
    Die städtischen =35920536"]Pressemitteilung erwähnt, das bei diesen intensiven und professionell aufgezogen Dialogen nicht nur die 'üblichen Verdächtigen' zu Wort kommen sollen. In ebenjener PM teilt OB Feldmann seine Erwartung mit, das bis zum Jubiläumsjahr 2023 nicht schon alle Ideen realisiert sind. Bis 2028 sollte es das aber dann schon sein.

  • Die F.A.Z. sieht den Abend in einem Artikel sehr kritisch. Insbesondere die Ausführungen des OB lösten wohl einige Irritationen aus.

  • Der OB und Friedbert Greif von AS&P haben sehr klar zum Ausdruck gebracht, dass sie jetzt noch keine inhaltlichen oder architektonischen Vorschläge auf den Tisch legen wollen, sondern einen Diskussionsprozess starten. Deshalb verstehe ich die Kritik der FAZ nicht ganz. Ich fand interssant, dass das Projekt ausdrücklich in einen nationalen und darüber hinaus europäischen, sogar weltweiten Rahmen gestellt werden soll. Offenbar hat OB Feldmann darüber mit dem Bundespräsidenten gesprochen und in diesem Sinne eine Finanzierung in Aussicht gestellt bekommen.

  • ^
    Ergebnisoffen zu diskutieren ist ja toll, aber ein paar Denkanstöße wären halt schon gut. Sowas sollte man von einem so herausgehobenen Amt wie dem OB der Stadt Frankfurt schon erwarten können. Dafür müsste man aber natürlich Position beziehen. Etwas was dem OB so fremd ist wie dem Elefant das Fliegen, sofern es nicht um seine ureigenen Themen wie Mieterschutz geht.


    Es würde ja schon reichen, wenn er postuliert was er nicht möchte anstatt zu sagen, was er möchte.

  • Ich fand interssant, dass das Projekt ausdrücklich in einen nationalen und darüber hinaus europäischen, sogar weltweiten Rahmen gestellt werden soll. ...


    Der über das rein Nationalstaatliche hinausgehende Rahmen drückt sich auch in dem (vorläufigen) Namen des Projektes aus:
    "Demokratieort Paulskirche".


    Einen besseren Begriff könnte man mMn gar nicht wählen.
    "Demokratie" ist eben ein universaler Wert, der auf allen politischen Ebenen Strahlkraft und Anerkennung hat.
    Ich hoffe sehr, dass dieser sehr universale Ansatz des Paulskirchen-Projektes möglichst beibehalten werden kann.

  • Hambacher Schloss als Vorbild nehmen

    Der Schärfe des FAZ-Artikels kann ich nicht ganz folgen. Die altmodische Paulskirche und der unter Wert benutzte Paulsplatz benötigen dringend eine Aufwertung. In Berlin scheint es sogar schon ein Backing hierfür zu geben. Soweit so gut.


    Besonders der Paulsplatz wäre m.E. für ein Zentrum prädestiniert. Der etwas in die Jahre gekommene Weihnachtsmarkt könnte dann auch teilweise in Richtung neue Altstadt oder Mainufer umziehen.


    Ein sehr gelungenes Demokratiezentrum ist m.E. das Hambacher Schloss (Max Dudler aus dem Jahr 2012), welches zurecht mehrere Preise gewann.

  • Ausstellung im DAM "PAULSKIRCHE Ein Denkmal unter Druck"

    Gestern wurde diese Pressemitteilung mit 13 (i.W. dreizehn) Seiten vom DAM über die Ausstellung mit dem Titel "PAULSKIRCHE Ein Denkmal unter Druck" veröffentlich. Hoffe auf Verständis das ich mir die Zusammenfassung spare. Soviel sei über den Sinn und Zweck der Ausstellung verraten:

    "Die Ausstellung schildert die Baugeschichte der Paulskirche von 1786 bis in die Gegenwart entlang der jeweiligen gesellschaftlichen Strömungen. [...] Ziel des gemeinsamen Projektes [...] ist es, das Verständnis für den bestehenden Paulskirchenbau zu verbessern und den Blick auf die Hintergründe der ursprünglichen Entwurfshaltung zu schärfen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte die Zukunft der Paulskirche in der Zeit zur nationalen Aufgabe und wünscht sich einen „authentische[n] Ort, der an Revolution, Parlamentarismus und Grundrechte nicht nur museal erinnert, sondern zu einem Erlebnisort wird“. Die Ausstellung versteht sich als Beitrag zum Dialog
    über die Zukunft der Paulskirche, der in diesem Sommer angestoßen wurde.


    Ausstellungseröffnung ist heute Abend um 19 Uhr Ortszeit. Ansonsten ist sie vom 7. September 2019 bis 16. Februar 2020 Dienstags, Donnerstags bis Sonntags zw. 10 und 8 Uhr sowie Mittwochs zw. 10 und 20 Uhr geöffnet. Zur Ausstellung werden auch Führungen mit Yorck Förster immer Samstags und Sonntags um 14 Uhr angeboten.

  • ^ Die gut recherchierte und sehr informative Ausstellung zur Geschichte der Paulskirche kann ich jedem empfehlen, der sich zur Richtung ihrer fälligen Sanierung eine Meinung bilden möchte. Erhellend ist beispielsweise die Gegenüberstellung der Gebäudeschnitte von 1848 und 1948, die schon im FAZ-Artikel zur Ausstellung zu sehen war:



    Dazu ein Eindruck von der Ausstellungsästhetik:



    Bilder: epizentrum

  • ^ Mein persönliches Highlight der Ausstellungsstücke ist eine originale Zeichnung im Maßstab 1:1 vom Geländer an der Treppe Wandelhalle-Hauptraum.


    Mit Peter Cachola Schmal, dem Leitenden Direktor des DAM, führte die FNP ein Interview zur möglichen Rekonstruktion der Paulskirche. Der Titel des Interview in der heutigen Printausgabe: 'Rekonstruktion wäre Zerstörung' gibt Schmals Meinung wieder. In diesem Interview, wie auch in seiner Eröffnungsrede zur Ausstellung, skizziert er den möglichen Zeitrahmen damit die Renovierungsarbeiten bis zum 18. Mai 2023, also zum 175. Jahrestag der Nationalversammlung, abgeschlossen sind. Davon ausgehend lautet seine Rechnung rückwärts: Ausführung der Arbeiten an Tontechnik, Lüftung, Fluchtwegen usw. in 2022, davor Beschluss im Haushaltsjahr 2022 und davor Festlegung und Berechnung der Arbeiten in 2020.
    Ein interessantes Interview und einige Antworten von Schmal werden sicherlich auch Widerspruch bei den Lesern hervorrufen.

    Einmal editiert, zuletzt von main1a () aus folgendem Grund: Korrektur des Nachnamens

  • Es läuft einmal mehr auf ein Frankfurt-typisches Hickhack hinaus: OB Feldmann "hat es nicht mehr eilig" mit der Paulskirchen-Sanierung und erst recht nicht mit dem Demokratiezentrum, wie eine FR-Bildunterschrift zum zugehörigen Artikel von gestern treffend formuliert. Noch nicht einmal die Gutachten zur Feststellung des baulichen Zustands der Paulskirche seien beauftragt, gibt der zuständige Dezernent Jan Schneider einerseits zu, andererseits meint ein OB-Sprecher, die Planungsmittel seien im Haushalt enthalten. Da knirscht es also wieder gewaltig im Gebälk.

  • Der Oberbürgermeister hat dieses Projekt an sich gezogen. Andere Dezernate sind nicht zuständig. Einmal mehr hat Feldmann bisher exakt 0,0 gebacken gekriegt. Es spricht Bände, dass selbst der sonst so zurückhaltende Matthias Alexander von der F.A.Z. angesichts des gehaltlosen Geschwafels bei einer Veranstaltung zur Paulskirche einmal deutliche Worte gefunden hat.

  • Ein sehr gelungenes Demokratiezentrum ist m.E. das Hambacher Schloss (Max Dudler aus dem Jahr 2012), welches zurecht mehrere Preise gewann.


    Sehe ich ähnlich, das Demokratiezentrum von Max Dudler am Hambacher Schloss ist wirklich großartig gelungen.
    Vielleicht könnte man ja seine Expertise in Sachen Demokratiezentrum Paulskirche einholen, immerhin hat er sich ausreichend mit Form und Inhalt eines solchen Zentrums beschäftigt und obendrein kennt er Frankfurt ganz gut - er hat hier gelebt, studiert und auch gebaut (z.B. Umbau des Verlagshauses S.Fischer).


    Einen wichtigen Beitrag zur Debatte um die Paulskirche sehe ich in der Ausstellung des Architekturmuseums - sie macht die schon damals recht hitzig geführte Debatte um den Wiederaufbau des Denkmals nachvollziehbar um bietet einen guten Überblick über die Gemengelage der widerstreitenden Absichten. Der schön gestaltete Katalog bietet schließlich vertiefendes Material dazu.


    Was den Zeitplan für die Sanierung der Paulskirche sowie den Bau des Demokratiezentrums betrifft, bin ich auch ein wenig erstaunt darüber, wie sehr man die Dinge auf die lange Bank zu schieben gedenkt. Eine breit geführte, deutschlandweite Debatte in allen Vereinen, Schulen und Zusammenkünften sonstiger Art klingt nicht gerade nach Vision und Tatkraft, sondern eher nach 'schau'n mer mal und machen uns bloß nicht nass'.
    Was nicht heißen soll, dass da jemand (Feldmann) den Feldwebel geben sollte, nein, aber ein gewisses Maß an Vorstellungskraft, wie und wo ein solcher Bau entstehen könnte, verbunden mit dem Willen dafür zu streiten, das wünschte ich mir schon - will sagen: etwas mehr Leidenschaft für dieses Bauwerk, für dessen Geschichte und Zukunft.

  • ^ Das "Auf-die-lange-Bank-schieben" kann doch eigentlich nur heißen, dass das Gebäude im Kern unangetastet bleibt, die Sanierung sich im wesentlichen auf die Haustechnik und ein paar Accessoirs beschränkt, wie in den 60er und den 80er Jahren; denn nur so eine kleine Lösung könnte man im Hinblick auf den Jahrestag noch schaffen. Die Diskussion um ein "Demokratie-Zentrum" wäre dann vom Kirchenbau entkoppelt und wäre Thema eines Neubaus (Berliner/Ecke Kornmarkt bzw. Paulsplatz).