Chemnitz: Neubau, Getreidemarkt (In Planung)

  • An das Alter angepasster Wohnkomfort und optionale Pflegeangebote sind die Merkmale eines Altenheims. Das sind sich Platte und Altersheim grundverschieden. Das fängt damit an, dass Fahrstühle in Plattenbauten meist nur zur Zwischenetage fahren können - aus bautechnischen Gründen - und damit eine halbe Etage zu Fuß zurück gelegt werden muss. Und endet dort, dass Duschen oft - das hat ebenfalls bautechnische Gründe - nicht bodengleich und damit nicht barrierefrei sind. Laut Statistiken im Link oben stimmt auch die Aussage, im Zentrum würden nur alte Menschen im Plattenbau leben, so nicht. Dann müsste der Altersdurchschnitt im

    Zentrum höher sein, schließlich besteht das Zentrum zu einem Großteil aus Platten.


    Das Zentrum war jahrelang Wegzugs-Gebiet und hat erst wieder durch die Flüchtlingsbewegungen seit 2015 an Einwohnern gewonnen.


    Dass sich alte Menschen stärker an Lautstärke stören als beispielsweise Familien oder Menschen in ihren 40ern, halte ich auch für ein wackliges Argument. Im Grunde spielt doch hier das Alter mit seinen Alterserscheinungen sogar den Plänen für eine „laute“ Innenstadt in die Karten.

  • ^Dem muss ich (in Teilen) vehement widersprechen.


    Die Platte, insbesondere in unsanierter Form, mag vom Wohnkomfort her nicht ideal sein für ältere, mobilitätseingeschränkte Bewohner. Die Statistik zeit aber ganz klar, dass der Altersdurchschnitt in der Platte im Durchschnitt (bedeutend) höher ist als in anderen Wohnformen. Man schaue sich bspw. die Alterstruktur von Chemnitz nach Wohnviertel an Zentrum vs Hutholz.


    Ich bin mir im Übrigen sehr sicher, dass das Zentrum ohne Platten noch weit jünger wäre. Warum ich das denke? Man schaue sich die unterschiedlichen Altersgruppen im Zentrum über die Jahre an (wiederum Link Zentrum zuvor). Z.B. ab 2013, also ca. 10 Jahre zurück. Alle genannten Altersgruppen bis 44 Jahre sind in der Zeit deutlich angestiegen. Alle Gruppen darüber (teils) deutlich gesunken. Die größte Änderung in der Zeit, zumindest bzgl. Wohnraum? Der Brühl, der offenbar eine jüngere Klientel angezogen hat.


    Übrigens stimmt meiner Einschätzung auch die Stadt Leipzig zu. Ich zitiere: Laut Kommunaler Bürgerumfrage zeichnen sich Plattenbauwohnungen als Wohnungsmarktsegment aus, das insbesondere kleineren, einkommensschwächeren und/oder älteren Haushalten Wohnraum

    bietet. Statistischer Quartalsbericht 3 Leipzig, wie eine spontane Suche zeigt. Gibt es sicher auch in neuerer Auflage.


    Es leben sicher nicht nur alte Menschen in Platten, man denke an die Wohnheime in Bernsdorf, aber Platten sind im Durchschnitt offensichtlich eher Heimat für altere Bevölkerungsgruppen.


    Zu deinem letzten Punkt "wer alt ist hört eh nix mehr": Es gibt Studien die sogar darauf hindeuten, dass Lärm älteren Menschen mehr schadet als Jüngeren Studie. Es kann doch nicht Ziel sein, ein belebtes Zentrum zu schaffen, idealerweise rund um die Uhr (natürlich in angemessenem Maß nachts) und dann die Personengruppe, die am vulnerabelsten ist, in die Mitte zu setzen. Meiner Meinung nach vollkommen verfehlte Planung. Bewohner jeden Alters sind gerne im Zentrum willkommen, aber doch nicht konzentriert z.B. in Altersheimen, die in nicht unerheblichem Maße besonders schutzbedürftige Mitglieder ihrer Altersgruppe umfassen.

  • Die Statistik zeit aber ganz klar, dass der Altersdurchschnitt in der Platte im Durchschnitt (bedeutend) höher ist als in anderen Wohnformen.

    ich habe nichts gegenteiliges gesagt: natürlich ist sie das. Viele Bewohner der Plattenbauten sind mit Fertigstellung zwischen 1987 und 1992 eingezogen und noch immer Erstbezug. Dennoch ist - das zeigen die Einwohnerentwicklungen im Zentrum - die Fluktuation im Zentrum sehr viel größer als in anderen Stadtteilen. Das heißt, im Zentrum selbst ist der Anteil derer, die schon seit Fertigstellung der Gebäude dort leben, tendenziell niedriger als in anderen Stadtteilen. Muss ja so sein, sonst wäre der Altersdurchschnitt höher.


    Es gibt auch Studien, wonach rauchen schadet. Trotzdem rauchen Menschen 😉 Wo alte Menschen leben wollen, können die zum Glück in den allermeisten Fällen noch selbst entscheiden. Und dass es da ab und zu etwas lauter werden kann als am Stadtrand, ist denen trotz des hohen Alters sicher noch immer sehr bewusst.

    Verfehlte Planung sehe ich hier keine, abgesehen vom uninspirierten Gebäude selbst.

  • Meine Wahrnehmung von aussen: Die wirtschaftliche Entwicklung von Chemnitz war in den letzten Jahren recht gut - und in jedem Fall viel besser als es die meisten noch vor 15 oder 20 Jahren für möglich gehalten hätten. Eigentlich sollte man erwarten, dass längst ausreichend Nachfrage bestanden hätte, die vielen Brachen und unter-verdichteten Flächen der Innenstadt zu entwickeln. Immerhin tut sich jetzt etwas - am Getreidemarkt und in der Johannisvorstadt. Immerhin entsteht am Johannisplatz auch so etwas wie urbane Dichte. Anders am Getreidemarkt. Dort fehlt - von dem her was erkennbar ist - sowohl jeglicher architektonischer Anspruch als auch eine Verdichtung, die der Lage angemessen erscheint. Teilweise 1-geschossig, teilweise 3-geschossig. Einen solchen Bau würde man als Stadtteilzentrum einer Vorstadt erwarten. Aber an diesem Ort? Obendrein wäre natürlich eine kleinheiligere Bebauung schöner gewesen - aber das ist Geschmacksache.

  • Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt ist in der Tat wirklich nicht schlecht. Ich kenne nicht die aktuellen Zahlen und habe auf die Schnelle keine gefunden, aber vor Corona war Chemnitz bei diversen Indikatoren deutlich vor Leipzig. Die Stadt hat es nur leider bis heute nicht geschafft, seine weichen Standortfaktoren - abgesehen vom Kulturellen - weiterzuentwickeln und damit auch für junge Menschen attraktiv zu werden. Und das hängt der Stadt jetzt nach. Meine Freunde, die noch in Chemnitz arbeiten, pendeln von Leipzig ein.


    Gerade am Getreidemarkt hätte man die Innenstadt ähnlich der direkt angrenzenden "Mittelstandsmeile" (Innere Klosterstraße) weiterentwickeln können. Kleinteilig, funktionsgemischt aber trotzdem zeitgenössisch - mit unterschiedlichen Höhen und Gestaltungsmitteln. Dass sich dafür sicher keine Investoren gefunden hätten, ist wahrscheinlich. Aber wofür habe ich denn eine Wohnungsbaugesellschaft, wenn nicht dafür? Eine ähnlich verpasste Chance sehe ich übrigens beim Parkhaus und beim Behördenzentrum Am Wall. Hätte man das Behördenzentrum auf den Bauplatz des Parkhauses gesetzt, wäre ein File-Bauplatz in der Innenstadt für eine Wohn-/Mischnutzung vorhanden gewesen. Beste Innenstadtlage. Bei einer derart kleinen Innenstadt schmerzen solche planerischen Fehler schon sehr, da sie nun für mehrere Jahrzehnte im Raum stehen werden. Das schlechte Image zwischen Parkhaus und Behördenzentrum ist meiner Meinung nach auch nur eine Begleiterscheinung der dort nicht vorhandenen Nutzungen. Sozusagen ein blinder Fleck mitten in der Innenstadt.

  • Die wirtschaftliche Entwicklung kann man am ehesten in den Statistischen Quartalsberichten ablesen (Link), und dort sehe ich persönlich absolut fast nichts Positives. Dazu kommt natürlich noch die Arbeitslosenquote, die mittlerweile die höchste aller Regionaldirektionen in Sachsen ist.

  • Ein Update:


    Der Rohbau ist schon seit einiger Zeit fertig. Mittlerweile werden u. a. die Fenster eingesetzt.


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    Beim Eckgebäude an der Theaterstraße geht es auch voran. Das ist derzeit nicht selbstverständlich.


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  • Tja, alle machen ihre Hausaufgaben bis 2025 nur die Stadt selbst nicht. Theaterstraße, Brückenstraße, Hartmannstraße, StraNa, Busbahnhof, Parteifalte. Alles bleibt bis 2025 in schlechtem Zustand. Einfach peinlich wie wir uns präsentieren wollen.

  • Meine Erwartungen ans Kulturhauptstadtjahr liegen gar nicht so sehr in der Umsetzung von (großen) Bauprojekten. Damit lockt man keine Besucher an, und beliebige Einzelmaßnahmen bringen die Stadt auch nicht entscheidend voran. Viel wichtiger ist die Qualität der Veranstaltungen und kulturellen Projekte, weshalb man in die alle Energie stecken sollte. So würde man dem Image der Stadt einen Schub geben, für positive Aufmerksamkeit sorgen und auch Stimmung, Heimatstolz und Selbstbewusstsein der Bevölkerung verbessern. Was dann daraus konkret für die Stadtentwicklung resultiert, wird man sehen.

  • Aber wenn eine Stadt Kulturhauptstadt wird, haben die Leute und Besucher schon eine gewisse positive Erwartungshaltung.


    Völlig kaputte Straßen (sogar die Hauptstraßen) und verfallene Gebäude und gammelige Wahrzeichen gehören nicht dazu. Wenn die Stadt durch den Titel zusätzliche Besucher anlocken sollte, kann sie dies auch als guten Grund nutzen sich ordentlich herauszuputzen.


    Im Falle der Straßen sind das Maßnahmen, die sowieso irgendwann gemacht werden müssten. Wie lange sollen eigentlich noch die Straßen mit dieser "notdürftigen schnellen" Flickerei repariert werden? Die Straßen sind dadurch komplett "runter" und mir fällt auch keine Stadt ein wo die Straßen in ähnlich miesem Zustand sind. Warum werden zum Beispiel nicht gleich auf ganzen Straßenabschnitten die Oberflächen erneuert?


    Ein Beispiel: Auf der Scheffelstraße soll "ausnahmsweise" auf einem längerem Abschnitt doch mal durchgängig die Oberfläche/Asphaltdecke erneuert werden, aber laut Artikel offenbar nur zwischen Kauffahrtei und Dittersdorfer Straße, wo die Straßenoberfläche noch vergleichsweise gut ist. https://www.tag24.de/chemnitz/…ll-saniert-werden-2797836


    Der viel schlechtere Straßenzustand und damit dringender sanierungsbedürftige Straßenabschnitt liegt aber zwischen Annaberger Straße und Kauffahrtei.

  • Meine Erwartungen ans Kulturhauptstadtjahr liegen gar nicht so sehr in der Umsetzung von (großen) Bauprojekten. Damit lockt man keine Besucher an, und beliebige Einzelmaßnahmen bringen die Stadt auch nicht entscheidend voran. Viel wichtiger ist die Qualität der Veranstaltungen und kulturellen Projekte, weshalb man in die alle Energie stecken sollte. So würde man dem Image der Stadt einen Schub geben, für positive Aufmerksamkeit sorgen und auch Stimmung, Heimatstolz und Selbstbewusstsein der Bevölkerung verbessern. Was dann daraus konkret für die Stadtentwicklung resultiert, wird man sehen.

    Hier sind wir uns ausnahmsweise mal einig ;)

    Eine Kulturhauptstadt zieht keine Besucher mit intakten Straßen und schön sanierten Gebäuden. Hier stehen die Events und die kulturellen Angebote im Mittelpunkt. Ich finde Berlin - auch wenn keine Kulturhauptstadt - ist ein gutes Beispiel. Kunstinteressierte aus der ganzen Welt kommen nicht, weil die Straßen schön sind sondern weil die Kulturszene brummt und - zumindest in Europa - einzigartig ist.


    Das ganze Ding steht und fällt mit der Qualität der Veranstaltungen. Ähnliches gilt auch für Marseille: die Stadt war in ihrer Zeit als Kulturhauptstadt deutlich stärkerer verwahrlost als das Chemnitz vielerorts ist. Der Boom der Stadt mit den durchaus notwendigen Investitionen hat erst danach eingesetzt.


    Bezogen auf den Heimatstolz: Meine größte Angst - und das wird kommen wie das Amen in der Kirche: Rechte Aufmärsche während des KuHa-Jahres mit den Wutbürgern im Schlepptau als Ausdruck eines unheimlich dummen und primitiven Heimatstolzes. Ich hoffe wirklich, ich irre in diesem Punkt.

  • ^ Hier wird nichts mit nichts verglichen: In keinem Wort habe ich die Städte selbst miteinander verglichen - lies den Post bitte richtig.

    Es geht darum, wie Marseille beispielsweise erfolgreich in seiner Kulturstrategie während des Kulturhauptstadtjahres war. Und wie Berlin in seiner Kulturstrategie schon seit Jahren erfolgreich ist. Und das ohne frisch sanierte Straßen oder neu angemalte Fassaden.


    Ahja, und bezogen auf den Heimatstolz weiter oben:

    https://www.tag24.de/chemnitz/…ewalt-in-chemnitz-2805134

  • Tja, alle machen ihre Hausaufgaben bis 2025 nur die Stadt selbst nicht. Theaterstraße, Brückenstraße, Hartmannstraße, StraNa, Busbahnhof, Parteifalte. Alles bleibt bis 2025 in schlechtem Zustand. Einfach peinlich wie wir uns präsentieren wollen.


    Was soll denn in Theaterstraße, Brückenstraße und Hartmannstraße passieren? Schnell nochmal alles sperren und neu asphaltieren, um dann nach 2025 im Rahmen des Straßenbahnbaus wieder alles aufzureißen?

  • Die Theaterstraße und die Brückenstraße hätten längst mit Gleisen belegt sein können. Die Entwürfe dazu sind ewig alt. Spätestens mit Entscheid zur KH hötte man dort alle Mittel ausschöpfen müssen dies bis 2025 umzusetzen. Das wäre eine deutliche Aufwertung des gesamten Innenstadtbereiches gewesen. Gleiches gilt mit der Parteisäge und dem angrenzenden leeren Gebäude in der StraNa, dass jetzt wohl ebenfalls die Gäste entsetzen wird. Alles schon seit Jahren in der Planung, aber es wird geschlafen. Ich weiß ja nicht wie man sich das alles schön reden kann, mich frustriert das einfach und dafür schäme ich mich bei Gästen der Stadt. Freut ihr euch mal auf eure Veranstaltungsluftnummern und die vielen Schulterklopfer. Ich bleibe bei meiner Meinung, dass das für die Stadtgesellschaft keinerlei Mehrwert nach 2025 bringen wird

  • ^Ich glaube du verstehst das Konzept einer Kulturhauptstadt leider vollkommen falsch. Es geht keinesfalls darum, mit perfekter Infrastruktur und feingeputzten Innenstädten zu glänzen. Das ist ein veraltetes Kulturverständnis und würde auf Chemnitz sowieso nicht passen. Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Brüche und Narben zur Schau zu stellen - sowohl im Stadtbild als auch gesellschaftlich. Sie folgt damit im Übrigen schon zahlreichen Kulturhauptstädten der letzten Jahrzehnte und hat meiner Meinung nach auch zu Recht gewonnen. Die Kulturhauptstadt-Strategien von Nürnberg und Dresden hätte eher zu dem gepasst, was du verlangst: eine zur Schaustellung der Hochkultur vor Ort an den guten Stuben der Stadt. Damit konnten beide Städte die Jury aber nicht überzeugen. Blättere doch mal durch das Bid-Book der Chemnitzer Bewerbung und lass uns danach nochmal diskutieren (https://chemnitz2025.de/bidbook/).


    Davon abgesehen dauern Infrastruktur-Planungen wie bspw. der Bau neuer Straßenbahntrassen nun mal seine Zeit. Die aktuellen Planungen zur Straßenbahn über die Theaterstraße sind auch noch keine Jahrzehnte alt, sondern wurden Ende 2021 der Öffentlichkeit vorgestellt. Dass ein Planungshorizont für derartige Großprojekte in Deutschland häufig zu lang ist, kann man diskutieren. Hier innerhalb von zwei Jahren schon Ergebnisse zu fordern ist dennoch schlichtweg naiv. Es geht hier schließlich um eine äußerst komplexe Planung, die auch möglichst lang halten soll. Auch wie piTTi oben beschriebt, laufen derartige Umsetzungen oft Hand-in-Hand mit anderen Infrastruktur-Maßnahmen um eben nicht zweimal bauen zu müssen.


    Ob die Kulturhauptstadt langfristig positive Auswirkungen auf die Stadt hat, kann man erstens jetzt noch nicht sagen und hängt zweitens auch an den Chemnitzern selbst. Machen wir in Chemnitz das beste aus der Kulturhauptstadt? Schaffen wir es gemeinsam den Besuchern hier eine gute Zeit zu machen? Sind wir offen für das was hier zur Schau gestellt wird? Was macht dich denn so sicher, dass es keinen Mehrwert schaffen wird? Lass uns doch an deinen hellseherischen Fähigkeiten Teil haben.


    Es ist immer leicht zu sagen, die "Stadt" - die da oben - schaffen es nicht, machen zu wenig. Du und ich sind Teil dieser Stadt. Mach halt etwas, anstatt hier im Forum alles kacke zu finden. Du bist ebenso Teil der Stadt Chemnitz.

  • arnold. Ich habe und tue heute genug für diese Stadt. Bin in einem Verein zur Belebung des Brühls, und der Bürgerplattform Chemnitz Mitte. War Verantwortlich für die Gründung einer Bürgerbewegung zur Sanierung des Musikpavillons auf der Schlossteichinsel und habe dafür 17.000 Euro an Spenden gesammelt, war im Kundenrat der Stadt, habe über 20 Straßenfeste auf dem Brühl mitorganisiert und betreibe ehrenamtlich dessen Facebookseite, habe an etlichen Bürgerversammlungen teilgenommen, mich auch für die Rettung des Viadukts an der Annaberger eingesetzt. Ich schreibe regelmäßig über Missstände den Stadträten und stehe im Austausch mit der Verwaltung. Gehe mit offenen Augen durch Chemnitz und meckere eben nicht nur sondern versuche etwas zu verändern. Und genau deshalb behaupte ich auch zu wissen, wie der Hase läuft und genau das frustriert einen! Aber egal. Das ist hier eh die falsche Plattform für die Diskussion. Zu letzt aber noch der Hinweis auf die Straßbahn in der Theaterstraße. Die Planungen dazu sind über 10 Jahre alt! Nicht nur 3! Siehe Datum im Link. Eben deshalb hätte man das seit 4 Jahren vorantreiben müssen. Es liegt alles bereits seit Jahren in der Schublade.


    https://www.freiepresse.de/che…ring-steht-artikel7686729


    Und auch die Lippenbekenntnisse von Babalu und Kretsche zur Sanierung der Parteifalte werden 2025 bereits 5jähriges feiern. Obwohl die Pläne dazu auch bereits 2015 durch einen Wettbewerb fertig in den Schubladen liegen.


    https://www.freiepresse.de/che…urchbruch-artikel10921495


    Auch so ein Grund, warum wir am Brühl nicht auf die Beine kommen. Und es passiert einfach nichts! Im Gegenteil

    Da bekommt man den Schrott Busbahnhof noch paar Jahre vor die Nase gesetzt, obwohl der bereits mit Sanierung der Aktienspinnerei hätte verschwinden müssen. Die Jahre verstreichen, die Stadt vertrocknet und wir nutzen die einzige Gelegenheit uns auf der großen Bühne zu zeigen, in dem wir Veranstaltungen organisieren und Brachflächen revitalisieren, die seit Jahrzehnten kaum einen interessieren und die auch ein großer Teil der Besucher nicht sehen werden. Ich will meine Stadt nicht mit Brüchen zeigen! Ich lade auch keine Gäste zu mir nach Hause ein und räume nicht vorher auf, frei nach dem Motto Hauptsache die Party war cool. Und viele Gesprächspartner von mir bestätigen meine Ansicht.

    4 Mal editiert, zuletzt von KMS1983 ()

  • Ich will meine Stadt nicht mit Brüchen zeigen! Ich lade auch keine Gäste zu mir nach Hause ein und räume nicht vorher auf, frei nach dem Motto Hauptsache die Party war cool. Und viele Gesprächspartner von mir bestätigen meine Ansicht.

    Naja, ich glaube dass du von der Stadt selbst - also rein von der Stadtstruktur, der Bebauung und dem, was Chemnitz optisch zu bieten hat - nicht ganz mit der Realität zusammenkommst. Chemnitz ist eine Stadt voller Brüche, Narben und Ungereimtheiten. Es gibt keine Ecke dieser Stadt in der das nicht offensichtlich ist. Die Frage ist, was macht man daraus? Man kann aus Chemnitz kein Paris machen. Ich kann mit dem ganzen ehrlich umgehen - so wie es die Kulturhauptstadt machen will - und meine Narben zur Schau stellen. Oder ich kann versuchen, diese zu übermalen und hoffen, dass es keinem auffällt. Was nicht der Fall sein wird.


    Bleiben wir beim Bild deiner Party zu Hause: Wenn du deinen Freunden erzählst, du lädst sie in deine schöne Altbauwohnung mit Stuck an der Decke und alten Flügeltüren ein, sie dann aber in einer Neubauwohnung mit Plastikfenstern und Styropor-Schmuck an der Decke stoßen, wird ihnen das auffallen. Und im schlimmsten Fall werden sie von ihren Erwartungen enttäuscht sein und frustriert nach Hause gehen. Zuschreibungen schaffen Erwartungen. Falsche Zuschreibungen führen dann unweigerlich zu Enttäuschung.


    In dem Moment, wo ich die Brüche zum Thema mache - zum Beispiel auch anhand einer super spannenden Stadt-Geschichte - gehe ich ehrlich damit um und erreiche auch die Personen, die sich dafür interessieren. Wenn wir auch bei Aussagen von Freunden bleiben: Meine Wiener Freunde finden Chemnitz unheimlich spannend - nicht unbedingt schön, aber interessant, gerade auch weil die Brüche von einer spannenden Geschichte zeugen und die Brüche auch Potentiale bieten, die andere Städte so vielleicht nicht bieten können. Und weil es eine vergleichbare Stadt in Österreich nicht gibt. Dresden beispielsweise empfanden meine Freunde als sehr öde. Gerade das Fassadenhafte der Stadt hat ihnen nicht wirklich gefallen. Das bisschen Historisches, was es da noch gibt, kann mit Wien nicht konkurrieren. Und abseits des Historischen bietet die Stadt kaum etwas Spannendes im Stadtbild. Das soll jetzt kein DD-Bashing sein - ich mag die Stadt - aber wir müssen auch schauen, wo die Besucher herkommen und was Chemnitz denen bieten kann.


    Kulturvermittlung unterliegt - wie die Kunst, die Musik, das Theater etc. - auch Moden. Jetzt kann man die Mode kacke finden, sie sind aber nicht ohne Grund in Mode. Auch hier finde ich das Beispiel Berlin wieder sehr passend. Berlin hat seine Nische gefunden - ebenfalls eine Stadt voller Brüche und Narben - und bedient damit eine "kulturelle Mode", wenn man so will.


    Was die Planungshorizonte der Straßenbahn angeht: Der Ausbau der Theaterstraße mit der Straßenbahn nach Limbach-Oberfrohna ist Stufe 4 von 5 Stufen des Chemnitzer Modells. Du hast Recht, dass die Gesamtplanung für das Chemnitzer Modell schon deutlich älter ist - die Planungen reichen in die 90er Jahre zurück. Der Abschluss der Feinplanung für die Ausbaustufe 4 stammt jedoch aus 2021. Für die Ausbaustufe 4 des Chemnitzer Modells gibt es Fördermittel, es müssen Haushaltsmittel/ Eigenmittel der Stadt eingebunden werden, es gibt gewisse Bauleistungen die vorher stattfinden müssen, der Umbau der Infrastruktur ist eine Grundvoraussetzung: Vier Jahre (Ende Feinplanung - Kulturhauptstadtjahr) sind da eine sehr kurze Zeit für die Umsetzung. Das ganze muss dann auch noch durch zahlreiche politische Gremien und die Haushaltsmittel der Stadt pro Jahr sind auch begrenzt, zumal die Straßenbahn nicht die einzige Ausgabe der Stadt bis 2025 ist.


    Jetzt kann man sich darüber ärgern, dass eine derart wichtige Verbindung keine höhere Stufe im Chemnitzer Modell einnimmt. Als die Stufenplanung erfolgte, war aber von einer Kulturhauptstadt im Jahre 2025 noch nichts zu wissen. Und es wird schon gute Gründe für die Definition der nun vorhandenen Stufen gegeben haben.


    Die Parteifalte selbst finde ich vollkommen okay, so wie sie gerade ist. Das Gelände dahinter ist eine andere Sache. Allerdings hoffe ich hier auf ein Scheitern der Pläne des Freistaates. Ein derart totes Behörden-Areal in bester Innenstadt-Lage, versiegelt und ohne Funktionsmischung braucht kein Mensch. Dann behalte ich lieber die Brache noch ein paar Jahre und hoffe auf eine dichtere, grünere und lebendigere Planung. Beim Busbahnhof gab es politischen Zoff - die CDU wollte plötzlich nicht mehr. Auch das ist eine Realität in der Stadtplanung. Ich bin ein großer Freund des Umzugs des Bahnhofs aber politische Realitäten müssen nun mal anerkannt werden. Damit muss man umgehen und arbeiten.


    Noch ein Beispiel aus einer Kleinstadt mit der ich mehrere Jahre zusammengearbeitet habe: Es gab Planungen für den Umbau des Markplatzes vom Parkplatz hin zu einem Stadtplatz, kein großer Platz, knapp 70x30 Meter: 1994 gab es eine erste Planung. 2022 erfolgte die Umsetzung. Mögliche Fördermittel, Eigenmittel der Stadt, politische Diskussionen, eine Bürgerinitiative die lieber die Parkplätze behalten wollte, Erneuerung der Pläne da ein Plan aus 1994 nicht mehr den aktuellen Anforderungen entspricht: Da steckt ein Haufen Arbeit und Überzeugung drin.


    Was dein Engagement in der Stadt angeht: Ich ziehe meinen Vorwurf des Meckern zurück und ziehe den Hut - wirklich. Finde ich sehr schön!

  • Vielen Dank. Dabei wollen wir es belassen, damit der Strang wieder zur Überschrift zurückkehren kann.

  • Wir können es gerne auch in einen anderen Strang verschieben lassen und dort weiter diskutieren 😉