Platz der Republik - Diskussionsthread

  • Hier noch ein sehr spannender Entwurf wohl Anfang 20tes Jahrhundert von Otto Koltz, für ein Reichshaus in Gestalt eines griechischen Kreuzes. Ungefähr an der Stelle des diskutierten Bürgerforums.


    https://thecharnelhouse.org/wp…atz-berlin-tiergarten.jpg


    https://i.pinimg.com/originals…aa2c0626cb9d41830e2be.jpg


    und hier etwas megaloman im Spreebogen:


    https://www.europeana.eu/porta…t__9069.html#&gid=1&pid=1


    https://www.europeana.eu/porta…t__9068.html#&gid=1&pid=1

    2 Mal editiert, zuletzt von Camondo ()


  • Das erlebe ich immer, wenn ich mit Touristengruppen nach Berlin fahre und denen Berlin, im besonderen das Regierungsviertel, zeige. Zuerst sind die meisten skeptisch, weil sie die Politik nicht mehr wirklich ernst nehmen. Wenn sie dann vor Ort sind sind die meisten beeindruckt nach dem Motto „die tun ja doch was“, bzw. hat die Architektur des Regierungsviertels den Eindruck hinterlassen, dass dort eine mächtige Regierung sitzt, die es auch schaffen könnte, die großen Probleme unserer Zeit anzugehen. Denn oft wird genau das unseren Politikern nicht mehr zugetraut, wie Umfragen und Wahlergebnisse belegen. Auch aus Wahlergebnissen kann diesen Wunsch nach einer starken Führung deutlich ablesen.

  • ^^ Ich dachte nicht an eine Hochhaussiedlung im Spreebogen - die Bauten im Entwurf Poelzigs wirken, schematisch angeordnet, denkbar bedrückend. Laut Wikipedia sei das Kanzleramt die größte Regierungszentrale der Welt - damit ist Berlin wohl schon mal vorbereitet, sollte von dort die ganze Welt regiert werden. Der zentrale Würfel ist 36 Meter hoch, die anderen halb so hoch. Für die Flächen nördlich davon könnte ich mir Blockrandbebauung mit der Höhe irgendwo dazwischen vorstellen - vielleicht um 24 Meter für die meisten Bauten. Hier und da könnten an den Straßenecken Höhenakzente bis 36 Meter reichen. Differenziert gestaltet - so, dass das Quartier auf keinen Fall als Teil einer Monumentalanlage wahrgenommen werden kann.


    Einige der von Camondo verlinkten Entwürfe sehen Bebauung gegenüber dem Reichstagsgebäude vor, am westlichen Ende des großen Platzes. Da das Areal als Park gilt, wäre eventuelle Verfolgung dieses Ansatzes wohl höchst umstritten?


    Sollten wir nicht vergessen - mitten im Regierungsviertel gibt es eine U-Bahn-Station, mit der weitgehend leere Flächen erschlossen werden.

  • Hat ja keiner behauptet, dass diese Entwürfe umsetzbar wären. Allerdings finde ich schon, dass es an dieser Stelle durchaus repräsentativ und vielleicht auch ein bisschen monumental sein darf. Reichstag, Kanzleramt, PLH und Hbf sind allesamt Gebäude der entsprechenden Kategorie, auch wenn sie innerhalb dieser Kategorie eher zurückhaltende Vertreter sind. Ein paar gut gesetzte Hochbauten im eigentlichen Spreebogen mit Ausrichtung am Ufer und als Torsituation zum Hbf wären mMn nicht nur zweckmäßig sondern auch städtebaulich wünschenswert. Die Spree sowie diverse Freiflächen zwischen RT, Kanzleramt und PLH würden dennoch für genug Abstand zueinander sorgen.


  • Sollten wir nicht vergessen - mitten im Regierungsviertel gibt es eine U-Bahn-Station, mit der weitgehend leere Flächen erschlossen werden.


    BAULICH weitgehend leere Flächen, inhaltlich jedoch extrem bedeutsame Flächen, die einen solchen U-Bahnhof rechtfertigen. Und daran gemessen, wie viele Menschen dort arbeiten, rechtfertigt es ihn auch, auch wenn wohl die meisten nicht mit der U-Bahn kommen, sondern mit dem Shuttleservice des Bundestages oder eigenen PKW.


  • Der jetzige Platz der Republik war auch 1909 nicht eingefasst.


    Der Platz war aber "gefasst" durch Reichstag und der Kroll Oper (bzw. Kroll Etablissment) gegenüber. Dahinter schlossen sich Amüsierbetriebe "in den Zelten" an!


    Ist zwar leicht off topic aber mich fasziniert generell wie reich Berlin an Amüsierbetrieben in der Vergangenheit war, da sollte mal rekonstruiert werden!!


    Ich finde den Entwurf von Poelzig nicht gigantomanisch sondern recht reell (gemessen an der vom Bund heute benötigten Bürofläche), elegant und nicht prozig.

  • Zu Bismarck kann man stehen wie man will, wie bei jedem Politiker. Gerade bei solchen des 19. Jdhs, deren politische Entscheidungen aus heutiger Sicht oftmals fragwürdig anmuten. Dieses linkspopulistische Bashing, das sich hier im Thread findet, ist aber weder aus historischer noch politischer Sicht nachvollziehbar oder gar begründet, selbst aus einem Blickwinkel von ganz "linksaußen". Einfach nur albern. Gerade in Berlin, wo sich Statuen von Marx und Engels an prominenten Plätzen finden. Also es muss wahrlich nicht immer Mutter Theresa sein, sonst gäbe es bald überhaupt keine Statuen mehr.


    Aus architektonischer Sicht fände ich eine Rückversetzung Bismarcks auf den alten Platz für eine gute Idee und sehr ästhetisch. Vor allem aber sollte man die Vorkriegsformen der Gartenanlagen, einschl. der Springrunnen, wiederherstellen, da diese (anders als jetzt der ungepflegte Rasen und die unharmonischen assymetrischen Büsche) fantastisch zur Neorenaissance Fassade des Reichstages passen.

  • Andere Stellen des Forums bezeichnen Berliner Stadtplanung als antimodernistisch, konservativ und innovationsfeindlich aber hier soll der olle Bismarck hervorgekramt werden, also ich weiß ja nicht....
    Es könnte eine moderne Anlage z.B. Lichtinstallation zur Ehrung der Alliierten werden, ohne die hätten wir unsere schöne Demokratie nämlich nicht mehr zurück bekommen!!

  • Der Ein oder Andere hier scheint Bismarck als Halbgott anzusehen. Die Lektüre mehrere Geschichtsbücher könnte da helfen.
    An diese Stelle wiederhole ich mich gerne, um die Gottkanzler-Verehrer zu erzürnen:
    Er war erzkonservativ, er war antidemokratisch und er hat auf dem Platz der Republik überhaupt nichts zu suchen.


    Ich leg noch einen drauf ;) : Bismarcks Preußen ist untergegangen, und das ist auch gut so!!!

  • ^ Quatsch mit Soße oder auch Geschichte auf Trottelniveau. Eine differenzierte Betrachtung ist hier auch nicht möglich. Vielleicht mal kurz überlegen wie Preußen untergegangen ist und ob das wirklicht gut war.


    Dennoch hat Bismarck aus dem Platz nichts verloren. Der Platz beaucht Pflege und muss gründlich aufgeräumt werden. Eine Pflasterfläche mit Springrbrunnen könnte ich mir vorstellen. Bloß nicht nochmehr Symbolik in der Ecke.

  • off topic: Preussen

    Vielleicht mal kurz überlegen wie Preußen untergegangen ist und ob das wirklicht gut war.


    Viele wissen das wirklich nicht:
    Preußen ist wie alle anderen Deutschen Länder 1934 in Gaue aufgeteilt worden.
    Es war das Ende nicht nur des deutschen Teilstaates Preußen sondern auch das von Bayern oder Württemberg.


    Weil das den Alliierten aber nicht nachhaltig genug war, erklärten sie mit dem Kontrollratsgesetz Nr. 46 am 25. Februar 1947 die Auflösung des Staates Preußen.


    Doppelt hält besser?


    Ich denke: Preußen hatte Qualitäten, die bei dem ganzen Militärgeklingel immer übersehen werden.
    Etwas mehr preußisches Pflichtbewußtsein und mehr zu sein als zu scheinen stünde manchem heute recht gut zu Gesicht.


    Und die preußische Architektur vor 200 Jahren war auch nicht die schlechteste...

  • Die Länder sind 1934 nicht aufgelöst worden, sie haben nur sukzessive Kompetenzen an die NSDAP-Gaue abgeben müssen. Die NSDAP-Gaue orientierten sich rein praktischerweise an den 1920 eingeführten Reichstagswahlkreisen- und Wahlkreisverbänden. In manchen Ländern, wie bspw. in Sachsen, war der NSDAP-Gau mit dem Land deckungsgleich und es bestanden auch große personelle Überschneidungen. In einem großen Land wie Preußen war das nicht der Fall. Aber Göring als preußischer Ministerpräsident war tunlichst drauf bedacht, Preußen zumindest pro Forma zu erhalten. Ein Ansinnen des thüringischen Gauleiters Fritz Sauckel, doch den preußischen Bezirk Erfurt dem Land Thüringen zuzuschlagen, damit es territorial weniger zersplittert ist und sich mit dem Gau decke, lehnte er bspw. noch im Juli 33 mit der schroffen Bemerkung ab, dass man "keinen Fußbreit preußischen Bodens abtreten" werde (geschah dann auch erst 1944 auf rechtlich undurchsichtige Weise per "Führererlass"). Wie als Demonstration wurde dann in Erfurt auch noch ein neues preußisches Regierungsgebäude gebaut. Heute residieren dort die Fraktionen des thüringischen Landtages.


    Aber zurück zum Platz der Republik. Die Gedankenspiele mit Bismarck kann man getrost beenden. Ich hatte ja schon betont, dass die jetztige Aufstellung der Siegessäule sowie der Denkmäler für Bismarck, Roon und Moltke am Großen Stern als so beabsichtigtes "Forum des zweiten Reiches" in sich stimmig und wohl auch richtigerweise denkmalschützt ist. Einzelne Teile herauszubrechen wäre grundfalsch.
    Bis zur Fertigstellung des neuen Besucherzentrums wird am Platz wohl sicher nichts passieren. Auch danach hängt es davon ab, ob ein wirkliches Problembewusstsein existiert. Prinzipiell habe ich nichts gegen die große Wiese. Ich könnte mir eine Fassung westlich der Heinrich-von-Gagern-Straße zwar vorstellen, aber das ist eher noch optional. Inakzeptabel ist aber die Schlammwüste vor dem Reichstag. Hier hoffe ich am ehesten auf Veränderungen, die das endlich wirksam unterbinden.


  • Ich schlage Flak-Scheinwerfer für die Lichtinstallation vor.


    Ach Herr R., das sind doch olle Kamellen, natürlich machen wir das hier mit Laser, die Technik kommt aus Adlershof und Charlottenburg, wir schiessen hier nur Satelliten ins All ;)

  • Die Länder sind 1934 nicht aufgelöst worden, sie haben nur sukzessive Kompetenzen an die NSDAP-Gaue abgeben müssen.


    Jaja, weiß ich. :D
    Aber mir ging es mehr um die skurrile, feindbildmotivierte Aktion der Alliierten, die ihre eigene Kriegspropaganda gegen "das preußische Junkertum" und die damit begründeten zwei (!) Angriffskriege gegen "den friedlichen Rest der Welt" schlußendlich selbst glaubten.

  • ...natürlich machen wir das hier mit Laser, die Technik kommt aus Adlershof und Charlottenburg, wir schiessen hier nur Satelliten ins All ;)


    :D O.K. ich liebe Laser und High Tec., keine Frage.


    Das war nicht das Thema.


    Aber wenn jemand diese alliierte "Befreiung" mit 45.000 Tonnen Bomben allein auf das Stadtbild von Berlin als Anlaß sieht, den Alliierten zu danken, dann will ich das Garn noch weiter spinnen.
    Uns wurde nämlich hauptsächlich zur Stärkung der Partner-Fähigkeit im "Kalten Krieg" die Demokratie geschenkt. Und die Wiederbewaffnung. Und die NATO.
    Heute sage ich: schön, dass wir die Demokratie haben!


    Aber für all´ das nicht aus Selbstlosigkeit sondern aus knallhartem Interesse Geschehene eine "Lichtinstallation" nur aus Dankbarkeit vor den Reichstag zu stellen - da fällt mir wirklich nichts mehr ein.
    Außer: dass man alte Flak-Scheinwerfer ausgräbt, die die auf diese Stadt anfliegenden Bomber beleuchtet haben und als Lichtinstallation aufstellt.
    Das hätte dann wirklich einen geschichtlichen Hintergrund, der sehr, sehr vielschichtig ist.

  • Da nun Saxonia befunden hat, dass das wohl nichts wird mit der Rückkehr des ursprünglichen Ensembles hier, mal was anderes.
    Ich kann mich noch sehr gut an eine Zeit erinnern, als es völlig normal war, dass es auf dem Platz der Republik sehr geile Konzerte gab, selbst erinnere ich mich an ein fantastisches David Bowie Konzert und auch an Tina Turner, ich erinnere mich an ein absolut verzauberndes Feuerwerk von André Heller und auch an die Nacht der großen Wiedervereinigungsfeier dort erinnerere ich mich. Zu allen Veranstaltungen waren dort mehrere hundertausend Menschen anwesend und ich mitten dabei. Das änderte sich abrupt nach dem der beeindruckenden und magischen Reichstagsverhüllung durch Cristo und Jeanne Claude 1995. Von da an war eigentlich tote Hose und der Platz der Republik der bis dahin allen und jedem offenstand wurde zur Bannmeile und eigentlich seines Namens nicht mehr gerecht. Denn Republik sind wir alle und nicht nur die Institutionen die in unserem Auftrag dort nun schalten walten.
    Was so frage ich hindert uns eigentlich diesen Platz der Republik zurückzuerobern und sei es als Bürgerforum? Ich hoffe es ist nicht die Angst der Institutionen vor dem Volk
    denn auch der Reichstag dient dem deutschen Volke wie es seine Inschrift besagt.

  • Wunderbare Idee!

    Ja, Camondo! :daumen:


    Ich kann mich noch sehr gut an 1988 erinnern: Pink Floyd spielte vor dem Reichstagsgebäude!
    Ja! DAS! Das wär´s.


    Aber hat diese Republik noch den Mumm dazu? :cool:


    Oh Gott: Das ist ja schon 30 Jahre her...!!! :(

  • @Krolloper

    Der Platz war aber "gefasst" durch Reichstag und der Kroll Oper (bzw. Kroll Etablissment) gegenüber. ... da sollte mal rekonstruiert werden!! ...


    Es gibt den Wikipedia-Artikel Krolloper, es war ein recht großes Gebäude. Eine Rekonstruktion würde mich ebenso freuen, dann wäre der Platz mehr zum richtigen Platz zwischen Gebäuden. Sollte die Nutzung wieder eine Spielstätte sein oder eine andere, ein Kongresszentrum vielleicht?


    BTW: Bitter, dass den Krieg noch genügend Gebäudeteile überlebten, dass man sie nutzen konnte - laut WP wurden sie in den 1950er Jahren zerstört. Was die DDR mit den Schlossresten tat, tat der Westen mit den Resten der Krolloper.

  • ..Eine Rekonstruktion würde mich ebenso freuen, dann wäre der Platz mehr zum richtigen Platz zwischen Gebäuden. Sollte die Nutzung wieder eine Spielstätte sein oder eine andere, ein Kongresszentrum vielleicht?...


    Du hast schon den Abschnitt 1933 - 1942 gelesen?
    Die Russen nicht, denn die dachten, dass der Reichstag Hitlers „Parlament“ war, deswegen waren sie auch so erpicht darauf ihn zu erobern, ohne zu wissen, das er seit dem Brand 1933 ausser Funktion war.
    Somit ist der Reichstag das Gebäude, das wahrlich in demokratischer Tradition steht und nichts sollte dazu führen diese Kroll-Oper wiederzuerrichten.
    Genausogut könnte man fordern die Reichskanzlei oder den Sportpalast wiederaufzubauen, aber das kam hier ja auch schon vor. Und komme mir keiner mit dieser Phrase, aber was kann das arme Gebäude denn dafür...