Covivio-Hochhaus am Alexanderplatz (138 m | in Bau)

  • rakete : Inwiefern?


    Ich finde den Entwurf von Sauerbruch & Hutton sehr gelungen. Im Sockelbau bezieht er sich auf die Behrensbauten. Gleichzeitig versucht das Hochhaus zwischen dem ParkIn und dem noch kommenden Hines-Hochhaus eine Brücke zu schlagen. Die Fuge im Hochhaus finde ich ziemlich smart, da es ein schlichtes und doch markantes Erscheinungsmerkmal sein wird. Auch die Einbringung von Solarpanelen in die Fassade ist gut gelöst. Die zuletzt gezeigten Aufnahmen des Modells sind etwas irreführend, da sie nicht die tatsächlichen Materialen wiedergeben, weshalb der Eindruck entstehen könnte, das Gebäude würde grau. Ich bin zuversichtlich, dass das Gebäude dem Platz sehr gut tun wird.

  • Ich finde es schön, dass der Bauzaun gestaltet ist. Ein bisschen Fröhlichkeit und Farbe abseits von Werbung würde vielen Gebäuden am Alexanderplatz gut zu Gesicht stehen.

  • Schöner wäre es, wenn das Gebäude selbst fröhlicher und spritziger daherkäme. Stattdessen ein trister grauer Kasten, in den man höchstens verstaubte graue Aktenordner aus den 60ern einsortieren möchte. Sowas würde außerhalb Deutschlands seit Jahrzehnten auch niemand mehr bauen. Mit dem Snøhetta-Entwurf hätte es tatsächlich auch eine gute, zeitgemäße Alternative gegeben. Aber wir sind ja in Berlin, wo man lieber weiter Nabelschau betreibt.

  • Katzengold Naja, ich schließe mich eigentlich allen bereits genannten Kritikpunkten an. Die Proportionen mit dem Sockelbau passen nicht, dieser Park-Inn-Klon obendrauf ist langweilig, und das wird für mich umso deutlicher, wenn man den drittplatzierten Entwurf anschaut. Gerade der Alex hätte mehr Mut zu aufregender Architektur verdient.

  • Die Fassaden mock-ups belegen aber doch, dass es sich mitnichten um einen grauen Kasten handelt. Der Turm selbst ist zur Hälfte grau-schwarz und zur anderen gold/gelb-schwarz. Der Sockelbau wiederum ein steinernes beige. Welches Material da zur Anwendung kommt, ist mir noch nicht so klar. Jedenfalls kann man nicht von einer grauen Kiste sprechen.

  • Der Sockelbau wiederum ein steinernes beige.

    Das ist aber euphemistisch. Für mich ist das ein Champagner-Grau der Marke "Chateau de Tristesse", das dem Alex bei jedem anderen außer strahlend blauem Kaiserhimmel überhaupt nicht gut tun wird. Die goldenen Fensterleisten sind dann das Bon-Bon-Papier an der Rochee-Kugel. Siehe Bild im Nachbarforum

  • ^Also ich sehe auf dem verlinkten Foto kein Kaiserwetter aber trotzdem auch kein monotones Grau-in-Grau an der Fassade. Übrigens ist mE auch Champagner nicht grau (obwohl ich keinen Alkohol trinke, bin ich mir da relativ sicher). Ich habe generell die Wahrnehmung, dass sich durch die Kombination aus anhaltendem Fokus auf Negativentwicklungen und aktueller Witterung ein Grauschleier über die Dinge legt.


    Aber zurück zu den Fassaden: Ich sehe beim Turm eine so eher seltene Mischung aus sattem - teils mattem, teils glänzendem - Schwarz, aus sehr hellem, metallisch-matt-glänzendem Silbergrau und dazwischen einem ebenso metallischen Mattgold. Das sind alles zeitlose sowie als wertig wahrgenommene Farbtöne und fast schon maximale Helligkeitskontraste und das wird zusätzlich durch die stark unterschiedliche Aufteilung der beiden Turmhälften unterstrichen werden. Dazwischen dann die wiederum eher dunklen, spiegelnden Scheiben, die je nach Sonnenlicht und Innenbeleuchtung immer mal anders wirken werden. Von mir aus hätte gerade das Gold nochmal eine kleine Nuance satter ausfallen und sich so etwas mittiger zwischen dem Silbergrau und dem Schwarz einfügen dürfen. Aber trotzdem hebt es sich mE deutlich von den (zurecht) oftmals kritisierten grauen Kästen ab. Aber es ist zugleich dezenter als die üblichen Farborgien von Sauerbruch Hutton, die ich an sich oft ganz angenehm-erfrischend finde, am ohnehin schon unruhigen Alex aber wie ein schriller Fremdkörper da gestanden wäre.


    Der Sockel wirkt schon farblich sehr viel robuster und geerdeter auf mich, aber ebenfalls nicht Grau oder gar Grau-in-Grau. Das sind u.a. zarte Beige- und Braun-Töne und dazwischen wiederum etwas (metallisch-)Gold und Schwarz sowie natürlich auch Fensterflächen. Während beim Turm die metallisch-schimmernde Materialanmutung dominieren wird, werden die Farben hier gedeckter und "erdiger" bzw. "sandiger" erscheinen.


    Spannend wird durchaus, wie die beiden Turmhälften aber auch Sockel und Turm miteinander korrespondieren und harmonieren werden. Ich denke, dass sie durch das Aufgreifen und zugleich deutliche Variieren ähnlicher Farbtöne und Formen gut untereinander vermitteln. Inwiefern der bodenständig-massive Sockel dabei tatsächlich die vertikale Wirkung des aufstrebenden (Doppel-)Turmes brechen wird, würde ich doch mal abwarten. Das muss real nicht so rüber kommen, wie es jetzt teilweise am Modell wahrgenommen wird. Wir sprechen hier immerhin von knapp 140 Metern, die man gerade aus der Nähe gar nicht in einem Gesamtbild mit dem Sockel wahrnehmen und erfassen wird. Allerdings hätte ich mir auch gut vorstellen können, dass man den Turm ein Stück aus dem Sockel vor- bzw. heraustreten lässt und den Sockel ggf. zusätzlich nach oben hin leicht staffelt. Aber solche Spielereien sind ökonomisch wie auch ökologisch wohl kaum noch vermittelbar, da man dann schon den besten Flächenertrag realisieren will.


    Insgesamt denke ich nach wie vor, dass der Bau trotz erkennbarem Gestaltungswillen eher noch zurückhaltend auftreten wird und damit gut zwischen den umliegenden Bauten von den wertigen Behrens-Bauten über deutlich extrovertiertere Neubauten wie Welle und Voltaire bis hin zum alten ParkInn und den neueren, womöglich teils etwas verspielteren Türmen vermitteln kann. Vor allem aber wird es eine optisch wichtige vertikale Verdichtung einbringen und dem Alex so deutlich mehr Kontur geben.

  • Das Ding wird International Style vom Feinsten! Also ich freue mich.


    Ich habe mir eben auch den Snohetta-Entwurf angesehen, und während ich ihn sehr spannend finde, habe ich doch instinktiv gedacht: Bloß nicht!

    Für meinen Geschmack viel zu egozentrisch für diese Stelle. Der Alex braucht etwas Konservatives, Rechtwinkliges, damit hier überhaupt mal ein angenehmer Raum entsteht.


    Sowas wie den Snohetta könnte man meiner Meinung nach gut in die City West platzieren, inmitten dichter gründerzeitlicher Bebbauung.

  • Ich denke; wenn man ein Gebäude als "international Style" und auch noch vom feinsten bezeichnet, dann ist das das vernichtendste Urteil, das man fällen kann.

    In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts mag das ein Gütesiegel gewesen sein, aber damals war auch ein Faxgerät der letzte Schrei.

    Beide haben gemeinsam, das sie heute völlig out sind.

    Ich vermute mal, dass die Senatsbauverwaltung beides anscheinend noch toll findet. Es wäre witzig, wenn es nicht so unendlich traurig wäre.

  • Ich persönlich kann mit den Hochhäusern am Potsdamer Platz oder in der City West oder in Friedrichshain sowie dem Estrel auch mehr anfangen als mit Europacenter, Park Inn, Treptower oder auch diesem Neubau. Es wirkt in der Tat wie eine Rolle rückwärts oder wie aus der Zeit gefallen. Vernichtend schlecht finde ich den Entwurf deshalb aber auch nicht gleich.


    Und der Vergleich mit dem Faxgerät hinkt mE etwas, da wir hier über Design sprechen und nicht über Funktion/Technik, also die innere Qualität. Eher ist es, wie wenn man ein Smartphone äußerlich bewusst möglichst ähnlich wie das legendäre Nokia aussehen lässt. Natürlich stellt sich da sofort die Frage nach dem Warum. Rein funktional betrachtet muss das Ergebnis aber nicht schlecht sein. Am Potsdamer Platz, wo einige der Türme ja sogar noch weiter in der Zeit zurück reisen (und so sahen Kolhoffs Entwürfe für den Alex bekanntlich auch aus!) ist ausgerechnet der moderne Bahn-Tower wohl funktional (i.e. ökologisch) der fragwürdigste Turm und auch ästhetisch nicht unbedingt der überzeugendste/ herausragendste.


    Und auch die kantige Ästhetik hat ihre Anhänger. Durch die Falte wirkt es zudem wie zwei schlankere Doppeltürme mit je nahezu quadratischem Grundriss und die für das Architekturbüro typischen (hier wohlgemerkt dezenter ausgeführten) Farbspiele heben ihn auch etwas von den zuvor genannten Quadern mit Einheitsfassade ab. Wie gesagt: Für mich vermittelt der Entwurf gewissermaßen zwischen den Bestandsbauten und ihren unterschiedlichen Zeitschichten. Klar bleibt er dabei ziemlich zurückhaltend und macht vor allem nichts groß falsch statt mutig etwas zu wagen. Für den Alex muss das aber nicht unbedingt nur verkehrt sein.


    Übrigens finde ich auch den Sockel durchaus spannend, auch wenn er hier teils etwas abgetan oder aber kritisch bewertet wird. Da haben wir einerseits eine für Berlin geradezu klassische vertikale Gliederung mit hoher Erdgeschosszone, einer Art Beletage, einigen Hochgeschossen und dann einer betonten Dachzone. Dazu dann noch wie bei den Türmen gewisse Spielereien/ Absetzungen bei den Obergeschossen, eine Aufgliederung der Erdgeschosszone und eine zumindest bisher für Berlin sehr ungewöhnlich sichtbare Dachgestaltung.


    Ich denke diese Visualisierung zeigt am besten, was ich meine (auch im direkten Vergleich zum Park Inn rechts im Bild):

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    Bild: Sauerbruch Hutton

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  • Die Dachgestaltung des Sockels macht den Entwurf in der Überarbeitung deutlich besser. Auch der kleinteilig-plastische Pixelfassade innerhalb eines stringenten Rasters, kann man durchaus etwas außergewöhnliches abgewinnen.


    Die riesigen zugezogenen Markisen, die das 1.Obergeschoss des Sockels komplett ausblenden und horizontal neu gliedern, sehe ich aber als optischen Kniff die Proportionen in den Griff zu bekommen. Im Grunde hat man den Sockel horizontal in zwei gleich hohe Teile geteilt, was eigentlich keinem Entwurf gut steht. Ich hoffe die Markisen bleiben dauerhaft geschlossen.

  • Zum Ende des Jahres legt man hier ein ordentliches Tempo vor. Der Kern hat einen eigenen Wetterschutz bekommen.




    (c) Betonkopf