Freiraumgestaltung Berliner Schloss/Humboldt-Forum

  • ^ In dem Zusammenhang gibt es eine Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen vom 24.09.2024. Darin geht es um die abgeschlosse Machbarkeitsstudie zum klimagerechten Umbau des Freiraums zwischen Humboldt Forum Süd, ESMT und Musikhochschule Hanns Eisler, also auch die Südseite des Humboldt Forums.


    Aus dieser darf zitiert werden. Hier einige Auszüge daraus bzgl. des thematisierten Bereichs. Die gesamte Pressemitteilung kann über den Link aufgerufen werden:


    Hier eine Grafik zu den geplanten Entwicklungstufen, man beachte das zunehmende Grün an der Südseite des HF:


    schlossplatz_visu.jpg

    © Pressemitteilung vom 24.09.2024 der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

  • Mein Gott, das hat hier jeder Blinde schon vor fünf Jahren gesehen. Aber nein, erst wird stur ein mangelhafter Entwurf umgesetzt, nur um dann par Jahre später wieder anzufangen. Absurd.

  • Krasser Scheiß, da braucht man eine "Machbarkeitsstudie", um ein paar Bäume zu pflanzen und beauftragt wird ausgerechnet derselbe Planer, der die vor Jahren vergessen hat. Um das eklatante Versagen zu verdecken, nennt man es "klimagerechten Umbau".

  • Dafür eine Machbarkeitsstudie abzuhalten, wirkt auf mich auch albern, so wie überhaupt das ganze Thema. Dass die gleichen Planer erneut beauftragt werden, ist ein systemischer Fehler. Es werden immer wieder Verursacher für Problembehebungen beauftragt, weil sie das Urheberrecht haben. Viele Regelungen im Bereich der Architektenbeauftragung gehören grundsätzlich überarbeitet.

  • Das ist zwar auf der Karte so eingezeichnet, wird aber in der verlinkten Pressemiteilung der Senatsverwaltung mit keinem Wort erwähnt, Auch liest man nichts davon, dass eine Verkehrsstudie durchgeführt oder in Planung befindlich wäre. Hierfür wären Landschaftsarchitekten auch denkbar ungeeignet.


    Die Pressemitteilung spricht ganz nebulös von einer "Weiterentwicklung der Vorschläge zur Umgestaltung der Verkehrsräume".

  • Heute wurden die neuen Pläne im Humboldtforum vorgestellt. Hans-Dieter Hegner hat dort auch die beiden Phasen erklärt. Die beiden Phasen sind nötig, weil die Straße am Schlossplatz während des Neubaus der Mühlendammbrücke und der Gertraudenbrücke als Umleitungsstrecke benötigt wird. Deshalb wird die Straße erst umgebaut werden, wenn die Neubauten der Mühlendammbrücke und der Gertraudenbrücke fertig sind. Da die Stiftung Humboldtforum aber auch kurzfristig Veränderungen realisieren will, wurde die erste Phase geplant, die ohne einen Straßenumbau auskommt. Diese erste Phase soll schon ab dem nächsten Jahr umgesetzt werden. Da das Büro bbz Landschaftsarchitekten beauftragt wurde, ist dafür auch kein neuer Wettbewerb nötig.

  • Um Tomov zu erklären, warum die Meldung hier auf solche Häme trifft, möchte ich mal ein paar Aussagen aus der Presseerklärung herausgreifen.


    "Seit dem freiräumlichen Realisierungswettbewerb von 2012/2013 haben sich die Anforderungen an blau-grüne Infrastruktur, an Verschattung und Regenwassernutzung sowie Verdunstungskühle im Freiraum stark verändert."


    Ein Eingeständnis, dass man damals vielleicht schlecht geplant hat, liegt nicht nahe, sondern man hatte natürlich alles richtig gemacht. Aber Klimawandel und Hitzeinseln waren vor 12 Jahren einfach vollkommen unbekannte Themen. Es hat ja auch nie jemand Kritik an der Steinfläche geübt, man konnte es also nicht besser wissen. Ohnehin ist es vollkommen normal, dass eine Platzanlage, die für einen zweistelligen Millionenbetrag gebaut wurde, nach 12 Jahren umgebaut wird.


    "Mitglieder des Beratungsgremiums waren Maren Brakebusch von Vogt Landschaftsarchitekten AG, Marianne Mommsen von relais Landschaftsarchitekten Heck Mommsen PartGmbB, Klaus von Krosigk als ehemaliger Gartenbaudirektor des Landesdenkmalamt Berlins sowie Ole Christ von Wirtz International Deutschland GmbH. Die Stiftung Humboldt und das Land Berlin beabsichtigen, für die Umsetzung aller Maßnahmen eine Koordinierungsgruppe einzurichten, die nächsten Planungsprozesse kurzfristig zu beauftragen und die notwendige Finanzierung der nachfolgenden Umsetzung zu klären."


    Ich kenne Städte, in denen man es auch ohne einen Bus voller externer Experten schafft, einige Bäume und Bänke auf einem schematischen Plan anzuordnen.


    "Um eine höhere Aufenthaltsqualität zu erreichen, schlägt die Machbarkeitsstudie die Umgestaltung der bestehenden Straßen vor. Am Standort des historischen Neptunbrunnens wird eine neue Brunnenanlage realisiert werden.


    Auch das sind völlig neue Erkenntnisse. Wie konnte man 2013 nachlesen: "Falls der Brunnen exakt an seinen alten Standort zurückkehren soll, müsste wahrscheinlich die Straße verlegt werden, die vor kurzem dort gebaut wurde."


    Ich finde es ja gut, dass der südliche Schloßplatz nun ganzheitlich angegangen wird! Aber das ist auch überfällig und zwar seit Tag 1 der Einweihung. So, wie er da jetzt liegt, hätte er niemals gebaut werden dürfen. Insofern stößt es mir sauer auf, dass nicht eine Silbe Selbstkritik geübt wird und die siegreichen Planer mit der Beseitigung ihres Unsinns jetzt noch einmal Geld verdienen. Und dass für diese letztlich alltäglichen Maßnahmen, die überall in Deutschland in ähnlicher Weise geräuschlos geplant werden, ein Popanz aufgefahren wird, als gelte es, ganze Stadtquartiere umzubauen.


    Immerhin eine hübsche Visualisierung springt dabei heraus:


    2dxc7zpx.jpg


    Machbarkeitsstudie zum Klimagerechten Freiraum | Humboldt Forum

  • ^ Vieles von dem was du schreibst sehe ich ähnlich.

    Ich würde allerdings anders schlußfolgern und den "Schwarzen Peter" nicht so eindeutig in Richtung bbz Landschaftsarchitekten schieben.


    Es gab damals einen Wettbewerb, wo sich eine Jury bewußt für eine minimalistische Steinwüste entschieden hat.

    Hätte bbz damals einen grüneren Entwurf eingereicht, hätten die den Wettbewerb damals sicher nicht gewonnen.

    Berlin wollte die billigste Variante und hat diese dann auch bekommen und ich meine somit auch den größten Anspruch auf den "Schwarzen Peter".


    Daß die damals billigste Variante schlußendlich die wahrscheinlich teuerste werden wird, ist die eigentliche Idiotie.

    Aber wer billig kauft, kauft halt oft zweimal.


    P.S.: Zumindest ist die Fernwärmeleitung unter dem Platz schonmal vorsorglich so umverlegt worden, daß diese einem Brunnen nicht mehr im Weg liegt.

    Bleibt zu hoffen, daß Bäume und Fernwärmeleitung sich ebenfalls miteinander vertragen.



    Gruß, Jockel

  • Bei gepflegten passenden Blumenbeten bin ich dabei und begeistert.

    Vollkommen absurd aber, die Fassade, die so unglaublich viele Menschen begeistert, jetzt möglichst grossflächig mit Bäumen zuzustellen.

    Auch die Lösung des Problems "unvollendet gestalteter Platz" nicht über Städtebau (Neptun-Brunnen, Wiederherstellung der Dachlandschaft des Marstalls, schöne Blumenanlagen) zu suchen, ist relativ typisch geworden.

    Selbstverständlich aufgrund des Klimas und wegen "Hitzeinseln".

    Ich habe es im Sommer auf Sizilien und in Spanien auf den wunderschönen steinernen Plätzen vor den jeweiligen Rathäusern auch ohne alles verstellende Bäume gut ausgehalten. Dass ich nicht in der Mittagssonne verweile und mich dann über ebenjene ärgere war dabei selbstverständlich. Sowohl ich, als auch alle anderen Touristen und Einheimischen schien das jedoch nicht vom genießen der Architektur abzuhalten. Das Humboldt-Forum hat großzügige schattige Innenhöfe die Abkühlung bieten.

  • Ich verweile derzeit ebenfalls in Sizilien. Und es stimmt. Viele größere Plätze kommen auch ohne Baumgruppen aus. Dafür werden dann schattenspendende Schirme aufgestellt und zwar massenhaft. Möge ein jeder selbst entscheiden, was ästhetischer ist.


    Diese Miesmacherrei hier ist wirklich unterirdisch. Statt sich zu freuen, dass was passiert, wird alles zeredet und schlecht gemacht. Eine furchtbare deutsche Eigenschaft.

  • DerBe, die neue Planung selbst wurde doch von niemandem hier, außer Humphey, "miesgemacht". Aber den Weg dahin kann man durchaus kritisch sehen. Das ist hier ein Diskussionsforum. Wenn du dir deine gute Laune im Sizilien-Urlaub nicht verderben lassen willst, beschränke dich doch auf das Lesen der Presseerklärungen.


    Dass die Bäume so oder so bewertet werden können, ist klar. Ich finde, es hat seinen Reiz, wenn die auch von mir geliebte Fassade aus verschiedenen Blickwinkeln erkundet werden, weil man nicht von jedem Standpunkt aus die komplette Länge erfasst. Wichtige Sichtbeziehungen bleiben ja freigehalten. Allerdings sollten es eindeutig kleinwüchsige Bäume sein. Da die Bäume relativ mittig stehen, kann man die Fassade von nahem und aus der Ferne gut erkennen, nur eben die mittlere Distanz ist teilweise verstellt. Im Winter sind die Blätter abgefallen und es ergibt sich dann näherungsweise der alte Blick. Ich finde, die Vorteile überwiegen.


    Jetzt noch die Stella-Fassade großflächig mit Rankpflanzen begrünen, so wie einst der Apothekerflügel, das wäre leicht gemacht. Und - Vorsicht, Utopie! - den Lustgarten an das Schloss heranziehen und die Straße dort wegbekommen.


    Und, auch wenn die ständige Äußerung dieses Wunsches nervt, die Rossebändiger und das Bodenmosaik an der Westseite wieder ins Ensemble integrieren. Und natürlich die Bauakademie rekonstruieren und den Marstall ebenso. Dann würden die verschiedenen Schmuckkästchen in einer rundum schicken Schatzkammer stehen, Berlin würde das gut tun.

  • Miesmacherei und berechtigte Kritik sind zwei grundverschiedene Dinge. Was hier passiert, ist - völlig unabhängig vom Ergebnis -zunächst einmal eine gigantische Geldverschwendung durch eine Umplanung, die man leicht hätte vermeiden können. Auch zeigt der Vorgang symptomatisch, wie dysfunktional die Prozesse hier organisiert sind. Dabei gilt natürlich, dass Einsicht der erste Schritt zur Besserung ist.


    Das wesentliche Problem an der neuerlichen Planung scheint mir zu sein, dass hier jetzt ein Rückbau der Straße unterstellt wird ohne dass die verkehrlichen Auswirkungen in irgendeiner Weise untersucht oder bewertet wurden.

  • ^.... na so wie ich das der von Ziegel trefflicherweise bereitgestellten Visualisierung entnehme, wird die Asphaltschicht plan und bündig übergepflastert. Ich kann mir gut vorstellen, und so war es auch für die Nordseite zwischen HF und Lustgarten angedacht, dass hier der ÖPNV weiter seine Kurven drehen kann, warum auch nicht?

  • Merlin Ich glaube, die Info an sich ist nicht ganz neu. Aber es freut mich dennoch, dass es nun konkret wird. Das ist für mich nach wie vor so ziemlich das wichtigste Teilelement für eine schöne Atmosphäre auf dem Areal. Die neuen Entwicklungen bezüglich Brunnen (es sieht zumindest auf der Visualisierung sogar nach Fontänen aus) und Begrünung sind aber auch vielversprechend. Da wird die Umsetzung natürlich noch entscheidend.


    Dass man das gleiche Planungsbüro nochmals engagiert, finde ich pragmatisch vollkommen nachvollziehbar. Es dürfte eine Menge Aufwand und letztlich auch Zeit sparen.

  • Interessant wäre zu wissen, woher jetzt überhaupt die Möglichkeit herkommt, die Fläche relativ grossfächig anders zu gestalten.

    Soweit ich mich erinnere, war so gut wie die gesamte Fläche für irgendwelche Stellflächen, Rettungswege, natürlich den Brunnen und Zuwegungen für die Passagen verplant.

    Wird das in dem Umfang nicht mehr benötigt oder gibt es jetzt woanders Flachen dafür?


    Ansonsten ist es aber erfreulich, dass es hier weiter geht. Die Bäume sind bestimmt langfristig pflegeleichter und dekorativer als Blumenbeete.

  • Was man hier nicht ausblenden sollte...


    ...es handelt sich lediglich um eine Machbarkeitsstudie, also nur um eine erste, grobe Idee, nicht mehr und nicht weniger !!!


    Diese Machbarkeitsstudie hat/kann noch rein garnichts mit irgendwelchen konkreten Planungen zu tun haben, weil es logischerweise noch gar keine gibt.


    Ich hoffe nur, daß die berliner politischen Entscheider das auch wissen und sich nicht von den "schönen" Visus insoweit blenden lassen als wäre das gezeigte so einfach 1:1 ohne weiteres umsetzbar.


    Sollten die Entscheider wie so oft nur nach dem Motto "gefällt mir, will ich so haben" beschließen, könnte das ganze wieder extrem und vorallem unnötig teuer werden.

    Wie sich Baustellen entwickeln können, wenn man ohne vernünftig fertig zu planen drauflos baut (nur weil von politischer Seite Druck gemacht wird) kann man ja nebenan beim Einheitsdenkmal (dort in Verantwortung vom Bund) bewundern.


    Nicht daß man sich für z,B. hohe schattenspende Bäume entscheidet (was auf den ersten Blick ja nachvollziehbar sein könnte) um dann bei der Umsetzung feststellen zu müssen, daß solche Bäume u.U. auch tief wurzeln und der Untergrund unter dem Schlossplatz das dann garnicht verträgt.

    Soll heißen, hoffentlich merkt man nicht erst in der Bauphase, daß dann u.U. die Fernwärmeleitung, die Kanalisation und wer weiß was noch alles, abweichend der Planung, noch umverlegt werden müssen.


    Bitte nicht falsch verstehen..

    ...natürlich tut dort eine Umgestaltung unbedingt Not, nur sollte es kein übermotivierter Schnellschuß werden.



    Gruß, Jockel

  • Stadtbäume sind teuer im Bau. Das macht man nicht mehr wie früher mit Pflaster auf, was rausgraben, Wurzelballen aus der Baumschule rein, zumachen und links und rechts einen Haltestock mit Seil und fertig. Sowas vertrocknet inzwischen häufig bevor es groß geworden ist, die Bodenqualität lässt die Bäume krank werden (verdichteter Untergrund der für Wege gedacht war ist sehr ungeeignetes Substrat).


    Heute ist das eine richtige Tiefbaustelle. Es wird wenn's richtig gemacht wird ein richtiger Schacht angelegt. Da kommt optimales Substrat für die Baumart rein, die hoffentlich auch mit Weitblick ausgesucht wurde (keine Pappel usw.).

    Dazu eine Gießanlage. die Oberfläche wird so wiederhergestellt, dass Wurzeln sich ungestört entwickeln können.


    Dann kann so ein Stadtbaum richtig prächtig werden, ein Menschenleben lang und länger. Das ist aber wirklich teurer als nur Pflaster und Asphalt. Kosten-Argumente die erstmal für die Wüste gesprochen haben spielten mit Sicherheit eine Rolle. Zumal die Koryphäe aus der Schweiz nie viel für das Projekt übrig hatte und wieso sollte man dann mehr als das Allernötigste für Stadtbild befürworten und an Budget zur Verfügung stellen.


    Meine Hoffnung ist ja, dass wir mittelfristig ein grünes Band vom Fernsehturm über die Museumsinsel, Unter den Linden bis zum Tiergarten bekommen. Und es dann auch einfach mal gut ist mir den Großbaustellen und das alles einwachsen darf und Patina entwickeln kann.