Obwohl oder gerade weil sie so schwer objektivierbar, so subjektiv empfunden, so emotional und so umstritten sein kann?
Da liegt der Hase im Pfeffer: Solange hier über Schönheit in einer Form diskutiert wird, die das Subjektive an ihr anerkennt (und entsprechend auch die Sichtweise der anderen), finde ich das fruchtbar. Zu häufig geht es mir aber in die Richtung, dass eine bestimmte Gestaltung (wie etwa Neptunbrunnen auf dem Schlossplatz) als objektiv schön und zudem historisch richtig definiert wird, abweichende Positionen dagegen als "ideologisch", "modernistisch", "masochistisch", "selbstgeißlerisch" oder sonstwas gelten.
Ich finde den Schlossplatz, wie er heute ist, tatsächlich schön – die gepflasterte Weite vor der Schlossfassade hat in meinen Augen etwas Erhabenes. Bin ich also Opfer einer "modernistischen" Ideologie? Nein, denn bis ins späte 19. Jahrhundert sah der Platz nicht anders aus (hier ein Gemälde aus den 1840ern).
Viele finden die wilhelminische Gestaltung mit Begasbrunnen und Grünflächen schöner; ich kann mit der damaligen Mode, jeden urbanen Platz als kleinen Park zu gestalten, wenig anfangen – gilt ebenso für die wilhelminische Fassung des Opernplatzes oder des Gendarmenmarkts.
Nichts dagegen, wenn hier Vorlieben dargelegt und mit früheren Zuständen begründet werden. Schwierig wird es, wenn ein bestimmter historischer Zustand als letztgültig und objektiv richtig definiert wird – und alles andere als verblendet verworfen.