Freiraumgestaltung Berliner Schloss/Humboldt-Forum

  • ...macht es den Eindruck, als habe man nahe der Schleusenbrücke seitlich eine Rampe an den Sockel betoniert, der diesen komplett verdeckt und der den Bürgersteig stark einengt. Wenn das zutrifft war das so im ursprünglichen Entwurf nicht enthalten. KAnn das jemand bestätigen?

    Im ursprünglichen Entwurf von 2011 (der wo die Mosaike noch vorgesehen waren) war die Rampe sogar etwa doppelt so breit (dafür kürzer) bzw. der Bürgersteig noch schmaler als jetzt.

    Damals war die Schräge in einmal hin und daneben einmal her geplant um die Steigung weniger steil zu halten.


    Beim neuen Entwurf von 2020 verschwanden nicht nur die Mosaike, sondern auch die zweifache Rampe (die durch die jetzt einfache und dafür längere Rampe ersetzt wurde).


    Entwurf von 2011 mit doppelter Rampe


    Entwurf von 2020 mit einfacher Rampe



    Gruß, Jockel

  • Ist der Sockel denn ohne Mosaike überhaupt noch unbedingt sehenswert? Ich sehe jetzt ehrlich gesagt keine wirklich bessere Lösung für so eine Rampe und ich denke, dass der Bürgersteig an dieser Stelle zwar etwas weniger großzügig aber doch auch nicht gerade wie ein Nadelöhr wirken wird.

  • Ist der Sockel denn ohne Mosaike überhaupt noch unbedingt sehenswert?

    Eigentlich nur noch von der Wasserseite aus.


    Ich sehe jetzt ehrlich gesagt keine wirklich bessere Lösung für so eine Rampe und ich denke, dass der Bürgersteig an dieser Stelle zwar etwas weniger großzügig aber doch auch nicht gerade wie ein Nadelöhr wirken wird.

    Der Unterschied von ursprünglicher zur aktuellen Rampe ist halt auch, daß die jetzige (längere) mehr vom historischen Sockel verdeckt. (somit noch ein Stück weniger sehenswert)

    Bezüglich der Auswirkungen auf den Bürgersteig bin ich deiner Meinung.



    Gruß, Jockel

  • Nach genauerem betrachten der Entwürfe muß ich meine Betitelungen "einfache" und "doppelte" Rampe etwas konkretisieren.

    Meine Betitelung stimmt natürlich nur, wenn man lediglich den Rampenteil außerhalb der historischen Begrenzungsmauer zu Grunde legt.


    Eigentlich ist auch die im neueren Entwurf dargestellte eine doppelte Rampe.


    P.S.: Die Änderung der Rampen (wie auch die Tieferlegung der gesamten Schüssel) wurde übrigens deshalb notwendig, weil die Steigungen der ursprünglichen Rampen für berliner Vorschriften zu steil waren.



    Gruß, Jockel

  • In Folge der Barrierefreiheit erinnert das ganze Bauwerk an eine Straßenbahnhaltestelle. Genauer gesagt an diejenigen vor dem Hauptbahnhof.

    Der Verlust der gewissen Eleganz des initialen Entwurfs, führte ja auch zum Rücktritt von einer Entwurfsbeteiligten. Die Wippe wird jedenfalls ein skurriles Denkmal.


    Gleichzeitig passt es kongenial zum heutigen Deutschland - einer Art Gerontokratie.

  • Abwarten, wie es am Ende dann aussieht. Barrierefreiheit ist in Deutschland nun mal ziemlich wenig entwickelt. Wenn man sich anschaut, dass man als Rollstuhlfahrer vorher planen muss, welche U-Bahn-Haltestelle einen Aufzug hat, dann ist das schon sehr einschränkend. Ich bin nicht selbst betroffen, aber eine Freundin ist derzeit auf ein solches Gefährt angewiesen. Das öffnet schon etwas die Augen. Und die Gesellschaft wird auch viel älter. Wenn man in Zukunft nicht größere Teile der Bevölkerung von bestimmten Dingen ausschließen will, dann muss man eben eine gewisse Klobigkeit für den barrierefreien Zugang akzeptieren.

  • Monasterium: "Abwarten, wie es am Ende dann aussieht"


    diese Empfehlung ist wahrscheinlich richtig und vielleicht ein Trost für Skeptiker. Ich höre das aber viel zu oft bei wichtigen und repräsentativen Bauvorhaben, die ein Stadtbild prägen sollen und über die nach kräftezehrenden Wettbewerben entschieden wurde. Erst in der Ausführungsplanung kommen dann viele Teufel zum Vorschein, die in vielen Details stecken, siehe auch den gesamten Sockel.

  • Trotzdem lässt sich an dieser Stelle schon festhalten, dass mit dem neuen Entwurf die breite Freitreppe zum Schloss hin sinnlos wird, denn sie läuft auf eine Rampe mit Geländer zu.


    Der Entwurf 2011 wirkt nicht nur wegen der Mosaike, sondern gerade auch wegen der Gestaltung und Proportionen der Aufgänge erheblich besser an das "historische" Umfeld angepasst. Diese Feststellung kann bereits vor Fertigstellung getroffen werden.

  • Angesichts der Maßnahmen, die getroffen werden mussten, um den Entwurf anzupassen, ist entweder davon auszugehen, dass die Jury getäuscht wurde, oder, dass die Jury selbst nicht über hinreichende Informationen vonseiten der Vorprüfung verfügte, um den Entwurf angemessen beurteilen zu können. In beiden Fällen wäre ein neuer Wettbewerb überfällig.

  • Mal ´ne Frage aus Neugier: wie wird es sich wohl auf dieStadtplanung in Berlin Mitte - speziell auf der Museumsinsel und auf dem Schlossplatz - auswirken, wenn Senator für Kultur Lederer und Bezirksbürgermeister von Dassel durch die neue Koalition abgelöst werden? Kommt Bewegung in die bisher modernistische und HF-ablehnende Planungsstrategie (Stichwort Neptunbrunnen und Rossebändiger)?

  • wenn Senator für Kultur Lederer und Bezirksbürgermeister von Dassel durch die neue Koalition abgelöst werden?


    Erstens ist von Dassel seit letztem Oktober kein Bezirksbürgermeister mehr. Seine Nachfolgerin heißt Stefanie Remlinger (Grüne). Zweitens wird Remlinger Bürgermeisterin bleiben, denn die Grünen haben die Wahlen zur BVV Mitte gewonnen. Drittens kann eine Koalition auf Landesebene sich nicht in die Ämterverteilung auf Bezirksebene einmischen – so wenig wie der Ministerpräsident von BaWü den Oberbürgermeister von Stuttgart bestimmt.


    Und viertens bitte ich Sie, einfach mal zur Kenntnis zu nehmen, dass die Umfeldgestaltung des Humboldtforums nicht von "modernistischen" HF-Feinden beschlossen wurde, sondern von einer Jury, an der unter anderem die späteren Betreiber des HFs beteiligt waren – zu einem Zeitpunkt als Klaus Lederer noch in der Opposition saß und in Berlin Rot-Schwarz regierte.


    Ich habe weder was gegen die Rossebändiger noch gegen einen Brunnen auf der Südseite. Aber mit dieser ewigen Mythen- und Feindbildpflege könnte doch bitte endlich mal Schluss sein.

  • Leider sehe ich mich genötigt zu antworten:


    In der „neugierigen Frage“ stand nichts von Feindschaft drin. Ich finde, dass man eine feindliche, irgendwie protofaschistische Haltung dauernd unterstellt bekommt, wenn man die Vorstellungen des bisherigen RRG-Senats aus konservativerer Sicht kritisiert.


    Es gibt nunmal unterschiedliche Leitbilder vom zukünftigen Zentrum Berlins. Die DDR-Moderne weiterzuentwickeln, wie es immer heißt, wird mit einem schwarz-roten Senat sicher wieder in den Hintergrund rücken.


    Natürlich steigt die Wahrscheinlichkeit einer Brunnenrochade und eines Springertausches in dem Fall enorm an. Aber keine Sorge der Turm bleibt an Ort und Stelle.

  • Ich finde, dass man eine feindliche, irgendwie protofaschistische Haltung dauernd unterstellt bekommt, wenn man die Vorstellungen des bisherigen RRG-Senats aus konservativerer Sicht kritisiert.

    Damit meinst Du aber jetzt nicht meinen Beitrag, oder? Wo steht da was von "protofaschistisch"? Was habe ich "unterstellt"? Ich habe sogar geschrieben, dass ich nichts gegen Rossebändiger und Brunnen habe. Und das "HF-Feinde" war eine Paraphrase der "modernistischen, HF-ablehnenden Palnungsstrategie" von Bauaesthet.


    Ich habe ihn nicht "feindlich" genannt. Bitte lies in meine Beiträge nichts hinein, was nicht drinsteht.

    Es gibt nunmal unterschiedliche Leitbilder vom zukünftigen Zentrum Berlins. Die DDR-Moderne weiterzuentwickeln, wie es immer heißt, wird mit einem schwarz-roten Senat sicher wieder in den Hintergrund rücken.

    Das stimmt wahrscheinlich. Hat aber nichts mit dem Mythos zu tun, wonach die aktuelle Umfeldgestaltung des Humboldtforums eine Art Rache am Humboldtforum wäre. Das ist nachweislich falsch.


    Und, ehrlich gesagt, in der Zone, um die es hier geht, will meines Wissens genau eine Person "die DDR-Moderne weiterentwickeln" – Katalin Gennburg. Und die wurde zwar durch steile Thesen bekannt, hatte aber nicht mal als Stadtplanungs-Expertin einer Regierungsfraktion großen Einfluss.

  • ... mit dieser ewigen Mythen- und Feindbildpflege könnte doch bitte endlich mal Schluss sein.

    danke für diese Klärung. Das war mir nicht so klar. Ich selbst bin mir jedenfalls in meinem Beitrag keiner eigenen "Mythen und Feindbildpflege" und keiner Wertung bewußt, erinnere mich aber an einige wertenden Aussagen der beiden Politiker. Sei´s drum.

  • Damit meinst Du aber jetzt nicht meinen Beitrag, oder?

    Ich habe ihn nicht "feindlich" genannt. Bitte lies in meine Beiträge nichts hinein, was nicht drinsteht.


    Ich möchte die gegenseitigen Vorwürfe nicht eskalieren. Aber Du hast „feindlich“ geschrieben, wo vorher nur „ablehnend“ stand. Da aus dem Zusammenhang die eigene Feindschaft gegenüber den HF-Feinden hervorgeht, hast Du definitiv eine Feindschaft unterstellt, was gegenüber der sachlicheren Ablehnung einer Position, eine starke Zuspitzung darstellt. Besonders in der Kombination mit „endlich mal zur Kenntnis nehmen“ und der Verteidigung von Senator Lederer, ist es schon ein massiver Roffel für jemanden, der die Überlegung ins Spiel bringt, ob CDU statt Linke im Senat den Brunnenumzug wahrscheinlicher macht.

    Bestreitest Du denn diesen letzten Zusammenhang auch?


    Ich und auch Andere, die dafür zum Teil keinen ausreichenden Anlass gegeben haben, sind hier schon in eine sehr unangenehme Ecke gestellt worden und ich denke, dass muss nicht sein. Während der Zusammenhang Linke mit Ablehnung der Schlossfassade und DDR-Bezogenheit im Städtebau lässt sich nicht leugnen, auch wenn er sich mit den Jahren vermutlich abschwächt.


    Bitte persönliche Differenzen nicht im Projektthread ausfechten. Dafür gibt es u. a. PN. Gilt für alle. Danke.

  • Ich achte hier sehr darauf den Begriff „Feind, feindlich“ bei einer rechts-links Diskussion zu vermeiden. Dennoch wird eine Kritik am RRG-Senat sofort so zugespitzt.


    Ansonsten möchte ich auch um Kenntnisnahme bitten:

    Ich finde den gewählten Entwurf der Außenarchitektur sehr gut. Dieser ermöglicht auch ausdrücklich weitere historische Elemente einschließlich Brunnen.

    Ich persönlich bin kein Brunnenfanatiker und finde die Bauakademie und eine - sagen wir nach Stimmann - kritische Rekonstruktion an der Breite Straße, auf der Fischerinsel (natürlich ohne größeren Abriss) und besonders im Klosterviertel wichtig und denke mit Schrecken an das Zupflastern von all diesem im WBM-Stil.

    Den hätte ich, wenn’s sein muss, dann lieber am Rande des Tempelhofer Feldes.

  • Hi, warum wurde das eigentlich erlaubt, das Schloss ausgerechnet auf der Spreeseite wo alle Touristen dauernd vorbeifahren, aussehen zu lassen wie ein Vororts-Bürogebäude. Auf dem Boot merken viele gar nicht dass sie am Schloss vorbeifahren. Es sieht so hässlich aus :( Das ganze Schloss ist so schön geworden aber diese eine Seite verschandelt den ganzen Eindruck. Warum wird sowas erlaubt. Warum stört das sonst keinen dass die Flussseite so hässlich ist? Nur weil die Seite früher eine Verschachtelung von verschiedenen Anbauten gewesen ist, wäre es doch immer noch tausendmal besser gewesen, die vierte Seite auch so zu machen wie die anderen drei. Kann man das noch nachträglich ändern?

  • Ich weiß ja nicht in welchen Vororten du dich sonst so aufhälst, aber auf mich wirkt das Ganze nun wirklich nicht minderwertig.


    Man kann von der Formsprache halten was man will - mir persönlich sagt sie zu, anderen nicht - aber der Vergleich mit dem Bürogebäude hinkt doch kräftig.


    Die Seite ist eben dem modernen (im weitesten Sinne des Wortes) zugewandt und stellt einen direkten Übergang zwischen dem was man in Berlin als Altstadt bezeichnen könnte und dem im 20. Jahrhundert entstandenen Zentrum dar. Sie war eben auch das symbolische Zugeständnis, dass man sich nicht gänzlich der (auch für dieses Gebäude) unproblematischen Vergangenheit zuwandte. Dementsprechend nein: man wird sie nicht ändern.

  • Das Grundproblem ist, dass schöne Bauten anscheinend nur früher gebaut wurden, als es viel schwieriger gewesen sein muss, zu bauen, und heute, wo es viel einfacher gehen müsste Häuser zu bauen, muss immer alles was nach schönem Altbau aussieht und vielleicht auch mal Stuck oder sowas dran hat als Verzierung, gerechtfertigt werden. Also man darf nur, wenn überhaupt, schön alt bauen, wenn etwas rekonstruiert wird (also sehr selten). Die neuen Altstädte von Dresden und Frankfurt sind wohl mit das schönste was nach dem Krieg gebaut wurde. Wieso wird nicht immer so gebaut, dass die Häuser dann so aussehen wie schöne große Stadthäuser von 1890 mit Stuckfassaden, sondern es werden meistens nur langweilige glatte Rechtecke gebaut. Und meistens auch nur mit Flachdach also ohne schönes rotes Dach. Stuckaltbauten sehen auch da schön aus, wo zuvor nie einer gestanden hat. Ich würde alle Häuser in den inneren Stadtteilen dem äußeren Aussehen nach so bauen wie um 1890, mit Stuck, und aneinandergrenzende Häuser immer in unterschiedlichen Farben. Und beim Schloss musste man wohl etwas einbauen, das den Gesamteindruck stört, damit daran erinnert wird, dass das ursprüngliche Gebäude eine negative Geschichte hatte. Man hätte an die ganzen Touristen, die das Schloss nur von der Spree aus sehen denken müssen, und dass es von da aus nicht wie ein Schloss aussieht. Wenn man die vierte Seite so gemacht hätte wie die anderen drei, wäre das Schloss trotzdem anders gewesen als ursprünglich (ohne die Spreeseitenverschachtelungen und -anbaue), und das hätte man dann als Hinweis auf die schwierige Vergangenheit nehmen können, ohne dass sich alle Touristen fragen, wieso die eine Seite nicht so recht nach altem Schloss aussieht. Oder man hätte auf der Kuppel eine allegorische Darstellung einer wichtigen Tugend aufstellen können, die mahnt. Mythos allegorische Darstellung der "Güte" auf dem Dresdner Rathaus, wie sie erschüttert und wehmütig auf die Stadt herabblickt. Und auch bei den meisten Hochhäusern ist es so. Meistens sind es rechteckige Hochhäuser ohne irgendwas besonderes an sich, und mit möglichst viel Glas, die neu gebaut werden. Ein Hochhaus sieht umso hochwertiger aus, aus je mehr Stein die Fassade besteht, und wenn es an der Spitze irgendwas besonderes hat, eine besondere Form, die man auch schön beleuchten kann. Ich glaube am Alex werden auch wieder nur lauter so langweilige rechteckige Glasdinger gebaut. Ein wunderschönes Hochhaus ist das Main Plaza in Frankfurt, man hätte die Chance ergreifen können, und am Alex lauter New York Retro-Hochhäuser mit viel Stein und interessanten formenreichen Dächern mit schön zu beleuchtenden Elementen bauen können.