Freiraumgestaltung Berliner Schloss/Humboldt-Forum

  • Im Tagesspiegel vom 04.02. stellte das Berliner Architekturbüro „Hybrid Space Lab“ einen Entwurf als interessante Fiktion zum Umfeld deS HF vor.


    Darin fantasiert man von einem Anbau den sie Vulkan nennen.

    Eine Art botanischer Garten- Dschungel im Inneren mit Pop UP Restauration auf dem Dach.


    Der Erweiterungsbau ist wohl eine Idee die m.M auf einen ebenfalls von diesem Büro als Vorschlag zur Umgestaltung des HF von 2016 zurückgeht.


    Das HF wurde da als ungeliebte Architektur beschrieben die man wohl meinte mit vollbegrünung und Dschungel auf dem Dach neu würzen zu müssen.


    Nun schätzt man die Situation so ein als würde das Umfeld die Begrünung fehlen und könnte so drauf reagieren.


    Grundsätzlich mag ich die Idee, aber ich habe den Verdacht dass es sich eher um eine pers. Verbissenheit im Hader mit den Schlüterfassaden handelt.


    Das didaktisch und sinnlich durchaus reizvolle Projekt scheint da eher Mittel zum Zweck.


    An der Idee des respektvollen Weiterbauens im Sinne der Einheitswerdung Von Bestand, Umfeld und Anbau scheint man da doch eher weniger interessiert, als an der lebhaft wuchernden Überdeckung der Barockfassade.


    Die m.M oft recht kritisch betrachtete Stellafassade und besonders ihre Anschlusssituation zur Barockfassade spielt in dieser Vision jedenfalls keine Rolle.


    Man deutet leider auch nicht näher an, wo die Möglichkeiten für den Vulkan räumlich gesehen werden, sondern sieht nur diesen etwas Exaltierten Anbau an ner sehr klassischen grün verhangenen Fassade im Entwurf.


    Diese klassische Architektur in der Visu kann leider kaum als neu entwickelter Gebäudetrakt verstanden werden, was ich umso einiges spannender gefunden hätte.


    Damit hätte man an der Ostseite mit dem Vulkan sogar auf das begrünte vorbarocke Fassadenbild und die einstigen Gärten des vorangegangenen Schlossbaues an dieser Stelle reflektiert.


    Zum Schlossplatz als auch im Bereich des Apothekerflügels hätten die Anbauten als neu erfundene Platzkannte zur Spree funktionieren können und die Verdichtung hätte ein nicht so offengelassenes, verschwommenes Raumbild aus Ufer, Terrasse, Straße und Platzfläche zur Folge sondern eine städtebaulich intimere Raumsituation im Zusammenspiel mit dem HF entwickelt.

  • Also wenn ich mir die Visu so angucke, kann ich mir nicht vorstellen, dass das auch nur ansatzweise ernst gemeint ist. Was man da sieht ist ja nun wirklich komplett alberner Schwachsinn, weshalb ich mir auch nicht vorstellen kann, dass dieses angebliche Architekturbüro nur auf sich aufmerksam machen will. "Every press is good press" funktioniert nicht, wenn man als Architekturbüro ernst genommen werden möchte.


    Ein Dschungel für das Berliner Schloss: Architekten wollen „Vulkan“ am Humboldt Forum bauen (tagesspiegel.de)


    Ich glaube, da mach sich jemand einen Spaß und will die Traditionalisten triggern.

  • Die Ostseiten-Fassade, also der modernistische Teil, sollte vollständig begrünt werden. Dann würde die Aufenthaltsqualität auch im Umfeld steigen. Selbst der Park auf dem MEF Gelände gegenüber würde profitieren.

  • Der Vorschlag aus dem Tagesspiegel ist natürlich absoluter Quatsch und sieht aus, wie das Innenleben vom Tropical Island.


    Eine klassische Begrünung der Ostfassade mit wildem Wein und Efeu - ähnlich wie beim Bundeskanzleramt - könnte ich mir auch vorstellen.

  • Die Grundidee einer deutlich üppigeren Einbettung in Grün und Wasser finde ich nicht mal verkehrt, wobei mir die schlichteren vorhandenen Grüninseln auch schon gefallen und einfach ergänzt werden könnten. Für Humboldt waren Kultur und Natur gleichermaßen von Interesse. Allerdings haben wir schon einen botanischen Garten und auch schon die Gärten der Welt (sowie ein Naturkundemuseum). Am Humboldtforum sollte man daher selektiver vorgehen und nicht mit dem grünen Vorschlaghammer. Vielleicht gibt es ja sogar Pflanzen zu denen Anekdoten mit Humboldt überliefert sind. Sie müssten natürlich mit unserer Witterung zurechtkommen und sich harmonisch einfügen lassen. Ansonsten vielleicht doch einfach die vorhandenen Ansätze deutlich ausweiten.


    Also als Anregung ist der Vorstoß vielleicht durchaus brauchbar und mE auch mehr als eine reine Provokation. In dieser extremen Form wird es aber ohnehin nicht umgesetzt werden. Ich wüsste auch nicht, wie es bei einem mutmaßlich recht hohen Energiebedarf (alleine schon für den enormen Wasserfall) wirklich zum Schlagwort Nachhaltigkeit passen würde.

  • Ich wüsste eigentlich nicht, wen man mit so einer Grafik, die eine Art Karikatur darstellt, provozieren könnte. Dies in einer Zeitung als kühnen Entwurf zu bezeichnen, spottet allerdings jedem Verstand.


    Ich war heute dort mit dem Fahrrad. Die Plätze waren allseits sehr belebt und die Stimmung war einfach toll. Es ist ein Magnet in wunderbarer Lage ähnlich dem Louvre. Und die Umgebung ist durchaus sehr grün mit hohem Baumbestand.


    Lediglich der südliche Schlossplatz ist eben kaum bepflanzt.

  • Aber gerade auf der Südseite wäre ein kühnes Glasdach, das einen Teil des Schlossplatzes überspannt und die Möglichkeit zur Beschattung bietet, vielleicht ein Weg, dem Platz das zu geben was ihm derzeit noch fehlt, ohne die Sicht auf die Fassaden zu sehr einzuschränken und die Notwendigen Flächen für allerlei Zwecke zu berücksichtigen.

  • Die Pflasterarbeiten gehen im bewährten Berliner Tempo weiter, der Eingangsbereich wird gerade bearbeitet


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    Die Seite zum Freiheitsdenkmal wird auch langsam fertig


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    Und hier noch ein Blick auf das Eingangsportal. Es fehlt nur noch das grosse Relief in der Mitte. Sollte das nicht schon letzten Dezember angebracht werden? Ich weiß gar nicht mehr, was dorthin kommt, Walter Ulbricht wäre vielleicht ganz passend, als Hommage, weil es ohne ihn das Humboldtforum so nicht geben würde.



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    Winterstimmung


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  • Also wenn ich mir die Visu so angucke, kann ich mir nicht vorstellen, dass das auch nur ansatzweise ernst gemeint ist.

    Ich habe da auch so meine Zweifel daran, wie ernst solche Vorschläge zu werten sind. Einen realistischen Kern beinhalten die Ideen dennoch, denn Franco Stellas Ostflügel ist ja geradezu prädestiniert, Grün aufzunehmen. Das würde auch den Kontrast zu den barocken Fassaden Schlüters kaschieren und den gesamten Bau harmonischer wirken lassen. Ganz zu schweigen von der Aufenthaltsqualität und dem Mikroklima im umgebenden Betondschungel.

  • ^Volle Zustimmung + meines Wissens nach war auch der alte Ostfügel "bewachsen".

  • Ich glaube jedoch die (politisch-aktivistische) Motivation hinter solchen Konzepten ist es eher, die garstige preußisch-monarchische Fassade zu verdecken. Was natürlich aus ästhetischen Gründen völlig absurd ist, denn tatsächlich ist es die ornamentfreie, gleichförmige Ostfassade, die nach ein bisschen optischer Abwechslung verlangt.


    Aber wenn man nicht alle möglichen Maßnahmen ergreift, hat das Land ehe man sich's versieht doch plötzlich wieder einen Kaiser - herbeigezaubert durch rekontruierte Barockfassaden. Kennt man ja, diese Kausalität (ich kann mir das nur mit Esoterik und Magischem Denken erklären, diese Weltsicht). Erstaunlich auch, dass die gleichen Aktivisten überhaupt kein Problem mit Bauten aus der NS-Zeit wie dem Finanzministerium oder dem Flughafen Tempelhof (mitsamt Adler in ziemlichen NS-Style) haben...



    Über das Eingangsportal fehlt noch die Große Wappenkartusche, die laut berliner-schloss.de die ja ursprünglich schon im Sommer angebracht werden sollte:

    https://berliner-schloss.de/bl…information-februar-2022/


    Die sollte anscheinend schon vor dem Sanchi-Tor fertig werden...?: https://www.berliner-zeitung.d…chlosskartusche-li.240800

  • Kaum nähert sich der ganze Schloss-Humboldt-Forum-Schlossplatz-Freiheits-und Einheits-Komplex einigermaßen der Fertigstellung, da überbieten sich die gestalterischen Fantasien: Anbau, Begrünungen der Ost- oder anderer Fassaden, Wasserfälle, Dschungel-Atmosphäre, Glasüberdachung des Platzes, Pop-Skulpturen ... Warum eigentlich? sollen vielleicht ungeliebt entstandene Realitäten verdeckt oder repariert werden? soll das Geschaffene mit mutig arroganter Ego-Ästhetik angereichert werden? oder durch bisher vermisste "fortschrittliche, zeitgemäße" Symbolik" ergänzt werden? Ist es die Lust auf neu gestaltete, provozierende Kunstwerke voll neuer Risiken? Soll abgelenkt werden von der Schmucklosigkeit des weitläufigen Schlossplatzes und von seinen nützlichen, dekorativ inszenierten Fahrradständern? Ich selbst wage es nicht noch einmal zu sagen, aber vielleicht kommt ein Klügerer als ich auf die Idee und schlägt vor, den Sommer und die komplette Fertigstellung abzuwarten und dann zu fordern, den einst so beliebten plätschernden Neptun/Schlossbrunnen wieder am alten Platz aufzustellen. Wenn dann noch eine kunstsinnige Frau dafür plädiert, die kraftvollen Pferde und Rossebändiger an ihren wieder entstandenen alten Platz zurückzuholen, deren unbestreitbar hohe Kunstfertigkeit die Nordseite und den gesamten Lustgarten bereichern würde, dann werde ich beiden begeistert zustimmen. Dann werde ich weder Gasdächer noch Efeu-Fassaden noch Wasserfälle, noch futuristische Ideen, noch sonstigen Krimskrams vermissen.

  • Sehe ich keinen Bedarf. Nur weil's nicht mehr ist, muss es an seinem jetzigen Standort auch nicht minderwertig sein als am historischen Platz vor 100 Jahren. Diese Debatte dreht sich im Kreis - entweder zurück in die Vergangenheit oder vor in eine steinernes Etwas. Warum nicht etwas, was ansprechend ist und gleichzeitig der Lebensqualität, dem Klimaschutz dient? Berlin ist so oft ohne Ideen in den letzten Jahren, war eigentlich immer anders..

  • Minimalist


    Kommen die kreativen Vorschläge zu dem heutigen Zustand nicht deshalb, weil an der heutigen Situation am Ort den Diskutierenden etwas Ansprechendes fehlt? Wenn es um Lebensqualität und Klimaschutz ginge, gäbe es doch in dem großflächigen Berlin unendlich viele hässliche Gebäude, Fassaden, Plätze, Wohn-, Gewerbegebiete und Brachen, die man großräumig, wirkungsvoll, mutig, aufregend und ansprechend gestalten könnte? Ist es nicht unredlich, die Fassaden des HF mit wuchernder Begrünung verstecken zu wollen, deren Zweck es war, den städtebaulichen Leitbau in diesem Erscheinungsbild wieder zu erschaffen? Es waren doch Kommissionen, Sachverständige, Wettbewerbe und der Deutsche Bundestag, die das Bauwerk so entschieden haben.

    Sollte das nicht eigentlich auch für die Beziehungen zwischen Gebäude und Umfeld und für die großartigen Kunstwerke des gesamten Ensembles gelten?

    Einmal editiert, zuletzt von Bauaesthet ()

  • Danke Theseus für die Schönen Bilder - eigentlich sollte die große wilhelminische Wappenkartouche, flankiert von Adlern und Palmenzweigen mit etwas zauseligem Adler im Wappenspiegel da hinkommen.


    Ich könnte mir vorstellen dass die Restaurierung der metallenen Originalkette zum Adlerorden, die man in der Wappenkartouche wiederverwenden will noch nicht abgeschlossen ist.

    Vielleicht denkt man aber auch mittlerweile über ein großes „HF“ oder das Logo des HF statt des blassen wappenvogels mit Krönungsinsignien nach.


    Die Kombination mit den Adlerträgern und Kette des Adlerordens sieht m.M eh unglücklich aus - das sind schon sehr viele Adler fürn Wappen und ein „HF“ im Wappenspiegel macht am Humboldt-Forum irgendwie mehr Sinn als „FR“ auf der Brust eines Adlers.


    Die Widmung wäre mal ein Bekenntnis an der Barockfassade zur aktuellen Funktion.

    Das is ja sowas wie das Klingelschild am Haupteingang.


    Ich pers. fänd das vertretbarer als mir das Konterfei vom Spitzbart angucken zu müssen. Mit Täterdenkmalen hätte ich prinzipiell so meine Probleme man errichtet ja auch nicht dem Gröfaz auf einem der zahlreichen Trümmerberge n Standbild.


    Die sogenannte Vision zum Vulkan haben sicher ne Portion versponnene Schlagseite, für reine Stänkerei ist das n.M aber schon ne recht aufwändige Grafik - ich denke da ist schon eine gewisse ernsthafte Leidenschaft dabei, und die Umfeldentwicklung und die Themenbreite des HF lässt ja nachvollziehbar Raum für solche Ideen.


    Beim derzeitigen Eifer vom Neudenken der Städte und bei der Politisierung auch des HF kann man sich mittlerweile sowieso alles vorstellen.


    Da fand ich das fluten des Rathausforums als geistreichen Ideenbeitrag zur Umgestaltung des Rathausforums viel besoffener.


    Die Frage des möglicherweise enormen Energieverbrauches für den Wasserfall und die Klimatisierung dieses überdimensionierten Blumenfensters find ich da als trockenes Gegenargument gegen die vorgebrachte Idee des Vulkans viel plausibler.


    Als Anregung taugt die vorgestellte Attraktion aber durchaus, ein Anbau an die etwas nachlässig gestaltete Südseite des Stellaflügels könnte ich mir gut vorstellen bisher sieht’s an der Stelle sowieso eher aus wie der lieblos rangedrückte, abqualifizierte Seiteneingang der Hinterbühne zum Repräsentationsbau des Humboldttheaters.


    Da kann m.M noch viel Initiative zur bestehenden Fassade auch als Anbau stattfinden.

  • Also, ich finde ja gerade die Ostfassade sehr erhaben und wohltuend ruhig. Eine irgendwie künstlerische Gestaltung der kahlen Seitenflächen hatte ich aber vor Jahren Mal hier angesprochen. Einen Anbau als Gebäudeerweiterung sehe ich da aber auf beiden Seiten nicht. Auch eine Begrünung halte ich für kontraproduktiv. Welche Pflanzen bieten sich da wirklich an? Glyzinien, Efeu, Wein? Sehen alle ganz schön aus, werden aber selbst beim wintergrünen Efeu ne Menge Biomasse ab, haben einen hohen Pflegebedarf und die Fassade kann man dann irgendwann sanieren.


    Eine partielle Überdachung könnte stattdessen ne Menge Vorteile bringen, Beschattung und sogar Berieselung wären möglich, die Sicht auf die Fassade bleibt frei, die notwendigen Flächen auch, die Nutzung der Flächen wurde verbessert, durch Schatten und Regenschutz zugleich und sogar eine Begrünung ist möglich. Und wenn es richtig gemacht wird, kann es richtig gut aussehen.

  • ... Über das Eingangsportal fehlt noch die Große Wappenkartusche, die laut berliner-schloss.de die ja ursprünglich schon im Sommer angebracht werden sollte: ...


    In der Berliner Woche gibt es einen aktuellen Artikel über die Firma, die die Nachbildung der Wappenkartusche in Handarbeit herstellt.

    Diese ist ungefähr 8 x 8 m groß und 5 t schwer.


    Laut Artikel soll sie nun vrsl. im März am Berliner Schloss montiert werden. Also bald. 🙂

  • von Endell

    "Vielleicht denkt man aber auch mittlerweile über ein großes „HF“ oder das Logo des HF statt des blassen wappenvogels mit Krönungsinsignien nach."

    Ich glaube nicht, dass da noch viele über ein großes HF über dem Westportal nachdenken, zumal das dekorative Bronze-Tier in allen Einzelteilen praktisch fertig und anflugbereit ist. Unabhängig von der Symbolik fände ich die nüchternen HF-Buchstaben auch viel blasser als den freundlich dreinschauenden Vogel.


    https://media04.berliner-woche…427121_XXL.jpg?1676040162


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