Freiraumgestaltung Berliner Schloss/Humboldt-Forum

  • ... dass hier so viele touristen die straße wild überqueren dass eine autofreie fläche in der mitte der straße einen erheblichen sicherheitsfaktor darstellen könnte.

    Ich denke nicht, dass dies der Grund ist. Wenn es wirklich um die Sicherheit für Fußgänger gehen würde, hätte man wohl eher den Mittelstreifen leicht angehoben und den Boden an dieser Stelle mit einer anderen Materialität akzentuiert.


    In der jetzigen Gestalt ist der Mittelstreifen eine sinnlose Flächenversiegelung. Schwammstadt? Fehlanzeige!

  • Der Mittelstreifen resultiert meines Wissens nach aus der Vorgabe, dass die BVG nach Abschluss der U5-Bauarbeiten den Ursprungszustand wiederherstellen musste und man dann schonmal den Straßenraum entsprechend der bereits laufenden Neugestaltung der Verkehrsführung der Linden neu aufgeteilt hat.

    ich hätte es hier sehr wichtig gefunden die Strasse zwischen Schloss und Lustgarten wie das übrige Schlossumfeld zu pflastern

    Den Wunsch kann ich aus ästhetischen Gesichtspunkten zu 100% nachvollziehen, nur hätte man dann eine erheblich höhere Lärmbelastung, die sich an der Schlossfassade auch wunderbar spiegeln würde.


    Hier wird im Zusammenspiel mit der Neugestaltung der Linden sicherlich noch was passieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass man einen Mittelstreifen mit breiten Fußgängerüberwegen einzieht. Nur leider kann man sich ausmalen, dass bis dahin noch viel Wasser die Spree runterfließen wird.

  • Der Berliner Dom hat durch die Fassadensäuberung enorm an architektonischer Leichtigkeit dazu gewonnen- und wirkt nicht mehr ganz so schwer. Bin gespannt wie sich die Wirkung verändert, wenn man endlich die verrußten Kolossalsäulen am Triumphbogenportal befreit.


    Anderes Thema: Laut aktuellem Stand ist die Rückkehr aller Skulpturen der Schloss-Portale ausgesetzt worden, da die vier Figuren auf Portal V am Lustgarten ursprünglich die Gesichtszüge der Hohenzollern verpasst bekommen haben. Meines Erachtens ist die Maßnahme übertrieben- den Portalen fehlt architektonisch noch ein angemessener ausufernder Abschluss auf der Balustrade.
    So könnte man ja erstmal die anderen Portalskulpturen aufstellen- gegen deren Rückkehr spricht ja nichts- und falls man wirklich darauf bestehen möchte, die Gesichtszüge der Figuren an Portal V verändern- auch wenn mich das ein wenig an die Maßnahmen der DDR am Marmorobelisken am Alten Markt in Potsdam erinnert, wo ähnliches getan wurde.

    Momentan wirkt der Schlossbau sehr kühl und "klassifiziert"- ein wenig wie der Neue Marstall, dessen Fassadenfiguren in den 50er Jahren abgeräumt wurden. Die Skulpturen würden die aktuell monoton wirkende Nordfassade des Schlosses etwas aufbrechen und ihr mehr barocke Dynamik verleihen.

  • ^Auch ich finde die Entscheidung wie anderswo geschrieben schade und recht merkwürdig. Die Hohenzollern besitzen in Berlin keinerlei gesellschaftliche Relevanz mehr und erst recht wird praktisch niemand aktiv deren Erscheinungsbild vor Augen haben. Berlin ist im kollektiven Bewusstsein primär die Stadt des 20. (und zunehmend 21.) Jahrhunderts. Die Teilreko des "Stadtschlosses" verknüpft da sicherlich weitere Zeitschichten, jedoch wird das für einen Großteil der Menschen längst nicht so tief im Detail wirken wie jetzt teilweise diskutiert wird.


    Ansonsten freue ich mich, dass das Umfeld zunehmend Gestalt annimmt. Ich kann teilweise zustimmen, dass man etwas mehr Struktur (sowie gerne auch deutlich mehr Grün und etwas Wasser, einige Bänke usw.) reinbringen könnte. Andererseits erzeugt die Weite auch einen gewissen Resonanzraum, sodass die Reko anders wirken kann. Bei dem Thema Boden Absenken/Anheben bin ich unschlüssig. Es kostet zusätzliches Geld und bringt funktional sogar eher einen Nachteil (u.a. Barrierefreiheit für Rollstühle, Kinderwagen etc.). Da hätte ich eher mit Mustern/Farben im Pflaster gearbeitet, so etwas gibt es ja auch an einigen Stellen beim historischen Verlauf der Mauer (die man auch nur noch sehr selektiv in realen Dimensionen vor Augen geführt bekommt).

  • Wenn politische Symbolik für viele Menschen nicht ins Detail wirkt, wäre es wohl auch logisch konsequent davon auszugehen, dass die exakte Reproduktion jeglicher "purer Ästhetik der Hohenzollern" von der Mehrheit der Menschen ebenfalls nicht ins Detail wirkt.

    Diese logisch-stringent Parallelität kann ich jedenfalls in meinem Bekanntenkreis anekdotisch beobachten. Wie auch hier kürzlich jemand durchaus treffend beobachtete: wo ist denn die breite Aufregung über die moderne Dachterasse und -kaffee.


    Weder theoretisch überzeugend, noch für mich beobachtbar: eine mehrheitliche vollkommene Apathie gegenüber politischen Symbolen, aber ein hochsensibles Bedürfnis nach einer unveränderten Reproduktion der Architektur zum imaginierten Zeitpunkt 189X.

    Insofern ist die ganze Aufregung in meiner Wahrnehmung wohl einigen wenigen Enthusiasten geschuldet, bei denen die Passion über logische Widersprüche hinweghilft.

  • ^Ich habe mich SEHR über diese seltsame Dachterrasse gewundert. Aus den meisten Perspektiven sieht man sie aber (zum Glück) nicht, daher wahrscheinlich nicht besonders präsent in den Köpfen. Und die Aussicht auf einen Café mit Aussicht (hihi Wortspiel), scheint wohl auch versöhnlich zu wirken.

  • Welchen Sinn hat denn diese lange Sperrfläche in der Mitte?

    Ich denke hier war schlicht und ergreifend Fläche im (historischen?) Straßenprofil übrig bei zwei Radspuren, zwei Busspuren und zwei Kfz-Spuren, bzw. zu wenig für vier Fahrspuren. Die Sperrfläche hätte man natürlich pflastern können. Aber wenn die BVG tatsächlich nur verpflichtet war den ursprüngliche Zustand wiederherzustellen, war klar dass hier keine andere Gestaltung vorgenommen wurde. Hätte man aber koordinieren können.

  • ^Da man die ursprüngliche Gesamtbreite der Fahrbahn nicht ändern wollte und die Aufteilung der Fahrstreifen so für sinnvoll hält, bleibt halt der Mittelstreifen als "Restfläche" übrig.

    Diese lediglich zu schraffieren ist offensichtlich die kostengünstigste Variante.

    Außerdem könnte ich mir gut vorstellen, daß man diesen Streifen auch als "Sicherheitsabstand wahrenden Schutzstreifen" für gegenläufigen Verkehr betrachtet. (Aber vielleicht sind meine Vermutungen auch alle Quatsch)


    Hingegen bin ich mir sicher, daß die BVG damit nichts zu schaffen hat, weil es unter dem Lustgarten keine U-Bahn gibt und es demnach auch keine U-Bahnbaustelle gab.


    Ich hätte eine gepflasterte Verbindung der beiden Lustgartenhälften auch als besser empfunden.

    Den damit verbundenen erhöhten Lärmpegel hätte man mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h wieder reduzieren können.



    Gruß, Jockel

  • Hingegen bin ich mir sicher, daß die BVG damit nichts zu schaffen hat, weil es unter dem Lustgarten keine U-Bahn gibt und es demnach auch keine U-Bahnbaustelle gab

    Okay... ein paar Meter weiter halt... Der Wunsch zur Neuordnung des Straßenraums hat ja erst vor ein paar Jahren konkretere Formen angenommen. Leider zu spät um mit dem Bau der U5 koordiniert zu werden. Also musste die BVG den Ursprungszustand wieder herstellen und man hat den Abschnitt dann bis Höhe Neue Wache vorübergehend einheitlich mit diesem aufgemalten, provisorischen Mittelstreifen versehen. Nun wartet man wohl den Prozess der Neugestaltung der Linden ab.

  • Wenn politische Symbolik für viele Menschen nicht ins Detail wirkt, wäre es wohl auch logisch konsequent davon auszugehen, dass die exakte Reproduktion jeglicher "purer Ästhetik der Hohenzollern" von der Mehrheit der Menschen ebenfalls nicht ins Detail wirkt.

    Soll man die Figuren in Deinen Augen also ernsthaft entsprechend anpassen/"entschärfen", weil es irgendwelche (mE künstlichen) politischen Beklemmungen gibt? Und ja, letztlich wäre zumindest mir das dann eher Recht, als wenn überhaupt kein ästhetischer Abschluss möglich wird. Ich stelle mir das in der Realität nur halt sehr (zeit-)aufwändig vor, wenn man sozusagen vom Hals an neue Kunstwerke schafft. Zwar wird man vermutlich anderswo entsprechende Statuen der selben Figuren ohne mutmaßliche Hohenzollern-Züge als Vorlagen finden, muss dann aber erstmal eine verbindliche Festlegung treffen. Und dann kommt am besten noch irgendwer um die Ecke und erklärt (grundsätzlich ja zutreffend), dass diese Götterfiguren generell eine archaische patriarchale Ideologie verherrlichen und überhaupt nicht rekonstruiert gehören. Entweder man kann selbstbewusst mit der Historie umgehen, oder man wird immer wieder solche anstrengenden Debatten und gut gemeinten Kompromisse erleben. Ich ahne schon, in welche Richtung der Hase da hoppelt.


    Übrigens: An der selten mal sichtbaren Dachterrasse habe ich mich nie groß gestört, an den Stella-Fassaden auch nicht (sie fallen ästhetisch schon ab, stören aber aufgrund ihrer Gestaltungsweise zumindest nicht). Wenn es gekonnt oder zumindest gemacht ist, stören mich auch Brüche oder Ergänzungen nicht. Und um mal stärker zum Kern des Threadtitels zurückzukehren: Auch das Umfeld muss mE nicht mehr wie vor hunderten Jahren aussehen. Mag sein, dass einige Puristen da ganz böse Wallungen bekommen, aber das dürfte gefühlt eher die Ausnahme sein.

  • Keine Ahnung aus welchem Hut du meine Einstellung zu den Figuren herzauberst. Ich fände die Figuren nett, kann aber auch ohne leben. Also ich bin leicht positiv geneigt (kommt auch bisschen auf die Bereitstellung der Gelder an).

    Zu euren Debatten um die Wirksamkeit von Symbolik habe ich keine gefestigte Meinung. Ich wollte nur einen Beitrag zu einer Versachlichung der Diskussion leisten. Ich finde deinen Punkt ja in der Sache sinnvoll und habe ihn aufgegriffen und nur konsequent weitergesponnen, was leider das hier mehrfach angführte Argument eines vermuteten Mehrheitswillen entkräftet. Also kein Grund sich persönlich angegriffen zu fühlen.


    Ich denke, es ist wie du selber schreibst: Du hast irgendeine "Ahnung" auf mich projeziert. Die hat nur leider nichts mit der Realität meiner Empfingunden zu tun. Genau deshalb würde Sachlichkeit gut tun (dies ist jetzt dann wohl eher eine persönliche Kritik an unsachlichen Unterstellungen).

  • ^Danke für die Klarstellung. Das mit dem Angegriffen-Fühlen habe ich nicht ganz verstanden (weder habe ich mich angegriffen gefühlt noch habe ich es mE suggeriert). Ebenso weiß ich nicht, was ich unterstellt habe. Es war als Nachfrage formuliert, weil mich Dein eigener Standpunkt zu den Ausführungen interessiert hat. Ansonsten sehe ich es auch so, dass man notfalls ohne die Figuren wird leben können. Anders als etwa beim Neptunbrunnen oder anderen potentiellen nice-to-haves im Umfeld empfinde ich das Fehlen aber schon als direkt relevant für die stimmige ästhetische Erscheinung/Wahrnehmung der Reko.

  • Deine Suggestivfrage enthält naturgemäß eine Suggestion zu meiner Vorstellung über eine Anpassung der Figuren - wobei ich zuvor nichtmal im Hauch einer Andeutung diese Thematik gestreift hatte. Ein solches Nachhaken mit dem Versuch irgendwelche (irrelevanten) Stellungnahmen zu persönlichen Empfindungen befremdet mich und wirkt irgendwie betroffen oder angegriffen.


    Sowas bitte per PN klären. Danke.

  • Vielleicht ging es nur mir so - Für mich war am Kommentar von GeorgSchimmel nicht wirklich klar Wer mit der Aufregung von wenigen Enthusiasten eigentlich gemeint ist - die hysterische Fraktion die sich an kaum identifizierbaren vermeintlichen Hohenzollern-Gesichtszügen abarbeitet, zu symbolischer Grammatik aufbläst und die damit zuträgliche Vollendung der architektonischen Dekoration der rekonstruierten Fassaden des HF abwürgt, die Minifraktion der 1:1 Rekonstruktions-Pedanten oder die schlicht visuell interessierten, Genusssehnenden -für die es einfach mal keinen Unterschied machen würde wenn die Statuen jetzt kompromisshaft mit knoll- und Hakennase vollendet würden damit sie dem akut bemühten polit. Gesinnungsprüfstein standhalten.

    Auf der Humboldtuni und am Charlottenburger Schloß fand man auch unterschiedliche Wege zu einer Statuenbestückung ohne dass man daraus ein politikum schraubt.


    Außer dass zwischen Potsdam und Berlin 2013 gezankt wurde ob die Skulpturen der Attika der HU nun auf die HU oder das Potsdamer Schloss gehören- der Denkmalschutz hatte hier zu Gunsten Berlins
    entschieden- und befunden dass eben die jetzige Aufstellung bestens die Rekonstruktionsphase der 70er repräsentiere auch wenn sie die originale Größe der ursprünglichen Figuren unterbieten und nur epochal mit dem Palais Prinz Heinrich (HU) korrespondieren.


    Wobei ich pers hier eine Rückführung der Skulpturen nach Potsdam befürwortet hätte und die Aufstellung der Ursprünglich für die Uni vorgesehenen Arbeiter und Bauernstatuen oder die einst in Dresden nach Fotografien hergestellten Rekonstruktionen als Zeugnis der Wiederaufbauleistung nach dem Krieg als genauso sinnig empfunden hätte.


    Warum wird am HF so getan als sei dieses Tabula Rasa aus konsequenter Verweigerung des Skulpturenschmuckes der Weisheit letzter Schluss - warum ist man so gar nicht an einer Vollendung des Skulpturenschmuckes interessiert sondern schlägt sich mit der Konfrontation aus ja oder nein - hätte man nicht mit dem Angebot der Modifikation der Gesichtszüge diese moralpolitisierende Stänkerei, ergebnisorientiert entkräften können?


    Wer belegt überhaupt mit welchen Quellen die kritisierte Ähnlichkeit zu „irgendwelchen“ Hohenzollern, welche sollen denn dargestellt sein? Bisher erfährt man nur unkonkret etwas über diese Behauptung.


    Soll man jetzt Schadows Prinzessinnengruppe oder seinen ollen Fritz bei KPM oder der Gipsformerei der SPK auch nur noch wenn dann ohne Gesicht reproduzieren damit man sich vorsorglich nicht dem Verdacht einer mindestens fragwürdigen polit. Gesinnung ausgesetzt sieht?


    Die Dachterasse mag eine ästhetische Inkonsequenz sein besticht aber durch ihren Nutzungsreiz und ist auch für mich wie urbanfreak schreibt optisch längst nicht so überpräsent während das weglassen der Skulpturen erst recht aus solch bisher wenig überzeugenden Gründen für äußerst bedauerlich halte.

  • Das Sanchi Tor wird gerade aufgebaut. Sollte bis zum Nachmittag komplett stehen.


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    Korrektur der Text/Bild-Positionierung. War etwas verrutscht.

  • Auf dem Bauschild steht „Fertigstellung Dezember 2022“. War ich wohl zu voreilig.


    Unter den Linden ist das Tor nicht sichtbar, da es zu weit nördlich steht.


    Farblich erscheint es deckungsgleich zum Roten Rathaus, wenn man auf der Lustgarten-Seite steht.

  • Ist das Sanchi Tor eigentlich so ein Claudia Roth-Einfall?


    Es würde ja zu ihr persönlich schon passen, ein bisschen schrillen Ethno-Look auf den Schlossplatz zu bringen.

    Ich werde mir das mal unvoreingenommen anschauen. Es besteht aber die Gefahr, dass es richtig peinlich wird, wenn dort jetzt überall eine schräge Symbolik installiert wird. Dann wird’s wirklich disneyhaft.

  • ^ Meines Wissens geht die Idee mit dem Sanchi-Tor auf Herrn Parzinger zurück.


    Natürlich kann man argumentieren, dass ein Sanchi-Tor inhaltlich gut zu einem Humbolt-Forum passt. Aber dieses Tor beißt sich programmatisch mit der Einheitswippe. Man sollte aufpassen, dass sich das Umfeld des Schlosses nicht zu einem Gemischtwarenladen entwickelt.

  • Ich find den Aufstellungsort etwas merkwürdig und hätte wirklich schöner gefunden man. Hätte es als eine Art Pforte zum Stellaflügel ausgerichtet jetzt kriegts sowas funktions- und beziehungslos irgendwo abgestelltes.

    Einmal editiert, zuletzt von Endell ()