Freiraumgestaltung Berliner Schloss/Humboldt-Forum

  • ^ Ja, der Quatsch mit der "Berliner Mauer" ist politische Propaganda at it's best und passt wunderbar zu Architektators "Spitzbart"-Polemik: Leute mit anderen städtebaulichen Vorstellungen oder Interessen werden als Anhänger einer Diktatur diffamiert. Wobei Architektator als Privatmann solche Sprüche gegönnt seien – für den Förderverein als politischen Akteur im Berliner Städtebau sind sie unterirdisch.

  • An der Feststellung, daß man von der Caféterasse im Gegensatz zu den Animationen die Spree nicht sehen kann kann ich nichts "unsachliches" oder "schäbiges" entdecken. Und die Geschichte des Wiederaufbaus zeigt, daß man eben nie aufgeben darf - der Förderverein wird auch in punkto Schloßbrunnen, Rossebändiger und Adlersäule nicht aufgeben, auch nicht bei den Schloßterrassen.


    Die launige "Berliner Mauer" gleich mit Diktatoren gleichzusetzen, die Todesurteile befohlen haben, ist vielleicht wirklich etwas unpassend. Aber den Förderverein wird das nur anspornen. Ich bin mir sicher, daß noch etwas mehr vom schönen Alten durchgesetzt werden kann.

  • Ich denke, auch hier liegt die Kunst im Kompromiss. Es gibt ja bereits die völlig modern gestaltete Ostseite, nicht nur die Fassade, sondern auch was den Entwurf der Außenanlage angeht. Hier bildet die Ostseite das Kernstück des Entwurfs und wird ja auch ohne historische Zutaten so umgesetzt.


    Auf der Westseite kommt das Denkmal für die Einheit, dieses wird die Außenanlage auch hier zentral bestimmen. Ferner kommen die Schlossterrassen als moderne Interpretation. Somit ist die gesamte Grundanlage modern, egal an welcher Seite.


    Vielleicht wäre es ja ein Kompromiss, Adlersäule, Rossebändiger und Neptunbrunnen als 3D-Druck als Event für 8 Wochen im nächsten Sommer aufzustellen und dann stimmen die Menschhen einfach ab, ob sie alle drei Dinge, oder nur ein oder zwei dauerhaft am Schloss haben wollen. Dann wäre es eine demokratische Entscheidung.

  • Was kratzt mich eigentlich, ob man von der Terrasse aus auf die Spree sehen kann oder nicht... Sicher wird man von dort einen herrlichen Blick auf das Rote Rathaus genießen, auf die Marienkirche, den Fernsehturm und den Dom.


    Viel entscheidender als der Blick runter aufs Wasser ist doch, wie der Blick von der Stadt aus auf die Terrasse selbst bzw. auf die dortige Ufergestaltung ausfällt. Das 'ach so teuflische' Mäuerchen ist Teil einer steinern anmutenden Treppen- und Rampenanlage. Diese muss als Ganze nicht jedem gefallen. Aber die Diskussion zum Blick vom Café auf den Fluss finde ich extrem nebensächlich und auf skurrile Weise überbewertet.

    2 Mal editiert, zuletzt von Georges Henri ()

  • Was kratzt mich eigentlich, ob die Herrschaften von der Terrasse aus die Spree sehen können oder nicht? Sie werden einen herrlichen Blick auf das Rote Rathaus genießen, auf die Marienkirche, den Fernsehturm und den Dom.


    !!!! Genau das denke ich mir auch die ganze Zeit. Ist ja nicht so, als hätte man die Mauer direkt vor dem Gesicht, man kann nur nicht DIREKT auf die Spree gucken- was nebenbei, selbst wäre das Geländer durchsichtig, auch nur den Leuten, die direkt an eben diesem sitzen, vergönnt wäre.

  • @Architektator


    Die Lustgartengestaltung orientiert sich an den Entwürfen Schinkels.
    Man hatte sich gegen die Version aus den 1870igern von Strack entschieden.


    Meiner Meinung nach gibt es dafür gute Gründe:
    1. Das zentrale Reiterstandbild gibt es nicht mehr und bisher gibt es keine Überlegungen es nachzubauen
    2. die Pflegebudgets für Grünanlagen sind deutlich geschrumpft, so dass solch aufwändige Schmuckanlagen zu teuer sind
    3. Erwartungen der Nutzer haben sich geändert. Man will heutzutage auch gern einmal auf dem Rasen sitzen, statt nur drum herum zu spazieren.


    Ich bin eher für eine Erweiterung der jetzigen Planung bis zum Schloss (somit verteilt sich auch der Nutzungsdruck besser auf mehr Fläche), statt einer zumöbilierung mit Gehölzen und Denkmal.

  • ^ Bezogen auf die Nutzungsehe ich es auch so.
    Wenn man z.B. Hecken und Beete um die Rasenflächen anlegen oder gar Zäune aufbauen würde, entspräche das überhaupt nicht den Bedürfnissen. Dabei ist es auch völlig egal ob sich dort gebürtige Berliner, zugezogene Berliner oder Touristen und Geschäftsleute aufhalten.


    Es könnten aber gerne mehr Kübelpflanzen aufgestellt werden, gießen muss man in den Sommern sowieso. Vielleicht wäre das ein Kompromiss.

  • Die Diskussion treibt schon ganz schöne Blüten. Natürlich MUSS man nicht auf die Spree schauen, wenn man schon in einem Café am Ufer sitzen kann, aber es ist natürlich ein Schildbürgerstreich, wenn man das nicht KANN - und zwar nur weil man unbedingt die historischen Brüstungsgitter vermeiden will.


    Eine Mauer mit 1,10 Meter Höhe - das kann jeder im nächsten Straßencafé mal nachmessen - bedarf schon eines hohen Stuhles, damit man rüberschauen kann. Einen solchen Unsinn zu kritisieren (zumal es mit gestalteten Gittern bauordnungskonforme Alternativen gäbe) ist doch völlig richtig. Aber wird werden es ja erleben, auch wer da wie die Gastronomie betreibt.


    Die Fragen des Neptunbrunnens oder der Adlersäule sind ja keine Frage von Volksentscheiden sondern von denkmalpflegerischen Einschätzungen. Der Brunnen ist in seiner jetzigen Form (mit dem neuen Becken aus DDR-Tagen) an seinem jetzigen Ort geschützt - eine Veränderung eines Denkmals zurechterlaubnispflichtig. Die hat der ehem. Landeskonservator Haspel verwehrt - wie sein Nachfolger Rauhut dazu steht ist mir nicht bekannt.


    Ähnlich verhält es sich mit den Rossebändigern. Dr. Haspel vertrat die Auffassung die Aufstellung im Kleistpark durch Dr. Pniower sei ein herausragendes Beispiel moderner Gartengestaltung und verwehrte deshalb die Erlaubnis zur Veränedrung und zum Umzug. Tatsächlich hat Dr. Pniower selbst in einem Aufsatz in den 1950er Jahren berichtet die Gestaltung sei "nur ein Notbehelf" und später zu ändern. Aber was ficht es Zeitgenossen an, wenn sich Künstler anmaßen ihr Werk selbst zu interpretieren. Auch hier ist mit eine Einschätzung von Rauhut nicht bekannt.


    Die Phantomschwerzen des Bezirkes, unter dessen Obhut die Kunstwerke wie auch die Königskolonnade dem Verfall und der Beschmiererei preisgegeben werden, liessen sich schon durch andere Maßnahmen lindern, hilfsweise durch eine Entscheidung des Regiermeisters (ist der überhaupt noch im Amt? Man hört ja garnichts mehr).

  • ^ Beim Original gab es gar kein metallenes "historisches Brüstungsgitter", sondern eine steinerne Balustrade und das in Lage der Ufermauer. Durch dieses Original hätte man praktisch auch kaum einen Blick auf die Spree werfen können.


    Foto 1
    Foto 2


    Man muss halt nun herantreten an die "neue Berliner Mauer", um herüber zu blicken, wie einst am Potsdamer Platz.
    Ein bischen Bewegung schadet den wohlgenährten Restaurantbesuchern auch nicht, gerade nach reichlich Kaffee und Kuchen oder Burgern mit French Fries. :lach:

  • Man hatte sich gegen die Version aus den 1870igern von Strack entschieden.
    Meiner Meinung nach gibt es dafür gute Gründe:


    2. die Pflegebudgets für Grünanlagen sind deutlich geschrumpft, so dass solch aufwändige Schmuckanlagen zu teuer sind.


    Wenn das nicht ein wirklich guter Grund ist, dann weiß ich auch nicht.
    Wir reden hier schon von einer der prominentesten Orte unserer Hauptstadt, oder? (und sowas schreibst du wirklich allen Ernstes aus Paris)


    3. Erwartungen der Nutzer haben sich geändert. Man will heutzutage auch gern einmal auf dem Rasen sitzen, statt nur drum herum zu spazieren.


    Das sind sicherlich größtenteils die Erwartungen jüngerer Leute.
    Wer z.B. jenseits der 50 ist hat eher nicht das Bedürfnis sich von der Rasenebene wieder nach oben quälen zu müssen, der würde lieber von einer Gartenbank aufstehen.
    Und was die grundsätzlichen Erwartungen an eine kulturhistorische Gartenanlage sein sollten, dürfte nicht von der Partylaune einzelner und kurzweiligen Trends bestimmt werden.


    Ob durch das regelmäßige Abwirtschaften bzw. Erneuern einer Partyliegewiese nun unbedingt soviele Kosten eingespart werden weiß ich nicht. (siehe auch das leidliche Beispiel der Wiese vor dem Reichstag)


    Ich bin eher für eine Erweiterung der jetzigen Planung bis zum Schloss.


    Der Gedanke gefiel mir schon immer.
    Nur würde ich in der Aussage das "eher" ersatzlos streichen wollen und würde "der jetzigen Planung" durch aufwertende Ergänzungen austauschen.


    Mit aufwertenden Ergänzungen meine ich z.B. das Anpflanzen niedriger Sträucher, das Einfassen der Grünflächen durch kniehohe Ziergitter und das Aufstellen von Gartenbänken im gesamten Lustgarten.
    Der bestehende wie auch der zum Schloss erweiterte Teil müßten nicht grundsätzlich von Schinkels Entwurf abweichen.




    Gruß, Jockel

  • ^ Beim Original gab es gar kein metallenes "historisches Brüstungsgitter", sondern eine steinerne Balustrade und das in Lage der Ufermauer. Durch dieses Original hätte man praktisch auch kaum einen Blick auf die Spree werfen können.


    Konstantin meinte in seiner Aussage sicher nicht den Standort der Brüstungsgitter sondern die Art und Weise derer Gestaltung.


    Selbst am Palast der Republik standen diese "historischen Brüstungsgitter" an nicht historischer Stelle um den Blick zur Spree nicht zuverstellen.


    Bei der historischen steinernen Balustrade ging es sicher eher darum den Blick auf den Uferbereich am Schloss (der nicht frei zugänglich war) von Außen zu verdecken.
    Schließlich lag die gegenüberliegende Burgstraße in etwa auf Höhe Schlossniveau bevor dieser Uferbereich als Marx-Engels-Forum abgesenkt wurde.



    Gruß, Jockel

  • Die Ostseite ist ja nicht original - da braucht die Brüstung auch nicht historisch zu sein. Es gibt ja auch genug Beispiele für zeitgenössische blickdurchlässige Absturzsicherungen. Allerdings wenig schöne - aber besser als eine Mauer.


  • Der Lustgarten könnte wirklich eine Aufwertung gebrauchen. So sah er bis zur Umgestaltung 1936 aus, mit einem Denkmal für Friedrich Wilhelm III. in der Mitte und zwei Brunnen am Schloss:




    Diese Idee wurde hier schon mal visualisiert:


    http://www.berlinertourguide.c…Vorschlag-modifiziert.htm


    Hat was! In Zukunft wird es in Berliner Grünanlagen wohl mehr um Palmen und Kakteen gehen: Berlin und Brandenburg gehört zu den regenärmsten Regionen Deutschlands.


    Wir haben jetzt im April Waldbrandwarnstufe 4 :nono:

  • Das wird wohl eine Wunschvorstellung bleiben. Selbst wenn, wegen mir gerne, der Individualverkehr komplett aus dem Bereich verbannt wird, muss irgendwo noch der ÖPNV und Sonderverkehr durch. Den dann Zickzack über die Schlossfreiheit und den Schlossplatz bis zur Breiten Straße zu führen, nur um eine so nie dagewesene Grünanlage zu erhalten, ist m.E. nicht gerechtfertigt.


    Vielleicht ist es aber in absehbarer Zeit realistischer, die Straße zu verschmälern und die Anlage des Lustgartens immerhin um 30 Meter nach Süden zu vergrößern. Das halte ich für einen aussichtsreichen Kompromiss.


    TwistedRoad: Das Problem der Erwärmung und ausbleibendem Regen (man könnte auch Klimawandel dazu sagen) wird uns sicherlich zunehmend beschäftigen.
    Anhand des Lustgartens lässt sich da schon gut aufzeigen was passieren könnte. Gewünscht wird am liebsten ein verspielter Barockgarten mit Hecken und Beeten, praktisch wäre eine sattgrüne Rasenfläche, notwendig wäre dann bald aber, möglichst trockenheitsresistente schattenspendende Bäume (Korkeichen, Olivenbäume?) zu pflanzen. Und dann geht es ähnlich wie bei Palmen und Kateen nicht mehr um die Frage, was sieht gut aus, sondern was wächst überhaupt noch um eine Versteppung der Flächen zu vermeiden? Wenn es da keine Lösung gibt, kann es auch sein, dass die Rasenflächen des Lusgartens bald gepflastert werden müssen. Nicht weil es besser ist, sondern weil man solche sonnenexponierten Rasenflächen nicht mehr mit vertretbarem Aufwand erhalten kann

  • Die Idee, den Lustgarten wie in der NS-Zeit zu pflastern, nur weil so der Pflegeaufwand geringer ist, halte ich für völlig absurd. Schön wäre eine Mischung aus der heutigen Gestaltung und der Strack-Fassung von 1871: Die begehbaren Rasenflächen bleiben erhalten, das Denkmal für Friedrich Wilhelm III. in der Mitte und die Brunnen am Schloss kehren zurück. Das wäre doch ein guter Kompromiss!

  • Man muss ja die Fläche nicht als Aufmarschplatz pflastern, hat auch hoffentlich keiner vor!


    Natürlich wird für die nächsten Jahre wohl regelmäßiges Bewässern ausreichen,
    man muss sich aber damit auseinandersetzen, was man machen will, wenn bei regelmäßigen langen Trockenphasen, der Rasen schlichtweg verdorrt und unansehlich wird, bzw. gar nicht mehr wächst. Staubige Stankästen sind dort bestimmt nicht erwünscht.


    Das Reiterstandbild von Friedrich Wilhelm III. (mir persönlich ist nicht klar, was daran gut aussehen sollte, das Pferd? ;)) spendet bestimmt nicht genug Schatten und wenn die gerade zurückgewonnene Sichtachse nicht durch Bäume verstellen werden soll, kommt man um eine derartige Planung m.E. nicht herum.

  • Wenn eine gärtnerische Pflege im Lustgarten eine so unüberwindbare Hürde darstellen sollte, wäre ich für...


    ...alles betonieren und grün streichen!!!



    Gruß, Jockel

  • Berlin/Brandenburg gehörte schon immer zu den trockenen Regionen Nordeuropas. Dazu Sandboden, der besonders schlecht Wasser speichert, und auch kein großer Fluss der wenigstens Wasser aus der Ferne nach Berlin bringt. Was heute alles dem Klimawandel angedichtet wird ist absurd. Trotzdem wird's auch immer die Ecke Deutschlands sein, die im Winter am stärksten Streifschüsse kontinentalen Winters bekommt, das heißt irre kalter Ostwind. Das killt dann auch die Hanfpalme regelmäßig.


    Berlin ist nicht Paris, es gibt klare klimatische Grenzen für die Gestaltung des Grüns im Außenbereich des Humboldt. Ich persönlich würde ohnehin aufwändiges Pflaster und hochwertige Sitzgelegenheiten in Kombination mit ganzjährig aufwändig gärtnerisch saisonal bepflanzten Rabatten und Hochbeeten bevorzugen. Das ist aber mit konstantem Aufwand verbunden und was der ambitionierte Hobbygärtner daheim nach Feierabend wuppt ist der Masters of the Universe Hyperhauptstadt Berlin wohl organisatorisch und finanziell nicht zuzumuten. Es muss möglichst unterhaltsarme Dauergestaltung sein und da gibt's wenige Optionen, die Weite wirkt da schnell trist, besonders im Winterhalbjahr. Das ist eine bewusste politische Priorität.

  • Was heute alles dem Klimawandel angedichtet wird ist absurd.


    Derzeit ist es in Berlin/Brandenburg laut Medienberichten so trocken wie seit 50 Jahren nicht mehr. Hat aber natürlich nichts mit Klimawandel zu tun, war schon immer so. :rolleyes:


    Ich persönlich würde ohnehin aufwändiges Pflaster und hochwertige Sitzgelegenheiten in Kombination mit ganzjährig aufwändig gärtnerisch saisonal bepflanzten Rabatten und Hochbeeten bevorzugen.


    Mag ich auch, ist aber mit der derzeitigen Nutzung des Lustgartens als Ruhe- und Verteilerplatz für Millionen von Touristen kaum in Einklang zu bringen. Rasenflächen zzgl. gepflegter Pflanzenkübel sind schon eine sinnvolle Möblierung. Als Ergänzung könnte ich mir ein paar Rhododendren oder Kirschlorbeeren in Anlehnung an die kaiserzeitltliche Bepflanzung vorstellen. Wer Blütenpracht sucht, wird auf der Luiseninsel im Tiergarten oder im Schlosspark Charlottenburg fündig.


    Es muss möglichst unterhaltsarme Dauergestaltung sein und da gibt's wenige Optionen, die Weite wirkt da schnell trist, besonders im Winterhalbjahr. Das ist eine bewusste politische Priorität.


    Der Kostenfaktor ist der eine Aspekt, die Nutzung (siehe oben) der andere. Aber: Dass es im Winter trist wirkt, ist "bewusste politische Priorität"? Eher Kollateralschaden, oder? Und: Trist wirkt im Winter selbst Park Sanssouci – Rosen ohne Blüten und Blätter geben ein prima Todessymbol ab.