Leipzig: Gästehaus am Park (Sanierung + Neubau in Planung)

  • Schade, dass der Entwurf nicht noch einmal geändert wurde. Mir ist dieser immer noch nicht stimmig. Die Aufstockung des Flachbaus verhagelt etwas die Gebäudemasse-Zusammensetzung mit dem alten Riegel. Außerdem wird die Struktur des Flachbaus völlig verändert. Die Überbleibsel der Klassischen Moderne die hier in den 1970ern noch durchblitzen, verändert.


    Der neue Riegel ist sicher auch so störend in der alten Anordnung der Gebäude, aber hier sehe ich zumindest noch eine Notwendigkeit zur Wohnraumgewinnung an. Dennoch ist auch dieser in keiner Weise stimmig. Weder setzt dieser hier zu einem gelungenen Bruch des Ensembles an, noch wird der alte Riegel hier gespiegelt. Oben drauf wäre zumindest noch die Möglichkeit gewesen, zumindest die Struktur des Flachbaus zu übernehmen. Hier passen weder EG-Zone noch die einzelnen Geschosshöhen.



    Das hätte man alles auch intelligenter machen können. Obwohl in der Lage und bei dem Preissegment eigentlich die Masse nicht nötig gewesen wäre.

  • ^Yup, hinterher wird es sogar noch mehr nach „Platte“ aussehen, als vorher. Zumal der Straßenblock Haydn-/Schwägrichenstraße nebenan eh schon total versaut ist mit dem üblichen ultrahässlichem Vorort-Bauhaus-Würfelhusten. Ich stell mir vor das sich die Bewohner regelmäßig schlapp lachen, dass sowas in der Lage überhaupt durchgewunken wurde. Das Musikviertel könnte also hier etwas Aufwertung gebrauchen - und ja, ich stimme zu, die gehobenen Preise und die Lage direkt am Park sollten das eigentlich zulassen.

  • ^Finde die 10 Fehler im Bild:

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    Bei dem Palazzo-artigen und im Venedig-Style erbauten Eckgebäude wurde der Hofeingang so gestaltet...

    wzfe38rk.jpg
    ...und beim gegenüberliegenden Block...äh... so (direkte 180-Grad-Drehung):
    54krwg2p.jpg Bilder: meine, geschenkt


    Daneben nun also die geplante Neubebauung, ebenfalls in minimalistischer Kistenform- aber immerhin mit hoher Dichte (130 Wohnungen in dem neuen 7-Geschosser) - ich bin gespannt.
    Wenn ich mir die Bottropp-isierung unserer Stadt so anschaue bin ich eigentlich auch ganz froh, wenn Leipzig416 in der jetzigen Form kippt. Die Gefahr, dass ein einzelner Investor ein so großes Areal mit Billig-Schrott vollstellt ist viel zu groß. Das wäre der absolute Supergau für die Stadt.
    Am hier gezeigten Beispiel kann man sich gut anschauen, wie die ständig wachsende Ansammlung von weißen Kisten nach und nach ganze Viertel versaut... und weitere Kisten sind schon in der Pipeline (Schulerweiterung Telemannstraße & Co.)...

  • Die Investoren sind in der Regel nicht die Schuldigen. Sicher gibt es einige, die einfach nur billig bauen wollen. Andere wären durchaus bereit, sich strengeren Gestaltungsregeln zu unterwerfen. Aber häufig sind es doch die Städte selbst, die diesen Murks fordern. "Moderne Architektur" wolle man. Dann kommt eben sowas bei raus.

  • Da hätte ich gern mal einen Beleg, wo die Stadt Leipzig einem Investoren, der aufwendiger bauen will, zu einem WDVS-Kasten gezwungen hätte. Wenn das die "Regel" ist, gibt es doch bestimmt viele Beispiele.

    Ich höre hier wieder einen politisch motivierten Vorwurf heraus. In 99,9% der Fälle bestimmen die Investoren die Summe, die sie für Gestaltung aufwenden wollen und nicht Architekt oder Stadt.

  • Die Materialwahl spielt bei der Gestaltung keine Rolle. Man kann auch mit Ziegeln einen absolut anspruchslosen weißen Kasten hinzaubern. Ansonsten ist das aber so gewollt. Kubische Formensprache, flache Dächer - So sehen fast alle größeren Neubauviertel in der Republik aus, gerade bei Mehrgeschossern. Leipzig hat solche großen Neubauviertel noch nicht. Nur punktuell, kann man es erahnen, wie eben im Musikviertel. Ein Blick zur Partnerstadt Frankfurt (Europaviertel, Riedberg) zeigt uns aber, wie sowas ausschaut.


    Zumal man mit dem Mythos aufräumen muss, bei der Fassadengestaltung spiele Geld irgendeine Rolle. Das ist Unfug. Bei dem was ein Neubau heute kostet, sind das Peanuts. Zumal es überhaupt nicht schwer ist, ein Gebäude ordentlich zu gliedern oder es harmonisch in eine bestehende Häuserzeile. Da reicht hier und da ein Gesims oder noch simpler eine Traufe.

  • In der LVZ wird heute auch der offizielle Baubeginn der einstigen Honecker-Herberge verkündet. Zuerst werden die beiden Bestandsgebäude von 1968 behutsam entkernt und parallel dazu entlang der Karl-Tauchnitz-Straße die Baugrube für die Tiefgarage ausgehoben. An der Ecke zur Haydnstraße wird ein Neubau mit 34 Wohnungen errichtet, ohne den die originale Rekonstruktion nicht rentabel gewesen wäre.


    Die Sanierung erfolgt in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz, bei der die Fassaden rekonstruiert oder ergänzt werden, wo sie nicht mehr zu retten sind. Die 400 Quadratmeter große Eingangshalle mit Atrium im zweistöckigen Flachbau bleibe original erhalten, in der auch das stark zerstörte Wandrelief von Bernhard Heisig fachgerecht restauriert wird. Die Eingangshalle soll als Treffpunkt für die künftigen Bewohner dienen. Außerdem soll an der 4,5 Meter hohen Fensterfront eine ruhige Gewerbeeinheit mit Blick ins Grüne einziehen.


    In den Flachbau wird ein zweiter Lichthof eingeschnitten, damit alle Wohnungen viel Tageslicht bekommen. Im sechsgeschossigen Bestandsgebäude bleiben 6 Wohnungen in den originalen Grundrissen und Raumaufteilungen bestehen, bei denen, sofern noch vorhanden, die blauen Wandfliesen restauriert werden. Diese sollen den Namen "Franz Josef" tragen, eine Anspielung auf den früheren Ministerpräsidenten Bayerns, der mehrfach im Gästehaus weilte, obwohl er es vorzog, lieber im Gästehaus des Rates des Bezirkes - dem heutigen amerikanischen Konsulat - zu übernachten statt mit Erich Tür an Tür im Gästehaus des Ministerrates und Politbüros der DDR.


    In zwei Jahren, dann nach über 27 Jahren Leerstand, soll alles fertig sein. Die Kosten belaufen sich auf über 50 Mio Euro.




    Ein paar Visualisierungen dazu:


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    26ea826e-eeaa-11ea-a9ffjaa.jpgQuelle: homuth + partner architekten

  • Knapp 2 Monate später sind die Entkernungsarbeiten schon weit fortgeschritten:

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    Schwere Pfahlrammarbeiten für den 7-geschossigen Neubau am Park erschüttern das südliche Musikviertel:
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    Die Baugrube ist fertig ausgehoben, das Fundament für die Tiefgarage im Bereich des Altbaus teilweise schon gelegt:

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    pics by 555Farang


    Einen Abholer zum Projekt incl. Innenaufnahmen gibt es hier zu sehen.

  • Beim zonalen Gästehaus muss man ja schon fast von einer Rekonstruktion sprechen. Mehr als das Gerippe ist nicht übrig.

  • ^ Naja, ist halt ein Stahlbetonbau mit vorgehängter Fassade, die durch Verwahrlosung und Vandalismus nun wirklich nicht mehr zu retten war. Im Prinzip passiert hier das Gleiche wie bei der Sanierung der denkmalgeschützten Blechbüchse oder bei der ebenfalls denkmalgeschützten Löwen-Apotheke.


    Wir hatten ja schon an verschiedenen Stellen hitzige Diskussionen in der Vergangenheit geführt, inwieweit es dem Denkmalschutz überhaupt gerecht wird, wenn die (denkmalgeschützte) Fassade vollständig oder überwiegend neu errichtet wird.

  • Der Neubau beim Komplex "Gästehaus am Park" illert zaghaft über den Bauzaun:


    Derweil sein altersschwacher Nachbar nackt und streng die Haydnstraße beäugt

  • Update


    Schwägrichen- / Ecke Haydnstraße:

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    Die Einfahrt zur Tiefgarage mit dem Neubau am Park im Hintergrund:

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    An der Haydn- / Ecke Karl-Tauchnitz-Straße lässt sich die zukünftige Raumwirkung des Neubaus mit bald 7 Etagen erahnen:

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    Etwas strange, dass die abgerundete Ecke an der zur Kreuzung abgewendeten Seite errichtet wird, ich bin schon mal auf das Endergebnis gespannt:

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    Am überbauten Teilstück der ehemaligen Robert-Schumann-Straße befindet sich das Tiefgeschoss im Bau:

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    pics by 555Farang maps