Mir scheint es, diese komische Forderung nach einem "Wir-Gefühl" rührt aus einer piefigen etwas veralteten Heimatromantik her, die man vielleicht noch bei den nationaldenkenden Land- und Kleinstadtbewohnern und älteren Großstadtbewohnern findet, aber in dem oben angesprochenen Milieu nur für eine hochgezogene Braue sorgt.
Das deckt sich überhaupt gar nicht mit meinen Erfahrungen. Nach meinem Empfinden haben die Einwohner in Frankfurt von allen Städten in denen ich bisher gelebt habe (Köln, Mannheim, Mainz, Frankfurt) den mit Abstand geringsten Lokalpatriotismus, wenn man das so nennen will.
Ich nehme mal Köln als Beispiel: Köln ist die Studentenstadt schlechthin, aber jede Menge junger Leute bleiben nach ihrem Studium dort hängen. Wieso ist das so? Ich glaube es liegt vor allem an den Menschen dort die ihre Stadt verdammt geil finden (trotz allem) und das färbt einfach ab, weil Köln auch objektiv gesehen einige Vorteile hat (gerade städtebaulich: das gesamte Korsett der Stadt mit Parks und Stadtteilen in den es sich gut wohnen und leben lässt), allerdings auch Nachteile (Köln ist hässlich, teilweise auch total verbaut). Diese Leute sind also nicht einfach nur irgendwelche Provinzeier deren Begeisterung man als Spinnerei abtun kann. In Mannheim dagegen kam mir das immer etwas suspekt vor wenn sie sich über Ludwigshafen lustig gemacht haben.
Was ich sagen will: Ja natürlich kann so ein Wir-Gefühl den Unterschied machen und der geht nun mal von den Alteingesessenen aus. Letztendlich geht es darum sich zu Hause zu fühlen. Und das hängt meiner Meinung nach etwas stärker von weichen Faktoren ab. Jemand der weiß dass er in zwei Jahren wieder weg ist will sich aber auch gar nicht zu Hause fühlen, weil das seinem Plan im Weg stehen könnte.