"Höfisches" aus Mittelsachsen
Heute gibt es zur Abwechslung einmal „höfische“Impressionen aus Mittelsachsen.
Vom 31. Mai bis 28. Juni 1730 fand auf den Feldern bei Zeithain, rechtselbisch dem damals noch eher unbedeutenden Riesa gegenüber, ein großes Lustlager auf Betreiben eines gewissen illustren sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs statt, das nicht nur als größte Heerschau ihrer Zeit, sondern vor allem auch als Darstellung barocken Lust- und Lebensgefühls schlechthin für großes Aufsehen sorgte. Da klappte selbst dem anwesenden „Soldatenkönig“ unseres heiß geliebten nördlichen Nachbarn die Kinnlade herunter, und sein Frust kulminierte (mal wieder) in einem herzhaften Streit mit seinem unbotmäßigen Sprössling. Die daraus resultierende Flucht desselben endete vor allem für einen gewissen von Katte bekanntlich eher unvorteilhaft. Ob es der Verlust seines Intimus war, der den zukünftigen „Großen“ Friedrich in den folgenden Jahrzehnten gerade gegenüber Sachsen dermaßen unnachgiebig auftreten ließ…?
Johann Alexander Thiele: Das Zeithainer Lager. Um 1730/31, Gemäldegalerie Alte Meister Dresden (SKD).
Allerdings war die Präsentation militärischer Macht, wie meist in der sächsischen Geschichte, bekanntlich wenig nachhaltig und mehr von Schein als Sein geprägt. Der gute August verstand sich eben vor allem auf die große Show…
Vom Lager in situ überlebt haben bis heute drei der sandsteinernen Obelisken, die als weithin sichtbare Markierungen aufgestellt wurden. Sie sind noch immer auf dem Feld zwischen Glaubitz, Marktsiedlitz und Streumen irgendwo zwischen Gewerbegebiet, JVA und Eigenheimsiedlungen zu bewundern, seit letztem Jahr frisch restauriert. Die Bilder stammen bereits von 2016.
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Sprung nach Oschatz, und einige Jahrhunderte zurück. In der Nähe der Stadt lassen sich noch immer die Ruinen von Schloss Osterland bewundern, das Anfang des 13. Jahrhunderts unter Dietrich dem Bedrängten als Jagdhaus erbaut wurde. Nur kurz genutzt verfiel die Anlage recht schnell und wurde wohl, wie meist in einem solchen Fall, von den Bauern der Umgebung freudig als Steinbruch genutzt. Ihr genaues Aussehen ist weitgehend unbekannt.
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Wermsdorf bei Oschatz hat dergestalt gleich zwei Höhepunkte zu bieten. Das alte Jagdschloss ist ein noch recht bescheidener Renaissancebau aus dem 17. Jahrhundert. Die unregelmäßige Dreiflügelanlage wurde mehrfach umgebaut und erweitert und beherbergt heute verschiedene Einrichtungen der Gemeinde.
Nordflügel mit Tor und zugeschütteter Steinbrücke.
Nordflügel, Detail. Der Rauhputz sieht verdächtig nach 30er Jahre aus, die Zwerchhäuser mit den schlichten, aber schön proportionierten Renaissancegiebeln sind in ihrer geweißten Fassung wohl dem Ursprungszustand angenähert.
Zugangsbrücke.
Vor dem Haupteingang steht König Albert, der das Schloss ab 1878 wieder als Jagdschloss einrichten ließ und hier sehr gern verweilte.
Gegenüber die alte Poststation, ein schlichter Barockbau aus dem Jahre 1724.
Blick in den ehemaligen Schlossgraben.
Im Hof: Ostflügel.
Der markante Wendelstein mit welscher Haube zwischen Nord- und Ostflügel.
Nord- und Westflügel mit Tor.
Blick entlang der Hoffassade des Ostflügels.
Schlosshof von Süden.
Turm aus der Nähe.
Wir verlassen die Anlage. Das Schloss durch den südlichen Eingang gesehen.
Direkt neben dem alten Jagdschloss liegt die Evangelische Kirche, ein im Kern gotischer Bau mit einem kurioserweise über dem Chor errichteten Barockturm von 1696.
In der Ferne das eigentliche Ziel und der Höhepunkt der Reise. Dazu im nächsten Beitrag.
Auf dem Wege dahin fand sich diese bemerkenswerte historische Geschäftsreklame.