^ Dem L40 kann ich ja tatsächlich durchaus etwas abgewinnen. Das ist ein Bau, der im positiven Sinne tatsächlich Spannung erzeugt und angemessen urban wirkt. Obwohl vom gleichen Architekten entfaltet er eine völlig andere Wirkung als der Suhrkamp-Entwurf. Das hat vielleicht auch mit dem schmalen Grundstück zu tun, dass wenig Spielraum für eine freie Entfaltung gelassen hat.
Suhrkamp-Verlagssitz (Rosa-Luxemburg-Platz)
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Jetzt sind die Schlachten geschlagen, die Erschöpfung macht sich breit, schon seit fünf Stunden kein neuer Beitrag mehr.
Zeit um sich von der Oberflächlichkeit zu verabschieden und zu hinterfragen welche Heilsbotschaft der Verfasser dieses Textes (und Entwerfer des Suhrkamp-Gebäudes) den Bewohnern dieser Stadt bringen möchte: „Das Gebäude ist (..) Teil unserer Arbeit an der Auflösung des rigiden Blockrandkonzeptes der hierarchisch geprägten Stadt Berlin zugunsten eines offeneren, heterarchischen Systems“.
Was heißt hier hierarchisch geprägte Stadt? Das es Haupt- und Nebenstraßen gibt? Berlin, eine Stadt die auf Grund der Polyzentralität jedem Neu-Bürger im ersten Jahr des Einzugs erst mal zum Geocaching zwingt. Wo ist denn das hierarchische Berlin?? Und wo gibt es im Stadtkörper nach der Vernichtung durch den Krieg und dem noch radikaleren Kahlschlag unter der anti-urbanen Doktrin der Modernen (im dritten Viertel des letzen Jahrhunderts) noch nicht gebrochene rigide Blockrandkonzepte die nach Auflösung verlangen?? Und mit Heterarchie wird ein wohlklingendes Wort aus der Neurophysiologie zweckentfremdet und wohlfeil auf die Stadt projiziert.
Na gut, könnte man einwerfen, ein Architekt muss kein Schriftsteller sein. Und Logik ist etwas für hierarchische Langweiler. Aber das ganze riecht schwer nach den paranoid-kritischen Konzepten von Schriftsteller-Kollege Koolhaas.
Koolhaas hat das andere Verlagshaus geplant, jedenfalls hat er das Konzept vorgegeben. Die aktuelle Arbeit ist mittlerweile von weniger geistreichen Kollegen übernommen. Auch hier ein Beispiel nicht stadtverträglicher Architektur. Es wird der Typus des Flugzeughangars bemüht. Allerdings nicht dreißig Kilometer vor der Stadt sondern mittendrin, dort wo früher mal Innenstadt war.
Und auch die kleine Schwester TAZ möchte nicht zurückstecken. Vom Land Berlin alimentiert wird an der Friedrichstraße, einstige Hauptachse der verschwundenen Barockstadt, ein eckiger Gasometer errichtet. Ein Gebäudetypus aus der industriellen Revolution, also aus der Zeit der rußgeschwängerten Lüfte . Ob die gestapelten Andreaskreuze als Christliche Symbolik verstanden werden sollen, ist nicht klar. Der Balken vor dem Kopf ist für die Mitarbeiter jedenfalls faktisch.Verlage wollen sich im 21. Jahrhundert nicht mehr mit feinsinniger Architektur auszeichnen, wie es mal beim Mosse-Haus oder dem Ullsteinhaus der Fall war. Es muss krachen und brechen. Die (harmonische) Einfügung in einen städtischen Kontext ist wohl das allerletzte was gefragt ist. Der Niedergang der Printmedien findet nicht kampflos statt, es wird mit alle Macht gegen die urbane Stadt gekämpft.
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Genau, aber der Architekt berücksichtigt sie, statt sie zu ignorieren, wie dies jene schlechte Moderne tat, mit der dieser Entwurf fortwährend vermischt wird, und die (siehe etwa die Kleine Alexanderstraße unweit dieses Ortes hier) wahre Unorte geschaffen hat.
Auch der Architekt muss sich dem Flächenbedarf des Bauherrn beugen. Bei einer Umsetzung eines rechten Winkels gingen hier locker 6 kleine Büros verloren.Wie man sieht: Es ist kompliziert,
Für dich vielleicht.und auf ein simples "gefällt mir/gefällt mir nicht"-Urteil lasse ich mich nicht ein.
Musst du ja auch nicht. Wenn dir meine oder andere Begründungen und/oder Assoziationen zu trivial sind, nun gut, was soll man da noch weiterdiskutieren? -
^^ bei der TAZ hat man es übrigens auch wieder mit den Hirarchien ("System ohne Hierachien", http://www.taz.de/Zwischen-Fachwerk-und-Berghain/!142208/), scheint so eine Mode der Architekturlyrik zu sein.
^ in der Tat fragt man sich, was Architektur denn eigentlich in den Augen von Zeitgenossen sein und erbringen soll, wenn das bloße Gefallen in einem Gespräch über Architektur zur trivialen Banalität abgestuft wird. Also doch wieder Architekturlyrik? Das artet dann halt gern in Bullshit-Bingo aus. Bezüge, Brüche, Scharnier, ... Hirarchie!
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^und ^^ Das Wort "trivial" habe ich weder verwendet noch gemeint, das hat Bato mir untergeschoben. Ich habe bloß gesagt, dass "gut" vs. "schlecht" mir für mein Urteil hier nicht reicht, weil ich an dem Entwurf Aspekte finde, die mir gefallen und solche, die mir nicht gefallen. Wenn der Hinweis auf einen "Bezug" zum gegenüberliegenden Gebäude schon Bullshit-Bingo ist, dann können wir es echt sein lassen. Und wie soll man ein "Gespräch über Architektur" führen, wenn nach "Finde ich gut", "Ich nicht" schon alle Argumente getauscht sind?
Im übrigen hat das Wort "Hierarchie" in Bezug auf die Berliner Mietskasernen-Stadt eine ganz klare und allgemein bekannte Bedeutung: Es bezieht sich auf die Hierarchie der Vorder- und Hinterhäuser, der Stockwerke und der Höfe. Mit Lyrik hat das nichts zu tun. (Andererseits haben die Hinterhöfe auch mit dem Suhrkamp-Entwurf nichts zu tun, aber das steht auf einem anderen Blatt – verzeiht mir, wenn ich differenziere.)
@ Taxodium:
Reinste Literatur! So viele Metaphern: "Andreaskreuze", "Flugzeughangar", "eckiges Gasometer"! Und der hohe Ton: "Das andere Verlagshaus" statt Springer-Neubau, "rußgeschwängerte Lüfte" statt dreckige Luft. Und dieser subtile, politische Witz: Taz-Mitarbeiter haben Balken vor dem Kopf – was habe ich gelacht! Nur die doppelten Fragezeichen hinter rhetorischen Fragen solltest Du Dir abgewöhnen, das ist ein Stilmittel für Facebook-Querulanten. Zum Inhalt:
Zitat von TaxodiumDer Niedergang der Printmedien findet nicht kampflos statt, es wird mit alle(r) Macht gegen die urbane Stadt gekämpft.
Wer hinter jedem Bau, der ihm nicht passt, Kriegführung gegen die Stadt vermutet, sollte anderen keine Paranoia unterstellen. In allen drei von Dir genannten Fällen (Suhrkamp, Springer, Taz) werden keine Blockränder zerstört, sondern leerstehende Grundstücke bebaut. Es findet also eine Verdichtung statt, keine Auflockerung, wie es für den Städtebau der Moderne typisch war.
Und auch wenn sich für Dich die Frage, ob ein Gebäude urban ist, allein am Blockrand entscheidet – es gibt Leute, die den Suhrkamp-Entwurf durchaus für urban halten und mit den städtebaulichen Vorstellungen aus dem "dritten Viertel des letz(t)en Jahrhunderts" dennoch nichts zu tun haben wollen. Räudige Leute natürlich, Typen wie mich, aber es gibt sie. Und ich bilde mir zumindest ein, dass ich für die Stadt eintrete, nicht gegen sie kämpfe.
Im Übrigen mag ich Stimmann und den Blockrand und das Architekten-Zitat* halte ich inhaltlich für eine krasse Selbstüberhebung und sprachlich für aufgeblasen – der Begriff "Heterarchie" ist hier dennoch weder "zweckentfremdet" noch "wohlfeil projiziert", sondern korrekt in seiner sozialwissenschaftlichen (bzw. organisationstheoretischen) Bedeutung als Gegenstück zur Hierarchie verwendet.
*Zu dem Du eine Quelle angeben solltest, damit man den Kontext nachlesen kann.
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Was hat Architektur mit "Sozialwissenschaften" zu tun? Soll ich jetzt anfangen Begriffe aus den Rechtswissenschaften auf Architektur zu projezieren? Falsa demonstratio non nocet des Blockrands?
Natürlich ist das "aufgeblasen". Aber lassen wir das. Ich will dich ja auch nicht verächtlich machen. Solange man sich darauf einigen kann, dass es nicht jedem, der den Entwurf rundherum ablehnt, gleich an "Verständnis" oder "Modernität" gebricht oder diese Ablehnung lediglich darauf beruhe, dass man nicht bereit sei sich den Entwurf genau anzuschauen (worauf denn auch sonst, denn wer ihn sich genau anschaut kann ihn ja gar nicht ablehnen, so zumindest wirken die Ausführungen von ElleDeBE auf mich), dann kann ich gut damit leben, dass es hier einen Dissenz gibt.
Architektur die polarisiert muss ja auch nicht schlecht sein. Nur den Pathos der mit dem Entwurf verknüpft wurde, der Wappen der Progressivität, das konnte ich so einfach nicht hinnehmen.
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Was hat Architektur mit "Sozialwissenschaften" zu tun?
Langsam bin ich echt am Verzweifeln hier: Gestern hast Du selber noch den "soziokulturellen Kontext" bemüht, um die vermeintliche Bunkerhaftigkeit des Entwurfs zu erklären. Selbstverständlich sind Städte komplexe soziale Systeme und damit ein Gegenstand der Sozialwissenschaften. Es gibt sogar einen ganzen Fachbereich, der sich ausschließlich mit Architektur und Stadt und deren Wirkung auf das Leben der Leute beschäftigt. Nennt sich Stadtsoziologie.
Aber auch um die ging es mir nicht, sondern einzig und allein darum, dass Taxodium falsch liegt, wenn er behauptet, der Begriff "Heterarchie" gehöre nur in die Neurophysiologie und sei hier "zweckentfremdet" worden. Wurde er nicht, Punkt. Und nochmal: Ich habe Bundschuhs Zitat nicht verteidigt – die Bezeichnung "aufgeblasen" für seinen Stil habe ich selbst in die Debatte gebracht. Mann...
Sonst: Meine Güte, ja. Einigen wir uns in aller Freundschaft darauf, dass wir uns nicht einig sein müssen.
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Im übrigen hat das Wort "Hierarchie" in Bezug auf die Berliner Mietskasernen-Stadt eine ganz klare und allgemein bekannte Bedeutung: Es bezieht sich auf die Hierarchie der Vorder- und Hinterhäuser, der Stockwerke und der Höfe. Mit Lyrik hat das nichts zu tun. (Andererseits haben die Hinterhöfe auch mit dem Suhrkamp-Entwurf nichts zu tun...
Ich weiss nicht ob ich dieser Diskussion noch einen neuen Aspekt hinzufügen kann, aber ich glaube der Suhrkamp Entwurf hat doch etwas mit der Hirarchie der Höfe und Hinter bzw. Innenhöfe bei der Blockrandbebauung zu tun.
Ich persönlich hätte mir an dieser Stelle zwar einen den Block schliessenden Bau gewünscht der den Blockrand hier eher repariert und das Gesamterscheinen des Viertels harmonisiert aber als Mitarbeiter würde ich hier, denke ich, sehr gerne einziehen.
Aus der Perspektive der Leute die hier arbeiten werden ist es doch so: Ein Bau der den Blockrand hier schliesst hätte bedeutet: Ein Teil der Büros wäre innenliegend mit Ausblick in einen relativ engen Innenhof mit großer Brandmauer!
Dieser Entwurf lässt jedoch jeden Mitarbeiter an der Urbanität der Umgebung teilhaben, denn im Hauptgebäude (Und im "Nebengebäude" zumindest an der Kopfseite) kann jeder auf die rundherum belebten Strassen blicken. Wenn der innenliegende "Betonriegel" im Inneren durchlässig ist, geht das Licht auch durch alle Räume hier hindurch. Das erinnert mich ein wenig an das Konzept des Foyers der Deutschen Oper welches in die Bismarckstrasse "hineinreicht" um einen attraktiven Ausblick für die Foyergäste bereitzuhalten.
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mit großer Brandmauer!
Wo hätte die denn entstehen sollen?Ansonsten möchte ich anmerken, dass man auch enge Innenhöfe lebenswert gestalten kann. Die Japaner machen's vor. Und wenn ich ein wenig suche werden sich bestimmt auch in Berlin gute Beispiele finden.
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Grundsätzlich liege ich auf der Linie der Blockrandfreunde. Dennoch kann man, wenn man es gut macht, was ich diesem Entwurf durchaus attestieren würde, den Blockrand auch in geschlossenen Gebieten punktuell öffnen, ohne einen Schaden hervor zu rufen. Dass Suhrkamp hier seinen Verlagssitz baut, was schon etwas besonderes ist, sollte zudem doch erstmal positiv aufgenommen werden.
Schlimmer als eine bewusste und harmonische Öffnung eines Blocks, finde ich die städtebauliche Todsünde Brandwände frei zu lassen. Deshalb sehe ich auch den Park an der Gipsstrasse kritisch genau wie die Lücke vor Klärchens.
Ich würde den Bundschuh eher mit dem Entwurf für das Tachelesareal vergleichen. Auch hier wird der Block aufgebrochen. Ob dies komplett überzeugt, weiß ich nicht. Mit gutem Hänchen kann man es aber machen.
Aus einer Öffnung aber eine ideologische Frage zu machen und sie damit zur Doktrin zu erheben: Pfui Kuckuck! Ganz dickes Minus für Bundschuh und co.
Leider gibt es in Berlin immer noch viele Neubauten, wo aus reiner Bequemlichkeit, ohne eine besondere Idee zu verfolgen, Blöcke nich geschlossen und Brandwände stehen bleiben oder sogar durch eine zweite Brandwand zu einem düsteren Loch ergänzt werden. Dies sollte die Verwaltung abstellen. De Facto macht es die Stadt jedoch als Bauherr selber - sehr zum Nachteil des Berliner Stadtbildes.
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^^ Schlechte Lichtverhältnisse sind meiner Meinung nach ein Nachteil, den man in Kauf zu nehmen hat im Gegenzug für die Vorteile, die eine attraktive Innenstadtlage bietet. Die Straßenverläufe sind nunmal wie sie sind und man muss sich damit arrangieren, wenn man sich für das Grundstück entscheidet. Vielleicht wäre einem guten Architekten auch eine andere Lösung eingefallen, wie man mit dem Problem hätte umgehen können.
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Wo hätte die denn entstehen sollen?
Ansonsten möchte ich anmerken, dass man auch enge Innenhöfe lebenswert gestalten kann. Die Japaner machen's vor. Und wenn ich ein wenig suche werden sich bestimmt auch in Berlin gute Beispiele finden.
Du hast Recht, an die Bestandbauten kann nahtlos angeschlossen werden.
Ich bestreite auch nicht dass Innenhöfe attraktiv gestaltet werden können, ich meine aber dass es den Architekten hier darum ging, das Hauptgebäude auf beiden Seiten zu den Strassen hin zu öffnen.
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Suhrkamp Rosa-Luxemburg-Platz
Zur Auflockerung hier mal aktuelle Bilder des Grundstücks. Derzeit sind es wohl noch bauvorbereitende Arbeiten, die im Gange sind:
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Update. Im Moment ist nicht allzu viel los auf der Baustelle:
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Der Tiefbau dürfte bald abgeschlossen sein:
(Fotos: Hallole) -
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Hat der Bau keinen Keller, keine Tiefgarage?
Doch, schau mal direkt über deinem Beitrag..Und jetzt auch ein/zwei Obergeschosse:
(Fotos: Hallole) -
Auch der rbb berichtet nun über das neue Suhrkamp-Verlagshaus: https://www.rbb24.de/kultur/be…baustaetten-suhrkamp.html
Demnach sollen im Sommer 2019 die 140 Mitarbeiter des Traditionsverlages in einen siebengeschossigen Turm aus Sichtbeton und Aluminium mit großzügigen Glasflächen einziehen; 4.500 Quadratmeter Nutzfläche stehen dann dafür zur Verfügung. Auch ein Wohngebäude, Läden, Galerien und ein Späti sollen dort ebenso Platz finden wie ein kleiner öffentlicher Park mit Bäumchen.Daraus 1 Foto der Baustelle:
https://www.rbb24.de/content/d…280.jpeg/size=708x398.jpg..und 1 Visu:
https://www.rbb24.de/content/d…280.jpeg/size=708x398.jpg
(beide von Bundschuh Architekten)Vom selben Architekt Roger Bundschuh stammt demnach auch das Eckgebäude gegenüber, "L40" in der Linienstraße 40:
https://www.rbb24.de/content/d…280.jpeg/size=708x398.jpg
(Foto: wohl vom rbb) -