Alles anzeigenGenau, eigentlich die spannendste U-Bahn-Station, die ich aus dieser Periode kenne. Denkmalschutzverdächtig. Ich war heut in der früh mal dort, nachdem es sich doch durchaus mal anbietet davon ein paar Fotos zu machen. Der Eingang von Norden kommend in das besagte Verteilergeschoss, im Hintergrund die Lorenzkirche, die der Station den Namen gegeben hat:
Bereits im Gang zum Verteilerknoten zeigen sich die puristischen Elemente der 70'er Jahre, die hier noch im Original vorhanden sind:
Bronzen eloxierte Aluminiumprofile für die Fenster und Türen der reichlich vorhandenen Ladeneinbauten. Kein billiges weisses Plastik, sondern damals State of the Art. Verkleidete Betonsäulen mit Kugellampen stützen eine rauhe, schwere Waschbetondecke mit Stuckaturen in ausladenden Ringen, die etwas an den Saturn erinnern. Immerhin wird in einigen Kunstformen diese Zeit auch als Space-Age bezeichnet, als die Menschheit aufbrach ins All. Ich finde das schwirrt hier ein wenig mit. So auch der ausladende unterirdische Platz, der überdies keine dunklen Ecken oder toten Enden bzw. Sackgassen kennt:
In jedem der Gänge und Nischen befinden sich Geschäfte, auch alle belegt (!!!) oder Abgänge zur U-Bahn bzw. Eingänge in den Karstadt. Das vermittelt trotz der eher drückenden Schwere der Materialien ein Gefühl von Sicherheit. Mir geht es jedenfalls so.
Der Orgelbrunnen weist ebenso auf die Lorenzkirche hin:
Wenn man diesen Brunnen aber nicht mit Wasser betreiben will, ließe sich hier sicherlich auch etwas mit Licht machen. Denn als ich ihn damals das erste Mal in Betrieb sah war meine erste Assozoziation keine Brunnenanlage, sondern ein Wasserrohrbruch Wasser und Orgel .... naja kann man, muss man aber nicht.
Zum Schluss noch ein Bild den selben Ausgang wieder hinaus, Richtung Hauptmarkt, die Altstadtbebauung im Blick:
Zusammenfassend kann ich nur unterstreichen, dass mir diese U-Bahnstation in Nürnberg am besten gefällt. Sie ist nicht nur außerordentlich üppig dekoriert im immer seltener werdenen Stil der 70'er Jahre, und das auch noch im gepflegten wenn auch nicht frischen Originalzustand, sondern die Station ist auch noch gut erschlossen und intelligent strukturiert. Ich hoffe mal, dass wenn hier die Renovierung ansteht, man diesen Stil pflegt, herausputzt und in Szene setzt und es nicht mit billigen Materialien, merkwürdigen Farben und unnötigen Verkleidungen ruiniert. Daher: Denkmalschutz!
Wie die NZ heute berichtete fordert ein Teil der CSU eine grundlegende Sanierung der Verteilerebene und Ausgänge der U-Bahn-Station Lorenzkirche. Die gesamte Architektur sei zu dunkel und diverse Ecken einfach nur schmuddelig, schlimmer als schmuddelig. Zugegeben, meine Fotos oben stellen die Anlage in gutem Licht dar, vermutlich sogar nahe an dem wie sie einst geplant war. Aber trotzdem macht mich diese Vehemenz, mit der hier eine Sanierung gefordert wird, etwas nachdenklich, denn die Architektur der gesamten Anlage ist stimmig und ich würde sogar sagen schön! Und das sage ich bei Bauwerken aus den 1970'ern außerordentlich selten. Mit seinen Verzierungen und der Farbwahl aus rohem Beton, braun gestrichenen Stuckelementen und den dunkel eloxierten Aluminiumelementen ergibt alles ein Gesamtbild, das ich immer noch denkmalwürdig finde. Ich hoffe niemand kommt auf die Idee alles mit Gipskarton abzuhängen, weiß zu streichen und mit grellem LED-Licht zu fluten. Die Anmutung, man würde im Tiefgeschoss der Lorenzkirche unterwegs sein, ginge dann komplett verloren. Wäre schade, denn Nürnberg hat hier eine deutschlandweit einmalige U-Bahn-Architektur!