Vielen Dank für den spannenden Strang!
Tatsächlich bietet Nürnberg ein U-Bahnnetz, das Spaß macht. Die Bahnhöfe sind hell, logisch erschlossen ohne labyrinthartige Zuwegungen und die Züge verkehren in sehr engen Taktfolgen, man muss selten mehr als 5 Minuten warten.
Das ist das einfache Rezept des Erfolgs (nicht mal ein Geheimnis), der Akzeptanz, der Fahrgastzahlen.
Ich war erst ein paar Tage in Rom, und was soll ich sagen, das Nahverkehrssystem dort ist ein Graus. Stockdunkle, schmutzige U-Bahnstationen, laute, rumpelige Fahrzeuge und dort gibt es nur 2 Linien! Und zusätzlich ein Straßenbahnnetz, das nur rudimentär ausgebaut ist. Zurück in Nürnberg fühle ich mich regelmäßig um 10 - 20 Jahre in die Zukunft versetzt. So ging es mir auch nach einem London- und Budapesttrip. Nürnbergs U-Bahn wirkt da wie pures High-Tech - zumindest die automatisch betriebenen Linien, das muss ich ausdrücklich sagen.
Rom ist ein denkbar schlechtes Beispiel, um Leute von Tram & U-Bahn zu überzeugen. Dabei sind die Investitionen auch dort beträchtlich, der Bestand dennoch ziemlich marode. London bietet Hü und Hott. Budapest bietet Sovietflair, aber mit der M1 auch eine großartige Attraktion und Zeitreise.
Nochmal zu Rom als Beispiel. Das sind Straßenbahnen aus der Steinzeit, die überstehen dafür jeden Krieg. Könnten so auch in Rumänien oder Weißrussland fahren.
So sehen Stationen aus, dunkel, abgelebt.
Und die Züge - Sprayers Paradies.
Bilder: Silesia
Auch die U-Bahn-Bauwerke finde ich durchaus gelungen. Sie spiegeln den Geschmack Ihrer Zeit wider und haben eine Galierie verdient. Allein, ich nutze die U-Bahn sehr selten:.
Nachhaltige Mobilität die zuverlässig und komfortabel hohe Pendlerströme meistert, kostet Geld. Über die Preisgestaltung lässt sich sicher trefflich streiten, bis hin zur kostenlosen Nutzung des ÖPNV.
Aus architektonischer Sicht sehr spannend finde ich den Haltepunkt Muggenhof, der bald saniert werden soll:
Die Flankenansicht hat was, dennoch ist die Hochbahnstrecke Richtung Fürth ziemlich grausam, auch wenn man gestalterisch nicht untätig war. Beton halt. Ich mag ja Hochbahnstrecken wie jene in Hamburg zwischen Baumwall und Landungsbrücken.
Ein Wort zu Nürnbergs Ruf: Der Spiegel-Artikel aus den 90'er Jahren, der das titelte, hängt bis heute nach. Wenn man einmal einen Stempel aufegdrückt bekam, wird man das nicht so leicht wieder los. Wer sich in Nürnberg langweilt ist selbst Schuld, nach meinem subjektiven Gefühl ist in der Stadt mehr los als man es bei der Größe erwarten würde. Nürnberg profitiert da auch von den großen Nachbarstädten Fürth und Erlangen. Berlin beispielsweise erarbeitet sich gerade den Ruf, nichts auf die Reihe zu kriegen, und das wird die Stadt so schnell auch nicht los werden. Dazu müsste sie in allen Bereichen längere Zeit 110% bringen, wie soll das gehen.
Geduld ist eine Tugend. Wie bereits erwähnt, wer sich in irgendeiner deutschen Großstadt langweilt, der hat schlicht kaum Hobbys und Interessen.