Leipzig: Neubaubedarf und -potential
heute veröffentlichte das Lokale Blatt, dass der OBM sich auf eine Strategie 2030 zur Bewältigung des Einwohnerwachstums festgelegt hat. Bzw. man beginnt, diesbezüglich nach Möglichkeiten zu suchen:
heute veröffentlichte das Lokale Blatt, dass der OBM sich auf eine Strategie 2030 zur Bewältigung des Einwohnerwachstums festgelegt hat. Bzw. man beginnt, diesbezüglich nach Möglichkeiten zu suchen:
^ Das Konzept der Stadt ist durchaus beachtlich. Noch vor wenigen Jahren schien ein Szenario, dass die Stadt auch nur auf 600.000 Ew wächst, nicht vorgesehen und man plante und baute dem Wachstum zähneknirschend hinterher. Heute sehen die Planungen vor, dass die Messestadt bis 2030 auf über 700.000 Einwohner wächst. Die Realität hat die Stadtverwaltung erreicht.
Mal von den 60.000 neuen Jobs bis 2030 (was gemessen am Wachstum nicht viel ist, 60.000 neue sozialversicherungspflichtige Jobs kamen allein die letzten 10 Jahre dazu), neuen Hochhäusern (der Bedarf ist auch bei 700.000 Ew mE nicht gegeben) oder eine moderne IT-Struktur (das darf man ja wohl erwarten) abgesehen, sind andere Kenngrößen beeindruckend.
Der OB rechnet inzwischen mit 1.800 geförderten Wohnungen pro Jahr. Im ganzen letzten Jahr gingen gerade mal 1.800 neue Wohnungen an den Markt (siehe aktueller Quartalsbericht). Das bedeutet auch, dass die bisher geplanten 4.5000 neuen Wohnungen pro Jahr wohl noch einmal nach oben korrigiert werden müssen. Bislang sieht es nicht so aus, dass allein bis nach 2020 auch nur 3.000 neue Wohnungen pro Jahr auf den Markt kommen.
Von heute an bis 2030 plant die Stadt mit 90 neuen Kitas und 40 neuen Schulen. Das bedeutet, das im Schnitt pro Jahr 7 neue Kitas und mehr als 3 neue Schulen fertig werden müssen. Da dürfen wir alle mal gespannt sein.
Was nicht im Konzept 2030 steht: Es müssen darüber hinaus etwa 70 neue Lehrerinnen und Lehrer pro Jahr eingestellt werden, damit der Bedarf gedeckt wird. Dass es noch zu keinem Lehrermangel in Leipzig gekommen ist, liegt einzig an der Tatsache, dass viele junge Lehrer gern nach Leipzig ziehen. Nicht wenige, die nach Leipzig ziehen, unterrichten allerdings in Sachsen-Anhalt und pendeln lieber täglich nach Weißenfels, Gräfenhainichen oder Wittenberg (alles Beispiele aus meiner unmittelbaren Nachbarschaft), weil die Bedingungen für Lehrer dort besser sein sollen (Stichwort: Verbeamtung).
ich denke schon, dass auch zu Wohnzwecken Hochhäuser nötig sind. Weiter vor in diesem Thread wurde doch mal fleißigerweise ermittelt, dass in Leipzig der Wohnungsbestand vermietungsfähig sehr niedrig ist, der noch sanierbare Bestand in Grenzen stark abschmelzend... Neubau ist demnach zwingend in erheblichen Umfängen nötig und sinnvoll.
Damit nicht auf Dauer Engpässe die Lage verschärfen, der Backlog der aktuellen Jahre aufgeholt wird, Platz für eben jene Schulen und Kitas bleibt, frage ich: Wo sind die Flächen für diese Wohnungen? 150.000 weitere Einwohner bedeuten grob 80.000 neue Wohnungen, deren Schnitt bei 50 m² liegen kann = 4 Mio. m² Wohnfläche, dazu Nebenflächen usw. = rund 6 Mio. m² Grundfläche Gebäude. Bei lediglich 6 Wohnebenen sind das pi mal Daumen 1 Mio. Quadratmeter neue bebaute Grundfläche mit Wohnungen. das ist 1 km² zugebaut. Jedes ebenso notwendige Einfamilienhaus lässt diesen Wert anwachsen, und da sind die Freiflächen Grundstück noch nicht mal drin.
Oder anders ausgedrückt: 80.000 Wohnungen sind im Format der altbekannten 16-Geschosser mit 160 WE = 500 Stück. Egal in welchem Format: Die Wohnungsmenge von 500 derartigen Hochhäusern muss in den kommenden 15 Jahren irgendwie irgendwohin gebaut werden.
^ sehe ich auch so.
Neben dem Fakt, dass man in Deutschland allgemein gerne von "Hochhäusern" und "Wolkenkratzern" spricht obwohl diese keine sind, ist eine höhere Durchschnittsbebauung als Teil der weiteren Verdichtung der Stadt notwendig. Und wie C.S. schon schrieb, wird sich das eher auf den typischen 10-15/16 Geschosse. Auch sollte man den Fehler der 1960er Jahre im damaligen Westdeutschland nicht wiederholen und eine relative flache Durchschnittsbebauung durchsetzen, welche nach einigen wenigen Jahrzehnten wieder geändert werden muss. München, Köln, und Frankfurt sind da gute Beispiele, wie gerade nach-verdichtet wird durch andere Gebäudehöhen.
Dem kann man in Leipzig gleich entgegenwirken, so mal die durchschnittliche Gebäudehöhe in der Kernstadt sowieso bei ca. 4-5 Geschossen (mit höheren Decken) beim Altbau liegt. Auch sind einige wenige Hochhäuser schon in der Stadt entstanden, und man verändert das Stadtbild nicht grundlegend. Eine Debatte wie in Köln bzgl. des Dom und in München bzgl. der Stadtsilhouette wird es bei uns so nicht geben. Eine völlige Veränderung wie in Frankfurt, durch die fehlende Nachfrage von Kreditinstituten, aber auch nicht.
Was beim Thema geäußert wurde, sind die höheren Baukosten. Das ist sicher primär richtig. Sekundär betrachtet, fallen aber auch Grundstückspreise ins Gewicht. Hier können Investoren auch wieder etliche Kosten durch Verkauf reinholen. Auch sind die Kosten für die Kommune zur Erschließung erheblich geringer. Bei großen Flächenverbrauch im Umland zur Unterbringung von zusätzlichen 150.000 Einwohner müssen teuer erschlossen werden. Infrastruktur jeglicher Art und einen funktionierenden ÖPNV im Umland haben ein ganz anderes Investitionsvolumen als eine Aufwertung eines funktionierenden.
Grundsätzlich werden bei weiter anhaltendem Wachstum die Vororte weiter vergrößert. Dennoch gibt es seitens der Stadt die Möglichkeit die Erfolgsstory der letzten Jahre weiter fortzusetzen und Baugebiete z.B. entlang der Pragerstraße, des 18. Oktober, am Bayrischen Platz, sowie in der Nordvorstadt als "Hochhaus" Gebiete freizugeben. An diesen stellen ist es städtebaulich absolut verträglich und es gibt einen schon sehr gut erschlossenen Nahverkehr.
^ Ich bin der Meinung, dass Leipzig in einer sehr komfortablen Lage ist, was den Städtebau im Vergleich zu westdeutschen Großstädten anbelangt. Ich bin mir sicher, dass mit der Sanierung des restlichen Altbestands, weiteren Lückenfüllungen, einer Neubebauung zentrumsnaher Brachflächen (östlich der Innenstadt, westlich des Hbf, Areal hinterm Bayer. Bahnhof usw.) sowie eine bauliche Fortführung der Planungen von vor dem 1. Weltkrieg in Richtung Südosten die Stadt Leipzig ganz locker 250.000 zusätzliche Einwohner aufnehmen kann, ohne dabei in der Fläche wachsen oder in die Höhe bauen zu müssen.
Damit will ich mich nicht gegen Hochhäuser verwehren, aber den Bedarf sehe ich bei 700.000 Einwohnern einfach noch nicht. Wenn ein Bauherr der Meinung ist, er müsse ein Wohnhochhaus errichten, dann ist das natürlich okay. Hochhäuser sind ja sexy.
Schon die letzten 10 Jahre wuchs die Stadt um etwa 90.000 Einwohner, ohne dass ich das Gefühl habe, dass es hier richtig voll geworden ist. Nach wie vor gibt es Unmengen an Brachen und Lücken, die einst mit Häusern bebaut waren. An einst lebendigen Geschäftsstraßen gibt es immer noch blockweise Straßenzüge, die marode sind und leer stehen. Jetzt, wo besagte 90.000 Menschen mehr in Leipzig leben, ist der Markt gerade einmal auf dem Weg zur Normalisierung.
In München werden auch keine Hochhäuser gebaut (naja, ein paar Minihochhäuschen schon). Die bayerische Landeshauptstadt ist von der Fläche her in etwa so groß wie Leipzig. Trotzdem wohnen ca. 1 Mio Menschen mehr in München. Natürlich wäre es dort an der Zeit, Hochhäuser zu errichten, um dem Bevölkerungswachstum gerecht zu werden. Aber Leipzig ist davon Lichtjahre entfernt. In Frankfurt werden inzwischen "Kaninchenställe" für Menschen direkt an viel befahrenen Bahntrassen gebaut. In Leipzig undenkbar, auch bei einer Einwohnerzahl von 700.000.
Ich denke nicht, dass es zur Bewältigung des Einwohnerzuwachses richtige Hochhäuser benötigt. Wenn dann müssten das schon ganze Hochhausquartiere sein und dann wird man um Assoziationen a la DDR-Neubauviertel schwerlich drum rum kommen.
Die Lösung dürfte in einer grundsätzlichen Anhebung von normalem Geschosswohnungsbau auf 8-10 Wohngeschosse liegen. Wenn man das flächendeckend durchzieht, dann sind eingestreute Hochhäuser sicherlich optische Fixpunkte aber sie tragen kaum zur wirklichen Lösung der Wohnungsfrage bei.
hedges: Naja, während man von einem "Wolkenkratzer" mehr oder weniger nach Gutdünken sprechen kann, ist der Begriff "Hochhaus" ja baurechtlich festgelegt und hat auch Konsequenzen bei z.B. Brandschutz und Fluchtwegen. Entsprechend wird es sich kaum lohnen, im Schnitt etwas höher zu bauen, aber dann baurechtlich jeweils ein Hochhaus zu haben.
Abgesehen davon dürfte m.M.n. die übliche Gebäudehöhe im Blockrand für 700.000 EW auch reichen. Hochhäuser sollten dann v.a. aus einem städtebaulichen Aspekt heraus konstruiert werden. Entsprechend d'Accord mit Cowboy und Saxonia, die etwas schneller waren.
An einst lebendigen Geschäftsstraßen gibt es immer noch blockweise Straßenzüge, die marode sind und leer stehen.
Kannst Du uns bitte mal die Straßennamen nennen? Jetzt mal ohne das eine Karree in Deiner Nachbarschaft, das noch in der Sanierungsplanung ist. Danke!
^ Ach, da bin ich jetzt zu faul. Auf die Schnelle mal ein Foto von der Eisenbahnstraße östlich des Torgauer Platzes. Ich glaube, inzwischen ist dort ein Haus in Arbeit. Ansonsten findest du solche Bilder noch an einigen Orten besonders im Leipziger Osten und zum Teil auch noch bei dir um die Ecke (Merseburger Str. Nähe Friedhof, hintere Georg-Schwarz-Str., Lützner Straße zumindest bis vor Kurzem). Rund um Dieskaustraße und Zschochersche Straße gibt es auch noch viel zu tun.
Aber wenn es dich beruhigt, formuliere ich den Satz noch einmal um: An einst lebendigen Straßen stehen noch immer zwei, drei, vier oder mehr nebeneinander stehende Altbauten, die marode sind und leer stehen.
PS. "Blockweise" ist wirklich nicht zutreffend. Straßenabschnittsweise trifft es wohl eher.
Das eine "in Arbeit" ist die Eisenbahnstraße 150, Ecke Schützenhausstraße. Dieser Tage wurde die straßenseitige Fassade abgerüstet, die Sanierung im Inneren läuft noch.
https://gleisereihausprojekt.wordpress.com/
Das Eckhaus zur Edlichstraße ist auch in Sanierung.
Ich nehme mir ja immer mal wieder vor, die Liste aus dem Sommer 2014 zu aktualisieren, denn mittlerweile sich schon wieder eine ganze Latte Häuser zu steichen: http://www.deutsches-architekt…d.php?p=432330#post432330
Leider fehlt die Zeit und so ganz alleine auch die Lust. Wer wäre mit dabei?
Jens Rometsch beglückt uns in der LVZ-Wochenendausgabe mit weiteren Statistiken und zieht dabei einen Vergleich zu 2005. Ein paar Zahlen daraus:
Jobmaschine Nr. 1 sei die Gesundheitswirtschaft samt Biotechnologie. Heute gibt es 38.600 sozialversicherungspflichtige Jobs in dieser Branche (vor 10 Jahren waren es nur 23.000). Bei den fünf von der Kommune geförderten Clustern folgt als nächstes die Logistik (heute 33.000 Beschäftigte - 14.000 mehr als 2005), die Medien- und Kreativwirtschaft (28.500 Beschäftigte), die Automobilbranche (14.500 Beschäftigte) und die Energie- und Umwelttechnik (12.000 Beschäftigte).
Quelle: LVZ-Printausgabe vom Wochenende
Für die weitere Entwicklung sollte fairerweise berücksichtigt werden, dass in LE ein Tabu bleiben sollte (und wird), den Auwald oder Parks zu schreddern, selbst Kleingartenanlagen sehe ich um der Akzeptanz in der Gesellschaft als unantastbar an. Das schränkt die Flächenverfügbarkeit schon ein.
Dann wird es einen gewissen Bedarf an Ein und Zweifamilienhäusern geben, "wertvolle" Baufläche geht damit naturgemäß verloren für nur wenig Einwohner.
Und nicht vergessen, dass die vom OBM bezifferten 90 Kitas und 40 Schulen on top auch FLächen brauchen. Somit bleibt noch weniger für Wohnbedarf übrig.
Die rund 80.000 zusätzlichen Wohnungen bis 2030 erfordern zahlreiche Hektar Baufläche, Nur Blockrandlücken allein und der abgeschmolzene Rest Sanierungen wird das nicht leisten.
Wenn man mal davon wegkommen würde, Kindergärten ständig in max 2 stöckige Kisten zu stopfen, wäre ja schonmal was gewonnen.
^ Naja, sowohl als Elternteil als auch als Kind würde ich mir gerade bei einem Neubau schon einen Kindergarten wünschen, der nur einstöckig ist und somit einen nahtlosen Übergang in einen möglichst großen Garten zum Spielen und Toben bietet. Da muss man wohl anderswo den Flächenbedarf minimieren.
Alle Brachflächen zusammen hat Leipzig in der Kernstadt sicher genug Platz für mehr als 10.000 Wohnungen im Geschoßbau. Das Areal Bayerischer Bahnhof, das Platz für 4.000 Wohnungen bieten soll, hochgerechnet, kommen wir wohl auf deutlich mehr als 10.000. Dazu kommen aus meiner Sicht noch ca. 1.000 kleinere Baulücken für 1-2 Geschoßbauten.
Dafür haben wir noch keine Grünanlagen oder Gärten geopfert.
Was spricht bei Kindergärten eigentlich dagegen, ab der 1. oder 2. Etage Wohnungen draufzusetzen? Mich dümkt, das ist ein ähnliches Thema wie bei den unsäglichen Supermarktneubauten in Gründerzeitgevierten ....
Also Kinder sind doch in der Lage Treppen zusteigen. Was hat denn die Geschosshöhe überhaupt mit der Verfügbarkeit von Grünflächen zu tun? Es müssen in solchen Gebäuden ja auch nicht ausschließloch Kindergärten untergebracht sein. Solche Einrichtungen werden auch in verdichteten und noch zu verdichtenden Altbauquartieren benötigt. Die wenigen Grünflächen da in Kindergärten umzufunktionieren ist auch nicht das gelbe vom Ei.
Für die weitere Entwicklung sollte fairerweise berücksichtigt werden, dass in LE ein Tabu bleiben sollte (und wird), den Auwald oder Parks zu schreddern, selbst Kleingartenanlagen sehe ich um der Akzeptanz in der Gesellschaft als unantastbar an. Das schränkt die Flächenverfügbarkeit schon ein.
Mir war so, als ob Frau Dubrau letztens mit Blick auf die Garagen, die für den Bildungscampus Ihmelsstraße geopfert werden, schon eine böse Ankündigung gemacht hätte. In dem Sinne, dass in Zukunft mit wachsender Bevölkerung auch schmerzhafte Einschnitte bei Grünflächen etc. anstehen. Könnte in einem der L-IZ-Artikel gewesen sein, die aktuell nur eingeschränkt zugänglich sind.
Potentiell eine Entwicklung mit massivem Konfliktpotential - gerade auch mit Blick auf KGVs, die ja in anderen Städten sehr gerne in Bauland umgewandelt werden. In Leipzig erleben die Schrebergärten aber gerade eine regelrechte Renaissance, vor allem auch bei jungen Familien. In vielen Anlagen findet man keine freien Parzellen mehr - das war vor einigen Jahren selbst in gutgelegenen Anlagen noch anders.
Ergänzung - stellenweise werden öffentliche Grünflächen ja auch wirklich schon umgewidmet. Beispiele - die Grünfläche Zentralstr., auf die die LWB einen Kindergarten gesetzt hat. Der liegt zwar idyllisch unter Bäumen, der größte Teil der Grünfläche ist nun aber eingezäunt und nicht mehr öffentlich nutzbar. Immerhin wurde der Bau auf die hintere Wiesenfläche gesetzt, da standen soweit ich mich erinnern kann wenige/keine Bäume. Das Areal wurde vorher auch überwiegend als Hunde-Abkotmöglicheit genutzt und hatte wegen der Tretbombenbelastung gerade mit kleinen Kindern nur geringe Aufenthaltsqualität. Aber es war eben eine der wenigen öffentlichen Grünflächen direkt in Zentrum-West und ist jetzt zwar noch grün, aber nur noch am Rand (Durchgang Nikischplatz) öffentlich.
Aktuell ist ja die Debatte um die Schwimmhalle im Osten, die direkt auf den Otto-Runki-Platz soll. Der Baumhöhe nach wurde der erst in jüngerer Zeit als Grünfläche gestaltet, ist aber selbst schon beim Durchfahren ein angenehmer, grüner Blickpunkt in der Eisenbahnstr. Natürlich schließt am Rand gleich der Rabet an, wäre aber trotzdem eine Reduzierung von Grünfläche.
https://www.google.de/maps/@51…_DNj9Q!2e0!7i13312!8i6656
http://www.l-iz.de/politik/bre…senbahnstrasse-ein-151261
Ich denke, wir können in Leipzig zwischen Grünflächen und "Grünflächen" unterscheiden: erstere sind in der Tat historisch gewachsen bzw. waren von Anfang an als solche geplant.
Zu letzteren gehören die vielen Brachen, die kriegs- oder abrißbedingt entstanden, und in den letzten Jahr(zehnt)en sich quasi selbst begrünten. Diese stehen zur Disposition und werden als "schmerzliche" Verluste geführt, da sie ja auch alle positiven Auswirkungen eine Grünfläche in der kompakten Großstadt emittieren. Am Ende fallen sie einer Wiederherstellung historischer Stadtstrukturen zum Opfer.
(Eine Diskussion in dieser Richtung gab es beim geplanten Neubau StudentInnenapartments Mühlstr. 24 auch in diesem Forum)
Letzten Endes stehen Auenwald und historische Parks und Gärten nicht zur Disposition. Von der Schleifung diverser Kleingartenanlagen hörte ich bis dato auch noch nichts. Zusammen mit den Grünschneisen auf ehemaligen Bahn(hofs)geländen sollte Leipzig auch in Zukunft eine recht grüne Stadt bleiben.
Klar gibt es wilde Brachen, die vielleicht irgendwo einen ökologischen Wert haben, deren Erholungswert aber doch eher mager ist. Dazwischen und zwischen historischen Grünanlagen sehe ich aber doch Zwischenstufen. Ganz klare Beispiele sind im Osten z.B. Rabet und Lene-Voigt-Park - total ahistorisch, aber ungemein wichtig für die Entwicklung der angrenzenden Stadtviertel. Gerade weil der Osten historisch in weiten Teilen mit Parkflächen unterversorgt war. Beides dürfte nicht mehr zur Disposition stehen.
Dann hat man z.B. urbanen Wald in Grünau und Anger-Crottendorf, der bewusst als Zwischennutzung konzipiert wurde. Für den in Anger-Crottendorf kann ich sagen, dass ich ihn als deutliche Aufwertung wahrnehme und eine Bebauung sehr bedauern würde. Im Endeffekt bleibt das immer eine Einzelabwägung, mit zunehmender Nachverdichtung muss man bei Bebauung von Grünflächen aber auch mit zunehmendem Widerstand aus der Bevölkerung rechnen - und das nur zu nachvollziehbar. Wohin solche Konflikte führen können, sieht man z.B. in Magdeburg. Dort hat der KGV-Rückbau zur Gründung einer eigenen Magdeburger Gartenpartei ("die Dunkelgrünen") geführt.