Moderne Stadtentwicklung: Vorher-Nachher-Vergleich

  • Moderne Stadtentwicklung: Vorher-Nachher-Vergleich

    Ich möchte gerne versuchsweise (kann bei fehlendem Interesse in das Stadtgespräch verschoben/gelöscht werden) einen neuen Thread vorstellen.


    Im Forum werden immer wieder interessante Projekte vorgestellt und kontrovers diskutiert. Was mir (und vielleicht geht es anderen ähnlich) fehlt ist Zweierlei:


    1) Ein Blick hinaus über den Tellerrand durch einen Städtevergleich (wie sehen z.B. Hotelneubauten in Städten vergleichbarer Größe aus?).
    2) Eine abschließende Bewertung des „städtebaulichen Effekts“ durch einen Vorher-Nachher-Vergleich ausgewählter Objekte. Idealerweise ohne Links öffnen zu müssen.


    An zweiterem versuche ich mich mal.


    #1: Turiner Straße 19-29 /Dagobertstraße



    Spröder Industriecharme ersetzt durch eher brachiale Architektur.
    Im Hotelneubau ginge doch mehr?


    #2: Riehler Straße 223 & 231 (ehemals Monheimer Hof)



    Der ansehnliche Neubau passt in der Höhe konsequenter Weise genauso wenig wie sein Vorgänger.
    Schade um Tradition und Fernblick.


    #3: „Alte Bahndirektion“ (Konrad-Adenauer-Ufer 3)



    Mal die Rückansicht: Ein eher seltener Fall von Fassadenrekonstruktion.


    #4: „Betonpilze“ (Trankgasse)



    Ein beispielhafter Blick auf das Gebäude „unter Fettenhennen 11“, das vorher verdeckter war.
    Es wirkt aber noch düster und unfertig. Wird die Seite noch „geglättet“?


    #5: Rheingasse 34



    Hier sieht man (leider) den Trend Geschäfte im Erdgeschoßbereich durch Wohnungen zu ersetzen:
    Wäscheleine mit Jogginghose statt Gastronomie oder Galerie (vgl. auch z.B. Bonner Str. 29).


    #6: Gustav-Heinemann-Ufer 84-88



    Der Blick aus der Alteburger Straße: Ein Beispiel für Verdichtung mit weniger Grün, mehr Autos.


    #7: Christuskirche (Herwarthstraße 23)



    Sagen wir so: Es war trotz des provisorischen Kirchenanbaus ein nettes, begrüntes Plätzchen mit historischer Ausstrahlung.
    Zum Tag des offenen Denkmals 2016 als Programmpunkt (unter Beisein des Architekten) angekündigt.


    „Cliffhanger“ (demnächst voraussichtlich im Vorher-Nachher-Vergleich):
    Cäsarstraße 7, Breslauer Platz, Subbelrather Strasse, Gürzenichquartier, Parkhausumbau Magnusstraße, Quartier Reiterstaffel.



    Bilder von mir, Angaben ohne Gewähr, Wetterbedingungen zufällig.

  • Hallo K-Restaurieren,


    ich finde deine Thread-Idee mit dem Vorher-Nachher-Vergleich klasse :daumen: Das gilt auch für deine Fotos. Du hast nahezu exakt dieselben Blickperspektiven getroffen. Hast du dir da jeweils eine Markierung auf den Boden gemalt? Oder beim zweiten Foto immer das Erste als Vorlage verwendet? Jedenfalls finde ich eben diese Exaktheit bestens geeignet, um die städtebauliche Veränderung erfassen zu können.


    Besonders beindruckend finde ich das bei Bild #6 vom Gustav-Heinemann-Ufer: Die Lücke zwischen den Häusern offenbart ein komplett anderes Stadtbild, obwohl es sich noch um dasselbe Gebäude handelt. Wo der Vorzustand noch nostalgische 70er-Atmosphäre ausstrahlt erinnert des Neue schon ein bisschen an südländische Hotelburgen.


    Schon besser die Alte Bahndirektion auf Bild #3. Die Straßenfront wirkt hier jetzt wieder einiges eleganter und hat nicht mehr diesen Krankenhaus-Look.


    Der Blickwinkel bei Bild #5 von der Rheingasse 34 bekräftigt meine bisherige Meinung: Hier wurde ein irgendwo charmantes Nachkriegsgebäude mit Potenzial zum Altwerden für einen doch recht banalen Neubau geopfert.

  • Vorher-Nachher: Ludwigstraße 11

    @ Tilou: Danke für Dein Interesse und den Kommentar.
    Deine zweite Theorie ist die richtige: Bildvorlage und dann Orientierung z.B. an Verkehrszeichen.
    Das Projekt bietet sich einfach an, wenn ich an die zahlreichen Veränderungen denke, z.B. am Rudolfplatz.


    #8: Ludwigstraße 11 (zählt zum WDR)


    Die Ludwigstraße 11 bildet(e) ein interessantes Architekturensemble:
    Dischhaus – Kolumba/Kolumbahof – Glockengasse 4 – Oper im näheren Umfeld.



    Zunächst mal eine Kontextansicht auf die Dachlandschaft.
    Selbst in so exquisiter Lage kehrt „Wohnparkflair“ ein, ein gravierender Verlust. Demnächst mehr von diesem Gebäude.


    Bild von mir, Angaben ohne Gewähr.

  • Es war ja schon im Vorfeld geargwohnt worden. dass der Umbau dieses Gebäudes nahe Kolumba nicht zu einer Verbesserung führen würde. Die Befürchtungen haben sich bestätigt.

  • #9: Alte Wallgasse 31/Magnusstraße (Parkhausumbau)


    Bäume vor der etwas monotonen Fassade (dem Parkhaus geschuldet) könnten den Anblick weiter aufwerten.
    Hier der Bildvergleich von alt und neu:




    #10: Konrad-Adenauer-Ufer 85/Wörthstrasse 34 (Denkmal)


    Denkmalsanierung und Neubau. Ein interessanter Vergleich des Zusammenspiels von zwei Schrägdächern (Altzustand) und Schrägdach – Staffelgeschoss (neu).
    Mich persönlich überzeugt der Neubau (dunkler geraten, als in einigen Visualisierungen) an ambitionierter Rheinlage nicht, weder harmonisch noch interessant kontrastierend.



    Bilder von mir, Angaben ohne Gewähr,
    demnächst: u.a. Breslauer Platz, Venloer Str./Fuchsstraße

  • Cäsarstraße 7, kein Denkmalschutz für historisches Gebäude

    #11: Cäsarstraße 7


    In den Printmedien wichen Redaktionsmeinungen zum Neubau (eher positiv) von den folgenden Leserbriefen (eher negativ) ab. Auf einer Kunstveranstaltung im Gebäude wurden Fotos gezeigt, die es als eines der ersten auf freiem Feld zeigen. Dennoch (leider) kein Denkmalschutz.



    Ähnliche Kontraste sind demnächst u.a. in Rodenkirchen (Maternusstraße) zu erwarten. In Bayenthal sind u.a. die "Villa Lenders", die alte Kaffeerösterei und eine alte Villa gefährdet.


    Bilder von mir, Angaben ohne Gewähr.

  • Bayenthal

    ^ post 6


    ein sehr gelungener neubau - ein klare verbesserung zum vorzustand - der neubau ist architektonisch gelungen und bietet ein xfaches an wohnraum im vergleich zu vorher. über so etwas wie denkmalschutz muss man beim vorgänger nicht mal im ansatz diskutieren, denn das haus war ein gutes beispiel für einen über die jahrzehnte verschlimm-sanierten "altbau", an dem wohl bis auf die grundmauern nichts mehr im alten zustand war. würde fast tippen, dass am ende selbst die böden aus irgendeinem 70er pvc bestanden haben... eigentum verpflichtet, wie man an dem super in schuss gehaltenen altbau auf dem ersten bild im post oben im vordergrund sehen kann. bei dem existiert garantiert und völlig zu recht denkmalschutz.


    ^post 5


    das parkhaus an der magnusstr. ist geradezu ein quantensprung! die ecke wird gerade sehr verbessert - mit weingarten-neubau und my-hive eck-hochhaus in der zukunft. wenn man bedenkt, dass die altstadt und neustadt nord in der ecke eigentlich sehr sehr ansehnlich sind (übrigens mit überraschend viel altbau), dann ist diese ecke (friesenplatz/magnusstr) ein gutes beispiel, wie köln es schafft, sich oftmals gerade an den hoch frequentierten stellen (plätze, große strassen), und damit eben an den orten, die besonders besuchern als erstes haften bleiben, viel unattraktiver zu präsentieren, als es im kern in den veedeln ist - man bedenke: keinen steinwurf von diesem alten unsäglichen parkhaus und dem friesenplatz liegen die friesenstr., der friesenwall, der kaiser-wilhelm-ring und die ehrenstrasse sowie das belgische viertel und das gerling quartier usw. - alles schöne veedel und ecken! mein altes mantra: wenn köln sich an einigen strategisch wichtigen stellen verschönert, wir das einen riesigen effekt haben, denn im kern ist es im grunde attraktiv. das positive an köln - sein reges innerstädisches leben schlägt im herzen der veedel und dort findet man auch viel schönes - hat oftmals dazu geführt, dass die ränder bzw. nähte dazwischen nicht richtig zusammengewachsen sind bzw. irgendwie nur schnell verfüllt worden sind. das sind orte, die somit in jedem falle größere, neue, moderne, geschäftsmäßige gebäude mit guter qualität gebrauchen können, die eine klare urbane kante bauen - gerade an der NS-fahrt, den bächen, der inneren kanalstrasse, dem gürtel, den ringen etc. - zum glück passiert das gerade an einigen stellen. oftmals liegt der teufel hier im detail - so ist das gürzenich-quartier zur bahn hin gelungen, hätte zum gürzenich hin aber zurückhaltender sein müssen. ich finde, die sparkassen-zentrale am rudolfplatz hat das bspw. sehr gut hinbekommen - zum rudolfplatz hin vom massstab groß, zur kleinteiligen strasse dahinter zurückhaltender. diese planung, also das große blöcke je nach umgebung hin auch mal zurückspringen, sehe ich leider gerade bei einigen großen entwicklungen so nicht immer.

    12 Mal editiert, zuletzt von abekoeln ()

  • ^ post 6
    ein sehr gelungener neubau - ein klare verbesserung zum vorzustand - der neubau ist architektonisch gelungen und bietet ein xfaches an wohnraum im vergleich zu vorher. über so etwas wie denkmalschutz muss man beim vorgänger nicht mal im ansatz diskutieren, denn das haus war ein gutes beispiel für einen über die jahrzehnte verschlimm-sanierten "altbau", an dem wohl bis auf die grundmauern nichts mehr im alten zustand war.


    Danke für die Anmerkungen. Der jetzige Zustand kann natürlich ursprünglich mangelnden Denkmalschutz nicht im Nachhinein rechtfertigen und neu geschaffener Wohnraum ist immer ein sehr "resolutes Argument". Auf historischen Bildern, die vor Ort bei einer Veranstaltung gezeigt wurden, steht das Gebäude allein auf freiem Feld, ein Gründungsgebäude des Stadtteils. Aber mehr dazu - vielleicht - im Denkmalstrang. Die Optik ist - wie zumeist - eine Geschmacksfrage.



    Weiter mit dem Vorher-Nachher-Vergleich.


    #12: Breslauer Platz 2b, 2c (Neubau)



    Funktional sicherlich ein Quantensprung, die Optik beurteile ich verhaltener. Im Vergleich zum puristischen Neubau, erscheint mir der Altbau geradezu filigran.


    #13: Subbelratherstraße/Fuchsstraße (Sanierung)



    Der „Weißputz-Fetisch“ hat wieder zugeschlagen. Die alte Fassade besaß ansprechende Spiegeleffekte und eine gewisse Eleganz.


    #14: Neukölner Straße/Aggrippastraße (Neubau) und Perlengraben 2 (Hotelsanierung)



    Blick von der viel frequentierten Cäcilienstraße. Den vorderen Bau halte ich für eine Verschlechterung, aber beurteilt selbst.


    Bilder von mir, alle Angaben ohne Gewähr.

  • DEG-Neubau

    Was?! Verschlechterung? Du meinst das neue DEG-Gebäude an der NS? Das ist großartig! Genau solche Gebäude braucht es als neue, urbane und moderne Fassungen der vielen ausgefransten quartiersränder zu den großen strassen hin! Ein beispiel für eine solche ausgefranste und nicht groß genug gefasste kante sieht man direkt dahinter auf dem Bild.


    https://www.sop-architekten.de/projekte/deg-campus/#1


    wenn dann ist der hintere bau eine verschlechterung - denn da hat man naturstein gegen weißputz eingetauscht. und das bei einem hochhaus! das hätte man auch hochwertiger, nämlich mit hellerem naturstein modernisieren können.


    was ich allerdings auch schrecklich finde, ist die sanierung in ehrenfeld an der moschee - eine solche von den proportionen her völlige total-verhunzung habe ich ehrlich noch kein zweites mal gesehen!


    beim coeur cologne am breslauer ist das bild aus einer perspektive gemacht, aus der man das neue gebäude mit dem hohen eingang und der ganz netten lichten front nicht richtig einschätzen kann, finde ich.

  • K-Restaurieren: Vielen Dank für deine Bilder.


    Vom Couer Cologne am Breslauer Platz bin ich ehrlich gesagt begeistert. Mir gefällt der Blick, gerade wenn man aus dem HBF rauskommt, sehr gut. Schönes, modernes, elegantes Gebäude, dass den Platz unheimlich gut tut und m.E. auch mit dem verglasten Hochbunker westlich vom Gebäude harmoniert.


    Das DEG Gebäude finde ich auch gelungen. Danach fällt die Bebauung allerdings ab. hier gibt es noch was zu tun.

  • @Subbelratherstraße/Fuchsstraße

    Der „Weißputz-Fetisch“ hat wieder zugeschlagen.


    Genau das habe ich beim Anblick sofort gedacht. Wenn Naturstein durch Verputzung ersetzt wird, wirkt dies schon mal per se billiger - dann sollte man wenigstens verschiedene Farben verwenden (und ich meine nicht Graustufen, wie so oft).


    Am Perlengraben 2 ist es nicht Putz, sondern weiße Fassaenplatten? Solche halte ich mittlerweile genauso für zu oft verwendet wie die Weißverputzung.

  • Marzellenstraße 58-60

    #15: Marzellenstraße 58-60 (Fassadensanierung mit historischen Anleihen)


    In der Marzellenstraße wurde ein Hotel mit einer Fassade im historischen Stil versehen, was in Architekturforen polarisieren könnte. Ich finde das Resultat sehr sehr ansprechend, es wertet die etwas unscheinbaren Bebauung im der nördlichen Teil der Straße deutlich auf.


    Außerdem wurde ein „Präzedenzfall“ geschaffen: Die Wirkung einer solchen Fassadengestaltung ist jetzt nicht nur abstrakt diskutierbar, sondern im Raum erfahrbar.



    Bilder von mir, alle Angaben ohne Gewähr.

  • Ehrenfeld

    #16: Ehrenfeld: Ehrenfeldgürtel 112 und Venloer Straße 236 (Abbruch und Neubau, bzw. Fassadensanierung)


    In Ehrenfeld ist eines der ältesten Häuser (über seine Bedeutsamkeit trotz verweigertem Denkmalschutz berichtete die Lokalpresse und der Ehrenfelder Bürgerverein) abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt worden. Hier der Vergleich:




    Hier ein Beispiel, welche Wirkung auch einfache Zierelemente (waren früher „beblumt“) haben können.
    Der Erker des Eckhauses wirkt nach der puristischen Sanierung etwas „nackt“:



    In Ehrenfeld bahnen sich rund um die Venloer Straße weitere Veränderungen an, z.B. am St. Alpenerplatz. Mehr vielleicht demnächst hier.


    Bilder von mir, alle Angaben ohne Gewähr.

  • Bevor es hier mit einigen vergleichenden Gebäudeansichten weitergeht,

    ein Beitrag zum Thema "Baumfällungen" (z.B. Bonner Str. oder Raderthalgürtel).

    Unabhängig von etwaiger Notwendigkeit oder ökologischen Aspekten geht es im Bildervergleich hier um das Stadtbild.


    #17: Blick Bonner Straße/Raderberggürtel


    koelnbonnerstr_1gpjv4.jpg


    Im folgenden Vergleich unterscheiden sich Begrünung und Pflasterung, ebenso fehlt die "Restpatina" der Adlerskulpturen (wo immer sie sein mögen). Die Fassaden der historischen Kaserne Arnoldshöhe (nicht im Bild) wurden ebenfalls abgebrochen. Der im Projekt "Reiterstaffel" eingebundene Projektentwickler "Corpus Sireo" entwickelt übrigens gerade das Quartier um die Riehler Straße, ebenfalls im historischem Bestand.

    koelnbonnerstr_2ljj56.jpg


    Bilder von mir,

    Angaben ohne Gewähr.

  • ^
    Ay. Was war denn der Geund dafür, gleich eine ganze „Allee“ zu entfernen. Das hatte vogher definitiv mehr Qualität, als diese Schneise.

  • Der Grund ist recht einfach zu bennen, dort wird der 3. Bauabschnitt der Nord-Süd-Stadtbahn gebaut und der gesamte Abschnitt neu gestaltet, inkl. Kanalisation und Versorgungsleitungen. Ein Teil der Straße wird sogar von 4 Fahrspuren auf 2 zurückgebaut. Nach der Neugestaltung werden dort mehr Bäume stehen als vorher und die Straße wird endlich einen einheitlichen Charakter bekommen. Städtebaulich wird sich die Situation zu vorher zu 100% verbessern, denn die Bonner Straße war schon sehr in die Jahre gekommen.

  • #12: Breslauer Platz 2b, 2c (Neubau)


    breslauerplatzths27.jpg
    Funktional sicherlich ein Quantensprung, die Optik beurteile ich verhaltener. Im Vergleich zum puristischen Neubau, erscheint mir der Altbau geradezu filigran.

    Diese Kritik teile ich nicht. Die Optik des Neubaus am Breslauer Platz ist sehr wohl filigran. Zumal du eine Perspektive gewählt hast, bei der der Altbau im Vergleich möglichst gut abschneidet. Wenn du für das Foto den Standort wählen würdest, wo das rote Auto von rechts kommend auf die Straße einbiegen möchte, würde der Neubau deutlich besser zur Geltung kommen. Grundsätzlich kann ich deine Meinung gut nachvollziehen, aber nicht alle von dir gezeigten Beispiele eignen sich als Beleg für schlechten Städtebau.