Dresden – Stadtgestaltung, Design, Grafik und Kartografie

  • Fortsetzung...


    Hallo in die Runde,


    den nächsten Teil der Dresdner Haltestellen-Nachkriegsgeschichte widme ich eher ausgefalleneren Konstrukten der frühen Nachkriegszeit, nachdem im [url=https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?005,10616597,10618225#msg-10618225]letzten Teil [/url]die normalen Wartehallen sowie die großen Verkehrs- und Endpunkthäuschen abgehandelt wurden.



    Einige Knotenpunkte wurden in den ersten Nachkriegsjahren mit Kombinationen aus einfachen Wartehallen und Verkaufsstellen, meist Kioske für Presse- und/oder Tabakartikel oder betriebseigene Fahrscheinverkaufsstellen, ausgestattet. Noch bekannt dürfte sicher vielen die Haltestelle Könneritzstraße sein, die sich hier auf der Grafik im Zustand der 1980er Jahre noch unter dem Namen Paul-Gruner-/Schweriner Straße präsentiert. Der einfache Ziegelbau war an einen teilzerstörten und erst nach 1990 wieder vollständig instandgesetzten Gründerzeitler angebaut, verschwand jedoch noch vor Auflassung der Haltestelle im Jahre 2002.




    Am Neustädter Bahnhof auf dem Schlesischen Platz wurde zunächst noch die Vorkriegs-Wartehalle weitergenutzt und Anfang der 1950er Jahre durch einen hölzernen Neubau ersetzt, der gleichfalls eher antik anmutete. Auch er überlebte noch die Nachwendezeit und verfügte neben einem Warteraum über einen Fahrkartenverkaufs- und einen Informationsschalter.




    Ein besonders rustikales Ensemble zierte in den fünfziger Jahren die Haltestelle Stübelplatz am Stadtring. Das Sammelsurium aus verschiedenen Hütten und einer Kombination aus hölzernem Wetterschutz mit aufgesetztem Verkehrstürmchen erinnerte eher an eine Wildwest-Station als an einen städtischen Knotenpunkt in Mitteleuropa. Irgendwie aber auch passend, lag die Pioniereisenbahn doch direkt dahinter.




    Gegenüber an der Ecke von Grunaer und Lennéstraße ging es viel gediegener zu. Nach Abriss der Villenruine und der weit moderneren Vorkriegswartehalle daneben wurde hier ein Unterstand mit Anklängen an den sozialistischen Klassizismus sowjetischer Prägung erbaut, der an der Grunaer noch durch einen gleichartigen Zeitungskiosk ergänzt wurde. Ein langes Leben war dem hübschen Bau nicht beschieden, er musste schon um 1970 dem Ausbau der Kreuzung weichen und wurde durch einen Neubau ersetzt, der schon im Vorbeitrag angesprochenen heutigen Fußball-Spelunke. Bis Mitte der 1990er diente jene noch profanen Verkehrszwecken.




    Springen wir aus dem Stadtzentrum nach Übigau in den Dresdner Nordwesten. Am Eingang des Transformatoren- und Röntgenwerkes entstand in den 1950er Jahren eine großzügige Baulichkeit als Kombination von Pförtnerloge und Wartehalle für den Kraftomnibusbetrieb. Hier endete zunächst die Linie F (ab 1964 als 74 bezeichnet), die später in der Linie 80 aufging. Zuletzt wurde die Haltestelle als Schleifenfahrt montags bis freitags durch die Linie 80 bedient, am Wochenende fuhren die Busse auf der Washingtonstraße dutch und bedienten die dortige Haltestelle. Die Größe der Halle lässt erahnen, welche Fahrgastmengen hier im Berufsverkehr abzutransportieren waren. Nicht umsonst wurde die 80 auf ihrem zentralen Abschnitt in Spitzenzeiten durch die E80 Wilder Mann - Cotta und zeitweilig sogar mit Zusatzfahrten vom Riegelplatz nach Altcotta bzw. Cotta verstärkt.




    In den Vorstädten wurden in den fünfziger jahren auch weiterhin klassische kleine hölzerne Wartehäuschen errichtet, die sich zeitlich nur schwer genau einordnen lassen. Zumindest bei dem Beispiel Hermann-Seidel-Straße in Laubegast könnte es sich noch um eine Vorkriegs-Konstruktion handeln. Beide zeigen sich hier im Zustand der 1980er Jahre.




    Kommen wir nun zu einigen erwähnenswerten Vorkriegsbauten. Ein ganz besonderes Exemplar stellte die große Wartehalle an der Querallee dar. Diese stammt im Kern aus dem 19. Jahrhundert und diente vor der Nutzung durch die Straßenbahn als Wegezoll-Einnahmestation für den Großen Garten. Nach dem Krieg wurde sie in der hier zu sehenden Form modernisiert. Die untere Grafik zeigt den Zustand der 1980er. Heute ist das Häuschen vermauert, steht aber noch am Eingang der Querallee, neben der heutigen, barrierefreien Haltestelle.





    Stellvertretend zum Schicksal der "Käseglocken" habe ich die vom Albertplatz ausgewählt, gebaut 1928. Wie das größere Pendant am Postplatz wurde sie Ende der 1940er, Anfang der 1950er sehr ausgiebig für Reklame und Propaganda genutzt. Ende der 1990er Jahre wurde sie durch eine Replik ersetzt, bis vor kurzem das Servicezentrum am Albertplatz.





    Auch einige der in Dresden weit verbreiteten Hossfeld-Unterstände hatten den Krieg überlebt. Wie das Beispiel vom Ernst-Thälmann-Platz zeigt, wurden sie mitunter auch von anderen Standorten an neue Haltestellen überführt. Die große Wartehalle am Pohlandplatz (KOM- bzw. Obus-Linie C) konnte nach 1990 geborgen werden und steht heute liebevoll saniert im Straßenbahnmuseum. Bis in die 1990er überlebten neben ihr nur noch sehr wenige weitere Exemplare, so an der Plattleite, wenngleich jene sich in ihrem letzten Zustand stark entstellt zeigte.




    In der Zwischenzeit habe ich mich auch intensiv mit der Vorkriegsgeschichte der Dresdner Verkehrshäuschen beschäftigt und begonnen, diese grafisch zu verewigen. Sollte Interesse an einer entsprechenden Fortsetzung bestehen, lasst es mich wissen...


    Beste Grüße und frohe Festtage!

  • Ein Jahr nach dieser wunderbaren Darstellung historischer Fahrgastunterstände (FGU) weiter oben, und weil sie am wieder in Betrieb gehenden Fetscherplatz auch verbaut wurden, ein kleiner Eindruck der neuen von Norman Foster entworfenen FGU von Wall. Ich bin mir unsicher, wie ich sie finden soll. Einerseits sind sie einfach und unauffällig, die Gestaltung des Haltestellennamens farblich und durch die mittige Positionierung sogar so, dass sie sich überall einpassen. Andererseits erscheinen sie auch wieder zu einfach und unauffällig - immerhin die Signaturfarbe der DVB ignorierend - und "billig" durch das dünne Blechdach und die Versteifungsbleche darunter, sowie das ebenfalls dünne Blechschild.


    Die Variante mit digitaler Werbefläche hätte lieber nicht aufgestellt werden sollen. Mit denen im Blickfeld kriegt man durch die "Dauerbefernsehung" beim Warten einen Haschmich.


    Die Fotos sind groß und lassen sich im separaten Tab angezeigt aus der Nähe betrachten.


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    Bildnachweis: Anja Schneider in: Dresdner Neueste Nachrichten


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    Bildnachweis: Matthias Rietschel in: Sächsische Zeitung

  • Sollten die neuen Haltestellenhäuschen nicht begrünte Dächer bekommen? Das gezeigte Modell hat offenbar keines und mit dem schrägen Dach lässt sich das wohl auch sonst eher nicht umsetzen?

  • So wie ich das damals verstanden habe wird es je nach Standort unterschiedliche Ausführungen geben. Manche haben Gründach, manche haben Solar-Dach, mache halbdurchlässiges Glasdach und manche nur langweilig schräg. Bin mal gespannt wie es nach Abschluss aller Tausch-Maßnahmen aussieht.

  • Für mich sind die neuen Unterstände auch keine Verbesserung. Das bisherige Modell finde ich durchaus zeitlos-elegant mit ein paar Details, die es besonders macht, bspw. Material und Farbe der Dachunterseite und der Aufbau mit dem Haltestellennamen. Das neue Modell tritt nun mit viel grau in den Hintergrund und ist nichts besonderes mehr, mit der kleineren Schrift auf kleinerem grauen Schild ohne das typische DVB-Gelb auch nicht mehr schnell erkennbar. Auf der Habenseite vielleicht eine einfachere Integration in den Untergrund durch nur noch eine Pfeilerachse und etwas Grün-/Solardach, alles in allem für mich aber nicht überzeugend.

  • Neue Bänke im Rosengarten


    Nach ca. 10 Jahren wünschen und bitten (auch im Amt für Stadtgrün selbst) waren endlich Gelder da, um erste 10 Bänke zu erneuern.

    Der denkmalgeschützte Zierpark an der Elbe als Teil der Paul-Wolffschen Ufergestaltung wird sehr gepflegt, allerdings sind fast alle alten

    Bänke marode und oft beschmiert. Bemerkenswert ist, daß man einen holzsichtigen Braunton akzeptierte, welcher verträglicher und hübscher ist,

    wobei sonst immer auf denkmalgerechte Nachbildung anhand von Originalplänen gepocht wird. Auf bislang weißer Beplankung sah man jeden Dreckfleck, außerdem wirken weiße Objekte auf Grünanlagen wie Fremdkörper. Wann die nä. Tranche ansteht, ist wohl offen, es ist bei knapper werdenden Mitteln vielleicht auf lange Sicht Sense, wenngleich es noch zig Bänke zu ersetzen gilt. Schön am neuen Banktyp ist ferner der Sitzbogen auf Kniehöhe.

    Das 1. Bild zeigt einen beispielhaften Vorher-Nachher-Vergleich samt Papierkorb. Die Körbe (dürften jetzt zwei Stück sein) haben endlich Deckel.

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    Ein Stück weiter sind noch marodere Bänke, allerdings wählte man wohl den Abschnitt um den Pavillon als prioritär, da hier mehr Passanten rasten.

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    Ach so, auch die Plattenwege endlang der Bänke wurden neu verlegt und somit ebener. Zuvor war es doch etwas holprig.

    Leider gibt es zur gesamten Teilmaßnahme keine öffentliche Bekundung, sodaß Mittelquelle und Kostenhöhe im Dunkeln bleiben.
    Im Grunde muß das Amt für Stadtgrün (ASA) es stets selbst aus eigenen Amtsmittels stemmen, aber mitunter kommt seitlich oder quer etwas Geld herein.

    P1250835.jpg

    alle schönen Fotos sind von elli kny, die weniger schönen sind nicht von mir. :D