Oper und Schauspiel: neuer Standort / Alternativlösungen?

  • Heute nennt der umformulierte Online Artikel, dass die Gewerke Bauphysik, Statik, Architektur, Brandschutz und weitere Fachfirmen, vermutlich auch aus dem Bereichen Klima und Elektrik, beauftragt waren.
    Insofern werden diese Einzelgutachten das Gesamtgutachten ergänzen und wohl in seinem Tenor bestätigen.


    Sind am Ende unter Beibehaltung der baulichen Struktur von Bühnen und Zuschauerräumen damit Schauspiel, Oper und Kammerspiel am jetzigen Standort für die Zukunft gerüstet?


    Gut wäre es wenn m.E. die Stadt darüber hinaus jetzt schon einen zweiten internationalen Wettbewerb für einen Neubau organisieren und sich Gedanken über den Standort machen würde.
    Oder könnte dabei kein Standort vorgegeben werden und die Teilnehmer schlagen einen passenden für ihren Entwurf vor?

    Einmal editiert, zuletzt von main1a ()

  • Die Aktionsgemeinschaft Schauspiel Frankfurt hatte am 22.08.2019 zur dritten Veranstaltung geladen um mit Hilfe von Vorträgen von Michael Fuchs (Reporter, Kölnische Rundschau), Thomas Albrecht (Architekt) und Marc Jordi (Architekt und bildender Künstler), weniger überraschend, Stimmung für die Rekonstruktion des Jugendstil-Bau von Heinrich Seeling zu machen.
    Die FAZ berichtete vorgestern darüber und zeigt zwei, zumindest für mich, neue Visualisierungen. Nämlich die rekonstruierte Anlage im Kontext mit dem aktuellen Stadtbild (u.a. Winx) und der neuen Oper als Kubatur auf der gegenüberliegenden Seite vom rekonstruierten Schauspiel.

    4 Mal editiert, zuletzt von main1a ()

  • So langsam kommt Bewegung in die Diskussion über die Zukunft von Oper und Schauspielhaus. Nach der CDU kann sich nun auch die SPD eine Verlegung der Bühnen in den Osthafen vorstellen. Laut Holger Tschierschke, dem Vorsitzenden des Planungsausschusses im Römer, ist auch eine Verlegung nur der Oper und ein Verbleib des Schauspiels am Willy-Brandt-Platz denkbar. Somit ist also auch eine Trennung der Doppelanlage mittlerweile nicht mehr ausgeschlossen.


    Auf jeden Fall will die SPD das Grundstück, das noch bis 2021 an Baustoffhandel Raab-Karcher verpachtet ist, für die Stadt sichern.


    https://www.fr.de/frankfurt/au…-vorstellen-13235940.html


    Nach den Debakeln in Berlin, Köln und der sich abzeichnenden Mammutinvestition in Stuttgart dämmert es wohl so langsam einigen in Frankfurt, dass eine Sanierung des Bestandes die schlechteste aller möglichen Lösungen ist. Ich hoffe, man verlegt die Oper in den Osthafen und schafft hier eine wirkliche moderne Landmarke am Wasser und holt das historische Schauspielhaus ins Stadtbild zurück. Es wäre auch eine sehr versöhnliche Lösung für die Anhänger der Moderne und der historischen Architektur und Frankfurt könnte auf zwei echte Schmuckstücke hoffen. Ich bete, dass sich der Verstand in Frankfurt durchsetzt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Odysseus ()

  • Gestern abend veranstaltete die Stiftung Urban Future Forum im Deutschen Architekturmuseum ein Symposium zur städtebaulichen und architektonischen Zukunft der Frankfurter Theaterdoppelanlage. Titel: "Alles Theater" - im doppelten Sinn. Auch "die Politik" sollte zu Wort kommen, aber politische Aspekte sollten nicht im Vordergrund stehen. Es sprachen und diskutierten Prof. Helmut Kleine-Kraneburg (Architekt und Vorstand der Stiftung), Peter Iden (Journalist/Kulturkritiker sowie langjähriger Intimus der Frankfurter Theaterszene), Andreas Hübner (Finanzmanager und Vorsitzender des Patronatsvereins für die Städtischen Bühnen), Jan Schneider (Multidezernent - u.a. fürs Bauen - und Vorsitzender der CDU Frankfurt). Der FAZ-Mitherausgeber Jürgen Kaube moderierte den Abend. Absagen mussten Bernd Loebe (zwei parallele Termine außerhalb Frankfurts), Prof. Franziska Nori und Prof. HG Merz (Bronchitis). Frau Nori meine ich im Publikum gesehen zu haben, wie auch immer. Interessant war einerseits, wer nicht eingeladen war, nämlich Ina Hartwig, die ja eigentlich näher am Thema sein sollte als Jan Schneider. Andererseits war das Publikum ungewöhnlich prominent und kompetent besetzt: von bekannten Frankfurter Architekten und Städteplanern über Vertretern der Baubranche generell, Landesvertretern, Mitarbeitern der Städtischen Bühnen bis zu einzelnen Insidern wie Martin Wentz und Michael Guntersdorf. Bestimmt habe ich einige vergessen aufzuzählen, mindestens die Leiterrunde des Museums.


    Die Inhalte der Veranstaltung waren eher enttäuschend, falls man mit der Erwartung kam, dass der Gordische Knoten gelöst würde. Herr Hübner trat zunächst als Anwalt der Mitarbeiter der Städtischen Bühnen auf, die endlich eine Entscheidung sehen wollen. Herr Iden kommentierte klug und mit großem Erfahrungsschatz aus seiner Theaterzeit in Frankfurt. Ihm ging es vor allem darum, dass die Inhalte den Kunstbetrieb definieren und dass diese Inhalte sich immer wieder erneuern. Das sei eine Stärke gerade der Frankfurter Bühnen.


    Erhellend und durchaus wachrüttelnd war der Vortrag von Helmut Kleine-Kraneburg, der u.a. Abschlussarbeiten "seiner" Diplomanden aus dem Semester 2017 (!) vorstellte. Das Besondere an den Arbeiten war, dass sie sich frei von politischen und historischen Zwängen nüchtern mit der Aufgabe beschäftigten, die geforderten Raumprogramme städtebaulich und architektonisch zu lösen. Sie mussten nicht nur Orte, Baumassenanordnungen und Gestaltungen finden, sondern auch nachweisen, dass sie im Inneren funktionieren (Säle, Bühnen, Technik, Publikumsströme etc.). 5 der Arbeiten zeigte er genauer. Drei versuchten eine Lösung am heutigen Ort, einer davon mit einem strengen Monolithen in der Mitte der Wallanlagen mit reichlich zurückgewonnem Grün drumherum (inkl. zum Park umgestalteter Hofstraße zur Einbeziehung des Jüdischen Museums). Eine weitere Arbeit platzierte einen kreuzweise erschlossenen Neubau in den Knick der Wallanlagen auf halbem Weg zur Alten Oper. Der fünfte Vorschlag setzte einen Opern-Neubau gegenüber der Alten Oper und schloss mit ihm auf sehr klassische Art und Weise den Opernplatz in Richtung Süden. Gleichzeitig reduzierte er die Städtischen Bühnen am Willy-Brandt-Platz auf das Schauspiel - erweiterte somit die Gallusanlage - und setzte ein Hochhaus an die Neue Mainzer Straße. Städtebaulich fand ich diesen letzten Entwurf ansprechend, freilich musste man sich erst gedanklich vom Wallservitut freimachen.


    Herr Kleine-Kraneburg outete sich zudem als großer Fan des luftigen Foyers, das mit 100 Metern Länge und 18 Metern Höhe und der atemberaubenden Aussicht über die Wallanlage auf den Hochhauskranz seinesgleichen sucht in der Stadt. Zum alten Schauspielhaus, dem Seeling-Neubau von 1902, dessen Reste in der Doppelanlage vorhanden, aber verborgen sind, merkte er lediglich an, dass der Bau zur Eröffnung alles andere als mit Begeisterungsstürmen aufgenommen wurde.


    Jan Schneider sprach relativ lange und sagte wenig. Sein persönliches Motto lautet zwar sehr schön "Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte." (Gustav Heinemann), die Quintessenz seines Vortrags war allerdings, dass die bestehenden Gutachten und Zahlen zunächst "validiert" werden müssen (läuft ja seit einiger Zeit unter Federführung von Herrn Guntersdorf) und dass man sich nach allen Richtungen absichern müsse, um nicht einen langwierigen Prozess à la DFB-Akademie (Bürgerbegehren mit anschließender Kindergarten-Endlosschleife vor Gericht) zu wiederholen. In den letzten zwei Jahren, in denen er sich intensiver mit der Thematik beschäftigte, habe er viel über den Kulturbetrieb gelernt, bspw. auch Implikationen von scheinbaren Kleinigkeiten wie der örtlichen Trennung von Proberäumen und dem Aufführungsort. Tägliche Fahrtzeiten von 20-30 Minuten hin und zurück während der Arbeitszeit wirken sich eben auf die Produktivität und Kosten aus.


    Vom Neubau am Osthafen redete er nicht, deutete aber an, dass er darüber nachdenke, auch wenn Herr Göpfert mit seinem FR-Artikel vielleicht etwas über sein Ziel hinausgeschossen sei (Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit seien fließend). Klar wurde wieder einmal, dass der Magistrat in Frankfurt nicht mit einer Stimme spricht und Entscheidungen äußerst schwierig zu finden sind.


    Andreas Hübner sah die Kosten übrigens äußerst entspannt und nachrangig, da Geld derzeit "nichts koste". Nehme die Stadt einen Kredit von 800 Mio. Euro auf, müsse sie am Ende wegen der Negativzinsen (-0,3% p.a.) weniger zurückzahlen. (Meine Anmerkung: Zurückzahlen, also ausgeben, muss sie das Geld trotzdem.) Vorrangig sei, dass es keinen Interimsbetrieb gebe, unter denen die Qualität des Kulturbetriebs leide.


    Am anregendsten war gestern abend dann doch der anschließende Umtrunk im Museumsfoyer, unter denen sich auch die Vortragenden mischten.

  • @ epizentrum


    deine Eindrücke zu der Veranstaltung geben Tendenzen wieder, die ich zunehmend auch selbst beobachte und die leider in den vergangenen Jahren immer stärker werden. Denn wir haben aktuell eine paradoxe Situation. Wir haben auf der einen Seite eine gesellschaftlich Polarisierung, bei der es nur noch um Maximalforderungen und Extreme geht, also man ist Gutmensch oder Nazi, Klimaretter oder Klimakiller, aber auf der anderen Seite eine zunehmende Führungslosigkeit und Apathie in den exekutiven Organen, die nun mal, weil man zumeist in Koalitionen regiert zum Kompromiss gezwungen werden, aber dieser Kompromiss in der polarisierten Welt und den auf die Zuspitzung getrimmten sozialen Medien gar nicht mehr ankommt.


    Mein Eindruck ist, dass aus der Angst vor politischen Attacken von den polarisierten Rändern und der Furcht vor dem nächsten Shit Storm eine politische Verantwortungs- und Führungsverweigerung gerade bei den etablierten Parteien entstanden ist und man wichtige und vielleicht unpopuläre Entscheidungen immer weiter vor sich her schiebt, weil irgendwo ist immer eine Wahl, vor der man Angst hat.


    Ich halte diese zur Schau gestellt Untätigkeit eher für Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Denn die Probleme und der Entscheidungsdruck bleiben ja. Und es wird nicht besser, wenn man die Entscheidungen immer zur nächsten Kommission und hinter den nächsten Wahltermin schiebt. Und es wird auch nicht besser, wenn man sich der Zukunft dahingegen verweigert, dass man lieber völlig verfehlte Provisorien aufwändig saniert (hier grüßt auch die Paulskirche) nur weil man möglichen gesellschaftlichen Debatten durch die Hintertür entkommen will.


    Warum stellt sich der Bürgermeister, der Baudezernet und der Kulturdezernet nicht mal zusammen auf eine Bühne und positionieren sich mal ganz klar. Das ist doch eines der wichtigsten kommunalen Themen in den nächsten Jahren, da hat doch jeder Spitzenpolitiker eine Meinung dazu. Wenn ich die Berichte von Epizentrum lese, habe ich den Verdacht, dass einige aus der CDU und der SPD aus der zweiten Reihe jetzt mal vorgeschickt werden, um die Stimmung zu testen. Kommt kein Aufschrei, wenn man komplett neu baut, dann kann man sich als Bürgermeister oder Ressortchef dem anschließen , gibt es massiven Unmut, dann kann man sagen, man selbst ist es nie gewesen und war doch immer für den Verbleib der Bühnen am jetzigen Standort.


    Ich finde das etwas billig um ehrlich zu sein. Politik, gerade in diesen Zeiten, braucht Führung und Überzeugung. Ich habe die Erwartungshaltung, dass Politiker in verantwortlichen Positionen hier eine eigene Meinung haben und auch bereit sind, diese durchzukämpfen und sich nicht nur noch auf Twittertweets, Onlinepetitionen und Facebookkommentare stützen. Ich finde, die Parteien müssen vor der nächsten Wahl ganz klar sagen, welches Konzept bei den städtischen Bühnen sie favorisieren und wofür sie eintreten. Und letztlich glaube ich, dass man mit einer klaren Haltung sogar mehr Wähler gewinnt als verliert. Denn man sollte sich nicht täuschen lassen, nur weil bestimmte Gruppen in der Öffentlichkeit laut sind, heißt das noch lange nicht, dass sie in der Mehrheit sind. Stuttgart 21 lässt grüßen. Daher wünsche ich mir, dass man endlich zu einer Haltung zu Oper und Schauspielhaus findet, denn in irgendwelchen Kommissionen wurde jetzt genug gerechnet,es geht jetzt um den politischen Willen!

  • Politik braucht Führung, schön & gut. Aber Führung braucht Mehrheit. Wer seine Politik nicht mit einer stabilen Mehrheit durchführen kann, muss sich Mehrheit beschaffen. Dann führt eben nur der Kompromis zur Mehrheit. Der Weg zum Kompromiss beginnt immer mit der Maximalforderung, schließlich will der Mehrheitsbeschaffer sich so teuer wie möglich verkaufen. Oder man macht's à la FDP: lieber gar nicht regieren, als schlecht regieren. Das ist dann die Verweigerung des Kompromisses.

  • ^


    Demokratie ist doch ein Wettstreit der Idee und am Ende dieses Wettstreits steht dann in den meisten Fällen ein Kompromiss. Aber politische Willensbildung ist eben auch der Streit über Ideen. Nur wie soll man sich streiten, wenn die politischen Entscheidungsträger sich einer Diskussion völlig verweigerrn, weil sie gar keine Meinung vertreten?


    Es ist doch gerade dieser Mehltau, diese bleierne Schwere, die sich aktuell über dieses Land legt, einfach weil die Weigerung zum kritischen Dialog seit nunmehr über einem Jahrzehnt politische Praxis ist und man das Gefühl hat, es ist eine unabwendbare Tatsache.


    Doch wozu führt das? Dass man den Rändern die Deutungshoheit überlässt, weil man sich selber aus dem politischen Diskurs verabschiedet hat. Früher war nicht alles besser, aber wenn man sich alte politische Debatten anschaut, dann hatten die Politiker, über Brandt, Scgmidt, Barzel oder Strauß eine klare politische Meinung. Heute wird nur noch rumgeeiert und man ist mehr damit beschäftigt, tagesaktuell zu schauen, wie man konfliktfrei durch den Tag kommt. Aber so macht man doch keine Politik.


    Was spricht denn dagegen, dass man sich ehrlich vor die Menschen stellt und sagt, zu den Bühnen habe ich nach den jetzt vorliegenden und heutigen Erkenntnissen diese Meinung. Ich sage ihnen aber auch ehrlich, dass es ein schwieriges Thema ist und dass sich meine Haltung noch ändern kann, sollten im Prozess signifikante Aspekte hinzu kommen, die eine Neubewertung erforderlich machen. Wäre das so fatal? Es wäre jedenfalls viel ehrlicher und dem demokratischen Willensbildungsprozess viel zuträglicher, als sich in die Büsche zu schlagen, die Verantwortung an irgendwelche Kommissionen zu übertragen und die Debatte den politischen Rändern zu überlassen.


    Vielleicht mag das naiv erscheinen, aber ich glaube, dass man langfristig mit einer aufrechten und überzeugt vorgetragenen Meinung mehr Erfolg hat als wenn man sich opportunistisch im letzten Moment auf eine Seite schlägt, wenn eh alles entschieden ist.

  • Tja, wie es scheint, ist die Information mit 2021 für das Raab-Karcher Areal falsch. Die Firma zumindest behauptet, einen Mietvertrag bis 2028 zu besitzen mit einer Option auf weitere 5 Jahre, also bis insgesamt 2033(!). Die Diskussion über den Standort grenze aus Sicht der Firma schon fast an Geschäftsschädigung, da dadurch Kunden verunsichert würden. Und wenn die Stadt das Grundstück gerne für die Oper haben möchte, dann wohl nur zu dem Preis Ersatzgrundstück plus Umzugs- & Neubaukosten.

    Nachzulesen ist dies in der Rundschau von heute.

    Bleibt die Frage, wer die PolitikerInnen diverser Parteien auf den Trichter mit 2021 gebracht hat. Ist mal wieder kein Ruhmesblatt für den hiesigen Politikbetrieb...

  • Bedauerlich das Markus Frank seine politischen Kollegen nicht auf diesen Sachstand nach seinem Gespräch mit der Fa. Raab Karcher hingewiesen hat. Anderseits 15-20 Mio. EUR für den Ersatz-Neubau ist bei 1 Mrd. EUR nicht das finanziell KO-Kriterium. Schwieriger wird es ein Grundstück von 15-20.000 qm Grösse in der Nachbarschaft zu finden. Wobei noch zu definieren wäre was Nachbarschaft bedeutet. Sofern die Stadt selbst keines im Portfolio hat, müsste sie eines ggf. Erwerben. Inkl. Freimachung würde ich dafür mal 40 Mio. EUR veranschlagen, wenn die Ersatzfläche keiner Schadstoffsanierung bedarf. Das ist schon ein 'Sümmchen' aber sprengt nicht den finanziellen Rahmen. Für mich, und wohl für die Fa. Raab Karcher auch, deshalb kein (finanzieller) Grund das Areal als möglichen Standort für die Oper zu streichen.


    Das die U-Bahn-Station Ostbahnhof mehr als 500 m entfernt vom Areal liegt qualifiziert dieses für mich nicht als 'nicht' erschlossen. Wenn als Maßstab die aktuelle Erschließungssituation, nämlich U-Bahn-Station unmittelbar vor der Haustür, gilt, dann kommt das für mich einer Vorabfestlegung auf den aktuellen Standort gleich.


    Und vergessen wir nicht: der Zeitraum bis auf diesem Areal die ersten Bagger rollen wird wohl ehr 2028 sein, vielleicht sogar erst 2033 etwas ketzerisch gesprochen. Dann ist der Mietvertrag ausgelaufen und dieser Kostenteil schrumpft auf Null.


    Also nicht beirren lassen denn diese Pkt. gelten auch bei anderen Standorten für Oper oder Schauspiel.

  • Oper am Osthafen wäre meines Erachtens völlig deplatziert! Das Raab-Karcher Gebäude u. Gelände und der Übergang dorthin unter der Honsellbrücke ist für mich so ein essentieller Teil der gewerblichen Urbanität die einfach zum Osthafen gehört und sichtbar bleiben muss. Das sollte dort keinesfalls verschwinden und erst recht nicht durch eine Oper platt gemacht werden.

  • Ehrlich gesagt, verstehe ich auch nicht ganz, dass, wenn man schon den Standort Osthafen in Erwägung zieht, nicht gleich im Hafenpark baut. Der ist zwar gerade erst neu angelegt, aber so what? Das Grundstück ist frei und gehört der Stadt und wenn der Mietvertrag von Raab Karcher 2028 ausläuft, kann man ja dann an dessen Stelle wieder einen Park anlegen.

    M. E. könnte man sich dann bei einem spektakulären neuen Opernhaus mit einem grandiosen Panorama schmücken und hätte einen echten Werbefaktor mehr für die Stadt, siehe hier. Der Landmark-Faktor á la Kopenhagen, Oslo, Bilbao, Hamburg, Sydney oder auch Dundee wäre dann jedenfalls in greifbarer Nähe (und beim Raab-Karcher-Areal weit weniger der Fall...

    3 Mal editiert, zuletzt von Querido ()

  • Ein neuer Standort für die Oper im Umfeld der EZB wäre der richtige Impuls um die innenstädtische Entweiterung sichtbar im Osten voranzutreiben. Mit dem Fernbahntunnel, ich setze voraus das dieser gebaut wird, wird der Hochhaus-Cluster an der Messe noch größer und dehnt damit die Innenstadt entlang der Mainzer Ldstr. und am Main in westlicher Richtung bis zur Galluswarte bzw. Main-Neckar-Brücke aus. Deshalb ist ein Gegengewicht mit neuer Oper und einer möglichen EZB Erweiterung in östlicher Richtung notwendig.

    Langfristig wird es immer weniger Gewerbe im Osthafen geben und der nördliche Mainuferpark wird, auf dem einen oder anderem Entwurf für das Hotelhochhaus Waterfront bereits angedeutet, sich fortsetzten.

  • Grünes Positionspapier zur Standortfrage


    Die Frankfurter Grünen haben sich anscheinend in der Standortfrage klar positioniert. Die FAZ zitiert ein Positionspapier der Frankfurter Grünen, worin sie sich für den Standort am Theaterplatz aussprechen, ohne Festlegung auf Doppelanlage oder zwei Einzelhäuser.


    "Die Zeit ist reif für eine Entscheidung. Also lassen wir uns diesen mühsamen Prüfmarathon um einen neuen Standort endlich beenden. Die Zeit ist reif für eine mutige politische Entscheidung – und teuer wird es sowieso. Hier oder da. Die Ehrlichkeit gebietet, jetzt offen zu sagen, dass jede Lösung an jedem Standort uns letztlich weit mehr als eine halbe Milliarde kosten wird, bei der Baupreisentwicklung wohl sogar deutlich mehr. Die Risiken von Neubau oder Sanierung, das zeigen vergleichbare Projekte anderswo, sind ziemlich gleich verteilt." - so zitiert die FAZ das Papier.

    Das grüne Papier an sich ist bisher nicht zu finden, deshalb mussen wir uns vorerst mit den Auszügen aus der FAZ begnügen.


    Auf jeden Fall ist es positiv, dass im politischen Gefüge endlich jemand klare Position bezieht und es nicht am Geld aufhängt. Die wichtigeren Fragen seien, was uns Theater wert sei, welche Art Theater wir bräuchten und wo es hingehöre. Zur Standortfrage gibt es eine klare Festlegung, der Theaterplatz muss es sein.


    Aber lest selbst: <klick>


    P.S. Das Positionspapier der Grünen steht jetzt online: Liebeserklärung an keinen Ort zum Verlieben

    Einmal editiert, zuletzt von tunnelklick () aus folgendem Grund: Nachtrag

  • Zur Stunde findet eine Pressekonferenz zum Thema statt. Präsentiert wird das Ergebnis des Prüfauftrages zu den Städtischen Bühnen. Unten die soeben dazu herausgegebene Pressemitteilung, ohne weiteren Kommentar meinerseits, der angesichts des brisanten Inhalts bestimmt entbehrlich ist.


    Kulturdezernentin Ina Hartwig hat zusammen mit dem Leiter der städtischen Stabsstelle, Michael Guntersdorf, die Ergebnisse des Prüfauftrages zur Zukunft der Städtischen Bühnen Frankfurt bei einer Pressekonferenz am Donnerstag, 23. Januar, im Deutschen Architekturmuseum vorgestellt. „Die Stabsstelle hat zusammen mit den Städtischen Bühnen, den notwendigen Ämtern der Stadt sowie externen Fachplanern fundierte Antworten auf die Fragestellungen der Stadtverordneten erarbeitet. Mit diesen differenzierten Ergebnissen kann jetzt eine grundsätzliche Entscheidung zur Zukunft der Städtischen Bühnen getroffen werden“, bedankte sich Hartwig bei Stabsstellenleiter Guntersdorf und allen beteiligten Mitarbeitern.

    Sanierung der Theaterdoppelanlage nicht wirtschaftlich

    In einem ersten Schritt prüfte die Stabsstelle eine sogenannte „Basis-Sanierung“, bei der nur das Nötigste saniert und modernisiert sowie die technischen Anlagen ausgetauscht werden. Die Gesamtkosten für diese Variante belaufen sich auf rund 826 Millionen Euro. Grundlegende Defizite, wie die schwierigen Anlieferungsbedingungen und ineffizienten Betriebsablaufe, bleiben weiterhin bestehen. Im zweiten Schritt untersuchte die Stabsstelle eine sogenannte „Verbesserte Sanierungsvariante“. Diese ermöglicht unter anderem Verbesserungen im Bereich der Anlieferung und eine Öffnung des Gebäudes für die Öffentlichkeit. Auch in dieser Variante bleiben die der Altsubstanz geschuldeten funktionalen Einschränkungen bestehen. Die Gesamtkosten für diese Variante sind mit rund 918 Millionen Euro veranschlagt.

    Neubauvarianten für die Oper und das Schauspiel

    In einem nächsten Schritt untersuchte die Stabsstelle zwei Neubauvarianten: eine Variante mit optimierten Neubau der Doppelanlage am Willy-Brandt-Platz und eine Variante mit zwei Neubauten, davon einer auf dem jetzigen Grundstück am Willy-Brandt-Platz und ein weiterer an einem zentral gelegenen Standort. Die Gesamtkosten für einen Neubau der Theaterdoppelanlage am selben Standort sind mit rund 875 Millionen Euro veranschlagt. Bei der Variante mit zwei getrennten Neubauten können Interimskosten für eine der beiden Spielstätten vermieden werden, da mit einem Neubau bereits begonnen werden kann, während der Spielbetrieb in der jetzigen Theaterdoppelanlage noch läuft. Die Kosten dieser Variante sind mit 809 Millionen Euro angesetzt.

    Unabhängig davon, welche der Varianten umgesetzt werden soll, rät die Stabsstelle zu einem eigenen Produktionszentrum. Das Zusammenführen der bislang externen Probebühnen und Lager mit den auszulagernden Werkstätten führt zu Synergien im Betriebsablauf und einer erheblichen Reduzierung der Gesamtkosten. Die Gesamtkosten aller Varianten enthalten grundsätzlich die Baukosten, Risikozuschläge, die zu erwartenden Baupreissteigerungen und die Kosten für ein Produktionszentrum.

    „Die Ergebnisse der Stabsstelle sprechen eine deutliche Sprache. Als Kulturdezernentin bin ich daher zu einem klaren Ergebnis gekommen. Die alte Doppelanlage ist ein traditionsreicher Bau, es fällt sicherlich vielen schwer, sich von ihm zu trennen. Dennoch kann ich eine Sanierung nicht empfehlen, sie ist wirtschaftlich nicht vertretbar und nicht nachhaltig“, sagt Kulturdezernentin Ina Hartwig. „Ich empfehle, zwei Neubauten zu errichten, mindestens einen davon am Willy-Brandt-Platz, den anderen in zentraler Innenstadtlage. Dadurch sparen wir ein Interim ein, ermöglichen den Bühnen ein zukunftsfähiges Arbeiten und bieten den Frankfurterinnen und Frankfurtern einen öffentlichen Raum auch jenseits des Spielbetriebs. Für mich steht fest: Das kulturelle Herz der Stadt schlägt am Willy-Brandt-Platz, wir dürfen es nicht herausreißen.“

    Zum Hintergrund:

    Im März 2018 war der Magistrat durch die Stadtverordneten beauftragt worden, eine Sanierung unter maximalem Erhalt des Bestandes der Theaterdoppelanlage am Willy-Brandt-Platz zu prüfen. Für die aktuelle Untersuchung wurde die Stabsstelle „Zukunft der Städtischen Bühnen Frankfurt“ gegründet, die am 1. November 2018 ihre Arbeit aufnahm und im Kulturdezernat angesiedelt ist. Die heute vorgestellten Ergebnisse ergänzen die 2013 beauftragte und im Jahr 2017 präsentierte Machbarkeitsstudie, die eine reine Sanierung nicht geprüft hatte. Angepasst an aktuelle Baupreissteigerungen und Risikozuschläge liegen die ermittelten Kosten für die Varianten der Machbarkeitsstudie von 2017 mittlerweile bei über eine Milliarde Euro.
  • Komisch dass sich bisher niemand zu diesem wegweisenden Ereignis geäußert hat, denn diese Entscheidung wird vermutlich die finanzintensivste und kulturpolitisch bedeutendste in der kommenden Dekade. Zudem wird diese Entscheidung die kulturelle Identität der Stadt auf Jahrzehnte prägen, denn solche Bauten haben sicher eine Lebensdauer von 50 Jahren plus X.


    Mich freut zunächst einmal, dass Herr Guntersdorf keine Schönrechnerei betrieben hat, sondern das bestätigt hat, was man schon vorher wusste. Ich hatte etwas die Befürchtung, dass der politische Druck derart groß wird, dass die Zahlen letztlich ... naja.... etwas modifiziert werden. Dass Herr Guntersdorf standhaft geblieben ist, freut mich daher sehr, weil es ein erster Schritt ist, Glaubwürdigkeit zu schaffen.


    Wer meine vorherigen Beiträge zum Thema gelesen hat, wird nicht überrascht sein, dass ich die grundsätzliche Analyse der Kuturdezernentin teile. Eine Sanierung der aktuellen Anlage bei einem auch nachher nicht zufriedenstellenden Gesamtergebnis ist weder wünschenswert noch erstrebenswert. Dazu kommen die unkalkulierbaren Risiken des Bestandes. Nicht nur wir hier in Köln können ein schmerzliches Lied davon singen, auch die Berliner Ergebnisse sollten jedem eine Mahnung sein. Von daher ist die Neubauvariante aus meiner Sicht die absolut richtige Lösung und für mich auch ohne echte Alternative. Wenn man die Pressemeldungen von heute liest, ist dies aber auch mittlerweile in der Frankfurtr Politik die präferierte Lösung. Allerdings gibt es dann etliche Folgefragen:


    1. Ziehen beide Bühnen an einen neuen Standort oder nur eine der beiden, wenn ja, welche? Wenn ich die Meldungen richtig deute, ist die Oper wohl der präferierte Kandidat für einen Neubau, auch um teure Interimslösungen zu vermeiden. Dieser Intention würde ich mich auch anschließen.


    2. Welche Orte kommen als Alternativstandorte in Betracht? Fast man alle Meldungen zusammen, werden hier die Wallanlage, die Umgebung des Bockenheimer Depots aber auch nach wie vor das von Karcher genutzte Areal am Osthafen ins Spiel gebracht, letzteres ist aber bis 2033 nicht bzw. nur teilweise verfügbar. Ich muss sagen, dass ich eine Lage am Wasser präferieren würde. Egal ob die Oper in Sydney oder die Elbphilharmie, beide Bauten würden nur halb so spektakulär wirken, wenn sie nicht in direkter Wasserlage stehen würden. Daher hoffe ich, man findet hier einen passenden Platz irgendwo am Mainufer, zur Not muss man eben eine passende Verkehrserschließung gleich mitbauen.


    3. Die Zukunft des Willy-Brandt-Platzes: Hier ist zunächst die Frage zu klären ob das Schauspiel am jetzigen Standort verbleibt. Wenn ja, dann wird sich eine Frage natürlich zwangsläufig stellen. Soll das Schauspiel in ein komplett neues Gebäude oder legt man nach dem Auszug der Oper das darunter liegende historische Schauspielhaus erst einmal frei und gibt dieser Option zumindest eine realistische Chance? Ferner stellt sich die Frage, was mit dem Standort passiert, wenn beide Bühnen wegziehen. Will man das Areal dann meistbietend an die Privatwirtschaft verkaufen oder macht man hier Auflagen. So könnte man z.B. überlegen, ob sich Teile des historischen Schauspielhauses als Lobby für ein dahinterliegendes mögliches Hochhaus eigenen würden. Ich fände dies eine überlegneswerte und spektakuläre Lösung, falls es keine kulturelle Nutzung in diesem Areal geben sollte.


    Fazit: Ich bin mit der grundsätzlichen Entscheidung von heute sehr zufrieden, weil sie Ralitäten anerkennt und man nicht den Fehler gemacht hat, zugunsten einer kurzfristigen Entlastung die Kosten schön zu rechnen, was am Ende dazu geführt hätte, dass die Kosten im Nachhinein erst recht explodiert wären. Diese Ehrlichkeit nötigt mir erst einmal Respekt ab. Nun gilt es aber, die Chancen dieser Megainvestition von letztlich sicher über einer Millarde Euro auch wirklich zu nutzen. Dazu braucht es visionäre Kraft, Respekt vor der Geschichte und Mut für Neues. Schön ist, dass in diesem Projekt die Chance liegt, all das eben Aufgezählte zu verwirklichen. Dazu gehört aus meiner Sicht eine moderne und spektakuläre neue Heimstätte für die Oper, die durchaus mutig die Chancen ergreifen sollte, die moderne Architetur für solche Solitäre bietet. Dass dies gelingen kann, zeigen zahlreiche nationale wie internationale Beispiele. Aus meiner Sicht gehört dazu aber im Gleichklang auch die Versöhnung mit der eigenen Geschichte. Bis gestern hätte ich gesagt, dass dies in Frankfurt durchaus möglich ist. Nach den vorgelegten "Visionen" für die Paulskirche bin ich allerdings etwas desillusioniert, ob man Willens und in der Lage ist, diese Chance zu ergreifen.


    Welche Stadt hat die Möglichkeit, gleichzeitig die Historie wertzuschätzen und das Schauspielhaus nach der mutwilligen Teilzerstörung weit nach dem zweiten Weltkrieg ins Stadtbild zurück zu holen und gleichzeitig der Welt das moderne und progressive Frankfurt zu zeigen. Und das mit einem Vorhaben, einem Projekt. Dieser Zweiklang hätte das Zeug zur echten Versöhnung und Partizipation aller Gruppen und Geschmäcker. Keiner würde dem anderen etwas neiden müssen weil jeder dann versuchen könnte, das beste aus seiner Hälfte zu machen, gleichzeitig aber wohlwollend auch auf den Erfog des anderen zu hoffen. Das wäre mein Wunsch, meine Vision für Frankfurt 2030.

  • Ich finde die Entwicklung auch sehr positiv und ich habe den Eindruck, sie ist nicht nur vernünftig, sondern auch im Sinne der meisten Forumsteilnehmer hier. Dass man von einer Renovierung der Bestandsanlage absehen möchte, ist eine sehr gute Entscheidung. Wenn jetzt schon 900 Mio EUR dafür veranschlagt sind, dann wären bei den ganzen Unwägbarkeiten, die mit einem solchen Unterfangen verbunden wären, daraus auch leicht 1,5 Mrd EUR geworden - die Opern in Stuttgart, Köln oder Berlin sollten als warnendes Exempel hinreichen.


    Wie mein Vorredner schon sagte, bietet die Teilaufgabe des Standortes am Willi-Brandt-Platz auch die Möglichkeit, einen Teil dieses Sahnegrundstücks teuer zu verkaufen, was den finanziellen Spielraum für die Stadt enorm verbessern würde - ein hoher zweistelliger Millionenbetrag wäre hier sicher zu erwarten. Gegen ein Hochhaus direkt neben dem (dann wohl) Schauspielhaus und an der Frankfurter "Hochhaus-Schlucht" Neue Mainzer wäre aus meiner Sicht angesichts der Nachbarschaft sicher nichts einzuwenden - ganz im Gegenteil.


    Ich finde es auch gar nicht so entscheidend, ob man das Äußere des alten Schauspielhauses wieder herstellt oder einen (hoffentlich spektakulären) Neubau an die Stelle setzt - das eine wäre genauso attraktiv wie das andere. Vielleicht schreibt man ja einen offenen Wettbewerb aus, der beide Varianten zulässt, das wäre jedenfalls wünschenswert.


    Was den neuen Standort für die Oper anbelangt, bin ich ebenfalls für eine Lage am Wasser, denn gerade dieser hat Landmark-Potential. Und wie ich weiter oben schon geschrieben habe, bin ich mittlerweile davon überzeugt, dass der Hafenpark neben der EZB der beste Standort dafür ist. Ob ich auf dem Raab-Karcher-Areal baue und den Hafenpark daneben beibehalte oder aber im Hafenpark baue und dann auf dem Raab-Karcher-Areal einen neuen Park anlege, spielt im Grunde genommen keine Rolle. Der Unterschied ist nur, dass der Hafenpark der wesentlich bessere Standort ist - mehr Platz außen herum, mehr Abstand zur angrenzenden Bebauung und zum Gewerbe im Osthafen, attraktiver für die Besucher, näher an der Stadt und vor allem: fotogener! Und zwar sowohl mainab- wie -aufwärts. Dass dann das Geld für den gerade frisch angelegten Park größtenteils herausgeschmissen wäre, spielt m. E. nur eine untergeordnete Rolle. Schließlich sind das Peanuts im Verhältnis zu der Milliarde, die hier investiert werden soll. Sollte das dann tatsächlich der ausschlaggebende Punkt sein, um doch auf dem Raab-Karcher-Areal zu bauen, dann würde man sich sicher in 50 Jahren noch über diese Fehlentscheidung ärgern. Ganz abgesehen davon wäre diese Variante auch bauablauftechnisch besser, da das Raab-Karcher-Grundstück erst später zur Verfügung steht.


    Wenn es aber tatsächlich so kommen sollte, dann sollte man sich vielleicht noch mal um das Molenhochhaus Gedanken machen. Schließlich sollte es dann irgendwie mit EZB und neuer Oper harmonieren. Im Idealfall könnte dabei sogar so etwas wie ein moderner Piazza Miracoli herauskommen, mindestens aber etwas, was für die nächsten Jahrzehnte wegweisend für diese Stadt sein wird.


    O.K. - ich beginne zu träumen... ;)

  • zu #437: Nur um deine Hoffnungen etwas zu bremsen: Unter der heutigen Gebäudehülle sind keine relevanten Teile des alten Schauspielhauses mehr vorhanden. Es gibt Mauerwerk und ein paar Quadratmeter Putzfassade von den Seiten. Von der Hauptfassade (Kalksteinverblendung für Mauerwerk) ist nichts mehr erhalten.

    Da eine Rekonstruktion drüberzuwerfen ist keine realistische Option.

  • Unter der heutigen Gebäudehülle sind keine relevanten Teile des alten Schauspielhauses mehr vorhanden. Es gibt Mauerwerk und ein paar Quadratmeter Putzfassade von den Seiten.

    Ich finde, man sollte mit solchen Prognosen vorsichtig sein. Niemand weiß genau, was unter den Verblendungen noch erhalten ist. Jetzt davon auszugehen, dass nichts mehr da ist, halte ich für etwas gewagt. Ich kenne Aufnahmen aus dem Inneren, wo sogar noch echte Schmuckelemente im Technikbereichen vorhanden sind. Ja, einiges wirdabgeschlagen worden sein, ich bin aber sicher, dass man am Ende mehr finden wird, als einige heute erwarten. Aber dazu hilft es wenig, abstrakt zu spekulieren, man müsste einfach mal nach dem Auszug der Oper nachschauen. Das wäre eine grundsätzliche Voraussetzung, um überhaupt weiter diskutieren zu können.

    Da eine Rekonstruktion drüberzuwerfen ist keine realistische Option.

    Das sehe ich vollkommen anders. Wenn ich sehe, was man in Leipzig an Gründerbausubstanz saniert und in weiten Teilen komplett rekonstruiert hat, ist es auch beim Schauspielhaus eher eine Frage des Wollens und nicht des Könnens. Was wurde in Leipzig nach der Wende und weit in die 2000-er Jahre hinein nicht alles erzählt. Man schaue sich heute das Waldstraßenviertel an und wird eines Besseren belehrt.


    Gerade bei Gründerzeitbauten kommt auch der technische Fortschritt ins Spiel. Kunsthistorisch war das Schauspielhaus nicht vergleichbar mit dem Berliner Schloss oder der Goldenen Waage. Viele Elemente könnten heute kostengünstig per Fräse hergestellt werden. Nur die absolut künstlerisch wertvollen Arbeiten bedürfen heute noch der Arbeit eines Steinmetzes und auch hier wird mittlerweile viel Vorarbeit durch Maschinen geleistet, so dass die Kosten massiv reduziert werden können.


    Eine Rekonstruktion zumindest der drei stadtbildprägenden Fassaden des Schauspiels und der Kuppel ist also weniger eine Frage des Möglichen, sondern mehr eine Frage, ob man es will oder nicht. Denn das Schauspielhaus ist ausreichend dokumentiert für eine Rekonstruktion. Ich wäre dafür, einen historischen und einen modernen Entwurf zu bestimmen und warum dann nicht die Menschen bei einem so wegweisenden Projekt mal abstimmen lassen? Ich bin der Meinung, dass das historische Schauspielhaus eine Chance verdient hat.