Oper und Schauspiel: neuer Standort / Alternativlösungen?

  • ^ Und damit das Ganze mehr als nur ein Link auf einen bald in der Versenkung verschwindenden Zeitungsartikel ist, hier zunächst die besagte Visualisierung:



    Bild: Architektenkontor Faller & Krück, Frankfurt


    Das ideengebende Büro Architektenkontor Faller & Krück hat dazu eine eigene Meldungsseite eingerichtet. Mit ihrem Vorschlag möchten sie den Verbleib der Städtischen Bühnen an Ort und Stelle ermöglichen. Dabei greifen sie zu - auf den ersten Blick - radikalen Maßnahmen: Erhöhung der Bühnentürme zu echten Hochhäusern, Bau eines 190 Meter hohen Turms im Block auf der Ecke Willy-Brandt-Platz / Neue Mainzer Straße (quasi statt der jetzigen Panorama-Bar) sowie Überbauung sowohl des "Theaterplatzes" und des westlichen Teils der Hofstraße. Auf den Dächern der Überbauungen sollen Grünanlagen entstehen, was im Fall des Platzes aufgrund des mehrgeschossigen Foyergebäudes dann ein Hügel wird.


    Bauen und betreiben soll all das ein Bürgerfond; eine Querfinanzierung erfolgt durch Verpachten/Vermieten der entstehenden Flächen in den drei Türmen.

  • So sehr ich mit einer Rekonstruktion des alten Schauspielhauses symphatisiere, halte ich das für einen sehr interessanten Vorschlag. Wenn sich das wirklich so finanzieren ließe, sollte man diese Lösung in Erwägung ziehen und nicht gleich wieder kaputt reden, was ich allerdings befürchte.

  • Mal die Fakten aus dem Artikel als Kondensat:

    • 600 Mio. EUR geschätzte Baukosten für Oper, Schauspiel und Kammerspiel
    • Abriss der Doppelanlage
    • 2.000 Zuschauerplätze für die Oper vorgesehen
    • Tiefgarage mit 500 Stellplätzen
    • Abriss und Neubau zwischen 3,5 bis 4 Jahre
    • Fertigstellung der Hochhäuser in zusätzlichen 1,5 Jahren möglich
    • Interimsspielstätte während der Bauzeit notwendig
    • Sperrung der Hofstraße für den Autoverkehr
    • Verschmälerung der Neuen Mainzer Straße zw. Hofstraße und Mainufer
    • Gewinnung eines städtischen Platzes an der Einmündung Hofstraße und Neue Mainzer Straße
    • Vorgeschlagene Höhe der Hochhäuser: 120 m, 140 m und 190 m
    • 2 Hochhäuser entlang der Neuen Mainzer Straße und 3. Hochhaus an der Hofstraße in der Wallanlage
    • Mischnutzung der Hochhäuser als Büros, Hotels und Wohnungen
    • Verkauf oder Vermietung der 3 Hochhäuser
    • Bürgerfond dient zur Co-Finanzierung


    In der Tat ein interessanter Vorschlag und sollte ernsthaft von der Stadt geprüft werden ob und wie das Ganze finanzier- und umsetzbar ist. Wie hoch wäre der Kostenanteil für die Stadt für die Interimsspielstätte, Umzug, Werkstätten usw.?
    Die Doppelanlage wäre dann unwiederbringlich weg und deshalb sollte auf alle Fälle auch die Wiederherstellung mit untersucht sein um alle Fakten zu kennen bevor diesbezüglich Tatsachen geschaffen werden.

  • Die Hochhäuser entlang der Neuen Mainzer Straße wären ja unproblematisch, da sie in der Flucht der anderen Hochhäuser stehen. Dummerweise sorgt diese Gebäudeflucht aber auch dafür, dass der Panaramablick Richtung Süden und Norden durch die anderen Hochhäuser in der Reihe gestört wird. Zwecks besserer Platzausnutzung und noch besser zu vermarktender Wohnungen, die auch einen schönen Blick über die Grünflächen der Gallus- und Taunusanlage hinweg haben, möchte die H.R. Immobilien Consulting wohl das dritte Hochhaus bauen.
    Über dies wird zu diskutieren sein, da es gegen das Wallservitut verstoßen wird. Um diesen Verstoß wiederum abzumildern - und wohl auch den Blick vom Hochhaus ins Grüne weiter aufzuwerten gibt's dafür eine Dachbegrünung auf der Oper. Ist dies ausreichend um den Verstoß zu rechtfertigen? Zumal in dem dritten Hochhaus wohl vor allem sehr hochpreisige Wohnungen entstehen werden?


    Ansonsten schaut der Entwurf schon recht schick aus. Wird mehr oder weniger durch einen privaten Bauherren gebaut, könnte es auch bei einer kurzen Bauzeit bleiben, was die Kosten fürs Interimsquartier niedrig halten sollte.

  • Ein feiner Vorschlag auf den ersten Blick. Allerdings:


    - Auf der Visualisierung wirkt das Operngebäude recht klein. Reicht denn das? Ich hatte es immer so verstanden, dass ein Neubau mehr Opern-Schauspiel-Nutzfläche haben muss als das bisherige Gebäude, dessen Inneres ineffizient aufgeteilt und eben auch zu klein ist. Ich vermute daher, dass der Opernbau größer sein muss als im Bildchen dargestellt, sofern er nicht auch tlw. in den Sockeln bzw. unteren Geschossen der angrenzenden Hochhäuser untergebracht ist
    - Wo ist denn die Straßenbahnlinie samt Haltestelle geblieben? Die müsste direkt vor dem neuen Operngebäude entlang führen. Da sehe ich aber nur Grün. Insofern schwindelt das Bildchen, denn die Gleise werden auf alle Fälle die Parkanlage zerschneiden!
    - Für mich sieht es so aus, als stünde der höchste der drei neuen Türme recht weit vorn uns somit zum Teil wohl über der dortigen U-Bahn-Station. Ich glaube nicht, dass das so einfach geht.
    - Und wenn ich mich zurücklehne und den Entwurf betrachte, beschleicht mich das Gefühl, dass es optisch besser wäre, den Wohnturm hinter der Oper ein Stück weiter nach links zu rücken, untenrum etwas schmaler zu halten und dafür ganz rechts ein schlankes, viertes Hochhaus zu platzieren, das wieder ein Stück höher sein sollte als besagter Wohnturm. Zwischen den beiden Hochhäusern sollte dann ein breiter Weg (gerne auch komplett begrünt) zum Mainufer, Jüdischen Museum etc. führen. Das sähe spektakulärer aus, denn dem abgeknickten "Park-Wurmfortsatz" rechts des Wohnhochhauses kann ich nichts abgewinnen. Außerdem wäre der Finanzierung des Projekts durch ein 4. zu vermarktendes Hochhaus gedient!

  • Wo die Tram hin ist, habe ich mich auch gefragt. Die Visualisierung kann nur eine Idee sein und wird so sicher nicht umzusetzen sein. Aber das hat was. Oper und Schauspiel bleiben am angestammten Platz und die Kosten werden (weitgehend) durch die HH gegenfinanziert. Ob sich die Hofstraße so einfach sperren lässt müsste man nochmals durchdenken: Man müsste eine Lösung für den Verkehr aus der Wilhelm-Leuschner-Str. finden, der in die Neue Mainzer will. Aber das lässt sich sicher machen.


    Die Verdichtung mit HH wäre an dieser Stelle absolut super und die Lösung mit einen Opern-Hügel fände ich auch klasse.

  • Interessant.
    Ich frage mich in wieweit das realisierbar ist. Wären Oper und Schauspiel in den Sockel des Gebäudekomplexes oder in den Türmen untergebracht?

  • Grosses Lob für den Denk-Mut.


    Erstens für die Verlängerung der Engstelle des Parkgürtels der Wallanlage als Hochlage und Überbrückung der Hofstrasse.


    Zweitens für das Finanzierungsmodell.
    Das ist die Idee überhaupt! Lass es einen kommunalen Projektentwickler machen (wie OFB), der drei Hochhäuser baut, das Theater (ob mit Erhaltung des Altbaus oder Teilerhaltung oder auch ohne), die Oper - auch notfalls an anderer Stelle.
    Mit dem Verkauf der Hochhäuser ist soviel Gewinn drin, dass die Finanzierung der Neubauten der Spielstätten sehr gut gepudert sein könnte. Dann Verkauf an die Stadt...
    Es muss also nicht so sein, dass die Grundstücke veräußert werden. Das bringt zu wenig. Lieber selber (geregelt und marktgerecht) bauen und davon den Gewinn abschöpfen. Es muss nur erstmal eine Investition da sein. Mit einem kontrollierbaren Partner ist auch die Gewinnsicherung möglich.


    Oder ein Deal mit einem freien Projektentwickler. Gib ihm das Grundstück, mach ihm Auflagen und lass ihn machen mit dem Ziel, dass ein Theater, eine Oper und am besten noch ein Weltkulturenmuseum bei rausspringen - und das zu einem Festpreis...


    Ich glaube nicht, dass auf das Grundstück der Doppelanlage 3 ausgewachsene Hochhäuser passen und dazu noch zwei Spielstätten samt Werkstätten. Ich denke, realistischer ist, wenn nur ein Theater an dieser Stelle gebaut wird.


    Also ich finde es sehr gut, dass die Thematik nun Dynamik bekommt.

  • Es hätte auch Charme, wenn hinter dem Operneubau zwei sehr ähnliche und gleich hohe Hochhäuser stünden, denn dreht man sich dann um 180° müsste der Blick direkt auf die Zwillingstürme der Deutschen Bank fallen. Solche Referenzen und Blickbeziehungen mögen Architekten doch normalerweise. Ein weiteres Argument für 4 statt 3 Hochhäuser ;););)

  • Grundsaetzlich eine interessante Idee, quasi ein zweites FOUR. Entwurf muss aber noch mal ueberarbeitet werden, ist mMn noch nicht ganz stimmig und sieht auch noch nicht so ganz funktional aus.


    Trotzdem sieht man wie in Frankfurt mittlerweile gedacht wird und was so theoretisch alles moeglich ist. Building boom, T3, einige neue Tuerme und natuerlich FOUR und die Neue Altstadt machen es moeglich. Vor 10-15 Jahren waere das so noch Science fiction gewesen...

  • ^
    Nein, "Science fiction" ist das ganz sicher nicht, es ist vielmehr das Gegenteil davon.


    Was wir mit diesem Entwurf sehen ist keine "Stadtentwicklung", sodern ein "Treten auf der Stelle". Der ohnehin schon enge Stadtraum wird mit immer weiteren verdichtenden Projekten regelrecht zu Tode getreten. Aus Deiner Sicht ist es natürlich konsequent in diesem Zusammenhang auch "FOUR" lobend mit zu erwähnen.


    Wenn die Ffm-Innenstadt nicht den Stahlbeton-Erstickungstod sterben möchte, müssen wir uns ganz grundsätzlich aussprechen. Projekte wie "Oper/Schauspiel" einerseits und "Bundesbank-Neubau" andererseits gehören nur auf den ersten Blick vermeintlich nicht zusammen. Sie müssen in einem ganz neuen, grösseren Städtebau-Kontext erörtert werden:
    - Wie "gross" wollen wir Frankfurt denken ?
    - Welches "Format" möchten wir für unsere Stadt ?



    Sehr geehrter Herr Hunscher,
    bitte starten Sie möglichst schnell mit der von Ihnen angekündigten Städtebau-Debatte für unsere Stadt !.


    Überlegungen im Zusammenhang von "Oper/Schaupiel", die dahin gehen, die Konstablerwache zu bebauen (Anm: die Konsti ist die EINZIGE halbwegs attraktive Platzsituation innerhalb des Anlagenrings !) oder gar die TA weiter zu verengen, sollten erst dann weiter erörtert werden, wenn durch die Städtebau-Debatte geklärt ist:


    "Mainhatten" oder "Gelnhausen von Welt".

    5 Mal editiert, zuletzt von m.Ro80 ()

  • Sehr schöner Fund, sehr schönes Ensemble. Ohne die kleine Bühne wäre etwas in der Art gut vorstellbar, sowohl am Ost-Hafen als auch am bisherigen Platz.
    Nur ich denke, so teuer wird man hier im reichen Deutschland nicht bauen wollen, weil einfach nicht genügend Geld da ist.

  • Das Journal Frankfurt hat eine Meldung zum heute vorgelegten Memorandum der "Bürgerstiftung". Darin wird der Bau eines neuen Schaulspielhauses am Willy-Brandt-Platz sowie eines neuen Opernhauses an anderer Stelle vorgeschlagen. Die Stiftung würde beim Bau der Oper tätig werden.

  • Die Aktionsgemeinschaft Schauspielhaus trommelte mal wieder, diesmal auf einer Veranstaltung am Montag Abend in der Börse beim "European Finace Forum". Die Rundschau hat einen Artikel draus gemacht.
    Angeblich könne die Stadt für 139 Mio das Schauspielhaus rekonstruieren. Weiter hinten werden dann die geschätzten Gesamtkosten nur für das Schauspiel mit 370 Mio beziffert, von denen Bund 20% und Land 30% tragen sollen, dazu werden noch 46 Mio durch Spenden und 50 Mio durch Investoren einkalkuliert. Klingt etwas windig. Aber schöne Grafik.

  • Windig ist das Stichwort. Man rechnet aus den Gesamtkosten von 370 Millionen einen städtischen Anteil von 139 Millionen heraus und hat danach zwar ein neues Altes Schauspielhaus (vorausgesetzt, die Kalkulation hat nicht die inzwischen üblichen 50% Unschärfe), aber noch kein Opernhaus, für das die Standort- (und Kosten-)diskussion fortgesetzt wird.