Leipzig: » Innere Werte « Architektonische Innenansichten

  • Leipzig: » Innere Werte « Architektonische Innenansichten

    Das Thema wurde u.a. im Bauerbe-Thread schon mehrfach gestreift, hier nun ein eigener Thread für konkrete Projekte der Leipziger Baugeschichte mit Schwerpunkt Innenraumgestaltung (Treppenhäuser, Flure, Zimmer, Fenster usw.).
    Der Unterschied zum Bauerbe besteht vor allem darin, dass hier auch bereits seit längerem abgeschlossene Projekte dokumentiert werden können und in dieser Hinsicht besonders bemerkenswerte Objekte übersichtlich zusammengefasst sind.
    Wer möchte, kann hier natürlich auch Beiträge zu neueren Bau- und Sanierungsprojekten posten, wenn die Innenräume im Mittelpunkt stehen sollen.


    Ich stelle mir das Ganze auch als Möglichkeit zu einer Art virtuellem Spaziergang durch Leipzig vor, aber Kommentare, weitere Informationen, Hinweise und Diskussionen sind ebenfalls erwünscht.


    Soweit zur Vorrede - mal sehen, ob's überhaupt jemanden interessiert... :D


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    Beginnen möchte ich mit einem Objekt, das wahrscheinlich weniger bekannt ist, mir aber in seiner Farbstimmung besonders gut gefällt.



    Kurt-Eisner-Straße 43,
    1899 von Emil Appenfelder errichtet,
    Restaurierung vor 1996.


    Nähern wir uns also vorsichtig dem Objekt...



    zunächst ein Blick nach oben...



    durch die Vorhalle, die Treppe hinan...



    in Richtung Treppenhaus...



    und hinauf (Fenster leider nicht erhalten)...



    Türen im Doppelpack...



    soweit sogut... wir machen auf dem Absatz kehrt...


    im Vorbeigehen ein Blick auf die wieder hergestellte Wandbemalung...



    und über die feinen Bodenkacheln ins Vestibül...



    mit seiner "Arabeskenmalerei im pompejanischen Stil"...



    die rechte Seite...




    über die Mitte...



    nach links...




    zu einigen Details...





    noch ein Blick zurück...



    und der pompejanische Glanz verblasst...


  • Nachdem noch jemandem (außer mir :D ) dieses Thema gefällt, geht es auch schon weiter mit diesem Objekt, das es immerhin bereits auf die Titelseite des Bildbandes "Leipzig - Dekorative Wandmalerei in Bürgerhäusern" geschafft hat:



    Harkortstraße 10, ein in der Zeit von 1880 bis 1883 gebautes Mietshaus,
    geplant vom Sächsischen Hofbaumeister Otto Brückwald,
    Sanierung und Rekonstruktion 1995.



    Sesam öffne dich...!



    wir treten ein und werfen nach ein paar Schritten in die Durchfahrt zum Hof einen Blick zurück:



    und nach oben auf die Arabesken- und Groteskenmalerei:



    vor dem Ausgang zum Hof geht es seitlich ins Treppenhaus...




    die Fenster sind vermutlich nicht original erhalten...



    das Gitterfenster zum Durchgang...



    ein Blick dahinter in das Gewölbe...



    und beides in Kombination...



    jetzt geht es die trittgedämpfte Treppe wieder hinab...



    in den Vorraum zwischen Durchfahrt und Treppe...



    dort schmeichelt ein Terrazzo-Boden mit Intarsien unseren Füßen...




    aber wir schreiten weiter in die Durchfahrt...



    das Auge wandert an den Säulen und Bögen entlang bis nach ganz oben...



    und scheint über einer Balustrade direkt ins tiefblaue Firmament zu gucken...



    wir senken den Blick...



    und betrachten einige Details genauer...











    ...und schließen die Tür.


    :)

  • wow! Absolut großartig. Bitte mehr davon!

    Schön, dass es noch mehr Menschen gibt, die Wert auf den Charakter legen. :cool:
    Wenn sich das speziell auf die Harkortstraße 10 bezieht, wird es sicher schwierig, den Wunsch nach "mehr davon" zu erfüllen...
    Diese sehr üppige Ausstattung ist doch eher selten, aber ein paar prächtige Malereien gibt's noch zu sehen.


    Beim nächsten Objekt, welches vergleichsweise etwas weniger pompös daherkommt, hat sich erfreulicherweise ein Gestaltungselement erhalten,
    das bisher leider fehlte: Das Bleiglasfenster.



    Shakespearestraße 47,
    geplant von Georg Wommer, erbaut 1911.



    zunächst einige äußere Werte...



    und schon geht's hinein...





    ein erster Blick zur Decke...



    am Treppenaufgang lauert eine finstre Gestalt...




    sowie das erste Fenster...






    vermutlich ein altes Leipziger Stadttor (Peterstor?), dann folgen Frühling...




    Sommer...




    und Winter...




    beim Abstieg begutachten wir die Treppen und Türen...






    unten angekommen, bleibt noch der Blick ins recht aufwendig und originell ausgestattete Vestibül...








    :)

  • Passend zu den an anderer Stelle in diesem Forum entstandenen Diskussionen um ansehnliche Schulen, besuchen wir nun hier eines dieser Standardbauwerke... :D



    1907 nach Plänen von Stadtbaurat Otto Wilhelm Scharenberg als II. Höhere Mädchenschule errichtet.
    2010 saniert und zur Wohnanlage umgebaut, Lumumbastraße 2.








    Gleich zu Beginn ein Bildvergleich, wobei anzumerken ist, dass es mir nicht möglich war, ein Foto mit einem dem historischen Bild entsprechenden Motiv zu machen, so dass ich es behelfsmäßig aus 2 Fotos zusammengebastelt habe, damit wenigstens in der Breite ein vergleichbarer Bildausschnitt entsteht.
    Es sind später auch noch ein paar unscharfe Bilder dabei, die ich aber trotzdem zur Orientierung und der Vollständigkeit halber verwenden wollte.


    Bemerkenswert, dass die Leuchter den originalen Lampen doch recht ähnlich sind. Bei meinem ersten Besuch kannte ich das alte Bild noch nicht und fand sie ein bisschen unpassend, was vielleicht auch daran gelegen hat, dass sie noch wie neu aussehen... Die Originale wirken relativ modern, in dieser Zeit hätte ich etwas Verschnörkelteres erwartet... Die Säulen waren wohl ursprünglich dunkler und ohne goldene Kapitelle.




    an den Leuchtern vorbei geht's nach oben...




    und noch höher hinauf...





    Die ehemaligen Flure sind links und rechts abgetrennt und zu Wohnungen umgebaut.




    aber zunächst weiter nach ganz oben...




    vorbei an riesigen Fenstern (bei denen interessant zu wissen wäre, ob sie original erhalten sind)...





    *puh*



    und nu auf der anderen Seite wieder nunter...








    in Richtung Ausgang...



    im Erdgeschoss sind die Flure noch erhalten und führen zu den seitlichen Treppenhäusern...



    außerdem enthalten sie auf beiden Seiten eine Art Galerie mit Wandbildern (dazu mehr im nächsten Beitrag :o)




    noch ein paar Details...




    dann verlassen wir so langsam das Gebäude...







    ...und haben hoffentlich etwas für's Leben gelernt. :)

  • Zum Tag des offenen Denkmals hat es mich heute ins Capa-Haus bzw. Palmengarten-Palais bzw. in die Jahnallee 61 sowie Luppenstraße 26 und 28 verschlagen. Bei der Führung mit Architekt Thorsten Spohler, der mit den Sanierungsarbeiten von der LS Immobiliengruppe beauftragt wurde, konnten auch die Treppenhäuser der drei Gebäude besichtigt werden. Die zuletzt erstellten Bilder zum Capa-Haus gibt hier.



    Vornweg sei gesagt, es gibt sehenswertere Treppenhäuser in Leipzig, aber angesichts des Anspruchs, die Häuser Jahnallee 61 sowie Luppenstraße kurz vorm völligen Zusammenbruch zu retten, finde ich das Resultat auch im Inneren sehr bemerkenswert. Beim Capa-Haus sind dann auch alle Befürchtungen während der Arbeiten eingetreten. Bei der Luppenstraße 28 war man sich sicher, dass der bauliche Zustand besser war. Weit gefehlt, das Wohnhaus war fast noch schlechter dran als das Capa-Haus. Nur der bauliche Zustand der Luppenstraße 26 stellte war noch okay. Das Haus wurde meines Wissens auch Monate vor den anderen beiden Wohnhäusern fertig.



    Der langen Rede kurzer Sinn, jetzt folgen ein paar Bilder. Zur Einstimmung die heutige Führung vorm Eingang der Leipziger Denkmalstiftung.




    Luppenstraße 26






    Bilder: Cowboy

  • Luppenstraße 28









    Restauriertes Bild nach Freilegung. Das Motiv könnte mit dem damaligen Palmengarten ganz in der Nähe zusammenhängen. Für die anderen Wandbilder gibt es leider keine Befunde mehr, so dass die Wände weiß bleiben. Fantasiebilder sind vom Denkmalschutz nicht erwünscht.

    Bilder: Cowboy

  • Jahnallee 61 aka Capa-Haus












    Zum Schluss blicken über die ehemalige Krügerol-Fabrik, in der heute nur noch gewohnt wird, rüber nach Plagwitz

    Bilder: Cowboy

  • Ist ja fast schade, dass die Mädchenschule "nur" noch als Wohngebäude genutzt wird. Gleichwohl ist der Schulcharakter erfreulicherweise erhalten geblieben. Trotz architektonischer Unterschiede, kann man als jemand, der in einem ähnlich alten sächsischen Schulgebäude gelernt hat, die Wege innerlich förmlich mitgehen. Irgendwie faszinierend.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia ()

  • ^ Hinsichtlich der Neunutzung als Wohngebäude finde ich es auch sehr schade, dass die ehemalige höhere Töchterschule heute nicht mehr als Schulgebäude fungiert. Zumal die Stadt bis 2030 mindestens 40 neue Schulen aus dem Ärmel zaubern muss, um den jährlichen Zuwachs von rund 2.000 neuen Schülern aufzufangen.


    Tolle Bilder, Rundling.

  • Tolle Bilder. Die ehemalige II. Höhere Mädchenschule war übrigens nicht irgendeine 08/15-Schule, sondern ab 1907 ein Zentrum der Reformpädagogik in Leipzig - bis zwei Diktaturen später davon nichts mehr übrig blieb.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Gaudig
    Schon erstaunlich, welche Möglichkeiten Reformpädagogen damals hatten - gerade mit Blick auf die aktuelle Gebäudeproblematik bei Neugründungen von freien Schulen.

  • Interessant auch auf dem 1. Foto in #5 zu sehen, wie frei und verlassen die Schule damals noch in der Gegend rumstand. Das ganze Gebiet rund um den Nordplatz wurde mit dem Bau der Michaeliskirche neu angelegt. Im Vordergrund sieht man vielleicht schon die Baufeldfreiräumung für das Wohnhaus Lumumbastraße 9 (Bj. 1911). Interessante Bildergalerien zum Nordplatz gibt es im SSC, z.B. hier ab #68 und da eine Seite weiter.



    Zitat von Rundling

    Bemerkenswert, dass die Leuchter den originalen Lampen doch recht ähnlich sind. Bei meinem ersten Besuch kannte ich das alte Bild noch nicht und fand sie ein bisschen unpassend, was vielleicht auch daran gelegen hat, dass sie noch wie neu aussehen... Die Originale wirken relativ modern, in dieser Zeit hätte ich etwas Verschnörkelteres erwartet...


    Ich auch nicht. Die II. Höhere Mädchenschule weist zwar schon Anklänge des Reformstils auf, aber solche modernen Leuchten kann ich mir um 1907 eigentlich nicht vorstellen. Vielleicht ist die historische Aufnahme zu einem späteren Zeitpunkt entstanden, zB nach 1927, als die Schule in "Gaudigschule" umbenannt wurde.

  • Heute kam ich auch an der Endersstraße 1 zur Einmündung in die Lützner Straße vorbei und traf dort (wirklich rein zufällig) eine nette Hausbewohnerin davor, die mich ins Treppenhaus hineinließ.


    Die Endersstr. 1 wurde wie schon bekannt erst vor Kurzem fertiggestellt. Fotos dazu gab es u.a. hier zu sehen.



    Als erstes noch ein Foto von November 2014, das zeigt, in welchem baulichen Zustand sich die Endersstr. 1 bis dato befand.




    Als die Sanierungsarbeiten 2015 anliefen, konnte ich schon einen Blick ins Treppenhaus erhaschen. Von dem, was jetzt gleich zu sehen ist, war faktisch nichts mehr vorhanden. Das Meiste ist eine Ausmalung in Anlehnung an den historischen Zustand, der sicher noch gut dokumentiert war. Über die Blattgold-Optik kann man geteilter Meinung sein, aber so (oder so ähnlich) wird es früher ausgesehen haben.












    Bilder: Cowboy

  • Kreuzstraße 1c im Druckerviertel:


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    Das eine ist eine echte Stuckdecke im Treppenhaus, das andere ist eine malerische Rekonstruktion (Decke war Bombentreffer) mit selbstentworfenen Schablonen.

  • Treppenhaus Hans-Poeche-Straße 2

    Zustand 2012 als nur das Treppenhaus noch stand und die oberen Etagen nicht vorhanden waren und das Treppenhaus nur zum Teil genutzt wurde.


    Nach der Sanierung wurde mittig der Fahrstuhl eingebaut und die historischen Geländer teilweise entfernt.


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  • Im Grassi Museum für Angewandte Kunst wurde gestern ein neuer Ausstellungsraum, das sog. Studiofoyer, eröffnet:

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    Gestiftet hat es ein Hamburger Mäzen: https://www.mdr.de/kultur/auss…ausstellungsraum-100.html


    Vom Raum gelangt man direkt zur Pfeilerhalle, seines Zeichens der schönste Art-déco-Saal Deutschlands:

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    Im Treppenhaus die vor einiger Zeit rekonstruierten wunderschönen Standleuchten:

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    Dahinter die flächengrößte Glasgestaltung der Dessauer Bauhausperiode - die sog. Josef-Albers-Fenster, eine Rekonstruktion von 2011:

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    Das wars:

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    Btw: Falls die AfD noch eine location für ihre 10 Jahr-Feier benötigt...

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    Eigene Bilder