Finanzplatz Frankfurt

  • Metropolregionen sind immer schlecht zu vergleichen, die enthalten halt überall auf der Welt auch große ländliche Gegenden. Im Vergleich zu fast allen anderen deutschen Metropolregionen - vA auch zu Berlin oder München - ist Rhein-Main sogar relativ eng gefasst und weist einen hohen Siedlungsanteil mit recht hoher Bevölkerungsdichte auf. Eins meiner Lieblingsbeispiele bleibt aber die Greater Los Angeles Area: da wird für die Metropolregion in der Regel die Los Angeles-Long Beach-Riverside Combined Statistical Area hergenommen, die auf mehr als der Hälfte ihrer Fläche aus Gebirgen und vA der Mojave-Wüste besteht und bis an die Staatsgrenzen zu Nevada und Arizona reicht...

    Und grade ab Platz 10 folgen in der Liste dann ja doch eine ganze Menge Städte die einwohnermäßig mit Frankfurt durchaus recht gut vergleichbar oder sogar signifikant kleiner sind (zumindest wenn man die ohnehin nichtssagenden Stadtgrenzen beiseite lässt).


    Klar, Finanzinstitute sind ein wichtiges Standbein der Wirtschaft hier, aber bei weitem nicht das einzige. Selbst in Ffm sind die Banken nicht mal größter Gewerbesteuerzahler (da führt die Chemieindustrie wenn ich mich nicht irre). Und dann gibts ja noch IT, Messe, sonstige Industrie, etc. Also bei weitem nicht so einseitig wie das bis vor einiger Zeit zB im Ruhrgebiet der Fall war. Und sollte das Finanzsystem zusammenbrechen, dann wars das erstmal sowieso auch mit der Weltwirtschaft.

  • Zitat (Rohne): "Und sollte das Finanzsystem zusammenbrechen, dann wars das erstmal sowieso auch mit der Weltwirtschaft".


    Der Goldpreis ist seit 2001 um mittlerweile knapp Faktor zehn (!) gestiegen (von rund 300,00 € pro Unze auf mittlerweile rund 2.800,00 € pro Unze).

    Das kann man als deutliches Zeichen verstehen, dass sich die Finanzwelt auf sehr sehr schwerwiegende Umwälzungen einstellt.

    Und Gold ist das älteste Investment / Krisen-Barometer überhaupt - nicht so ein Mode-Ding wie Bitcoin etc.


    Das nur in Ergänzung zu Rohne falls sich mal wieder einige Foristen über seine (teilweise angeblich kruden) Äusserungen aufregen.

    Nix "krude" - absolut zutreffend ! - und speziell dieser Einwand durchaus von Relevanz für den Finanzplatz Ffm.

  • Es ist doch ganz leicht, Fakten von gefühlten Wahrheiten zu unterscheiden - wenn man dies denn möchte: Recherche in sicheren Quellen.

    Das ist auch deutlich belastbarer, als sich - in einer sehr kleinen Blase - nur gegenseitig in Annahmen zu unterstützen, die lediglich die ganz persönliche Wahrnehmung bekräftigen.


    Das einfache Beispiel der Gewerbesteuereinnahmen zeigt, wie eklatant Empfinden und Fakten auseinanderliegen. Am 29.04.2024 hat die Stadt Frankfurt den Jahresabschluss 2023 verkündet. Eingenommen wurden 3,01 Mrd. Euro Gewerbesteuern, die sich wie folgt zusammensetzen:


    Banken und Beteiligungsgesellschaften 43%

    Versicherungen 20%

    Verarbeitendes Gewerbe 8%

    Managementtätigkeiten Holding und Unternehmensberatung 4%

    Information und Kommunikation 4%

    Rechtsberatung und Wirtschaftsprüfung 4%

    Handelsvermittlung und Großhandel 3%

    Einzelhandel 2%

    Grundstücks- und Wohnungswesen 2%

    sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen 1%

    Verkehr, Lagerei und Postdienste 1%

    sonstige Dienstleistungen 1%

    Baugewerbe 1%

    Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleitungen 1%

    Sonstige (<1%) 4%


    Die angeblich führende Chemieindustrie findet sich hierbei übrigens im weit (!) abgeschlagenen Verarbeitenden Gewerbe.

  • Dass das produzierende (also tatsächlich wertschöpfende) Gewerbe in Deutschland in einer enormen Krise steckt, ist ja seit Jahren bekannt. Hätte aber nicht gedacht, dass es ihm sogar derart schlecht geht mittlerweile. Das ist dann in der Tat auch eine leider sehr ungesund aufgestellte Wirtschaft. Da muss ja noch zu Merkels Zeiten ein massiver Abwärtstrend eingesetzt haben in der frankfurter Industrie, denn ich habe nicht von Gefühlen berichtet sondern die Informationen standen so tatsächlich in Zeitungsartikeln (damals war ich noch Abonnent der mittlerweile komplett verkommenen FAZ).

    Wenn man die Suchmaschinen bemüht, findet man Artikel wie diesen aus dem Jahr 2019 als die Industrie wohl ganz frisch den Spitzenplatz verloren hatte (hab aber auch spätestens seit Corona nicht mehr alles bezüglich Ffm verfolgt). Größter einzelner Gewerbesteuerzahler war aber wohl auch damals zumindest noch Sanofi.


    Was der DAX-Kurs noch dazu von zwei so willkürlich zusammengesuchten Jahren hier aussagen soll weiß man wohl nur in der Filterblase... Kannst dir ja mal ne etwas mehr Jahre abdeckende Chart suchen, und dann zB S&P 500 oder auch den von m.Ro80 erwähnten Goldpreis daneben legen. Wobei gerade beim DAX auch noch zu berücksichtigen ist, dass er im Gegensatz zu den meisten anderen Aktienindizes ein Performanceindex ist, also nicht nur die Kurse sondern zB auch Dividendenzahlungen berücksichtigt.