Auf Frankfurterisch: "Fünf Günthersburgalleen" oder "zehn Rotlintstrassen" liessen sich bestimmt dort auf dem Hauptfriedhof planen. Durchaus starke bauliche Verdichtung, aber eben deutlich weitläufiger, von Grün durchzogen, als solche Wüsten wie das "Degussa-Areal" oder der zerbetonierte "Westhafen".
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Ich sehe, die Diskussion bekommt immer wieder diesen Drall, dass man Dinge, die man im Ergebnis nicht möchte (= grösser gezeichnete Baugebiete, innenstadtnah) dann mit Argumenten wie "Villen für Yuppies", "Klientelpolitik" totschlägt.
Es geht auch nicht darum, hier eine Post-Brexit-Manie anzuschieben. Das sind Fragen, die unabhängig vom "Brexit" ohnehin für Ffm. anstehen.
Die Frage lautet: Wie kann man auf Sicht von mehreren Jahrzehnten prospektiv eine weitsichtige Stadtplanung betreiben, die zusätzlich zum aktuellen Flickwerk (hier ein paar Baulücken / dort ein offener Bahndahn) steht. So wie heute, hat man in der "Gründerzeit" nicht geplant. Und damals (nicht heute) hat man jene Quartiere geschaffen, die (auch) heute so wahnsinnig angesagt sind. Das sollte uns für die Art und Weise wie wir planen einmal ganz gründlich zu denken geben!
Hab mal das ganze GESCHREI rausgenommen.
Du schreibst von Gründerzeitquartieren, die für ihre Zeit das waren, was heute die Europaallee ist: Mäßig verdichtetes Wohnen in edlem Ambiente. Verdichtungsgrad C auf einer Skala von A+++ bis G. Und gleichzeitig forderst Du Gebiete mit Londoner Wohncharakter - das wären aber zumeist zweistöckige Reihenhäuser mit zusätzlichem Dachausbau. Das ist für eine im Wachstum begriffene Stadt wie Frankfurt das untere Ende, was man für Neubauten irgendwo am Stadtrand genehmigen sollte (wäre mein Verdichtungsgrad F). Dahinter kommt nur noch sowas wie die Ecke Lilienthalallee/Broßstraße/Zeppelinallee/Ditmarstraße - in Frankfurt typischerweise zu identifizieren durch Löcher in der Nahverkehrsanbindung und wahrnehmbare private Swimmingpools in den Gärten.
Aber auch wenn ich Dir komplett zustimme, dass es Luxuswohnungen geben muss, um den Aufrückeffekt zu unterstützen, ist der Bau von Gebieten mit Wohnungen im nicht Luxussegment, sondern mit Mietpreisen um 10€ bei Drei-Zimmer-Wohnungen unter 100m² dringend notwendig. Wir brauchen Wohnungen, in denen Familien ihre Kinder aufziehen können, die so viel gemeinsam nutzbare Grünflächen haben, dass kein Wunsch nach einem eigenen Garten aufkommt und in deren Nähe die notwendige Infrastruktur vom Arzt über diverse Läden und Lokale, Kindergärten, Kitas und Schulen vorhanden ist. Dazu noch eine ordentliche Nahverkehrsanbindung.
Bei ordentlicher Dichte der Bebauung und damit ausreichend hoher Bewohnerzahl lohnt sich sowas für die Stadt. Und Ausbaureserven gibt es auch noch genug. Beispielsweise die verzettelte Hinterhofbebauung der Ecke Marburger/Leipziger/Juliusstraße: Hofflächen zusammenlegen, Parkplätze unter die Erde, Freiflächen begrünen und einerseits den Supermarkt ordentlich überbauen, anderrseits den zurückgesetzten Bau in der Juliusstraße durch einen Blockrandschluss ersetzen - bringt locker 40 zusätzliche Wohnungen und erhöhte Lebensqualität für alles was da heute steht. Wenn man die bestehenden Hinterhäuser auch noch abreißt und in die Neuplanung einsetzt ist da auch Raum für 80 -100 kleine/mittelgroße Wohnungen modernen Standards über den heutigen Bestand hinaus.
Nach diesem Ansatz könnte man in Frankfurt ohne wesentliche Stadtbildveränderung, in bestehenden Strukturen, reichlich Wohnungen schaffen, die genau die Viertel erschließen, in denen heute intensiv gesucht wird.
Problem dabei ist, dass in diesen Hinterhöfen heute häufig Mindernutzungen liegen, also einstöckige Erweiterungen von Gewerbeflächen der an die Straße grenzenden Häuser - hier müssen ggf. zeitweilig Ersatzflächen angeboten werden.