Finanzplatz Frankfurt

  • Brexit und die Folgen für Frankfurt

    Man mag es nicht glauben aber leider hat das Brexit Lager wohl gewonnen.
    England verlässt die EU. Welche Folgen seht Ihr für Frankfurt, negativ als auch positiv?

  • Immobilienpreise werden steigen...was sowohl positiv als auch negativ ist. - Insgesamt ist das schon eine Zäsur. Das könnte zB auch einen Domino-Effekt auslösen und weitere Länder motivieren, die EU zu verlassen.

  • Hängt von den Austrittsverhandlungen an

    Ich denke, dass ist kaum vorherzusehen. Die Austrittsverhandlungen spielen dabei natürlich eine wesentliche Rolle.


    Wenn die Briten doch kalte Füße bekommen und am Ende einem Deal analog Norwegen zustimmen, d.h. Binnenmarkt, Arbeitnehmerfreizügigkeit usw. sind die langfristigen Auswirkungen wahrscheinlich eher gering. Da dies aber den Hauptforderungen des "Leave"-Lagers widerspricht, ist davon kaum auszugehen.


    Dann stellt sich die Frage ob die EU den Briten das Rosinen picken erlaubt (kann ich mir nicht vorstellen) oder ob es tatsächlich zu einer vollständigen Trennung kommt. Ich glaube den meisten Leuten (mir auch nicht) ist gar nicht klar welche Auswirkungen das alleine auf den Warenaustausch (Zulassung!?) hat.


    Ob es für den Finanzplatz Frankfurt so positive Auswirkungen hat wie zum Teil erwartet/erhofft weiß ich nicht, aber sie werden wohl nicht negativ sein.

  • Keine Überraschung übrigens, die Chancen standen 50:50, nur wer ausschließlich Dt Medien konsumiert hat ist jetzt überrascht, da wurde bewusst einseitig und irreführend berichtet...


    Für Frankfurt eine gute Sache aber Paris ist ein richtig harter Gegner. Die werden ne Menge Jobs bekommen, ausser die Terrorgefahr steigt an. Auch glaube ich, das insgesamt gar nicht so viele Jobs betroffen sein werden. Das ist eine gute Chance jetzt für die Banken Mitarbeiter abzuschreiben. Trotzdem wird man ein paar Jobs bekommen, vor allem die Dt Bank will jetzt so einige Jobs nach Frankfurt verlegen.

  • Überschlagen werden sich die Dinge wirtschaftlichen Auswirkungen nicht gleich, sondern nur die Nachrichten. Aber langfristig werden viele Firmen schon schauen, wo sie investieren. Als Beispiel, so wird ja der BMW Mini mittlerweile auch in den Niederlanden gebaut, da das Werk in UK an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen ist. Die Frage ist dann also, wo langfristig weitere Kapazitäten geschaffen werden.


    Interessant wird es jetzt, wie Schotten und ggf. Nordiren reagieren und ob es dort wiederum zu Exits kommt mit dem Ziel in der EU zu bleiben.


    Bin auch sehr gespannt, welche Auswirkungen das auf die geplante Börsenfusion samt Standortfrage des HQ's haben wird.


    All die Auswirkungen wird man mMn erst in ein paar Jahren wirklich beurteilen können. Ich hoffe nur, dass es letztendlich die EU stärk.

  • Konkret dürfte - erfreulicher Weise - eine erste Konsequenz des Brexits das Scheitern der beabsichtigten Fusion von Dt. Börse und LSE sein.


    Doch mit Kengeter an der Spitze der Dt. Börse sehe ich langfristig weiterhin die Gefahr bestehen, dass die Dt. Börse auch in Zukunft nicht eigenständig bleiben wird bzw. als Juniorpartner in einem anderen Unternehmen aufgeht. Am besten wäre es, wenn Kengeter von jemandem ersetzt werden würde, der mehr von unserer Stadt & Region hält.


    Im Übrigen erwarte ich für Frankfurt in den nächsten 24 Monaten einen weiter anhaltenden Bauboom. Bisher nur angekündigte Projekte, wie z.B. das DB-Dreieck, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit wohl realisiert.


    Auch hinsichtlich des Baus von Wohnhochhäusern mache ich mir nun weniger Sorgen. Die in den letzten Monaten immer wieder aufkommenden Sorgen, dass der Frankfurter Wohnimmobilienmarkt die angekündigten Wohnhochhäuser (hochpreisigen Wohnungen) nicht verkraften könne, sehe ich nun nicht als sehr wahrscheinlich an.


    Im großen und ganzen wird Frankfurt mit Sicherheit vom Brexit profitieren. Gesamt-/volkswirtschaftlich wird der Brexit wohl eher mehr Schaden anrichten. Andererseits könnte dies nicht ganz so gravierend ausfallen, falls Schottland und Nordirland sich - wie vielfach erwähnt - für einen Verbleib in der EU entscheiden und aus dem Staatenbund Großbritannien austreten sollten. Es wären dann "nur" England und Wales, die aus der EU austreten würden.


    Mein Fazit: Großbritannien (v.a. England/London) haben sich in's eigene Bein geschossen, das wird noch richtig schmerzhaft werden.

  • ^^^ Das stimmt so nicht!


    Es war lange klar, dass es ziemlich eng werden würde. Insofern ist das Ergebnis - auch für Konsumenten deutscher Medien - nicht wirklich überraschend...


    Im Übrigen sind sogar die Börsen, welche sonst jeden Grashalm wachsen hören, auf dem falschen Fuß erwischt worden. Hier hat man mit einem Sieg der EU-Befürworter gerechnet. Anders sind die starken Kursgewinne der letzten Tage nicht zu erklären.

  • Entschuldige mal!
    Die EU ist nicht perfekt, aber sie hat für über 50 Jahre für Stabilität und Frieden in Europa gesorgt. Wärs dir lieber wenn wir wieder alle 10-20 Jahre gegen unsere Nachbarländer Krieg führen während wir in Irrelevanz versumpfen? Der Brexit ist nicht nur für Großbritannien und die EU eine Katastrophe deren Auswirkungen noch nicht mal ansatzweise abschätzbar sind. Heute ist ein schwarzer Tag, ein historischer Tag, aber ein schwarzer Tag, und kein Tag zum feiern.

  • Auswirkungen auf Frankfurt. Auf jeden Fall keine Guten!


    Das Projekt EU ist gescheitert. Das hat vorallem auch gesamtwirtschaftliche Implikationen (und nur um diese geht es ja hier - von den poltischen und historischen Verwerfung brauchen wir gar nicht zu sprechen). Die EU verliert knapp 20% ihrer Wirtschaftskraft, 13% ihrer Arbeitnehmer. Das steckt niemand so einfach weg. Die Rest-EU wird sich auf eine lange und harte wirtschaftliche Stagnation einstellen müssen. Nichts ist predictable. Vielleicht treten morgen schon Polen und Dänemark aus? Das wird Deutschland besonders treffen ("Exportweltmeister"), denn wenn keiner weiß, was die Zukunft bringt, wird auch nicht investiert; Europa wird auch politisch in eine Stagnation rutschen. Wir werden die nächsten Jahre vor allem mit einer Bauchnabelschau beschäftigt sein. Mit einem Kleinklein an nationalen Eitelkeiten und Schuldzuweisungen. Wichtige Reformen und Projekt ("TTIP") bleiben auf der Strecken und werden nicht mehr angegangen, aus Angst vor dem Wähler. Das hat am Ende direkt wirtschaftliche Implikationen auf Einkommen, Arbeitsplätze und Wohlstand, Immobilienpreise etc. Das wird auch Frankfurt treffen.


    Zudem verliert die EU über Londen seinen financial hub in die Welt. Und hier sind wir dann auch direkt bei Frankfurt. Frankfurt kann London nicht ansatzweise ersetzen. Kein Private Equity Fond zieht wegen des BREXITs nach Frankfurt. Dann schon eher nach Dublin (u.a. aufgrund der Sprache und dem irischen Rechtsystem, das dem britischen Recht sehr ähnlich ist).
    Ich erachte den negativen Impact für Frankfurt für die Finanzbranche daher auch eher für gering. Frankfurt ist bankentechnisch leider nur noch dritte Liga. Viel weiter abstürzen geht eh nicht mehr. Der Finanzstandort Frankfurt wird durch den BREXIT leider auch nicht entsprechend aufgewertet. Dafür ist die Rest-EU Bankenwelt zu heterogen und durch nationale Eigenarten zu vielseitig, als dass Frankfurt hier konsolidierend für London einspringen könnte. Das liegt auch an dem bankenunfreundlichen (Industrie-) Politik in Deutschland ("Bankenabgabe"). Man stelle sich mal vor, die Banken seien die Automobilhersteller...


    Ich gewichte die negativen Folgen des BREXIT aus dem gesamtwirtschaftlichen Kontext höher für Frankfurt, vor allem langfristig. :Nieder:

  • ^^
    Ich glaube kaum, dass in Westeuropa ohne die EU die Kriegsgefahr gestiegen wäre. Es gäbe dann schließlich noch die EWG und die Fronten waren sowieso geklärt, West gegen Ost.


    Nichts desto trotz, für mich ein schwarzer Tag. Frankfurt wird wohl die einzige Stadt sein, die mehr profitiert als verliert. Auch der Börsensitz wird nun wohl bleiben.

  • Ungewissheit

    Niemand kann wirklich sagen, was zu erwarten ist, weil niemand das Ergebnis des zweijährigen Verhandlungsprozesses kennt. Wenn GB Teil einer Freihandelszone wird (was ich für das Minimum halte), wird das für Frankfurt mutmaßlich eher geringe Folgen haben.
    Letztlich ist das alles Kaffeesatzleserei.

  • ^^ Richtig. Dieses Kriegsgequatsche linker Deutscher Politiker kann ich langsam nicht mehr hören. Das einzige Volk, dass innerhalb der heutigen EU in den letzten 100 Jahren immer wieder Kriege angefangen hat sind wir. Das ist ein reines Deutsches Argument, kein anderes Land sieht das so. Die NATO sorgt schon dafür, dass wir keinen Mist mehr bauen und es sind immer noch genug US Truppen im Land, ausserdem haben wir eh keine Firepower mehr, alle anderen Nationen kommen eh nicht in Frage oder glaubt hier jmd dass zB Andorra Monaco angreifen wird?


    Aber jetzt wieder zu Frankfurt: Ich bin gespannt wie schnell DB Projekt uns Tower1 starten werden. Zum Glück haben wir schon einiges im Bau, alles andere wäre ein episches Versagen gewesen.


    PGS sehr gute Einschätzung. Sehe das auch alles so. Ich denke aber, dass Frankfurt ein paar Jobs bekommen wird, kein Quantensprung, aber sogar nur ein paar tausend Jobs sind eine gute Sache.

  • UK 2030

    Die verbliebenen Reste des UK (England, Wales, Gibraltar und die Falkland Inseln) feiern die zehnjährige Befreiung von den EU-Fangquoten und fahren befreit hinaus in ihren leergefischten Küstengewässer, die City ist zu einer gigantischen Off-shore Geldwaschanlage mutiert und die europäische Autoindustrie bietet keine Modelle für Linksverkehr mehr an (lohnt sich nicht), es gibt nur noch japanische Autos zu kaufen. Der Kanaltunnel wurde schon 2019 zugemauert, da die erforderlichen Passkontrollen den Bahnverkehr unrentabel machen. Der Arbeitskräftemangel im überalterten England wurde durch Masseneinwanderung vor allem aus Indien und Pakistan kompensiert …

  • Kein Private Equity Fond zieht wegen des BREXITs nach Frankfurt. Dann schon eher nach Dublin (u.a. aufgrund der Sprache und dem irischen Rechtsystem, das dem britischen Recht sehr ähnlich ist).


    Was glaubst du denn, was an Kaptialmarkt- und Bankenrecht noch deutsch, britisch oder irisch ist? Das ist - neben dem Umweltrecht - einer der Bereiche, die durch EU-Richtlinien und VOen vermutlich am weitgehendsten angelichen ("harmonisiert") wurden, weil gerade der extrem globalisierte Finanzsektor nur mit einheitlichen Regeln funktioniert.

  • ^^


    Gibraltar hat fast ausnahmslos für den Verbleib in der EU gestimmt. Spanien sei angeblich an einer Übernahme interessiert.



    Frankfurt wird vom Brexit wohl kaum wirklich profitieren, aber eben auch nicht darunter leiden, genauso wie sich in jeder großen deutschen Metropole nicht allzu viel verändern wird.


    Die Folgen des Brexit sind im Detail natürlich noch nicht absehbar, mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es aber in nächster Zeit keine großen Investitionen der Industrie (insb. Automobilsektor) in Großbritannien geben. Und das in einem Land, das ohnehin kaum industrielle Wertschöpfung vorweisen kann. Die Folgen im dienstleistungsgeprägten Inselstaat werden GB also wohl mehr schaden, als umgekehrt der EU oder speziell Deutschland. Hierzulande wird im schlimmsten Fall weniger Wachstum realisiert, jenseits des Kanals könnte sogar ein Leistungsrückgang eintreten. Um dies abzuwenden, müsste GB mit der EU nun wiederum so viele Veträge und Übereinkommen treffen wie möglich, um den Handel und die wirtschaftlichen Beziehungen auf einem unkomplizierten Niveau zu halten. Dann stellt sich aber die Frage: Warum dann aus der EU austreten?


    Ich verstehe nicht, warum bei solchen wichtigen Abstimmungen keine 3/4 Mehrheit notwendig ist. Wenn 50% ausreichen, sind die anderen 50% salopp gesagt im A****. Egal wie herum das Ergebnis ausgeht.
    Cameron hat seinen Entschluss für ein Referendum sicher gut gemeint, allerdings ist er damit offensichtlich grandios gescheitert. Das Land ist nun mehr gespalten als die letzten 20 Jahre zuvor. Die Entscheidungen werden zunehmend impulsiv und überhastet getroffen. Schade, dass Europa nun wieder ein Stückchen komplizierter wird (betrifft mich persönlich auch stark) und an Geschlossenheit verliert.


    Derzeit kocht ja die Gerüchteküche hoch wie selten. Selbst von einem 2.Referendum ist schon die Rede...:lach:

  • Bisschen krass, wie sogar hier bei manchen die Masken fallen.


    Wir sollten bei Architektur und ein bisschen Wirtschaft bleiben, ganz ehrlich.

  • zu #14:


    Das hat mit der Realität nichts zu tun.


    Seit wann gibt es globale Regeln im Finanzsektor? Das ist unmöglich.
    Die Ausgestaltung und Umsetzung dieser Regeln obliegt immer noch den nationalen Parlamenten. Und da gibt es sehr viel Spielraum.


    Was da auf irgendwelchen G20 Summits beschlossen wurde, ist das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben wurde. Das sind Lippenbekenntnisse.
    Das sieht man doch gut am hin und her der US Banken zu Basel III.


    Die britische Regierung hat immer die Hand auf die City gelegt. Die City ist sakrosankt. Musst mal die statements dazu lesen, was UK alles nicht unterschreiben wird, was der Ctiy schadet...


    Und zu Irland. Die irische Bankenaufsicht ist legendär, für ihren schlechten Ruf. Wenn die Exkutive /Bankenaufsicht da keinen Daumen drauf hat, nützt dir auch das beste Gesetz nichts.


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    Mod: Bitte Bezug zum Thema "... Folgen für Frankfurt". Danke.

  • Ich denke schon,dass Frankfurt profitieren wird.
    Das sagen die meisten,die mit der Sache vertraut sind.Aber es gibt große Meinungsverschiedenheiten,von: wird sehr gering profitieren bis wird sehr stark profitieren.


    Gibt auch einen neuen Artikel dazu:http://www.trend.at/wirtschaft…-gewinner-brexits-6568199


    Es wird erwartet,dass in Frankfurt 10.000 zusätzliche Jobs in der Finanzbranche enstehen werden.Dazu kommt noch,dass die Deutsche Bank auch noch ein paar tausend Stellen nach Frankfurt verlegen wird.Das ist wohl ein Durchschnittswert.


    Es ist also durchaus möglich,dass nur ein paar Büros damit gefüllt werden,es ist aber auch möglich,dass es wirklich einen Bauboom gibt,von denen man noch nie geträumt hat.

  • ^


    Sinn machen würde es auf jeden Fall, die Eurogeschäfte von London nach Frankfurt zu holen (Paris ist politisch auch nicht mehr das sichere Umfeld, das es einmal war). Die Frage bleibt halt, ob und wie sich der Finanzsektor insgesamt entwickelt, z.B. bedingt durch Nachahmer des Brexit, DB-Skandale, Politik in den USA, Wirtschaft in China etc..