WBM Neubau-Offensive Luisenstadt

  • Preisgerichte wenden bei der Formulierung ihrer Empfehlungen gerne die sog. Paranoid kritische Methode an um offensichtlicher Schwachsinn einen glaubhaften Anstrich zu geben.


    Ich finde, es macht keinen sehr seriösen Eindruck, seine Gegner als paranoid und schwachsinnig zu diffamieren. Fühle mich da immer gleich an Gatriel erinnert.


    Im Gegensatz zu fast allen anderen hier, bin ich sehr gespannt auf die neuen Bauten. Klar hat die relativ niedrige Bebauung mit der Ladenzeile unten Anklänge an die 50er/60er-Jahre - aber an die positiven Seiten dieser Ära. Der Blockrand wird ebenfalls geschlossen, und ich stelle mir den niedrigen, langestreckten Bau als sehr elegant vor. Aber klar, ich bin natürlich auch Opfer meiner eigenen Stadtfeindschaft, da kann man nix machen... :cool:

  • Zitat: Ich finde, es macht keinen sehr seriösen Eindruck, seine Gegner als paranoid und schwachsinnig zu diffamieren. Fühle mich da immer gleich an Gatriel erinnert.


    Liebes Architektenkind, hier gab es eine kleine Entlehnung aus Delirious New York von Rem Koolhaas. Ich meine, dass Koolhaas als Journalist/Schriftsteller, sein ursprünglicher Beruf, ohne Zweifel seine beste Leistungen erbracht hat.

  • ^ Ich sehe vieles ähnlich, verstehe aber nicht warum ein Punkhochhaus keine Verdichtung sein soll.


    Mehr Einwohner pro Fläche bedeuten doch Verdichtung unabhängig vom Städtebau, oder?


    Ein Punkthochhaus für sich kann keine städtebauliche Verdichtung erzeugen. Nach rein quantitative, raumordnungsmäßige Kriterien kann man Verdichtung vielleicht in Personen pro Hektar ausdrucken, aber in diesem Forum sollte es um städtebauliche oder architektonische Kategorien gehen.
    Die (noch) sechs Hochhäusern auf der südlichen Fischerinsel enthalten zum Beispiel ca. 1.500 Wohnungen, aber eine urbane Dichte oder geschweige Qualität ist dort nicht erkennbar. Ortsfremden irren verzweifelt auf dem Smartphone starrend durch die Gegend, auf der Suche nach einem Orientierungspunkt. Es fehlt der städtischen Raum. Statt Gebäude gibt es ungepflegtes Abstandsgrün, statt Plätze gibt es Parkplätze. Läden, Restaurants, Kneipen: Fehlanzeige. Mitten in Mitte.
    Der Grund liegt im Bauordnungsrecht. Um Hochhäusern sind Abstandsflächen zu berücksichtigen, in der Regel so groß wie das Gebäude hoch ist. Innerhalb dieser Abstandflächen darf keine Bebauung stehen.
    Eine Verdichtung mit Hochhäusern wie in Hongkong, oder Sao Paolo http://www.denmarkbrazil.com/w…ads/2014/04/sao-paulo.jpg, ist hier gar nicht möglich.
    Die Nachverdichtung von Berlin auf Grund des Wachstums ist deshalb eine der größten Herausforderungen an die Stadplanung, die zur Zeit gar nicht erkannt wird, wenn die aktuellen Wettbewerbsergebnisse als Maßstab genommen werden. Die Nachverdichtung ist eine riesen Chance mehr urbane Qualität zu erzeugen. Aber es wird auch einen Kampf gegen die Dogmen der ewig Alt-Modernen der aufgelockerten, durchgrünten Stadt sein, da sie keine Stadt ist.


    Rotes Rathaus und Theseus532, die Sympathie für Türme ist bei Euch meine ich offensichtlich, aber Euere Türme stehen zur Zeit noch solitär in einer städtischen Brache.

  • WBM Neubauten Schmidstraße 13/15

    Siehe #590


    Hier aktuelle Bilder der Baustelle, leider nur maue Handy-BQ. Die zwischen die 11-Geschosser gequetschten Neubauten wachsen schon mächtig in die Höhe.


    Ich sehe das BV hier skeptisch. Ich kann verstehen, dass hier in recht zentraler Lage weiterer Wohnraum geschaffen wird. Aber auch wenn diese 11-Geschosser nicht unbedingt schön sind, haben diese Wohnviertel Ihre Hauptqualität (neben der Helligkeit und Aussicht aus den oberen Etagen) in den großzügigen Grün- und Freiflächen, die diese Wohnkomplex-Viertel grün, luftig und freundlich machen. Nun wird dieses zugebaut. In diesem Falle m. E. auch zu dicht, hoch und eng. Das ist weder für die Bewohner der 11-Geschosser schön noch für die der künftigen Neubauten, die um sich herum eben dieser hohen Riegel haben und damit wenig Sonne und Blick.


    Städtebaulich bringt es hier in dieser versteckten Lage auch nichts. Naja, Verdichtungsfanatikern wird's egal sein, aber ich finde, hier wird einfach auf Biegen und Brechen Wohnraum geschaffen... es wirkt so richtig reingezwängt:




  • ^ Danke für die Bilder. Ich finde das Projekt völlig in Ordnung. Natürlich nichts besonderes, aber eine sinnvolle Nachverdichtung in einer Lage, die gleichermaßen zentral wie für reiche Leute unattraktiv ist. Hilft vielleicht, in dieser Ecke ein wenig den Druck von der Mietpreisentwicklung zu nehmen.

  • ^^ Der Witz an Nachverdichtungsprojekten in solchen Gebieten ist ja, dass man die Möglichkeit hat, die städtebauliche Struktur der Lage entsprechend zu verbessern und mehr Urbanität zu schaffen. Das geschieht offensichtlich nicht, stattdessen wird die Struktur durch Zeilenbauten fortgeschrieben. Von daher gebe ich dir Recht, es ist nichts Positives an diesem Projekt. Die negative Struktur bleibt, gleichzeitig gehen die Vorteile (viel Licht, Grün) verloren.

  • Was bitteschön macht das Wohnquartier an der Schmidstraße zu einer "negativen Struktur"?
    Etwa der Mangel an tourismuskompatibler Konsumurbanität?

  • Die nachkriegstypische monotone Zeilenbauweise, anstelle der innenstadttypischen Blockrandbebauung, im Idealfall mit mehreren Fassaden, wie man sie ein paar Straßen weiter wieder aufgenommen hat. Steht doch da...

  • Mittlerweile ist für mich das Kürzel WBM synonym für verkorkste Städtebau und verpasste Chancen für die Urbanität. In der Führung dieser Gesellschaft sitzen offensichtlich Personen die überhaupt nicht verstanden haben, dass sie in der Mitte von Berlin tätig sind statt in Marzahn oder Hellersdorf. Erschwerend kommt noch dazu, dass die WBM eine tragende Rolle beim Senatsprogramm für den Wohnungsbau zu haben scheint. Eine pessimistisch stimmende Allianz.:mad:

  • Ein Jammer um diese vertane Chance. Erkläre doch bitte mal jemand den Verantwortlichen bei WBM und Senatsverwaltung den Begriff "Stadt". Auch was die Dichte betrifft, hätte man mit einer Blockrandbebauung eine bessere Lösung erzielt, mit einem großzügigen, hellen, grünen Innenbereich, den man auch tatsächlich hätte sinnvoll nutzen können.

  • WBM Neubauten Schmidstraße 13/15

    ^^ Die ersten der Neubaublöcke sind fast fertig und ohne Gerüste (aber auch noch ohne Balkonbrüstungen) zu bewundern. Schlicht, einfach, farblos und viel zu eng nebeneinander:





  • Naja, du hattest ja deinen Abscheu dieses Projekt gegenüber von Anfang an klar ausgedrückt, von daher ist diese negative Kommentierung nun wenig verwunderlich.:lach:


    ich finde es erfüllt seinen Zweck und schafft Wohnraum, in dem Falle ist die Ästhetik zweitrangig, es wird sowieso kaum wahrgenommen da es quasi in einem Innenhof ensteht.


    Was die Dichte betrifft, gibt sich das gar nicht mal soviel mit sogenannten Luxusprojekten.
    Wenn man sich zum Beispiel das Mile Projekt in der Chausseestrasse ansieht, dann gehts da genauso eng zu, und dort kosten die Wohnungen bestimmt doppelt soviel

  • WBM Neubauten Schmidstraße 13/15

    Update. Bei den von mir ungeliebten ;) Neubauten der WBM an der Schmidstraße sind weitere Gerüste abgebaut und erste Balkonbrüstungen angebracht worden:





  • Die sonnengelbe Gestaltung der 'Brandwand' (ja ich weiss, da sind auch Fenster drin, sieht aber fast aus wie 'ne Brandwand) ist der einzige Lichtblick.


    Momentan sieht das alles ganz frisch und 'ok' aus, aber das Problem dieser relativ resopal-glatten Bauten ist, dass sie eigentlich nie mit Würde altern.


    Kombiniert mit dem Berliner Kiez-Klima (inklusive Starkregen, teilweise mit Spraydose oder auch Farbbeutel gemixt) wird sich die Fassade sicher bald ändern. Triefende Trauerränder vom Fenstersims, verwitterte Wärmedämmverbundsysteme (welch Wort!) und ausgeblichene Fensterrahmen sehen halt nicht wirklich schick aus. Um einigermaßen zu wirken bedürfen solche Bauten also der ständigen, insbesondere auch ästhetischen, Pflege.


    Historische Altbauten mit all Ihrem Ornament dagegen altern mit Würde – selbst im absoluten Zerfall entwickeln sie eine fast magische Anziehungskraft, was in Berlin ja gut beobachtet werden kann (Tacheles). Und selbst eine abgespeckte Mager-Ornamentik ist ein sehr gutes anti-aging für ach so viele Bauten, die mir in den Sinn kommen.


    Ob bewusst, oder unbewusst, die Ornamentik früherer Bauten war zwar teurer in der Anschaffung, aber auch eine sehr langlebige Investition. Der Bauhaus- und Neue-Sachlichkeit-Impetus konnte sich an diesem Gedanken allerdings wohl nicht erwärmen, oder war, in seinem fortschrittlichen (Klein-)Geist einfach blind für die langfristigen Lebens-Regen-und-auch-mal-Schatten-Realitäten.


    Querbalken – nomen est omen.

  • Man kann es auch etwas positiv sehen, die Neubauten passen gut zu den Plattenbauten. Allerdings hätte man deren Höhe aufnehmen können und dafür etwas größere Abstände dazwischen (wie man gut in Backsteins dritten Bild sieht).

  • Zu Querbalkens Beitrag über "würdige Alterung von historischen Altbauten":



    Wie würdig dieser Alterungsprozess war konnte man ja in Leipzig oder Görlitz bis 1989 gut beobachten. Diese Ästhetik verruster und halb verfallener Stuckfassaden war durchaus sehr "besonders".


    Spaß beiseite: Ich stimme zu, diese Neubauten sind furchtbar banal.
    Aber ich finde es schon etwas nervig bei allem immer einen abgesang zu den Ideen des Bauhauses zu halten.

    Historisch richtiger ist es doch, dass die "traditionelle Bauweise" in den Großstädten in verruf geriet eben weil sie viel Fläche für den Schmutz der Industrie und des Verkehrs bot. Die "neue Sachlichkeit" erlebte gerade deshalb einen langen Aufschwung, weil Sie viel Cleaner daherkam und den Straßenraum optisch "freundlicher" und "aufgeräumter" wirken ließ.

    Das wir heute wieder mit anderen Augen auf diese Bauweisen blicken hat viel mit veränderten Lebensbedingungen in Städten zu tun.



    d.

  • Guten Tag,


    als jemand, der dort wohnt, kann ich nur sagen: Was die WBG sich da geleistet hat, ist m. E. ein Akt der Gewinnoptimierung unter Vernachlässigung des guten Geschmacks. Außerdem finde ich, dass es mindestens eine Reihe zuviel ist. Die Sache ist viel zu eng und wird für Probleme sorgen.


    Auf der kleinen Wiese gegenüber wird derzeit das nächste Gebäude hochgezogen. Es wird das Wohnheim dahinter in den Schatten setzen und außerdem m. E. die Umsetzung des Blockkonzeptes, dass die BVV an den Anwohnern vorbei für dort beschlossen hat, erschweren.


    Als Anwohner dort macht mir auch eines sehr Sorgen. Die Zahl und die Breite der Zufahrten. Dort ist nach meiner laienhaften Meinung eine Mausefalle entstanden. Es gibt exakt 2 Zufahrten in den gesamten Komplex.


    Durch die Baumaßnahmen in der Hofmeisterstraße und auch sonst ist ein starker Verkehrsstrom in der Michaelkirchstraße vom Engelbecken kommend in Richtung Hofmeisterstr. zu beobachten. Die Straßen sind in der Regel einige Stunden verstopft. Die zweite Zufahrt haben wir von der Annenstraße / Heinrich-Heine-Platz am Kaisers-Markt vorbei, natürlich auch sehr eng und am Kaisers-Parkplatz vorbeigehend. Wenn am Platz des Supermarktes irgendwann auch ein Hochhaus steht, wie es wohl geplant ist, gute Nacht. Die Zufahrt für Rettungsdienste, z.B. bei einem großen Einsatz der Feuerwehr dürfte schwer werden, weil schlicht der Platz fehlt. Was ich vermisse ist eine Verbesserung der Straßensituation, Erhöhung der Zahl der Zufahrten, was aber extrem schwer wird. Das wäre m. E. nur von der Heinrich-Heine-Straße Höhe U-Bahnhof machbar. Also ein Durchstich. Doch dazu kann ich bisher nichts erkennen.


    http://galerie.joergsimon.eu/index.php?/category/39 hier findet man Fotos von der dortigen Situation.


    Wenn jemand direkt über diese Gegend, also die Luisenstadt austauschen möchte, der sei in die Facebook-Gruppe "Die Berliner Luisenstadt" herzlich eingeladen.

  • Ästhetik oder bezahlbarer Wohnraum

    als jemand, der dort wohnt, kann ich nur sagen: Was die WBG sich da geleistet hat, ist m. E. ein Akt der Gewinnoptimierung unter Vernachlässigung des guten Geschmacks.


    Wenn man Gebäude mit gutem Geschmack gebaut hätte, dann würde sofort der Vorwurf kommen, dass der Wohnraum zu teuer und unbezahlbar sei. Hier hat man zentrumsnah bezahlbaren Wohnraum geschaffen, und dann ist es auch wieder nicht recht, weil die Ästhetik fehlt. Vielleicht sollte man sich im Forum mal einigen, was man eigentlich haben möchte: Ästhetik oder bezahlbaren Wohnraum.