Danke für den Link. Dass "Architekten und Denkmalpfleger" gegen Rekonstruktionen argumentieren ist ja nicht neu.
Steil finde ich die These, dass Gebäude wie beispielsweise das Nachkriegspellerhaus Nürnberg bereichern. Steil deshalb, da das Gebäude überwiegend leer steht und ohne Generalsanierung nicht wirklich nutzbar ist. Inwiefern das die Stadt reicher macht wird leider nicht erläutert.
Leider fällt sie wie die meisten Denkmalpfleger immer wieder auf den gleichen Logikfehler herein. Einerseits wird argumentiert, dass Nürnberg reichhaltige, alte Architektur hätte, weiter wird eingestanden, dass diese überwiegend nach dem Krieg, also in der Mitte des 20. Jahrhunderts wiederaufgebaut worden sei, und andererseits wird eine Reko deshalb abgelehnt, weil sie 21. Jahrhundert wäre.
Richtig wäre die Feststellung, dass das wieder aufgebaute Renaissance-Rathaus in dieselbe Bauepoche fällt wie das Pellerhaus, sie sind also Vertreter derselben Epoche, beide in den 1950'ern wieder aufgebaut. Deutlich zu erkennen wenn man sich die Gestaltung der Innenräume ansieht. Eine Rekonstruktion des Pellerhaus jetzt im 21. Jahrhundert wäre nach dieser Logik also eine Bereicherung, und keine Verarmung. Weder das Rathaus, noch das jetzige Pellerhaus, noch ein rekonstruiertes Pellerhaus wären demnach echtes 16. Jahrhundert, dessen muss man sich natürlich bewusst sein. Dieses Bewusstsein fehlt nahezu immer in den Argumentationslinien der Rekokritiker, da wird immer so getan als seien die Wiederaufbauten der Nachkriegszeit Originale. Von der sichtbaren Substanz her ist die Nürnberger Altstadt nahezu komplett 20. Jahrhundert, und zwar rekonstruiert, saniert oder neu gebaut.